Augen zu und durch? Oder Augen auf...?

  • In letzter Zeit lese ich häufiger hier im Forum "Da muss ich jetzt durch", von "aushalten" oder "Augen zu und durch". Da ich ja gerne mit Worten spiele frage ich mich ob es nicht besser wäre "Augen auf und durch"?

    Vor was verschliessen wir denn so gerne die Augen, wenn einmal die Erkenntnis da ist, dass der Partner trinkt, wir ihn nicht ändern können? Wieso meinen wir manchmal, das und das noch aushalten zu müssen? Und was hält uns davon ab, das zu ändern, was wir gerne geändert haben möchten?

    Sind wir Co's eigentlich Weltmeister im Aushalten und Augen zumachen?

    Freu mich auf Eure Meinungen.

    LG skybird

    Lebendige Grüsse
    skybird

  • Liebe Skybird,

    Zitat

    Sind wir Co's eigentlich Weltmeister im Aushalten und Augen zumachen?


    Ja - ich glaube, das sind wir! :x
    Manche *normale* Frauen schütteln nur so den Kopf, wenn sie hören, was ich so alles zulasse. Die können das gar nicht begreifen, hätten den Mann schon längst verlassen.
    Meine persönliche Erfahrung ist, dass meine Grenze sehr weit hinten ist, fast nicht mehr sichtbar, weit weg am Horizont. Ich finde das Wortbild prima: Augen AUF und durch!Danke für den Denkanstoß.
    LG Rosita

  • Hallo Skybird,

    ich habe mich eigentlich immer darüber definiert, dass ich eine bin, die nicht so schnell aufgibt, die tapfer ist, stark und was weiß ich. Das wurde mir in dieser Beziehung zum Sargnagel. (Na ja, noch nicht ganz, bin noch rechtzeitig ausbüchst, bevor der Deckel zuknallte. :wink: )

    Mir geht es jetzt, fast ein halbes Jahr nach der Trennung, noch oft so, dass ich das Gefühl habe, dass alles so schwierig ist, dass ich wahnsinnig tapfer sein muss. Schwierig ist vor allem, mich gegen ihn abzugrenzen.
    Und gleichzeitig hier den Laden mit Kindern und Job am Laufen zu halten. Und da ich so tapfer wirke nach außen, ernte ich zwar stets Bewunderung, aber ich bekomme nicht die Hilfe, die ich bräuchte, weil ich zu wenig signalisiere, dass ich eigentlich total am Rande stehe mit meinen Nerven.
    Ich hab manchmal die Vision, dass ich einfach die Totalkapitulation ausspreche, in irgendeine Arztpraxis latsche und sage: Leute, ich hab jetzt einen Nervenzusammenbruch, macht was ihr wollt mit mir, aber ich will JETZT eine Rundum-Hilfe.

    Aber dann denke ich wieder: Nein, das bringt nichts, ich muss hier weiter machen, für meine Kinder und letztlich auch für mich.

    Gruß
    Doro

  • Obwohl: Eigentlich öffne ich mich schon sehr nach außen in meiner Situation.
    Meine Erfahrung ist eigentlich doch: Ich MUSS tapfer sein jetzt, ich kann nicht einfach darauf warten, dass mich jemand rettet.

    Dieses "Augen zu und durch" hat auch so die Vorstellung, dass da irgendwo in der Zukunft die Oase der Ruhe ist und wenn wir erst dort sind, dann ist alles gut.
    Hhm, weiß nicht, ob das nicht ein großer Irrtum ist.

    Gruß
    Doro

  • Was uns davon abhält, etwas zu ändern?
    Ganz einfach!
    Der Mut fehlt,
    weil wir uns immer wieder kleinmachen lassen.
    Die Bequemlichkeit,
    hält uns zurück,
    weil wir nichts von unserem "schönen" Leben verlieren wollen.
    Die Ausreden,
    weil wir doch unseren Kindern, ... weil wir doch vor Gott .........
    Die Gesellschaft,
    weil doch eigentlich alle trinken, und wenn wir nicht, was dann .....
    weil doch die oder der andere "es" genauso schwer hat, oder noch schwerer.......

    Beim Alleinewalken diese Woche ist mir das durch den Kopf gegangen:

    NIE MEHR!!! Ich will und werde das nie mehr für mich erlauben.
    Mein Leben tut mir jetzt so gut, dass es so bleiben soll.

    Es ist nicht leicht, den Gelassenheitsspruch durchzuziehen. Aber wenn man erst mal angefangen hat, und einen Schritt geschafft hat! Dann geht es nur noch vorwärts.
    Vielleicht mit Stolpersteinen, aber weiter.

    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Liebe Skybird,
    auch ich empfinde es so, dass die Belastbarkeit von uns Co's zuweilen zu steigen scheint. Ich persönlich habe auch den Eindruck, dass ab dem Moment wo von einer Person ausgedrückt wird, dass dieses "kleine Leid" eben ertragen muss sich schnell weitere hinzu gesellen im Sinn von "Geteiltes Leid ist halbes Leid".

    Gegenseitig Mut machen hat auch mir geholfen. Der Austausch mit Crevette, die praktisch in der selbigen Situation stand wie ich, war hilfreich. Aber wir beide gingen einen jeweils anderen Weg.

    Mir macht dieses "Augen zu" Angst wenn ich es bei so vielen anderen lese. Auch meine Augen waren zu, vielleicht wären sie es bald für immer gewesen, wenn die Auswirkungen des Alkoholismus mir nicht wie Foltergeräte die Augen aufgerissen hätten. Schonungslos!

    Ich für mich kann sagen mit jedem Jahr mehr in einer abhängigen oder gesundheitsschädlichen Beziehung verlor ich Kraft für mich und Kraft etwas zu auf eigene Beine zu stellen. Ich isolierte mich Jahr für Jahr mehr und ich kann nur dankbar sein, so tolle und gute Freunde zu haben, die mir niemals den kompletten Rückzug erlaubten. Wäre das nämlich der Fall gewesen, so hätte ich keine Hilfe mehr gehabt als ich mich endlich aufbäumte um zu gehen.

    Ich habe auch den Eindruck, dass immer vergessen wird, dass diese Leidensfähig sich auf das gesamte Umfeld - Freunde - Nachbarn - Arbeitsplatz beziehen kann. Der Ausstieg aus der Abhängigkeit zum Partner heisst nicht Sieg über Abhängigkeiten und verletzbare Grenzen.

    Ich habe in dem einen oder anderen Thread sogar das Thema, dass eine Gruppe Angehöriger gemeinsam Blinde Kuh spielt. Sich gegenseitig die Augenbinden anlegt, von einer Bestätigung zur anderen hetzt und am Schluss ins Leere läuft.

    Ich bin mir sicher, dass mein Posting beim einen oder anderen aufstoßen wird. Aber ich für mich muss feststellen ich erarbeite mir meine Meinung - egal ob richtig oder falsch (und das war schon früher so, während der schlechten Beziehung) und vertrete meine Entscheidung. Wenn ich aber in ungesunden Verhältnissen stecke um mich dann noch von anderen bestätigen zu lassen, so ist das doppelt gefährlich, meiner Meinung nach ....

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Skybird,

    Danke für den interessanten Denkansatz.

    Zitat

    Wieso meinen wir manchmal, das und das noch aushalten zu müssen


    Solange der Fokus auf den Partner gerichtet ist und die Hoffnung auf dessen Verhaltensänderung unsere Gedanken und Handlungen prägt, werden wir versuchen, "Durststrecken" mit zusammengebissenen Zähnen und geschlossenen Augen durchzustehen, anstatt diese Energie mit wachen Augen für unsere eigenen Wege zu nutzen.

    Ich habe selbst unwürdige und erniedrigende Situation mit dieser Haltung versucht "durchzustehen". Einer Freundin, die in ähnlicher Lage gewesen wäre, hätte ich geraten "nimm Deine Beine in die Hand und lauf´, so weit Du kannst" Für mich selbst hat lange Zeit meine Lebensenergie nicht ausgereicht, umzusetzen, was ich anderen geraten hätte.

    Mit letzter Kraft habe ich die Augen geöffnet und das Boot meines Lebens aus der Gefahrenzone gelenkt.

    Ich wünsche Allen, dass sie früher die Augen öffnen und für sich selbst handeln, bevor ihre Lebensenergie erlischt!

    RoteLampe

    Das Beste geschieht JETZT!

  • Sorry,

    irgendwas beim Zitieren ist in die Binsen gegangen :oops: Ich denke aber, die Worte sind wichtiger als der äußere Rahmen....

    RoteLampe

    Das Beste geschieht JETZT!

  • Na ja, liebe Doro, bei Dir finde ich es doch super, wenn Du sagst Augen zu und durch - durch mein Leben für mich und meine Kiddies! Das hat meines Erachtens nicht damit zu tun die Augen zu verschließen.

    Verschließen ist für mich die Sucht als "aber eigentlich, wie Gotti schon schreibt" abzutun, zu ertragen und durch sie und mit ihr alles durchzustehen ohne Veränderungen einzuführen.

    Du hast verändert, und zwar gewaltig - ich denke mal Dein "Augen zu" ist ja richtig :) Denn es geht nur um Dich und Deine Kiddies und nicht den "Anhang" der blockiert.

    Du machst das schon richtig Doro, so empfinde ich es und kannst Dir das positive Augen zu und durch "mitnehmen".

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hi alle zusammen,
    danke für Eure vielen Gedanken. In manchem sprecht Ihr mir gerade aus der Seele.

    Zitat von Rosita

    Meine persönliche Erfahrung ist, dass meine Grenze sehr weit hinten ist, fast nicht mehr sichtbar, weit weg am Horizont.

    Das ging mir am Anfang auch so und das verrückte war, dass ich sogar noch echt stolz drauf war, was ich alles so ertragen konnte. Und gleichzeitig diese verquerte "Meine Liebe rettet ihn"-Illusion, die ich über 1 Jahr gelebt habe. :(
    Hier heisst es ganz klar für mich - Grenzen verengen, nicht erweitern. Mir erlauben, es (was auch immer) mal nicht mehr zu ertragen, sondern stattdessen das zu tun, was mir gut tut und nicht das, was ich gerade noch so aushalten kann.
    Mal ehrlich, wer ist nicht stolz darauf, so (vermeintlich) tapfer zu sein und die breitesten Schultern der Welt zu haben, auf denen alle alles abladen dürfen. Wo laden wir aber ab?

    Zitat von Doro

    Und da ich so tapfer wirke nach außen, ernte ich zwar stets Bewunderung, aber ich bekomme nicht die Hilfe, die ich bräuchte, weil ich zu wenig signalisiere, dass ich eigentlich total am Rande stehe mit meinen Nerven.


    Genau das meine ich Doro. Klar schmeichelt die Bewunderung, aber die Energie wird immer weniger.

    Zitat

    Aber dann denke ich wieder: Nein, das bringt nichts, ich muss hier weiter machen, für meine Kinder und letztlich auch für mich.


    Solange Du das "nur" denkst Doro, solange hast Du keine Chance es auszuprobieren, ob der Gedanke wirklich stimmt. Ich mag Dich ganz fest ermutigen, es auszuprobieren. Vielleicht in einem kleineren Rahmen. Mal zum HA gehen und schildern was ist, was Dich bedrückt und gleichzeitig die Bitte um Unterstützung formulieren. Ein Arzt kann auch nur dann am besten helfen, wenn er weiss, was die Patientin möchte. Manche haben so eine Sensitivität, dass sie das erraten (eher die wenigsten), manche dagegen sind dankbar, wenn sie um ein Bedürfnis wissen, denn dann können sie sofort konkret handeln.

    Zitat

    Dieses "Augen zu und durch" hat auch so die Vorstellung, dass da irgendwo in der Zukunft die Oase der Ruhe ist und wenn wir erst dort sind, dann ist alles gut.


    Illusion. Solange wir Zufriedenheit und Glück im Aussen suchen, solange werden wir unzufrieden und getrieben sein.

    Zitat von Gotti

    Aber wenn man erst mal angefangen hat, und einen Schritt geschafft hat! Dann geht es nur noch vorwärts.
    Vielleicht mit Stolpersteinen, aber weiter.


    Das sehe ich genau wie Du, Gotti. Und Stolpersteine sehen wir besser, wenn die Augen auf sind. :wink:

    Zitat von Dagmar007

    Mir macht dieses "Augen zu" Angst


    Mich bringt es sehr zum Nachdenken. Wofür Augen zu? Und diese Durchhalteparolen? Weil wir uns nicht einmal hier eingestehen wollen, dass wir ganz einfach an einer Grenze sind, dass wir so nicht mehr weiterleben wollen?
    Kleine Kinder machen die Augen zu und meinen, da sie selbst nichts mehr sehen, dass auch niemand anders sie sieht. Mögliche Parallelen? Oder doch der fehlende Mut zur Veränderung?

    Zitat

    Wenn ich aber in ungesunden Verhältnissen stecke um mich dann noch von anderen bestätigen zu lassen, so ist das doppelt gefährlich, meiner Meinung nach ....

    Mhmhm, ich erlebe dies hier nicht ganz gleich wie Du Dagmar. Es gibt sicher einige wenige Fälle, aber bei der überwiegenden Anzahl der Forenteilnehmer/Innen lese ich Mitgefühl, leider auch Mitleid heraus. Zu wissen, dass jemand anderes nachvollziehen kann, wie es mir gerade geht, hilft mir vielleicht in einer schlechten Phase.

    Zitat von Rote Lampe

    Solange der Fokus auf den Partner gerichtet ist und die Hoffnung auf dessen Verhaltensänderung unsere Gedanken und Handlungen prägt, werden wir versuchen, "Durststrecken" mit zusammengebissenen Zähnen und geschlossenen Augen durchzustehen, anstatt diese Energie mit wachen Augen für unsere eigenen Wege zu nutzen.


    Gut formuliert. Augen zu und durch in der Hoffnung, dass wenn ich die Augen wieder aufmache, alles wieder heile Welt ist. Und das ist am besten dann passiert ohne mein eigenes Zutun. Augen auf hiesse ja sehen, wahrnehmen, u.U. fühlen, was dieses Gesehene auslöst.

    LG skybird

    Lebendige Grüsse
    skybird

  • Skybird, das war eine sehr schöne Zusammenfassung.
    Und es hat mich irgendwie angerührt, weil ich spüre, dass ich dieses Zähne-Zusammenbeißen nicht mehr will. Hab eh schon Kieferprobleme übrigens (ob das daher kommt?).

    Ich will irgendwie beides können: Lospowern für mein Leben und das meiner Kinder und gleichzeitig weich sein und Hilfe organisieren.
    Ich will mit Freude leben und keine Rekorde brechen.

    Ab und zu gelingt mir das jetzt schon. Aber ich will mehr davon!

    Liebe Grüße
    Doro

  • Und ich schließe auch nicht aus, dass meine starke Kurzsichtigkeit mit dieser starren Haltung - auf ein Ziel gerichtet mit Scheuklappen links und rechts - zu tun hat. Hab in einem Buch über Co-Abhängigkeit plötzlich Augen-Entspannungsübungen gefunden. Fand das spannend, dass der Autor da einen Zusammenhang sah.

    Nochmal Gruß
    Doro

  • Zitat

    Ich will irgendwie beides können: Lospowern für mein Leben und das meiner Kinder und gleichzeitig weich sein und Hilfe organisieren.
    Ich will mit Freude leben und keine Rekorde brechen.


    Klasse, Doro, ein ganz wichtiger Schritt nach vorne! Wissen, was DU willst. Und nicht das formulieren, was Du nicht willst. Sobald Du weisst, was DU willst beginnt die Entwicklung daraufhin zu. Nicht immer einfach bis Du dann irgendwann dort bist, aber umso schöner, weil es DEIN Weg ist, Dein ganz eigener!

    Weiter so... :wink:

    LG skybird

    Lebendige Grüsse
    skybird

  • ...mir helfen auch Augenmuskulaturübungen zur Erhaltung meiner Sehschärfe. Als Kind wollte ich wohl nichts mehr sehen von dem Psychoterror bei uns zuhause und hab mich in die Kurzsichtigkeit geflüchtet. Sage ich über mich...gilt nicht für andere... :wink: ...

    Lebendige Grüsse
    skybird

  • Ja, Vreni, dieses Gefühl kenne ich auch - hinsehen, aber nichts sehen...und schon garnicht wissen wie verändern.
    Da hat mir geholfen zu spüren, zu fühlen - in mir. Und wenn das gleiche kam "Ich spüre nichts, ich fühle nichts", dann habe ich mich darauf konzentriert zu atmen. Hinliegen, bequeme Stellung und mein Atmen zu spüren, denn von dem wusste ich - das IST da! Auch wenn ich es nicht achtsam spüre.

    Oder hinsetzen, Augen schliessen und atmen oder Füsse aufstellen und den Druck der Fusssohlen auf der Unterlage spüren. Ganz kleine Dinge, die es dann allmählich schafften, dass ich meine Achtsamkeit immer besser auf meinen Körper, auf mein Fühlen lenken konnte. Und als ich dann fühlte, konnte ich mit der Zeit auch hinsehen...übers Fühlen zum Handeln...Introspektion...

    Probier es doch mal, wenn Du Lust hast. Auch dies ist ein Weg und kein Schalter, der mal so eben von OFF auf ON gestellt werden kann. :wink:

    Wünsch Dir viel Freude an Dir!
    LG skybird

    Lebendige Grüsse
    skybird

  • Als sich bei uns das Ausmass und die Folgen der Schreckensbeziehung nicht mehr verleugnen ließen war meine erste Ausgabe eine Brille mit allem drum und drum (war bei mir schon über Jahre fällig). Ich wagte mich sogar an die Gleitsichtgläser, vor denen ich all die Jahre Angst hatte.

    Ich wollte endlich wieder den klaren Durchblick haben.

    Mir hat das a) vom sehen geholfen und b) als ständige Erinnerung, die ich in Form einer neuen Brille auf der Nase hatte und habe.

    lieben Gruß von Dagmar

  • Am besten sieht man, wenn man entspannt ist und die Bilder kommen lässt. Wenn man anfängt zu starren und verkrampft, wirds gleicht schlechter.

    Wenn ich krampfhaft versuche, meinen Weg zu erkennen, dann ist das vielleicht einfach schon wieder zu wenig Vertrauen, zu wenig Gelassenheit.
    Und dann sehe ich nichts, obwohl ich die Augen aufreiße.

    Doro

  • Hallo,

    mein Chef hat immer zu mir gesagt: Schau hin, Schau hin.....

    Es hätte mir nichts gebracht wenn er mir gesagt hätte was er sieht, denn ich konnte dies ja noch nicht sehen.

    Ich konnte jahrelang nicht hinsehen, hätte ich doch meine Anteile gesehen und das ich es in der Hand habe etwas zu verändern. Mein Kartenhaus, meine Rolle in der Suchtstruktur, ich das Opfer und er der Täter wäre ja zusammen gefallen. Ich hatte Angst, weil ich wusste das es schmerzhaft wurde.
    Aber als ich an dem Punkt war und dachte es kann nicht schmerzhafter sein wie es jetzt schon ist, konnte ich hinschauen.
    Durch das hinsehen konnte ich handeln, in kleinen Schritten.

    Lieben Gruß
    Elocin

  • Hallo Ihr,

    ich hatte oft, so kurz vor dem Aufwachen so einen ganz komischen Traum. Ich bekomme die Augenlider nicht auf. Bin aber trotzdem wach und versuche immer wieder die Augen zu öffnen, aber es geht nicht.
    Das ist meine Form von Augen zu und durch, nur nicht genaus hinsehen.

    Das will ich ändern. Mit allen Konsequenzen, und ich weiß, das dann auch diese komischen Halbträume verschwinden.

  • Ein jugoslawisches Gedicht besagt sinngemäss
    Die Augen sehen alles, nur sich selbst nicht...
    Sehen oder visuelle Wahrnehmung ist nur ein Teil des visuellen Systems. Neben dem Auge, dem Sehnerv und der Sehrinde sind auch Teile des Thalamus und des Hirnstamms ein Teil des visuellen Systems. D.h. das Auge macht eigentlich nichts anderes als äusserliche visuelle Reize in Signale umzusetzen, die über Nerven weitergeleitet werden zu den Zentren, die dann für die entsprechende Zuordnung verantwortlich sind.

    Stellt Euch einen blinden Menschen vor. Wie erklärt Ihr diesem die Farbe blau, wenn er noch nie den Himmel, das Meer, etc...gesehen hat?

    Spürt Ihr worauf ich hinaus will?

    Augen auf und sehen heisst noch lange nicht wahrnehmen, was ist. Dazu gehören unbedingt auch die Verknüpfungen mit bereits gemachten Erfahrungen, die im Körper gespeichert sind. Was wir sehen und erkennen, wird ständig von den dazugehörenden Zentren verglichen mit dem was schon ist. Ein Wiedererkennungswert ist nur dann gegeben, wenn bereits eine gespeicherte Erfahrung abrufbar ist.

    Soviel zu Deinem Satz Doro:

    Zitat

    Und dann sehe ich nichts, obwohl ich die Augen aufreiße.

    :wink:

    LG skybird

    Lebendige Grüsse
    skybird

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