• Hallo zusammen,

    ich habe eine soziale Ausbildung gemacht. Damals voller Überzeugung das ich dies aus Interesse an diesen Menschen gemacht habe. Heute sicherlich auch deshalb um mich zu schützen. Das war gut so, ich liebe meinen Beruf und kann dort sehr gut meine Grenzen ziehen, Menschen betreuen und die Türe hinter mir zu machen. Vielen gelingt das nicht, na ja, ich arbeite ja auch stundenweise, was mir das erleichtert.

    Ich bin dort nicht hilfloser Helfer, ich habe Hilfe, die der anderen Teammitglieder und kann mich dort austauschen.Das kann ich, kein Problem.Da ist immer jemand da und das gibt mir Sicherheit.

    Darum geht es mir hier. Ich stehe so oft da und mache mir Gedanken dazu, warum es mir beruflich gelingt diese Distance zu halten und meine private Seite mich genau dort im Stich lässt. Ich habe dort keine Fähigkeit entwickeln können, dürfen. Ich steh da bin hilfloser Helfer gewesen und hab mich total fertig gemacht.Ich bin aber auch nicht los gegangen, erst jetzt wo es mir richtig schlecht geht, um mir Hilfe zu holen. Ich Helfe gern, das weiss ich. Das ist eine Fähigkeit die nicht jeder Mensch in sich trägt. Aber auf Kosten meines eigenen Lebens? Nein danke.

    Wie geht ihr damit um, wenn ihr merkt ihr wollt helfen, könnt es nicht und müsst euch neu orientieren.

    Wie baut ihr diese Distance auf um euch zu schützen?

    Was macht ihr wenn euch das Gefühl der Hilflosigkeit überkommt?

    Holt ihr euch Hilfe?

    Gebt ihr euch auf?

    Wollt ihr was ändern, wenn ja, für wen?

    Fragen die mir immer wieder gut tun, sie mir zu stellen.Denn ich merke, der Prozess ist ein langer und wenn ich mir immer wieder diese Fragen stelle bekomme ich doch jeh nach dem wie ich drauf bin eine andere Antwort. Das ist total spannend.

    Alles liebe und viel Spass am Denken, Spühren und Antworten geben.

    LG Melanie

  • Hallo Melanie,

    Ich arbeite auch in einem sogenannten Helfer-Beruf.
    Hier bin ich Profi! So wie du auch!
    Für meinen Beruf habe ich Kenntnisse und Fähigkeiten erworben.

    Für den Umgang mit einem suchtkranken Menschen nicht.

    In meinem Job handel ich professionell, mit Verstand.
    In meinem Privatleben lenkt mich mein Herz - ein gewaltiger Unterschied!

    Ich finde es sehr schwierig, Distanz aufzubauen zu dem Menschen, den ich liebe. Ok, ich soll mich abgrenzen.... Ich kann das nicht.
    Das Einzige, was ich schaffen kann, ist, meinen Fokus wieder auf mich zu richten. Daran arbeite ich.

    LG ossi

    Liebe es, ändere es oder lass es.

  • Hallo Melanie,
    bin auch im sozialen Bereich seit 20 Jahren tätig, kein burn out und habe in vielen Bereichen gearbeitet, weil ich helfen wollte und auch kann. In Arbeitsbereichen in denen ich nicht weiterkam, hab ich gekündigt und gut wars, hatte sofort eine neue Arbeitsstelle, die besser war.
    In meiner Beziehung habe ich innerlich oft gekündigt, konnte es aber nicht durchziehen.
    Ich brauchte lange, um zu begreifen, das ich " Vollprofi" nicht helfen kann, meinem Freund! Ich habe mir das nicht eingestehen wollen, weil ich beruflich viel bewege. Aufgegen habe ich mich nie, aber das uns. Ich übernehme gern Verantwortung und das war in der Beziehung der Fehler, so habe ich sein System aufrecht erhalten. Er mußte sich nicht bewegen und ich routierte um ihn herum.Im Grunde lasse ihn momentan bewußt im Stich...erstaunlicherweise begreift er gerade, daß ich ihm das "Lenkrad", was ich ihm aus der Hand genommen habe zurück gebe und sage, fahr das nächste Mal ohne mich gegen den Baum. Er hats übernommen und trinkt nicht, kümmert sich ohne meine Hilfe um seine Angelegenheiten und ist viel gelassener. Er hat keine körperlichen Schäden aufgrund seiner Sucht, da er Monate nicht trinken kann. Ich verändere mich, habe ihn total vergessen, wäre mir früher nie passiert. ( Kontrolle)Meine Gedanken nehmen von ihm Abstand und ich bin so entschlossen für mich gut zu sorgen. Lg Cidra

  • Hallo zusammen,

    in meiner Therapiestunde war das genau das Thema. Was bringt einem Profi dazu im Beruf wirklich gut arbeiten zu können, es aber in Beziehungen nicht zu schaffen sich zu lösen.

    Ich glaube da ist mehr als das die Liebe ausmacht, denn es heisst ja auch, man soll in Liebe loslassen. Demnach müsste es ja einfacher sein einen Partner, bei mir sind es die Eltern, loszulassen und ihn selbst machen lassen. Wie sehr ihr eure Rolle darin? Liegt dahinter nicht noch ein tieferes Problem des nicht lösen könnens? Ich für mich habe erkannt, das es nicht die Liebe zu meinen Eltern ist, die mich daran hindert mich zu lösen. Denn sonnst würden alle Kinder ihre Eltern nicht loslassen. ich denke es ist etwas was uns dort hällt und wir uns dort halten lassen, weil wir vom Kopf her zwar wissen, das es nicht gut ist. Doch irgendeine Verbindung ist es, die einem daran hindert. Ein unsichtbares Band zwischen den beiden Menschen. Ich habe auch herrausgefunden, das ich ein solches Band auch zuwischen mir und anderen Suchtkranken entwickelt, wenn ich nicht auf mich aufpasse.

    Im Beruf lasse ich keinen meiner zu Betreuenden so nahe an mich ran, als das mir das passieren könnte.Distance zu halten ist dabei sehr wichtig.

    Distance aufzubauen und das Band zu lösen auch und dazu gehört meine Bereitschaft es zu lösen als auch die Bereitschaft des anderen, des Partners oder der Eltern. Schwierig wenn einder der beiden dazu nicht bereit ist und den anderen nicht gehen lässt. Was macht ihr in so einer Situation?

    LG Melanie

  • glück auf melanie

    in liebe loslassen = das schwertste überhaupt für mich - ich habs von anfang an gewusst + nie bis zum letzten durchziehen können [vor allem wenn an der/dem loszulassenden noch andere (kinder) "drannhängen"]
    ich denk das ich nich richtig / nich genug "mitleiden" kann - ich kann den schmerz der durch des anderen "elend/leid" bei mir verursacht wird nich aushalten - das "band" is einfach zu stark - wie verhalt ich mich ? ich machs falsch und verlängere den leidensweg (des anderen + meinen) bis die/der "ganz unten" is - sch.... sch.... sch....

    machs besser - frag mich bitte nich wie

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Mattias,

    schön von dir zu lesen.

    Deine Antwort macht mir einige Gedanken, die ich dir hier wiedergeben mag.

    In liebe loslassen heisst für mich mir das beste für den anderen zu wünschen. Ich muss ihn loslassen, weil ich ihn liebe, denn würde ich ihn weiter begleiten, würde ich ihn dadurch nur tiefer ins Elend stürzen und mich gleich hinterher. Das hinterhältige an der Sache ist ja, wie ich sooft hier lese, gerade bei Süchtigen muss anders gehandelt werden als bei jeder anderen Krankheit.

    Das zu kapieren ist schwer, danach zu handeln noch viel schwerer. Erst wenn es in Fleisch und Blut übergegangen ist, kann man es ändern.Die Bereitschaft muss aber dann gegeben seit sich dabei selbst zu sehen und nicht den anderen.

    Denn der wird nicht immer so funtionieren wie ich es gerne hätte, vielleicht sogar den Anschein machen wirklich abzustürzen. Das muss mir für mich ganz klar egal werden, ich muss mich dabei in den Mittelpunkt stellen. Denn den Absturz kann ich vielleicht garnicht verhindern, doch mich selbst vor dem Ertrinken retten.

    Mein Ex Mann ist inzwischen kein Thema mehr für mich. Ich habe keinerlei Interesse mehr an ihm. Unser Band ist mit Hilfe dieses Forums und das seit ihr alle hier inzwischen nicht mehr da. Er ist mir egal geworden.Er lebt sein Leben.

    Punkt 2 was du hier schreibst ist das Mitleid. Du schreibst, das du nicht genug mitleiden kannst. Das du dadurch den Schmerz nicht aushalten kannst und das sei das Band zuwischen den beiden Menschen?

    Ich verste dabei ein Problem, ein grosses Problem der Co-Abhängigkeit. Das Mitleiden. Ich bin jemand die mitleidet und das tut extra schlimm weh. Erst dann, wenn ich nicht mehr mitleide sondern die Emphatie, das Mitgefühl gefunden habe und es schaffe Mitleid damit zu ersetzen kann ich ohne Schmerz weitermachen.Ein grosser Auftrag an mich und ich bin dabei das zu ändern.

    Zitat

    machs besser - frag mich bitte nich wie


    Ich werde es besser machen....lach und wie ich das machen werde? Wir werdens sehen, durch Austausch in diesem Forum und Fragen die ich stelle komme ich schon ein gutes Stückchen weiter....Danke dir

    Lieben Gruß Melanie

  • Hallo

    Wenn ich beruflich jemanden betreue, mit dem es zu einer nicht überbrückbaren Diskrepanz kommt, dann wird die Betreuung getauscht. Mein Alltag geht weiter. Ob ich A oder B in die Jacke helfe, ob die Jacke rot oder grün ist, aht keine elementare Bedeutung.

    Im privaten Bereich zahle ich einen sehr hohen Preis. Meine Träume, Hoffnungen, Wünsche / vieles, wofür ich über Jahre gearbeitet, geleistet, gekämpft habe / rieselt wie Sand durch meine Finger. Und ich kann nichts dagegen tun. Ich kann mitrieseln oder mich in Sicherheit bringen. Beides kostet meine Gesundheit und meine Lebensqualität - ein hoher Preis. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

    Auch ich wünsche mir diese innere Distanz. Ich wünsche mir die Kraft und das Wissen, in dieser Richtung nie wieder Kompromisse zu machen, die mir selbst schaden. Den Mut, auf meine innere Stimme zu hören. Die innere Stärke, Notsituationen von Egoismus unterscheiden zu können.

    Gruß Shiva

    @Melanie - danke für den Thread

  • Lieber Karl,

    ich versuchs. 8)
    Jeden Tag einbischen mehr.
    Irgendwann werden s 24 Stunden sein....
    "Bin ja auch nur ein Mensch"....grins......
    ...für mein Wohl......

    Schön das es dich gibt :wink:

    Gruß Melanie

  • Liebe Shiva,


    schönen Namen hast du da!

    Zitat

    Ich kann mitrieseln oder mich in Sicherheit bringen.

    Ja, das ist jedem seine ganz eigene Entscheidung. Das nenne ich mal "eigenverantwortlich leben".

    Zitat

    Beides kostet meine Gesundheit und meine Lebensqualität - ein hoher Preis. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

    Mir kostet nur eins von beiden die Gesundheit. Das Mitrieseln. Wie vorhin geschrieben hat jeder selbst dafür die Verantwortung zu übernehmen.Siehst du einen Wiederspruch in dem was du hier schreibst?Ich meine schon.

    Ich für meinen Teil mag nimmer mitrieseln, je weniger ich riesel desto mehr bleibt bei mir. Ich denke je mehr bei mir bleibt desto gesünder werd ich.

    Zitat

    Den Mut, auf meine innere Stimme zu hören.

    Was hindert einem nur daran diesen Mut zu haben, ihn zu leben? Angst?
    Ich habe den Mut dazu und es kostet Kraft und Energie. Doch das was ich an Energie einsetze ist die Kraft aus etwas Gesundem herraus.Es ist ein kleiner Schitt, den kann jeder tun, wenn er es dann will!Ja, es tut erstmal richtig weh, doch Schmerzen gehen wieder. Sie bringen dich nicht um, sie helfen dir zu leben und jeder kennt es: ES TUT SO GUT WENN DER SCHMERZ NACHLÄSST. Richtig? Lach :lol:

    Zitat

    Wenn ich beruflich jemanden betreue, mit dem es zu einer nicht überbrückbaren Diskrepanz kommt, dann wird die Betreuung getauscht. Mein Alltag geht weiter. Ob ich A oder B in die Jacke helfe, ob die Jacke rot oder grün ist, aht keine elementare Bedeutung.

    Das ist genau das wohin wir gehen können. Wir können das beruflich , also schaffen wir genau das auch irgendwann privat. Wir haben es doch gelernt..........Meine ich.


    Zitat

    @Melanie - danke für den Thread

    Ich könnte jetzt sagen, nichts zu danken. Doch ich freu mich grad riesig über diesen kleinen Beisatz. Danke dir dafür.

    Gruß Melanie

  • Hallo,

    nicht mitleiden, sondern mitfühlen, das ist was ich gerade dabei bin zu lernen.
    und es geht gut, denn ich bleibe bei mir.

    den Menschen achten in seiner Wertigkeit, habe ich mich lange zeit schwer getan.
    Seit ich zu den Al-anon gehe und die Grundsätze versuche zu leben.
    Nur für die nächsten 24 Stunden etc.

    Verstehe ich auch beide Seiten besser.

    Ich kann immer besser eigenverantwortlich leben.
    Ich habe den Mut, auch wenn es mich vorerst den Preis des Alleinseins kostet.

    Ich fange mich an mit anderen Menschen zu umgeben, Menschen die mir gut tun.

    gruß
    F

  • Hallo Feuerengel,

    Zitat

    den Menschen achten in seiner Wertigkeit, habe ich mich lange zeit schwer getan.

    Mit dieser Aussage hast du mich Gedanklich auf einem guten Weg gebracht. Ich war die letzten Wochen so negativ meinen Eltern gegenüber nd sollte mir hier mal an die eigene Nase packen. Klar macht es mich wütend und traurig, das sie mich benutzten.Ein enormer Zweifel kahm auf, ob ich gut genug geworden bin.Das bin ich.Ich bin gut geworden, auch wenn einige Menschen im Umfeld mich nicht mögen. Dennoch bin ich gut geraten. Diese beiden Menschen, meine Eltern, sind krank.

    So wie hier geschrieben steht sollte ich anfangen beide in ihrer Wertigkeit zu achten, dabei bei mir bleiben und mich dann voller Respekt und Anerkennung für das was sie gutes getan habe gehen. In mein eigenes Leben.Denn solange ich mit dieser Wut lebe, lebe ich mit ihnen.Solange ich mich um ihr wohlergehen kümmere, bin ich bei ihnen.
    Weil sie Teil meines Lebens sind, Inhalt und Gedanken. Wenn ich gehe, dann mit Liebe und Anerkennung, die ich habe.Dann gehe ich nicht von ihnen weg, Körperlich gesehen, dann geh ich im Geiste und begebe mich in mein eigenes Leben.Dann leide ich nicht mit ihen, dann kanni ch sogar mitgefühl haben, etwas was mich nicht verpflichtet.Denn:

    Zitat

    nicht mitleiden, sondern mitfühlen, das ist was ich gerade dabei bin zu lernen.
    und es geht gut, denn ich bleibe bei mir.

    So soll es sein.

    Zitat

    Ich kann immer besser eigenverantwortlich leben.
    Ich habe den Mut, auch wenn es mich vorerst den Preis des Alleinseins kostet.

    Ich fange mich an mit anderen Menschen zu umgeben, Menschen die mir gut tun.

    Das ist mein Ziel, da geh ich hin. Das hört sich gut an und wird bestimmt schön.Ich bin zuversichtlich das ich meinen Weg mache.

    Deine Worte haben mich ein Stück weiter gebracht, ich spühre gerade wie die Anpsannung in mir sich löst und ich mich befreiter fühle!

    DANKE

    Alles liebe Melanie

  • hallo melinak,

    Auch ich komme aus einem "Helferberuf". Da habe ich selten Probleme, innerlich die Distanz zu waren. Aber hundertprozentig klappt das bei mir nicht. Für mich selbst habe ich schon oft gemerkt, daß ich mich unterschiedlich tief "einfühlen" kann. Warum das so ist, weiß ich nicht. Eines fällt mir auf: im Beruf werden von mir gesetzte Grenzen/Distanzen eingehalten, ansonsten kann ich mit jemandem tauschen.

    In der privaten Beziehung waren diese Grenze/Distanzen nur am Beginn akzeptiert worden. Das immer dreister werdende Überschreiten kam ganz schleichend und immer schlimmer werdend.

    Beruflich habe ich nie das Gefühl gehabt, versagt zu haben, in meiner Beziehung schon. Zur Zeit gehe ich mein Leben ganz bewußt langsamer an, ich will wieder lernen, auf meine innere Stimme zu hören.

    lg inga

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