Der "Drei-Jahres-Faden"

  • hallo zusammen,

    peter hier. auch in dieser jahreszeit, die so oft mit "gemütlichkeit" und glühwein in verbindung gebracht wird, bin ich ganz normal trocken, mit meinen ganz normalen alltagsproblemchen. ich nenne sie ganz bewusst "problemchen", weil ich immer wieder versuche, sie ins verhältnis zu setzen und mich damit wieder runterzuholen, wenn mich mein gemüt berherrscht..

    klingt vielleicht etwas konfus - ich versuche, deutlicher zu werden.

    es geht zum einen um die weihnachtsfeier in meiner firma, zu der ich nicht gegangen bin. ich wurde auch nicht wirklich gefragt, ob ich komme... der satz lautete: ".. du kommst doch .." und ich feiger heini sage "ja", weil ich somit 1. schnell aus der schusslinie war und 2. nicht NEIN sagen musste... zukünftig werde ich stets sagen: "... ich weiss es nicht ..." - dann bin ich nicht unhöflich, muss aber auch niemanden belügen. ich habe überhaupt keine lust auf diese veranstaltungen "gemütlichen zusammenseins" mit meinen kollegen, die sich dann mit zunehmenden bierkonsum verbrüdern und was weiss ich noch tun. nein, ich will das nicht und ich mag das nicht.

    zum zweiten war ich die ganze woche nicht wirklich stabil, mir kommen schnell die tränen, weil ich in alten beziehungen scheinbar sinnlos feststecke und erst gaaanz langsam begreife, dass auch dies wieder zu meinem nüchternen leben gehört...: zulassen, loslassen, geduld aufbringen... und dann erwische ich mich, wie ich fast auf die uhr schiele und denke: "schon wieder fünf minuten um und keine geduld gehabt" :roll:

    diese ganzen alten weisheiten: "geduld und spucke", "gut ding will weile haben", "alles zu seiner zeit"... und so weiter, diese ganzen sprüche gibt es glaube ich nicht von ungefähr.. und wieder muss ich begreifen, dass ich nichts kontrollieren kann, das ich die dinge besser auf mich zukommen lasse und dann in ruhe entscheide, wie ich weiter vor - und mit mir umgehe.

    ich war gerade einkaufen und auf dem rückweg habe ich mir mein leben auf einer zeitschiene vorgestellt... meine saufzeit nimmt darauf natürlich immer noch einen riesenplatz ein. "um himmels willen", denk ich dann... ich habe doch zeit.. ich saufe nicht mehr und ich habe mir verdient, geduld zu haben. niemand hetzt mich in meiner entwicklung - außer mir selbst.

    warum bin ich nur so ungeduldig mit mir?

    danke fürs lesen!

    peter

  • Hallo Peter,

    Die Gefühle, die Du beschreibst, kenne ich auch von mir sehr gut......

    Niemand hetzt mich, niemand setzt mich unter Druck oder verlangt Wunder innerhalb von Rekordzeit – niemand außer mir, denn ich bin mein größter *Einpeitscher*. :twisted:

    Seit einiger Zeit bin ich dabei, meinen *inneren Antreibern* auf die Spur zu kommen, diese zu entlarven und sie (hoffentlich dauerhaft) auszuschalten. Dazu gibt es übrigens gute Bücher, die mir geholfen haben, genauer auf diesen Punkt zu schauen.

    Bei allem, was ich im Laufe der Zeit schon erreichen durfte: GEDULD ist immer noch die für mich schwerste Lektion. :oops:

    *Alles hat seine Zeit* ist für mich nicht nur eine leere Worthülse, sondern ein wichtiger Begleiter auf meinem Weg geworden, denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich gar nichts mit Gewalt schaffe – auch wenn ich es noch so will. Es kostet mich nur unnötige Kraft.

    Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, entwickeln sich viele Dinge, die wir auf den Weg gebracht haben, quasi von selbst in die Richtung, die gut für unsere Weiterentwicklung ist.

    Liebe Grüße,

    Schattenspringerin

    Das Beste geschieht JETZT!

  • hallo zusammen,
    hallo schattenspringerin,

    für mich sind diese sätze wie "alles hat seine zeit" auch keine leeren worthülsen (mehr).

    im gegenteil: sie sind kurz und prägnant; sie helfen mir durch diese kürze, zu erkennen, was wirklich wichtig ist. sie sind für mich auch ein sehr wichtiger baustein für die struktur in meinem leben.

    struktur war das wichtigste am anfang meiner trockenheit - und ich muss sie immer wieder beachten und neu erfinden, denn das leben ändert sich auch ständig.

    struktur gibt halt. nach jahrelangem "dahinleben" im suff und dem einzigen ziel: der wiederbeschaffung von alkohol ist es unglaublich wichtig, in sein trockenes leben struktur hineinzubringen.

    .. mit geduld und mit struktur im alltag meistert sich das trockene leben besser... :)


    peter

  • Hallo Peter,
    ja, Geduld und Struktur sind auch für mich sehr wichtig.

    Bei der Geduld kommen mir immer wieder mein Idealismus und mein Perfektionismus in die Quere. Eine „perfekte“ Lösung im Umgang damit habe ich auch in 20 Jahren Trockenzeit noch nicht gefunden.
    Tief durchatmen, eine kurze Pause einlegen und auf das Wesentliche besinnen helfen mir.

    Mit der Struktur ist das auch so eine Sache. Für mich gibt es da gesunde und weniger gesunde Strukturen.
    Im privaten Bereich habe ich eher Möglichkeiten die Strukturen zu beeinflussen. Wie gestalte ich meine Freizeit z.B.: was mache ich, wann, mit wem.

    Im beruflichen Bereich ist es da nicht so einfach. Ich habe mich beispielsweise häufig an den bestehenden Strukturen gerieben. Und damit meine ich nicht die zeitlichen Rahmenbedingungen.
    Es geht mir dabei eher um Führungskultur und den Umgang mit Mitarbeitern und Kunden. Ich bin da z.B. konsequent für einen ehrlichen Umgang miteinander. In meinem letzten Job hatte ich da aufgrund meiner Position auch die Möglichkeit weitestgehend auf bestimmte Strukturen Einfluss zu nehmen. Es hat aber einen enormen Aufwand an Zeit und Kraft gekostet. Das hat dann dazu geführt, dass ich meine privaten Strukturen komplett vernachlässigt habe.

    Tja, es ist schon nicht immer leicht, die Balance zu finden …

    Einen schönen Abend und liebe Grüße
    Manfred

  • glück auf peter

    geduld - struktur - perfektion
    alles wesentliche eckpunkte (genau wie ihr es schreibt)

    richtig wissen <> richtig machen - bei allem streben nach perfektion bin ich immer noch dabei zu lernen mit dem tatsächlich erzielten ergebnis zufrieden zu sein - zu akzeptieren, das "richtig tun" viel viel schwerer ist als "richtig wissen"

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Peter,
    ich freu mich immer wieder so viel Positives bei Dir zu lesen :D
    Ich habe auch mitunter das Problem die richtige Struktur bzw. "Das Wichtigste zuerst" zu finden :roll: ...bei mir habe ich so das Gefühl das dies was mit Perfektionismus zu tun hat, man will alles gleich und möglichst sofort! Ich kenne mich eigentlich nicht anders, aber in den letzten Jahren mußte ich zwangsläufig anfangen dagegen was zu unternehmen :oops: Wenn ich mich heute dabei erwische wieder irgendwie in Hektik zu verfallen oder "Kopflos" zu werden dann erinnere ich mich an den Satz:"Das Wichtigste zuerst"...Es gelingt mir immer besser, dann für mich die nötige Ruhe oder auch Gelassenheit zu finden, egal in welchem Zusammenhang.
    Ich wünsche Dir friedliche und besinnliche Weihnachten und sei lieb gegrüßt
    Nele :)

  • Hallo Peter!

    Ich wünsche dir ein schönes Weihnachten, so wie du es magst.

    Wie geht es dir?


    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Peter,

    Thema Struktur, finde ich auch sehr wichtig. Habe in der Vergangenheit verzweifelt versucht, eine Struktur an meinem Arbeitsplatz (wieder)zufinden. Heute habe ich resigniert bzw. die Verantwortung dafür denen überlassen, die die Aufgabe haben, diese zu schaffen und das sind meine Vorgesetzten, nicht ich.

    Mir geben Gruppen, wo es Regeln gibt, einen Teil der Struktur, den ich nunmal brauche, da es am Arbeitsplatz nicht geht, habe ich mir diese im Privaten gesucht, Sportgruppe, Wandergruppe. Dort, wo es solche äußerlichen Strukturen gibt, ist es mir möglich, mich auch mal hängenzulassen und die Gruppe funktioniert trotzdem, es ist das gesamte Netz, das auffängt.

    Ich finde es nach wie vor spannend, was und wie du schreibst und hoffe, es geht dir gut.

    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag

    Ulrike

  • hallo zusammen,

    es freut mich tieeerisch, wenn jemand tatsächlich wegen meines kleinen beitrages den mut findet, sich im forum anzumelden... *freu*
    das zeigt mir wieder: ich bin auf dem richtigen weg...!!

    *schnipp*

    manfred schrieb: "Tja, es ist schon nicht immer leicht, die Balance zu finden … " ... recht hat er wieder!! ;)

    *nochmal schnipp*


    am sylvestertag und an neujahr habe ich gearbeitet... sylvester hatte ich einen ruhigen dienst und zwischendurch genug zeit, NACHzumerken, was mir 2009 gebracht hat und was nicht. über eines war ich zum tausendsten mal dankbar: meine trockenheit und mein klarer kopf... es war mein vierter jahreswechsel ohne alkohol.. und auch wenn ich an solchen tagen meistens sehr melancholisch drauf bin: ich bin so unsagbar froh, auch diese melancholie mit unbenebeltem kopf erleben zu können. zu saufzeiten habe ich mich an diesen feiertagen total abgeschossen und war schon früh völlig betrunken, unberechenbar und zu nichts zu gebrauchen.

    das jahr 2009 war das erfolgreichste für mich seit vielen jahren. erst wollte ich schreiben: seit ich trocken bin - aber das stimmt ja gar nicht, denn ich muss auch die vielen nassen jahre mit einbeziehen... insofern war es das erfolgreichste jahr für mich seit sehr, sehr vielen jahren... ein normaler job, eine schöne wohnung, eine schöne stadt, in der ich lebe. allein das zu würdigen, ist mir einen moment des innehaltens wert. denn wenn ich es klar betrachte, ist das alles andere als selbstverständlich. mein leben wäre furchtbar weitergegangen oder geendet, wenn ich die kurve nicht bekommen hätte...

    auch wenn es mich manchmal überwindung kostet und weiter kosten wird: ich werde niemandem die hand verweigern, der vom alkohol weg will und der hilfe sucht. ich werde niemals finanzielle hilfe leisten - ich werde aber wege zeigen, wie es funktionieren kann und eine art "gehilfe" versuchen zu sein. mein weg in den alkohol, mein nasses leben und der weg aus dem elend heraus sind ein großer teil meines lebens....... "nur", weil ich nun trocken bin, bin ich kein anderer mensch.

    gestern stieg eine frau mit einem schönen großen schwarzen hund in meinen bus... vollkommen "zugeschneit"... mütze und schal verdeckten das ganze gesicht. sie setzte sich und taute langsam auf... ich habe erst beim zweiten hinsehen bemerkt, dass sie alkoholikerin ist. das mir jemand wirklich leid tut, kann ich nicht sagen, aber es ist so ein "ach je... die arme frau." wie dem auch sei: ich dachte kurz daran, sie irgendwo hinzufahren, wo sie hinwollte, denn meine schicht war fast zu ende. da bemerkte sie plötzlich, dass sie im falschen bus war und wankte wieder hinaus ins schneegestöber... - und als ich sie hinauswanken sah, dachte ich: "nein peter, die ist noch nicht so weit... sie will keine hilfe.."
    aber heute fällt mir ein: es ist winter... wie schnell kann man stürzen, wie schnell liegt man in einer dunkeln einfahrt und keiner bemerkt einen?

    ich werde die augen offen halten... und ich werde hilfe anbieten - das kann ich tun. ob diese hilfe angenommen wird, ist dann etwas völlig anderes.

    allen ein schönes, erfolgreiches und vor allem trockenes jahr 2010.

    peter

  • glück auf peter

    ich freu mich mit dir über das erfolgreichte jahr seit langem :lol:

    hilf wos not tut - vieleicht is dein angebot der "denkanstoß"

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • dein satz " nur wel ich trocken bin, bin ich kein anderer mensch", gehört zu dem besten, was ich in bezug auf alkoholismus gelesen habe.

    ich schließe mich vielen anderen hier an, dass deine schilderungen hier im forum auch mich dazu bewegt haben, mich hier anzumelden.
    du veranstaltest nicht diese ich -breche-jetzt-in -ein-neues-leben-auf hype, sondern nennst die dinge u gefühle beim namen, ohne mit dem kopf schon im morgen oder übermorgen zu sein!
    danke. chapeau.
    isbeau

  • guten morgen zusammen,

    danke für dieses wunderschöne lob, isbeau. ich kann mich nur wiederholen: wenn die schilderung meiner nassen zeit jemandem hilft den mut zu finden, sich hier im forum anzumelden, macht mich das sehr, sehr glücklich. schliesslich ging es mir auch so, dass die verschiedenen lebenschilderungen der teilnehmer mir ein gefühl gegeben haben, dass ich nicht allein bin mit meinem problem. als nasser alkoholiker ist man allein - aber man schafft den ausstieg meist nur zusammen mit anderen... allein DAS anzunehmen, ist schon ein riesenschritt und -erfolg, wenn man es begriffen hat. dieses forum ist ein toller weg, sich mit anderen auszustauschen, sein ängste loszuwerden und sich langsam ein neues leben aufzubauen.

    die ersten trockenen wochen übrigens, isbeau, habe ich auch in diesem hype "ich-breche-jetzt-in-ein-neues-leben-auf" gelebt... ;)

    die "dinge" beim namen zu nennen, gefühle zuzulassen, die probleme des tages HEUTE anzugehen und mit meinen gedanken nicht ins übermorgen zu schweben... das alles sind sachen, die ich erst mit der zunehmenden trockenheit begriff. sie kamen alle zu verschiedenen zeitpunkten und ich habe ziemlich lange gebraucht, um zu begreifen, was eigentlich mit mir geschieht. mir selbst ZEIT zu geben (eben: geduld...), mit ALLEM, was mit meinem leben und mit meiner sucht zusammenhängt, das war und ist nicht immer einfach. es ist ein andauernder prozess... und er ist nur trocken zu verstehen und zu bewältigen.

    "erst trocken und dann nüchtern" :)

    gestern kam mir eine diskussion wieder in den kopf, an die ich mich erinnere... sie war am anfang meiner trockenheit hier geführt worden und wird es wohl immer wieder - obwohl man darüber nicht diskutieren muss. "von den alten hasen lernen" oder so ähnlich... es ging darum, ratschläge der schon länger trockenen menschen ANZUNEHMEN ... auch wenn man viele dinge am beginn der trockenheit gar nicht begreift. unsere krankheit alkoholismus ist schwierig und vielschichtig, sie ist gemein und letztlich oft tödlich. aus meiner kleinen erfahrung kann ich nur sagen: "hört zu, versucht zu verstehen und bleibt erstmal einfach nur trocken." alles andere kommt später... geniesst erstmal das wunderschöne erlebnis der trockenheit, geniesst die rückkehr in das leben.

    *schnipp* :)

    ich wünsche uns allen eine gute und nüchterne zeit.

    peter

  • petter, vielen dank für diese wiederum ausführlichen, klaren worte!

    ich glaube, es ist deine kompromisslose, schnörkellose und unsentimentale art, die viele menschen anspricht.
    ich weiß, dass dein trockenes leben schon länger anhält, dass deine gedanken u dein leben eine klarere struktur angenommen haben.
    man hört dir als "altem hasen" aber zu, weil du nicht vergessen hast, wohin alkoholsucht führt. viele betroffene blenden selbst im nachhinein gedanklich aus, wie widerwärtig ein leben mit alkohol sein kann. wahrscheinlich ein selbstschutz aus scham. ich weiß es nicht.
    doch wenn man wie du die dinge auch im nach hinein ganz konkret beim namen nennt, dann stürzen bei vielen menschen- auch bei mir- die mauern ein, mit denen man sich sein verhalten beim suff im nachhinein schön oder " nicht ganz so schlimm" gedacht hat.

    es ist aber eben doch genau so, egal wie gerne ich wegschauen oder wegdenken würde!

    dir ein schönes und lebenswetes wochenende!
    isbeau

  • guten morgen zusammen!

    auf nachfragen habe ich einer meiner schwestern einen ausdruck meines "drei-jahres-fadens" geschickt, natürlich nur den text und keinen bezug hier auf das forum. sie hat meinen text durchgelesen und mir eine tolle mail geschickt, in der sie mir mitteilt, wie sehr sie sich für mich und für sich freut... für mich, weil es mir tausendmal besser geht und für sich, weil wir wieder einen schönen und oft fruchtbaren kontakt haben.

    was mich immer wieder wundert ist, dass mich die meisten menschen um mich herum nicht als den säufer wahrgenommen haben, der ich war. mein aufrecht erhalten der fassade scheint ziemlich gelungen gewesen zu sein. die kraft, die dieses aufrechterhalten gekostet hat, an das ich jetzt durch meine schwester erinnert wurde, war enorm... ich denke, das weiss jeder von hier, der ähnliches auch "gelebt" hat...

    *schnipp*

    im augenblick geht es mir ganz gut... ich mache weiter meine therapie, ich gönne mir zweimal im monat massagen und auch sonst versuche ich, ganz entspannt durch den tag zu kommen und die freizeit, die ich habe, zu geniessen. auf der arbeit bin ich mittlerweile so entspannt, dass sich einige kollegen manchmal wundern und nicht begreifen, warum ich meistens guter dinge bin. immer wieder natürlich halte ich "rückblick"... auf meine situation vor ein paar jahren und mein relativ entspanntes leben heute. diesen rückblick halte ich zum einen, weil ich stolz auf mich bin und mich auch gern in meinem erfolg ein wenig "bade" :)
    ich halte ihn aber auch, um mich immer wieder und immer wieder an das elend zu erinnen, dass ich hinter mir habe.

    das GESTERN nicht zu vergessen, nicht zu verdrängen und dankbar zu sein für das, was ich HEUTE bin und habe, dass ist mir in fleisch und blut übergegangen... ich werde dafür sorgen, dass das auch so bleibt.

    ich wünsche uns allen einen entspannten und trockenen sonntag!

    peter

  • guten morgen zusammen,

    hier tippt (endlich mal wieder) peter aus hamburg. ich bin ein
    alkoholiker und heute wieder zufrieden und trocken.

    vier jahre ist es auf den tag genau her... der 23. juni war mein
    erster trockener tag nach weit über fünfzehn jahren suff.
    den abend zuvor habe ich mich mit meinem teddy, einer flasche wasser
    und einem telefon neben mir in einen sehr unüberlegten kalten entzug
    gestürzt.
    ich habe es irgendwie überstanden - und an diesem tag begann mein
    neues leben.

    stundenlang habe ich im internet alles mögliche über alkohol gelesen
    und aufgesaugt... ich hatte verstanden und hingenommen, dass auch ich
    ein alkoholiker bin.
    ich "landete" in verschiedenen gruppen in meinem trockenen leben -
    aber die erste war HIER :)

    mein leben habe ich auf den kopf gestellt seitdem. alles, wirklich
    alles ist besser geworden.

    ich bin den richtigen weg gegangen - den einzigen weg, der mir blieb.

    ein paar monate habe ich mich etwas zurückgehalten. seit einem jahr
    mache ich eine "kurzzeit-therapie" die mir gut tut, die mich aber auch
    hier im forum hat zurückhaltend werden lassen... mit
    der therapie habe ich nochmal eine ganz eigene persönliche inventur
    gemacht. ich habe einer wildfremden person mein leben erklärt und bin
    über viele dicke steine in meinem leben gestolpert. einige habe ich
    beiseite geschoben, andere muss ich noch "umschiffen" und / oder
    verstehen.

    auch nach dem suff ist mein leben ein ganz normales leben - aber ich
    bewältige es ohne alkohol viel besser und vor allem zufriedener und
    gesünder :)

    auch wenn es kitischig klingt: es ist nachwievor traumhaft, aus der
    dunkeln hölle des alkohols rausgekrabbelt zu sein. meine dankbarkeit
    wird nie aufhören.

    DANKE an alle, die mich bis hierher begleitet und an mich geglaubt haben.

    uns allen wünsche ich eine wunderbare trockene zeit und allen neuen hier
    viel kraft und einen tollen start in ein besseres, trockenes leben!

    peter

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