Frauen mutiger als Männer?

  • Einen schönen Gruß an alle hier im Forum,

    nachdem ich mich nun seit mehreren Tagen mit meinen Augen durch das Forum balancierte und auch sehr informative und interessante Themen gelesen habe, möchte auch ich aktiv etwas hier beitragen.

    Ich finde es ganz toll, dass man inzwischen über so ein Medium wie hier, sich austauschen kann. Damals, als ich meine ersten Schritte (vor 9 Jahren) in die Nüchternheit wagte, gab es solche Angebote noch nicht bzw. bin ich gar nicht auf die Idee gekommen, im Internet über unsere Krankheit etwas zu erfahren.
    Um so mehr war ich erstaunt, welch Perspektiven und auch Hilfestellungen für einen Alkoholiker inzwischen möglich sind.

    Der Vergleich aus meiner Anfangszeit und der heutigen Zeit, alle Achtung, wie viel sich schon getan hat. Aber nicht nur das. Seit dem ich in diesem Forum lese, übrigens wie in einem spannenden Buch, ertappe ich mich auch dabei, dass ich wieder verschärft über unser Thema nachdenken muss.
    Denn ich gestehe, es gab bei mir Jahre, in denen ich mich nicht jeden Tag mit meiner Krankheit auseinander setzte. Und es passierte mir sogar einmal, dass ich meinen Geburtstag vergaß, so dass
    ich meine engsten Freunde wohl sehr ungläubig anschaute, als sie mir gratulieren wollten. Ja, auch so etwas kann passieren!

    Welche Frage mich nun aber überhaupt nicht mehr los lässt, seit dem ich hier lese, ist :
    Sind Frauen mutiger geworden als Männer, sich als Alkoholikerin zu outen? Bzw. der Fakt, dass hier sehr viele Frauen schreiben überrascht mich sehr. Ich meine es nicht negativ, im Gegenteil!
    Denn als ich damals, sei es in der Entgiftung oder in der LZT meine ersten Gehversuche als abstinente Alkoholikerin unternahm, war die Anzahl an Frauen sehr gering.
    In der Suchtklinik, von ca. 120 Patienten, waren wir ca. 20 Frauen. Auch in der Vorbetreuung bzw. in der Gruppentherapie nach meinen Langzeitaufenthalt in der Klinik, nahmen niemals mehr als 2-3 Frauen teil. Auch die sprachlichen Aktivitäten an solchen Stunden kamen eher von der männlichen Fraktion.

    Ich hoffe auf rege Antworten von euch!

    Liebe Grüße
    Lil

  • Hallo Lil.

    Ich finde den Titel Deines Threads schon bemerkenswert und leider wahr: Man muss Mut haben um zu einer KRANKHEIT nach außen zu stehen !?

    Meine ganz subjektive Meinung zum Inhalt: Mir ist es auch aufgefallen, dass im "echten Leben" mehr Männer, als Frauen aktiv sind. Hier ist es so, dass eine gewisse Anonymität gewahrt ist und jede(r) kann in Ruhe schreiben was er/sie denkt, ohne dass gleich über den Mund gefahren wird o.ä.; zum anderen sind Männer en Gros eh eher schreib-/lesefaul.:-)) Fazit: Frauen sind nicht mutiger.;-)

    LG Lefty

  • hallo lil

    ist nicht so einfach mit einem satz zu beantworten denke ich. einmal ist es wohl so das die frauen beim saufen ganz schön nachgezogen haben, waren doch früher eher medikamente die suchtmittel der frauen so ist es heute in zunehmendem maß der alkohol. dann spielen hier wohl auch alt hergebrachte verhaltensweisen eine rolle, das der mann eher raus geht die frau lieber bei haus und herd bleibt. bevor mich nu wer haut, ich bin durchaus für die emanzipation, sehe es aber realistisch, was in millionen jahren der evolution "gewachsen" ist läßt sich nicht in 100 jahren emanzipation einfach abstellen. ich bin ja letztendlich auch hier gelandet weil ich wegen der kinder nicht regelmäßig zu meiner realen shg gehen konnte, und mit der zeit ist das hier meine einzige shg geworden. möglicherweise spielen hier aber auch reale geschlechtsspezifisch verhaltensweise eine rolle die auch nicht wegzudiskutieren sind. frauen können sich in der regel gesichter besser vorstellen, haben möglicherweise deswegen weniger probleme in einer virtuellen shg klar zu kommen. männer brauchen da eher ein reales gegenüber. lefty's argumente sind da sicher auch ganz wichtige punkte.

    ich denke nicht das frauen mutiger sind als männer, die geschlechter haben eine andere art mit den dingen umzugehen und daher ergibt sich eben in den einzelnen anlaufstellen ein doch eher verzerrtes bild.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Guten Abend Doro und Lefty,

    Lefty, schön wieder etwas von dir zu lesen.
    Ich weiß nicht, ob Mut der richtige Ausdruck dafür ist, ihn mit einer Krankheit zu vergleichen.
    Jedoch, wenn es um Aufklärung über eine spezifische Krankheit wie wir sie haben, könnte ich es durchaus bejahen.
    Ob Männer eher lese/schreibfaul sind kann ich nun nicht unbedingt beurteilen. Wenn ich aber in die Welt der Schriftsteller, z.B. Thomas Mann(HIER SOLLTE EIGENTLICH EIN SMILIE STEHEN;LEIDER BIN ICH MIT DIESER TECHNIK HIER NOCH NICHT GANZ IM EINKLANG) und Rilke, schaue, dann fallen mir wahrlich mehr Männer ein.
    Was ein sehr wichtiger und nachvollziehbarer Punkt ist, ist die Anonymität. Obwohl durch das Internet wir natürlich auch inzwischen sehr gläsern geworden sind.

    Doro, so grass wollte ich natürlich meinen ersten eigenen Thread nicht beginnen, von wegen Frauen saufen mehr. Grins Die Vermutung hatte ich allerdings auch schon.
    Denn ich möchte mal behaupten, dass Frauen wohl früher eher im Verborgenen gesoffen haben als in der Öffentlichkeit. Und sich deshalb auch nicht outen oder geoutet haben.
    In den Beiträgen, die ich hier schon gelesen habe, konnte ich feststellen, dass die meisten Frauen sich einem Entzug, einer ambulanten oder auch LZT unterziehen und auch unterzogen haben.
    Spricht das nicht schon dafür, das wir mutiger geworden sind?
    Oh, oh wenn ich jetzt noch weiter darüber spekuliere, dann wird dieses Statement noch eine philosophische Abhandlung!

    Liebe Grüße
    Lil

  • Hallo Lil,

    ich denke es ist so dass vlt. Frauen mehr Gedanken um Ihren Alkoholkonsum machen als Männer (ich meine nicht die Männer die hier schreiben :wink: ).

    Wenn ein Mann in der Öffentlichkeit über die Stränge schlägt ist es ein Kerl. Bei Frauen wird dann schon eher geratscht.


    Ob wir Frauen mutiger sind, dass glaube ich eher nicht.

    In meinem realen Leben kenne ich mehr männliche Alkoholiker die sich "outen", als Frauen.

    Wo ich jetzt wieder dabei bin, das Outen für mich nicht der richtige Ausdruck ist.
    Für mich hat es mehr mit Schutz zu tun und es ist mir auch egal was mein Gegenüber darüber denkt..

    Wenn ich an meine LZT zurückdenke, wir waren nicht wenige Frauen, ca 40% im Verhältnis gesehen.

    So meine Gedanken

    die kawi

  • hallo zusammen,

    es ist statistisch gesehen ein über generationen überlieferter fakt, das frauen sich mehr kümmern um das leibliche als die männer. männer brachte schon zu urzeiten das essen mit nach haue, heute noch geht mann zu hause und frau bleibt bei den kindern. machen wir uns nichts vor, die paar jahrzente frauenpover, wo sich frau nun auch mann stellt und emmanzipiert sind nichts gegen die milloinen jahre evolution.

    fakt ist, das wir frauen uns eh und jeh schon mehr um unser befinden und unser äusseres gemacht haben wie die männer. nichts gegen männer, soll jetzt keine abwertung sein. die letzten jahre stellt man aber auch da einen boom fest, das mann sich mehr und mehr pflegt, nicht nur das geld mit nach hause bringt sondern auch im haus mithilft, kinder mit erzieht und sich um seine freizeit kümmert.

    hier setze ich mal an. frau hat es schon immer gehabt, das sich kümmern. mann ist inzwischen dabei das auch zu lernen. in einigen jahren, wenn die enwicklung so weiter geht werden unsere paar *wilden kerle* hier im forum nicht mehr in der minderheit sein, es wird da sicher ein ausgleich geschaffen sein.

    nicht nur weil mann sich entwickelt, sondern weil frau sich unabhängiger macht und sicher auch das leiden, das hier bei zb trennungen besteht sich durch die strukturen ändern wird. frauen gehen arbeiten, machen sich finanziell unabhängiger, können sich damit auch selbstbewusster entwickeln.sie müssen nicht mehr aushalten und leiden.auch das wird änderungen mit sich bringen.

    ich bin darauf gespannt. :wink:

    das mal dazu
    gruß
    melanie

  • Konnte man sich früher vorstellen, das eine junges
    Mädchen mit einer Flasche Bier in der Hand über
    den Rathausplatz geht? Tja die Emazipation macht
    nirgendwo halt, auch nicht vor dem schlechten Beispiel.

    Bestimmt ist die Werbung mit in die Verantwortung
    zu nehmen. Haben sie doch vor einigen Jahren eine
    neue Zielgruppe für den Absatz von Alkohol endeckt.
    Mädchen, bzw. Frauen. Diese ganze (hippe)
    Alko-Pop-Sche..se hat den Stein so richtig ins Rollen gebracht.

    Ob Frauen mutiger sind? Ich denke es liegt auch daran,
    das Männer Gesellschaftsäufer sind, während viele Frauen
    alleine im stillen Kämmerlein ihrem schädlichen Hobby nachgehen
    und schneller ihren Tiefpunkt finden. Zudem stehen Frauen
    auch unter einem höheren Druck durch ihre Familie.

    Wir Männer versuchen ja solange wie möglich die Sauferei
    als harmlosen Gruppen-Sport darzustellen und reden uns ein
    das erst der Alk. aus einem Mann ein Mann macht.
    Der Mann wird (meist) erst gegen Ende seiner Sucht zum "Einzelsäufer"
    und kommt dann in aller Konsequenz dahinter, das die Sauferei
    den tödlichen Abstieg mit sich bringt, findet evtl. den Absprung.

    Frauen sind vielleicht nicht so dem "Gruppenzwang" unterworfen
    und realisieren evtl. schneller das mit dem eigenen Konsum
    von Bier, Wein oder Schnaps irgend etwas nicht in Ordnung ist.
    Zudem meine ich das Frauen in der Regel kommunikativer
    sind wie ihr Gegenpart.

    Ich könnte mir vorstellen das dies ein Grund
    dafür ist, das immer mehr Frauen hier auftauchen.
    Ist aber nur so ein Gedanke.

    Paolo

    Als ich auf einer Kaufhaus-Kundentoilette in meiner eigenen Kotze aufwachte, hätte ich aufhören müssen zu saufen.
    Da war ich gerade mal 20 Jahre alt.
    Es sollten aber noch 30 Jahre vergehen!

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