Hallo zusammen,
erstmal vielen Dank liebe linde für dieses Thema.
Ich denke, es macht schon einen Unterschied, ob Vater oder Mutter Alkoholiker ist.
Mein Vater ist Alkoholiker, seit ich 9 Jahre alt war. Ich habe ihn nie als einen Mann erlebt, einen Mann, der den männlichen Part in der Familie ausfüllt. Er war immer der Schwache, auch bevor er Alkoholiker wurde. Er verließ sich immer auf meine Mutter, privat und geschäftlich (meine Eltern haben einen kleinen Handwerksbetrieb).
Durch seine Eltern, die ihn mit Schlägen und ohne Liebe erzogen haben, konnte er auch keine Liebe geben und wusste auch nicht, wie er seinen Kindern gegenüber Liebe geben konnte. Mein Bruder und ich waren Nebenbuhler um die Zuneigung unserer Mutter.
Ich glaube, ich habe durch den Alkoholismus meines Vaters meine Weiblichkeit nicht richtig ausbilden können. Ich habe mich ganz lange gar nicht als Frau gefühlt. Sogar dagegen rebelliert mit betont männlicher Kleidung und Haarschnitt.
Meine Mutter war und ist immer der starke Part in unserer Familie gewesen - dachte ich. Sie hat alles gemanagt und getan und war für jeden da, hat Entschuldigungen gesucht, warum sie wieder den Lückenbüsser machte, früher für meinen Vater, jetzt für meinen Bruder, der sich genauso gehen lässt wie mein Vater, wenn auch ohne Alkoholiker zu sein. Ich habe meine Mutter nie richtig als Frau erlebt, weiblich, weich. Sie hat auch nie versucht, mit allem abzuschließen, sondern hängt nach wie vor an der Co-Situation fest, obwohl sie fast 20 Jahre getrennt von meinem Vater ist. Sie ist immer noch Opfer.
Meine Mutter war immer mein Vorbild, dementsprechend eiferte ich ihr nach. Ich leistete ohne Ende, um ihre und die Anerkennung anderer zu bekommen. Aber ich als Mensch. Ich kannte mich gar nicht. Die Männer, die ich erst spät im Leben entdeckte und mit denen ich mich einließ, waren zwar keine Alkoholiker, aber auch so schwach, bedürftig und kritisch wie mein Vater. Ich machte alles falsch in ihren Augen und wieder fühlte ich mich schlecht, nichts wert, wie mein Vater mir ins Gesicht sagte.
So komisch es klingt, ich lerne mich und meine weibliche Seite erst jetzt kennen. Lerne, dass weiblich nicht gleich schwach heissen muss, sondern ich Stärke und Weiblichkeit in gesunder Weise verbinden kann.
Liebe Grüße,
Sonnenstrahl