Mache ich mir alles selber kaputt oder handle ich richtig???

  • Hallo zusammen,

    endlich habe ich das richtige Forum für mich gefunden. Und beim Lesen von einigen Beiträgen habe ich mich sofort wiedererkannt. Ich bin ein EKA, meinen leiblichen Vater kenne ich nicht, bin mit meiner trinkenden Mutter und meiner Ziehtochter; meiner kleinen Schwester aufgewachsen.
    Vor zehn Jahren bin ich geflüchtet und mit meinem Mann zusammengezogen. Nachdem ich mehrere Ausbildungen geschmissen habe, habe ich von 2007-2009 eine Umschulung durchgezogen und mit sehr guten Noten bestanden. Seit Januar 2010 arbeite ich als Sachbearbeiterin bei einer Bank.

    Klingt ja alles super, da müsste es mir ja eigentlich gut gehen. Leider geht es mir aber gar nicht gut. Und jetzt zum Thema, ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen.

    Bei der Arbeit fühle ich mich ziemlich überfordert. Ich verlange von mir selber alles perfekt zu machen und sobald ich einen Fehler mache bin ich am Boden zerstört. Obwohl ich von allen Seiten gelobt werde und ich nette, hilfbereite Kollegen habe, fühle ich mich total unwohl.

    Das Aufgabengebiet ist sehr umfangreich und es wird mindestens 1 Jahr dauern bis ich alles beherrsche. Ich kann mit diesem Gefühl der Unsicherheit einfach nicht umgehen. Andere Leute, die schon länger dort arbeiten als ich, schaffen es auch zu fragen, wenn ihnen etwas unklar ist, aber mir ist es total unangenehm.

    Nach der Arbeit bin ich immer total fertig, habe auf gar nichts mehr Lust und will nur noch schlafen. Und genauso sieht auch mein Leben seit Januar aus; arbeiten,essen, schlafen.

    Vorletzte Woche war es dann soweit, dass ich nicht mehr konnte.(Ich muss dazu sagen, dass ich auch körperlich am Ende war. Ich hatte ständig Kreislaufprobleme und Schwindel). Vorletzte Woche waren viele Leute krank und ich musste für zwei Leute mitarbeiten. Mir qualmte der Kopf, ich war so unsicher und durcheinander, dass ich fast angefangen hätte zu heulen. Und das war der Tropfen, der das Fass schließlich zum überlaufen gebracht hat.

    Seit letzen Montag bin ich nun krankgeschrieben und auch noch diese komplette Woche. Als ich dort angerufen habe um bescheid zu sagen, bin ich in Tränen ausgebrochen, aber zu meiner Verwunderung war meine Teamleiterin total verständnisvoll und meinte ich solle mir keine Sorgen machen und mich erstmal erholen. ( Ich habe behauptet ich hätte privaten Stress und wäre deshalb physisch und psychisch am Ende)

    Während ich letzte Woche zuhause war, habe ich mich auf ein paar Stellenanzeigen beworben ( mich woanders zu bewerben, beschäftigt mich schon seit ich da angefangen habe), und wie es aussieht habe ich ganz gute Chancen auf eine neue Stelle. Diese Stelle wäre dann Teilzeit und ich weiß aus Erfahrung dass ich dann meine Arbeit auf jeden Fall durchziehen würde.

    Aber ich frage mich einfach, ob ich nicht wieder überreagiere, wenn ich jetzt kündige. Was ist, wenn die neue Stelle zwar nicht so stressig ist, dafür aber die Kollegen ätzend sind. Ich hab nur noch Chaos im Kopf und weiß einfach nicht was ich machen soll. Die positive Reaktion von meiner Teamleiterin hat mich jetzt total verunsichert, vielleicht sollte ich doch da bleiben, mich an den Stress gewöhnen und es einfach mal durchziehen. Hätte meine Teamleiterin negativ reagiert, stünde meine Entscheidung zu kündigen jetzt fest. Aber jetzt weiß ich nicht mehr weiter. Ich habe auch schon Panik, wenn ich daran denke nächste Woche wieder dahin zu müssen. Wie werden die Kollegen reagieren, werde sie hinter meinem Rücken lästern. Das verunsichert mich auch total und ich denke sofort wieder an Flucht.

    Ich weiß einfach nicht mehr weiter und hoffe ihr könnt mir helfen oder ein paar Tipps geben.

    Danke :(

  • Hallo Mokka,

    wenn du eh vorhast eventuell zu kündigen, hast du doch eigentlich nichts zu verlieren.
    Bevor du das Handtuch schmeißt, kannst du also auch genauso gut mit deiner TL reden, ihr erklären, wie du dich fühlst. Wie du aufgewachsen bist, musst du ihr nicht sagen, es geht darum, wie du dich jetzt fühlst und welche Schwierigkeiten du hast.

    Überleg dir, was dir helfen könnte. Was könnte die TL und die Kollegen tun, damit du dich wohler fühlst?

    Für mich jedenfalls klingt es nicht so, als ob dir die Arbeit zu viel wäre, sondern dass dein Kopfkino und dein Perfektionismus dir die Arbeit schwer macht und deshalb denke ich, dass du die gleichen Probleme auch bei einer anderen Stelle hättest - und wie du schon befürchtest, könnten da die Kollegen total doof sein. Irgendwas ist immer und daher würde ich diese Arbeit mit tollen Kollegen nicht so schnell aufgeben.

    Hast du schon daran gedacht, eine Therapie zu machen, bezüglich deines Perfektionismus und den inneren Erwartungsdruck?

    Ich denke, ich würde erst mal mit der TL reden, eine Therapie machen und dann entscheiden, ob die Arbeit wirklich zu viel für mich ist oder ob es doch reine Kopfsache war.

    Kopf hoch, du schaffst das!

    LG
    Riona

  • Hallo Mokka,

    herzlich Willkommen hier im Forum und bei uns Erwachsenen Kindern.

    Was wäre wenn, das weiß man ja vorher nie so genau. Ausprobieren.

    Und wenn es dir nicht behagt, wieder eine neue Stelle suchen...

    Vielleicht verschafft dir eine Halbtagsstelle genau die Luft, die du jetzt brauchst, um dich erst mal zu erholen und auch um dich mit deinen Themen zu befassen. Ich kenne das sehr gut, Seelenarbeit ist auch Arbeit.

    Höre einfach auf deinen Körper.

    Zu wechseln hattest du ja schon im Sinn, BEVOR du jetzt an dem Punkt angekommen bist. Nur weil jemand nett zu dir ist, kannst du trotzdem bei DIR bleiben.

    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Riona79,
    hallo Linde66,

    danke für die schnellen Antworten.

    Das Problem bei der Sache ist, dass ich immer total wechselhaft bin. Läuft es heute gut, ist es die tollste und beste Arbeit die ich je hatte und ich will für immer da bleiben. Aber läuft es heute schlecht, ist die Arbeit schrecklich und ich will so schnell wie möglich da weg.

    Deshalb kann ich mir selber nicht trauen und weiß nie, ob ich nicht morgen wieder ganz anders darüber denke und genau davor habe ich Angst.

    Die ganze letzte Woche habe ich Bewerbungen geschrieben und war 100%ig davon überzeugt, dass ich genau das richtige tue. Und heute überlege ich schon wieder doch dort zu bleiben. Das macht mich fertig.

    Eine Therapie habe ich auch schon gemacht. Vor genau einem Jahr ging es mir genauso schlecht wie jetzt. Auslöser war auch die Arbeit, war sogar in der gleichen Firma in einer anderen Abteilung. Ich habe nur 2 Wochen dort gearbeitet und war danach so am Ende wie ich jetzt bin. Dann habe ich gekündigt und eine Therapie gemacht in der ich angefangen habe mein Kindheittrauma aufzuarbeiten. Das ich ein Kindheitstrauma habe, habe ich auch erst durch die Therapie erfahren. Davor lebte ich in einer Scheinwelt, in der meine Mutter zwar Fehler gemacht hatte, aber was sollten diese Fehler denn mit mir und meinen heutigen Problemen zu tun haben.

    Es folgten etliche Therapiestunden mit Heulanfällen und Wutausbrüchen. Und als ich im August wieder soweit war zu arbeiten und die Arbeit (Teilzeit) auch gut lief, dachte ich ich hätte es überstanden. Aber nach ca. 3 Monaten hing mir auch diese Arbeit zum Hals raus und als mein Vertrag Ende letzten Jahres auslief, war ich gleichzeitig traurig und froh.

    Ich finde immer irgendwas was mich an der Arbeit stört und was mich fertig macht. Deswegen bin ich ja so verwirrt, weil ich einfach nicht weiß wo mein Problem überhaupt liegt. :roll:

  • Manchmal tut es gut, sich einfach umzutopfen. Woanders weiter zu wachsen. Teilzeitarbeit und Teilzeitarbeit an dir, das hört sich beides nach einer guten Investion an. Nicht die Entscheidungen bewerten, sondern sie einfach heute leben. Was übermorgen ist, das ist ja erst übermorgen.

    Nicht ich muß mich einem Umfeld anpassen, sondern ich habe die Verantwortung mir ein Umfeld zu suchen bzw. zu schaffen, in dem ich mich lebendig fühlen kann, das gilt auch für die Arbeit.

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Mokka,

    willkommen im Forum. Ob Du Dir selbst alles kaputt machst oder richtig handelst wenn Du kündigst kann Dir keiner sagen. Es ist Dein Leben, Du bist der Entscheidungsträger Deines Lebens nicht andere, Du bist diejenige die mit Deinen Entscheidungen lebt, nicht andere. Es kann gut gehen und Du bekommst den Job Deines Lebens, es kann nicht gut gehen und es ist noch schlimmer als bisher.

    Wenn ich Deine Zeilen so lese macht es mir nicht den Eindruck als könntest Du das was Du tust nicht. Ich kann auch nicht lesen, dass Deine Kollegen oder Vorgesetzen Dir Fehler aufzeigen. Vielmehr macht es mir den Eindruck, als würdest Du an Deinen Ansprüchen an Dich selbst scheitern.

    Perfektion ist alles, aber kein erstrebenswertes Ziel. Jeder macht Fehler, auch Du, Fehler gehören zum Leben.

    Ich habe das Gefühl, dass Du Dir eher selbst im Wege stehst, als das die Arbeit das Problem wäre. Ich sehe das Problem nicht in der Arbeit, sondern an Deinen (falschen) Ansprüchen an Dich selbst und in der (falschen) Sicht Deiner selbst, Deinem Mangel an Selbstwertgefühl. Ich frage mich, ob Du die gleichen Probleme nicht auch bei jedem anderen Job haben würdest. Nach dem lesen Deiner Worte, denke ich ja.

    Gruß
    Skye

  • Hallo Mokka,

    dem was Skye hier geschrieben hat (naja... eigentlich allem), kann ich nur zustimmen - auch mein Eindruck wie ich deinen post hier gelesen hab.

    Zitat

    Ich frage mich, ob Du die gleichen Probleme nicht auch bei jedem anderen Job haben würdest. Nach dem lesen Deiner Worte, denke ich ja.

    Ich könnte mir auch gut vorstellen, das der Teilzeitjob befristet auch eine gute Wahl wär und du in einiger Zeit (ohne ne Zeitvorgabe nennen zu wollen) mit deinem jetztigen GanzTags-Job super glücklich wärst - nachdem du an dir gearbeitet hast, z.b. dein Selbstvertrauen aufgebaut hast 8)

    Ein Jahr Einarbeitungszeit is was wo du in jedem Job mit rechnen kannst, das hat ich in mein neuen Job mindestens obwohl ich davor 6 jahre Berufserfahrung hatte und dazu noch drei jahre berufsausbildung. Auch jetzt gibt es oft noch Sachen wo ich mich einfach dumm fühle und nachfrage, will ja auch was neues lernen.

    Du bist jetzt erstmal ne Woche daheim... vielleicht magste die chance nutzen um etwas zur Ruhe zu kommen und dir dabei zu überlegen wie du weiter vorgehn magst? Die Entscheidung muss ja nicht sofort her (nun kommt wohl die liebe Geduld ins Spiel :wink: )

    lg Dani

  • Hallo Mokka,

    genau vor dem gleichen Problem stehe ich auch meist. Dass es einfach nicht genug ist, was ich tue, dass ich einfach noch mehr tun muss als andere und wenn das eben nicht klappt, dann muss ich halt länger machen und noch länger und so weiter....
    Doch irgendwann streikt dein körper einfach, er sagt STOP für dich.

    Das mit dem Perfektionismus solltest du lassen. In meinem Beruf kommt es natürlich auch auf die Details an, bisher, ich arbeitete bis vor kurzem in Hotels gehobener Klasse. Da muss auch immer alles sitzen.
    Und auch jetzt ist die Vorbereitung wichtig, aber wenn es nicht perfekt ist, dann ist es eben nicht perfekt.

    Ich habe nach meinem Zusammenbruch einfach für mich beschlossen, meine Arbeitsbedingungen zu ändern, ich wollte und konnte das nicht mehr. Mein Körper sagte einfach NEIN!Und den nehme ich jetzt ernst.

    Du solltest wirklich für dich die "Rahmenbedingungen" ändern.
    Anders wird das nichts. Du solltest nur noch auf deinen Körper hören. Dieses "Ich weiß nicht was ich will" kenne ich auch, das sagt dir deine Psyche, aber dein Körper sagt dir , wenn etwas nicht stimmt. Panik vor der Kündigung solltest du nicht haben. Und das alle nett sind, rettet dich nicht vor einer Überarbeitung!

    Ich arbeite am Mittwoch auf einer Veranstaltung, wo es auf die Betreuung von Gästen ankommt während der Pausen. Ich bin ziemlich nervös, denn ich habe die Leitung übertragen bekommen für den Service und ich arbeite mit nicht ausgebildeten Kräften dort. Am Liebsten würde ich auch fliehen. Ich male schon jetzt wieder alles schwarz. Ich tue das immer, ich rechne immer mit dem schlimmsten Chaos, denn schlimmer kanns nicht kommen! Aber meist sind wir EKAs ja auch Improvisationskünstler. Zurecht finden im tiefsten Chaos und die Kontrolle übernehmen, da sind wir super drin. Vielleicht wird auch alles ja nur halb so schlimm?

    Aber du musst eine Entscheidung treffen.Hör auf deine Gesundheit:)

    Liebe Grüße
    Mond_im_Fisch

    as

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für eure Antworten.

    "Vielmehr macht es mir den Eindruck, als würdest Du an Deinen Ansprüchen an Dich selbst scheitern."

    Ja, das was Skype hier schreibt ist auch mein Hauptproblem und ich weiß, dass ich daran unbedingt arbeiten muss. Wie Skype und Summerdream, denke ich auch, dass ich sonst in jedem Job dieses Problem haben werde.

    "Teilzeitarbeit und Teilzeitarbeit an dir, das hört sich beides nach einer guten Investion an." Das klingt auf jeden Fall gut. So hätte ich neben der Arbeit noch sehr viel Zeit für mich und könnte besser an meinen Problemen arbeiten.

    Und so, wie Mond_im_Fisch schon gesagt hat, wenn der Körper streikt, sollte ich es Ernst nehmen...

  • Hallo Mokka,

    sehr gute Entscheidung. Wenn du die Möglichkeit hast, Teilzeit zu arbeiten, um dann mehr Zeit für dich zu haben, dann soll es so sein!
    Ich finde deine Entscheidung gut und du hörst dich auch schon viel positiver an :)
    Du hast in deinem Leben schon genug ertragen müssen, jetzt bist du dran!

    Liebe Grüße
    Mond_im_Fisch

    as

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