Tabuthema Alkohol bei Familie und Kollegen, warum?

  • Hallo,

    ich habe meinen Mann gesagt, so geht es nicht weiter, ich werde auch ausziehen!
    Aber wie gehe ich mit der Familie um?

    Ich habe immer gehofft sie sprechen meinen Mann mal an, die können doch nicht blind sein.
    Meine Kollegen, das Thema Alkohol gibt es schon, aber doch nicht bei einem selber. Nur bei den Anderen, den Nachbarn, über Buschfunk, vieleicht auch unsere Nachbarn?

    Nur an mein Ohr gerät es nicht,oder will man es nicht hören?

    Ich kann meinen Mann vor seiner Familie doch nicht anprangern.

    Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?

  • Oh je, Graupe, da müssen wir durch.... Und zwar deshalb weil das Umfeld im Regelfall eine Rolle vorgespielt bekommt und auch die Menge gut vertuscht werden kann.

    Seine/meine Familie konnte es sich (fast) nicht vorstellen, was da abging. Logisch, zeigte er sich dort immer im Besten Bild.

    Ich hatte irgendwann gar keine Lust mehr irgend etwas zu erklären: er entwickelt sich so - ich anders - also passen wir nicht mehr. Der Alk war zwar ein massgeblicher Grund, aber Fakt ist es ist kein glückliches Zusammenleben mehr gewesen. Warum anprangern: zu einer Beziehung gehören zwei und wenn es nicht mehr geht, dann geht es nicht mehr, egal wer daran "schuld" ist.

    Oooh, die Nachbarn wissen oft viel mehr als wir denken, im Regelfall werden sie uns das aber erst sehr viel später erzählen ;)

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Graupe,

    erstmal geht es doch um Dich, dass Du mit seinem Alkoholkonsum nicht mehr klar kommst. Deine Tochter weiß Bescheid, wenn ich das richtig verstanden habe. Also wissen es doch alle, die es wissen müssen.

    Zitat

    Ich habe immer gehofft sie sprechen meinen Mann mal an, die können doch nicht blind sein.

    Warum sollten Sie? Vielleicht haben sie ja auch, nur das weder er noch sie es Dir erzählen. Das Dein Mann säuft ist seine Sache. Deine ist, dass Du damit nicht klarkommst. Was haben andere damit zu tun? Er wird auf sie genauso wenig „hören“, wie auf Dich.

    Es wird Dir keiner abnehmen, etwas zu tun. Entweder Du tust etwas für Dich oder alles bleibt wie es ist.

    Zitat

    Ich kann meinen Mann vor seiner Familie doch nicht anprangern.

    Was hat das mit anprangern zu tun? Deine Formulierung lässt mich vermuten, dass Du selbst Alkoholismus nicht als Krankheit anerkennst, sondern als irgendetwas siehst, dessen man sich schämen muss. Solange keiner fragt, musst Du doch auch nichts sagen. Und wenn, reicht es doch, dass Dir sein Alkoholkonsum zu viel geworden ist, dass Du mit seinen Veränderungen nicht mehr leben kannst und Deine Konsequenzen ziehst. Du musst vor anderen doch nicht Deine Entscheidungen rechtfertigen. Was sie daraus machen ist doch dann ihre Sache.

    Es bekommen mit Sicherheit auch andere mit, dass er zuviel trinkt, das glaub mal, nur reden sie aus welchen auch immer Gründen mit Dir nicht darüber. Sei es weil es ihnen unangenehm ist Dich darauf anzusprechen, aus eigener Scham, weil sie das gleiche in ihrer Familie haben oder weil sie ganz einfach der Meinung sind, es geht sie nichts an. Getratscht wird immer und überall.

    Dein Mann trinkt, nur er kann etwas dagegen tun. Dir gefällt Dein Leben wie es jetzt ist nicht, nur Du kannst etwas dagegen tun.

    Gruß
    Skye

  • Hallo Graupe,

    es ist leider immer noch ein sehr heikles Thema, finde ich.

    Ich bin seit einem Jahr von meinem rückfällig gewordenen Mann getrennt. Er ist jetzt inzwischen so weit unten, dass man nicht drumrum kommt, sein Verhalten irgendwie zu erklären.
    Die, die uns gut kennen, wissen entweder schon längst die Wahrheit und mit denen rede ich auch sehr offen. Die, die ihn nur trocken kannten, hab ich das nicht erzählt, weil ich dachte, dass ihm es wohl nicht recht wäre. Er schämt sich.
    Aber irgendeine Erklärung war manchmal nötig, da hab ich dann was von psychischen Probleme erzählt. Ist eigentlich traurig, aber ich hatte wie gesagt das Gefühl, er will das nicht.
    Ich hätte eigentlich klarer sein sollen, z.B. einfach sagen, dass ich darüber nicht sprechen will. (bei denen, denen ich nicht die Wahrheit gesagt habe)

    Ich hab mir aber auch nicht so viele Gedanken gemacht darüber, wie ich ihn nun in der Öffentlichkeit darstelle. Hatte andere Sorgen.

    Wenn man anfängt darüber zu sprechen, hat plötzlich jede/r in seiner/ihrer Familie oder im Bekanntenkreis solch einen "Fall".
    Es ist ja nun wirklich nichts Exotisches.

    Aber die GEsellschaft gibt sich ne Menge Mühe, das Kind nicht beim Namen zu nennen. Das ist Teil des Problems, denke ich.
    Ich hör jetzt immer öfter raus, wenn irgendwo womöglich ein Alkoholproblem lauert.
    Lies mal Zeitungsartikel über Gewalttaten genauer, da ist soooo oft Alkohol (und vielleicht auch Alkoholismus???) im Spiel.

    Ich kann mir schon vorstellen, dass dieses Outing dich erstmal Überwindung kostet.
    Bei meiner ersten Trennung (selber Mann, selbes Problem) hab ich mich auch noch richtig geschämt. Da hab ich mich ganz alleine - mit einer Freundin - rausgeboxt aus der Sache und meine Familie erst eingeweiht, als ich schon ne eigene Wohnung angemietet hatte.
    Es war mir peinlich, nicht dass er trinkt (das wussten schon alle), sondern dass sie Recht behalten hatten, dass diese Beziehung gescheitert war.

    Graupe, mein Tipp: Spar dir deine Energie und mach dir keinen Kopp!
    Es ist eigentlich egal, was die anderen darüber denken. Manche werden es spannend finden und tratschen (Sensationslust), manche dich bedauern, manche dich bewundern, viele werden dich verstehen, manche dich vielleicht sogar für egoistisch halten, manche werden es schon lange gewusst haben. Viele haben auch einfach nur so nebulöse Vorstellungen, was das alles bedeutet. Alles ist möglich.
    Es ist eine Krankheit, eine sehr verbreitete, und du durchbrichst da jetzt was, weil du sonst vor die Hunde gehst. Egal, wie die anderen das finden.
    Du musst auch nicht alles erklären.
    Konzentrier dich auf dich.
    Liebe Grüße
    Doro

  • danke isis64,

    im Kopf weiss man diese Dinge auch, die Umsetzung ist das Andere!

    Die Auseinandersetzung in unserer kleinen Familie reicht momentan voll aus!

    Ich brauch meine Kraft, wenn ich wegen dieser Aufregung meine Arbeit wegen Zersreutheit verliere, falle ich auf alle Fälle in alte Muster zurück!
    Graupe

  • Hallo isis64,

    ja mein Mann trinkt noch tägl. Bier und ich hoffe immernoch er hört auf, obwohl ich weiss er wird es nicht tun!!!!!!

    Ich habe meinen Mann vor ca. 3 Wochen gesagt, ich werde auch aus ausziehen.
    Mein Vehalten habe ich total geändert, bin auf Abstand gegangen, ich glaube schon, inzwischen weiss er ich könnte Ernst machen!

    Nur unsere Tochter(über 20 Jahre, wohnt noch zu Hause) weiss von diesen Problemen.
    Ich vestehe mich gut mit meinen Schwägerinnen und Männern, sind auch Freunde nicht nur Verwandte.
    Bisher konnte und wollte ich meinen Mann nicht "verraten", es gibt auch noch so viele andere Dinge die eine Rolle spielen.
    Aber auch für unsere Tochter ist die Situation sehr schwer!
    Sie kann nicht einfach ungefragt Freunde mitbringen, ist ja auch peinlich, wenn der eigene Vater mit der Bierflache in der Hand, Freunde begrüßt!

    Mein Vater hatte auch getrunken, ich habe mich so geschämt, nie habe ich Freunde mit nach Hause gebracht! (auch hier ist noch eine Baustelle)

    Meine Gedanken schwirren hin und her, mein Magen zieht sich zusammen, ich fühle mich momentan nicht gut und muss aber selbst aktiv werden!
    Wie hast du den Auszug geschafft?
    Immer wieder angesprochen oder ruckzuck?

    Diese Forum ist mir eine große Hilfe! Danke!
    graupe

  • Guten Morgen Graupe!

    Ja, genau, deine Tochter ist erwachsen und wird dich - da beisst die Maus keinen Faden ab - irgendwann verlassen.
    An diesem Scheitelpunkt hat es bei mir auch geklickt. Und ich habe eine Entscheidung eingefordert.
    Für mich war es aber sehr, sehr gut, dass ich mir ganz viel Hilfen geholt habe, mit mir und meinem Leben fertig zu werden. Durch die Gespräche mit der SHG, mit meiner Therapeutin, hier im Forum und nicht zuletzt die Verarbeitungszeit während der Kur - das alles hat dazu beigetragen, dass ich als selbständiger Mensch existieren kann.
    Ich brauche meinen Mann nicht mehr so wie früher. Obwohl er damals trank, habe ich es mir zumindest eingebildet ihn zu brauchen.
    Wahrscheinlich ist da bei der Co- krankheit auch etliches im "Hirn defekt". :wink:

    Liebe Graupe, schaue auf dich, suche dir einen Weg, dein neues Leben zu gestalten.
    Vlt. möchte deine Tochter auch in eine Gruppe gehen, od. Therapie andenken? Alles ist möglich und ganz normal, denn jeder darf sich Hilfe holen, wenn er sie braucht. Aber - das ist ihre Sache.

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele der Menschen, die "im Alkohol trinken" kein Problem sehen, selbst täglich gerne diesen zu sich nehmen. Und dann haben sie Angst - verständlich - , dass "jemand" kommt und das erkennt. Sie schämen sich selbst, weil sie es eben als Selbstverständlichkeit empfinden abends ein, zwei Bierchen zu trinken, das Glas Wein zur Entspannung brauchen, zur Pizza einfach dazugehört, ..........
    Ist wohl auch wirklich kein Problem für den, der rechtzeitig aufhört und ohne regelmäßigen Kater aufwacht.
    Damit müssen wir leben.! Und es akzeptieren.

    Einen schönen Tag wünscht dir Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo an Alle,

    hier wurde geantwortet auf einen Bericht von Februar, ich war erst etwas verwirrt, aber nun finde ich es richtig gut!

    Ich bin im August mit meiner Tochter ausgezogen und mir geht es Spitze!

    graupe

  • Hallo Solvejg, hallo Graupe,

    ja das wollt ich auch schon schreiben, dass sich da einiges getan hat bei Dir, Graupe.
    Aber ich dachte, Deine gute Nachrichten darfst selber erzählen. :D

    Liebe Grüße und nochmals Willkommen Solvejg,
    nici :wink:

  • Hallo Gotti und Nici und und und,
    dieses genannte Thema zu berücksichtigen!

    Ich habe meinen Kollegen und Freunden den wirklichen Grund meines Auszuges nicht erzählt!

    Nur der engste Familienkreis meines Mannes und 1 gute Freundin wissen über das Problem Alkohol!

    Für mich würde es nichts ändern und die Kollegen witzeln so oder so und ich kann darüber ja auch nur lachen und Freunde geben mir zu verstehen, dass sie sich eh gewundert haben, ich glaube das musste ich wohl nicht viel erklären!

    graupe

  • Hallo an Alle,
    heute schreibe ich mal wieder, warum?
    Ich war am Wochenende zun Gespräch bei meinem Nochmann, die Scheidung steht an am Ende diesen Monats und es gab enfach noch etwas zu klären.
    Tja, Klärung ist eher unmöglich, "du bist ausgezogen und Fairness ist nicht zu bekommen" war seine Aussage.
    Aber was solls, ich versuch mit ihm im Gespräch zu bleiben, wir haben ja eine gemeinsame Tochter, auch wenn er unser Geld beiseite geschafft hat....allles egal, weil!!!!!
    I c h h a b e m e i n L e b e n z u r ü c k!!!!
    Das ist in Geld nicht auszudrücken, er hat sich wohl auch nicht geändert, er wusste das ich komme und ich hatte doch das Gefühl, er war nicht ganz alleine unterwegs!
    Also, bisher bin ich wohl der Gewinner im Leben und er wohl der Gewinner beim Materiellen, alles gut so und ich fühle mich puddelwohl und möchte nicht mehr tauschen.....
    Lieben Gruß
    graupe

  • glück auf graupe

    Zitat von graupe

    ...allles egal, weil!!!!!
    I c h h a b e m e i n L e b e n z u r ü c k!!!!

    ja - das is das wertvollste!

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!