Wenn ES einen "anspringt"...

  • guten abend zusammen.

    peter aus hamburg hier. ich bin ein trockener alkoholiker und ich bin über meine trockenheit sehr glücklich.

    so ein satz mag vielen abgedroschen oder phrasenhaft erscheinen. für mich ist er einer der wichtigsten sätze meines lebens geworden, denn ich wiederhole ihn jeden tag - mehrmals - meist innerlich, in der gruppe spreche ich diesen satz aus. er hält mich und er warnt mich, denn ich weiss, wie leicht ich wieder fallen kann. ich habe keine angst, rückfällig zu werden, aber ich weiss, wie leicht das gehen kann. auch mit mir. angst ist falsch - aufpassen ist besser. zumindest bei mir...

    ich habe neulich erzählt, wie mich ein / zwei situationen nach längerer zeit trockenheit angepiekst haben und wie diese situationen mich an alkohol denken liessen, obwohl ich schon eine längere zeit trocken war.

    heute möchte ich euch mal fragen - gerade die schon länger trockenen unter uns:

    wann habt ihr situationen, in denen euch der gedanke an alkohol wieder einholt - und womit ihr überhaupt nicht gerechnet habt, weil ihr euch sicher wähntet?

    sehr gespannt und neugierig:

    peter

  • Hallo Peter

    Ich plane meinen Jakobsweg, bin da sehr überrascht. Ich sehe auf Bildern Weinflaschen, trinkende Menschen, Erzählungen von Paps.

    Einen kleinen Augenblick hatte ich Angst dort rückfällig zuwerden, bereute ich meine Entscheidung, nicht zu rauchen. :roll:

    Dieser Augenblick und Gedanke habe ich dann, wenn etwas in dieser Art wichtiges für mich zu feiern gibt, etwas abzurunden ist.

    lg Pia

  • Hi Peter,

    ich habe es mir so angeeignet, zu sagen, Angst vor einem Rückfall zu haben ist für mich die falsche Einstellung. So, wie du auch geschrieben hast, aufpassen ist besser.
    Ich bezeichne es für mich auch:
    "Immer am laufenden bleiben" oder wenn man so will in der heutigen Zeit: "Sich von Zeit zu Zeit mal updaten, ich glaube, man hat als länger Trockener das sehr wohl im Gefühl, wann man wieder Updates notwendig hat.
    Sollte man in irgendeiner Weise dahingehend Probleme erkennen, dann, so mach ich´s, arbeite ich daran oder probiere den Grund herauszufinden für diese "Übermütigkeiten".

    Trotzdem habe natürlich auch ich (wir sind alle nur Menschen mit Gedanken, Erinnerungen etc.) schon Situationen erlebt, wo sich die feste Überzeugung, das Leben alkfrei zu leben, kurzfristig in eine nicht so feste gewandelt hat.
    Ich merk das speziell beim Zusammenkommen mehrerer Menschen (Bekannter), wo halt der eine oder andere doch Alkohol trinkt.
    Oder auch bei Vereinssitzungen, wo oft sehr viele Leute anwesend sind, wo oft natürlich auch getrunken wird und ich von denen allen auch nicht verlange, um mein Problem zu wissen.

    Im ersten Jahr der Abstinenz hatte ich bei großer Hitze noch ab und zu den Gedanken (ich war Biertrinker) an ein kühles ...

    Letztentlich habe ich mir aber in meiner Trockenheitsarbeit es mir so eingeprägt, daß die letzte Konsequenz, egal was ist, egal welches Schicksal einen ereilt, egal was andere konsumieren, heißt:

    Ich trinke keinen Alkohol (mehr).

    Ich wenn ich mir gleichzeitig die Vorteile des immer nüchternseins vor Augen halte, sind derartige "schwache" Momente mit Gedanken an den Alk weg wie weggeblasen.
    Darüber bin ich froh und unter anderem führe ich das auf die erwähnten Updates zurück.
    Übrigens, auch das Lesen und Michbeteiligen ist für mich eine Art "Update" in meiner Trockenheitsarbeit.


    lg

    klarerkopf

    Mein abstinentes Leben begann am 25. Okt. 2005

  • Mir geht es ganz ähnlich wie Klarerkopf.

    Im Moment erlebe ich eine etwas schwierige Zeit.
    So nehme ich mir jeden Tag meinen festen Vorsatz keinen Alkohol zu trinken aus dem Notfallkoffer,den ich überallhin mitnehme.
    Und immer wieder während des Tages nehme ich Stellung und freue mich,dass es so gut gelingt.

    Aber ich weiss,dass ich sehr wachsam sein muss.Deshalb behalte ich meinen Weg in die Trockenheit fest im Auge.

    Herzliche Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Hallo Peter, ich kenne mich nun leider mit Rückfällen auch nach mehrjähriger Trockenheit aus und bin da absolut nicht stolz drauf. Es sind leidige Erfahrungen. Ich hatte den Gedanken an Alkohol meistens dann, wenn ich unter Stress stand(beruflich wie privat), nicht in SHG gegangen bin, zu faul war hier im Forum zu schreiben, denn ich hätte mich ja mitteilen können und vor allem wenn ich nicht selbst a n s t ä n d i g mit mir umgegangen bin. Ich hab alle meine Probleme in mich reingefressen und irgendwann bin ich dann explodiert und hab sie weggesoffen. Gefährlich sind auch Momente wenn es einem vermeintlich super geht, man tolle Leistungen vollbracht hat, ich bin Kaufmann, bei mir meine ich gute Umsätze; und ich das Gefühl hatte, ich muss mich unbedingt belohnen, mich feiern :x H E U T E will ich keine Rückfälle mehr bauen, deswegen muss ich anständig mit mir umgehen, mich updaten :lol: tolles Wort :lol: in mich reinhören, über meine Probleme reden und wenn nötig Hilfe annehmen. Ich muss auch aufhören über mein teilweise verkorkstes Leben nachzudenken, klar es ist vieles schiefgelaufen, ich habe schlimme Erfahrungen machen müssen (hat nix mit Alkohol zu tun) aber das ist Vergangenheit, ich muss und möchte im H i E R und J E T Z T leben und Verantwortung für mein trockenes Leben übernehmen. Und da ich wieder ziemlich am Anfang des Weges stehe: wachsam sein und aufpassen. Deswegen werde ich z.B. auch nicht zu unserer Weihnachtsfeier im Dezember gehen, dann geht es wieder hoch her und dem will ich mich nicht mehr aussetzen. Liebe Grüsse schreibt Franky

  • Hallo Peter,

    den Gedanken an Alkohol habe ich. Bleibt ja nicht aus, wenn man in diesem Forum unterwegs ist. Den Gedanken Alkohol zu trinken habe ich eigentlich nie. Es gibt zweifelsohne Situationen wo ich neidvoll sehe, dass andere in Gartencafes oder Restaurants ihr Bier trinken. Ich für mich finde diese Reaktion nicht bedenklich, geht mir bei Eisbechern genauso und da denke ich ans Eis und nicht an die möglichen alkoholischen Zutaten.

    Es gab in meinem Leben gewiss einige Erlebnisse, die mit Alkohol im Moment erträglicher gewesen wären. Ich kann mir aber bis in die kleinsten Kleinigkeiten ausmalen was danach passiert und da ist es für mich einfacher auszuhalten als zu saufen.


    Grüße

    Weißbär

    Liebe Grüße
    Weißbär

  • Hallo Peter,

    ich bin in den letzten Monaten durch eine schwierige Zeit gegangen. Das Ende einer Beziehung und die Diagnose einer Krankheit haben mich etwas aus der Bahn geworfen. Ich habe mich in dieser Zeit sehr genau beobachtet und mit aufkommendem Saufdruck gerechnet. Ich bin froh das es nicht so war.
    Überhaupt bin ich seit meiner Trockenheit bislang von Saufdruck verschont geblieben.
    Ich führe das auf einen wesentlichen Punkt zurück. Das alkoholfreie Umfeld. Trotz vieler Ratschläge von Mitgliedern verschiedener Selbsthilfegruppen, über das Verhalten z.B in Discotheken, bin ich mir sicher, dass da eine große Gefahr für mich liegt. Deswegen bin da absolut konsequent. Wo gesoffen wird, will ich nicht hin.
    Es ist ganz klar Angst was mich so denken lässt. Aber diese Angst hält mich wach und ich respektiere sie.

    Gruß
    Oliver

  • Hi

    mir geht es wie Oliver. Hatte auch die letzten Jahre mit einer Krankheit zu tun, die nicht diagnostiziert werden konnte, die mir aber schwer zugesetzt hat. Dazu Stress auf der Arbeit, Anspannung im Studium, Trennung vom Haustier (aufgrund der Krankheit) etc. etc.

    Saufdruck kommt aber nie auf. Das hat möglicherweise damit zu tun, dass ich mir jede Form von Selbstmitleid strikt verbiete. Wenn es nicht gut läuft, dann muss eben NOCH härter an mir gearbeitet werden.

    Auch andersherum, im Sinne von Belohnung, kenne ich den Saufdruck nicht. Ich weiß, dass es mir sehr, sehr schlecht gehen würde, wenn ich dann wieder zur Flasche greifen würde. Das Saufen habe ich komplett vom Belohnungsdenken abgekoppelt.

    Lieben Gruß
    Eric

  • hallo zusammen!!

    ich find das ja toll... das stellt man eine frage und *schwupps* kommen schon die antworten.. was für ein schönes und ergiebiges forum.

    unheimlich finde ich, dass einen der alkohol auch noch dann anpiekst, wenn man meint, "es" sei nun vorbei --- nur ist es eben nie vorbei: es wird weniger und schwächer.. manches auch milder. jedenfalls bei mir..

    und nun sag ich noch schnell: "weiter, weiter, weiter..."[b]

    ich bin gespannt auf eure erfahrungen und erlebnisse.


    lieben gruss


    peter

  • Hallo Peter,

    ich bin jetzt gut ein Jahr trocken. Ich habe aber in manchen Situationen noch den Gedanken an Alkohol. Nicht dass mir es etwas ausmacht , der Gedanke ist auch schnell wieder weg. Nur Nachts kommen dann die Träume. Was mir dann wieder zeigt, dass ich noch längst nicht fertig bin mit meiner Arbeit an mir. Was mir auch sehr hilft, ist mein alkoholfreies Umfeld und das Meiden (wenn möglich) von Festen.

    Aber die Träume werden immer weniger.

    LG
    Leben

  • Hallo Peter

    Ich bin kommenden Monat 3,5 Jahre trocken.
    Die ein oder andere Situation gab es in dieser Zeit auch,wo ich gedacht habe "da hättest du dir früher erstmal "einen"d'rauf getrunken".
    Gleich nach diesem Gedanken kam dann aber:"und was hätte dir das gebracht?".
    Da ich weiß,das nach dem ersten Glas nicht Schluß sein wird,sind Gedanken nach dem "Tröster" schnell zu Ende gedacht!
    Meinen letzten nassen Tag werde ich nie vergessen:
    Ganz schlimme Depressionen mit Selbstmordgedanken,Schweißausbrüche,K...gefühl,Kreislaufstörungen,Ruhelosigkeit ...das ganze Programm halt.
    Da will ich nie wieder hin!
    Im Moment geht es mir auch nicht besonders gut aber ich weiß,es kommen auch wieder bessere Zeiten.
    Mein Sohn (18) hat mich mal gefragt,(zu Beginn meiner Abstinenz)ob ich mir eine Situation vorstellen könnte,wo ich wieder Alkohol trinken würde.
    Ich habe geantwortet: "Ich glaube,wenn du oder deine Schwester vor mir sterben würdet-das würde mich komplett "umhauen" und ja,da würde ich mich wohl in den Alkohol flüchten."
    Seine Antwort werde ich nie vergessen:
    "Bitte,Mama,das würde mich oder J. doch nicht wieder lebendig machen! Verspreche mir,das du das nicht machen wirst!"
    ...ich habe es versprochen und ich werde es halten und natürlich hoffen,das ich nie in diese Situation kommen werde!

    Ich wünsche euch einen guten trockenen Tag!
    Backmaus

  • P.S.

    Sohnemann ist 18 !

    Bin heute mal wieder" etwas blond" mit dem Umgang meiner Tastatur!:-)

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