Ambulante Therapie, suche Erfahrungen

  • Hallo, ich bin 38, seit dem 4.1.10 trocken und habe jetzt eine ambulante Therapie beantragt. Ich bin total ahnungslos, was mich dort erwartet, bin quasi zum ersten Mal trocken :)
    Die Therapie soll aus wöchentlicher Einzelsitzung und wöchentlicher Gruppentherapie bestehen, muss ich fehlen, bräuchte ich ein ärztliches Attest. Eine LZT will ich erstmal nicht machen, da ich noch mit beiden Beinen im Berufsleben stehe, ein stabiles und helfendes soziales Umfeld habe etc.
    Wer kann mir seine Erfahrungen im Bereich ambulante Therapie schildern?
    Danke und liebe Grüße
    Charlie

    Immer schön die Ohren steif halten!!!

  • Hallo Charlie,
    erst einmal herzlichen Glückwunsch zu Deinem Entschluss Dein Leben ohne Alkohol meistern zu wollen :D .
    Ich bin den Schritt der ambulanten Therapie nach einigen gescheiterten Selbstversuchen vor 2 Jahren auch gegangen und bin heute überglücklich es getan zu haben.
    Ich war im März 2008 zur Entgiftung und bin dort 3 Wochen geblieben.
    Ich hätte schon eher gehen können aber ich wollte endlich mal zu mir finden und viel nachdenken und habe dann die ganzen mir 3 zustehenden Wochen genutzt und mein Leben mal etwas gedanklich geordnet.
    Nach den 3 Wochen habe ich dann im Mai mit der ambulanten Therapie begonnen und es hat mir sehr sehr viel gegeben.
    Das Zusammensein mit den anderen Suchtkranken hat mir sehr gut getan weil ich mich nicht verstellen musste. Alle hatten das gleiche Problem und alle wussten wovon man redet. Endlich konnte ich mal ohne Punkt und Komma reden ohne mich zu schämen.
    Und alle waren sehr nett.
    Das Gruppentreffen fand einmal in der Woche Dienstags statt. Und dann hatte ich 1 x die Woche Einzeltherapie.
    Und das Beste: Es gab auch Seminarwochenenden wo wir dann für ein gesamtes Wochenende wegfuhren in eine Familiensstätte und noch intensivere Schulung bekamen.
    Das war echt toll.
    Wir hatten 2 Suchttherapeuten, einen Mann und eine Frau.
    Diese waren auch sehr nett und verständnisvoll. Es sind öfter mal Tränen geflossen bei bestimmten Themen, entweder bei mir selber oder bei jemand anderem. Aber das tat sehr gut, konnten wir doch alle verstehen wie es ist. Die Therapeuten haben das immer ganz klasse gemeistert und Einen aufgefangen, so das man hinterher trotzdem fröhlich und vor allem befreit aus der Gruppe ging.
    Ich habe sehr viel über unseren Gegner Alkohol gelernt, wie falsch und naiv ich z.B. vorher gedacht habe, wie ich mit Suchtdruck umgehen kann, wie ich andere Strategien lerne anstatt zu trinken usw.
    Und vor allem hat mir die Therapie sehr zu mehr Selbstbewusstsein verholfen.
    An den Intensivwochenenden wurden morgendliche Aufwärmübungen gemacht und Gedächtnisspiele und unter anderem Rollenspiele.
    Diese Rollenspiele haben oftmals Dinge zutage gefördert die man längst vergessen glaubte. Und so konnte hinterher dann wieder das Thema aufgegriffen werden warum man gerade so und so gehandelt hat und es konnte be-und ver-arbeitet werden.
    Abends sind wir Suchtkranken dann meist in die nahe gelegen Stadt gelaufen und haben noch ein Eis gegessen oder wir haben Spiele gespielt im Gemeinschaftsraum.
    Alles in allem war die Therapie das Beste was mir passieren konnte um heute sagen zu können:
    [/b]Ich bin nun 2 Jahre zufrieden abstinent und will es auch bleiben ![/b]
    Ich wünsche Dir ganz viel Zufriedenheit bei Deiner Therapie, du wirst sehen: Es lohnt sich!.
    Wenn Du noch spezielle Fragen hast darfst du sie mir gerne stellen.
    LG, Jane

    Man muss die Dinge nehmen wie sie kommen. Aber man sollte auch dafür sorgen das die Dinge so kommen wie man sie nehmen möchte.

  • Hallo Jane 39,
    danke für die vielen Infos, ich bin auch sehr gespannt. Habe auch schon meine Therapeutin ausgequetscht, die mich in dieser Therapie begleiten wird und auch die Gruppensitzungen mitmacht.
    In der Woche Entzug war keiner, der eine AT gemacht hat, nur LZTler (und alle Wiederholungstäter, das hatte mich am meisten geschockt).
    Dir auf jeden Fall eine schöne Zeit und ich werde am Ball bleiben und auch zukünftig hier berichten :) Mir gefällt es hier.

    Charlie

    Immer schön die Ohren steif halten!!!

  • Oh ja, wie ich das kenne. Als ich in der Entgiftung war gab es nur einen einzigen der so wie ich zum ersten mal da war. Und die meisten hatten auch schon Therapien hinter sich. Da war ich auch geschockt.
    Ich habe mich so geschämt dort gelandet zu sein, so weit runtergekommen zu sein das ich in eine Entgiftung muss. Zusätzlich auch noch wegen Benzodiazepinabhängigkeit.
    Und die haben sich einen Spaß daraus gemacht. Nach dem Motto: Am ersten ist genug Geld da, das versaufen wir. Und wenn alle, dann gehen wir in die Entgiftung, schön lecker umsonst essen und so.
    Und dann haben sie noch gestrunzt wer die meisten Therapien hatte und wie es in den verschiedenen Kliniken war.
    Als ich entlassen wurde kamen die ersten die an meinem Beginn entlassen wurden schon wieder :shock: .
    Aber das sind diejenigen die nichts ändern wollen und es wahrscheinlich auch nie werden :roll: .
    Nochmals viel Erfolg!
    LG, Jane

    Man muss die Dinge nehmen wie sie kommen. Aber man sollte auch dafür sorgen das die Dinge so kommen wie man sie nehmen möchte.

  • Hi, Jane.
    Ganz so krass war es bei mir nicht, unsere Station hatte zwischen 12-25 Patienten (bei 25 mit Betten auf dem Flur), wir waren die letzten 2 Tage mit 5 "Jüngeren", die wir auch viel Spaß hatten. Einen Schulkollegen von ganz früher habe ich getroffen, die Welt ist ja so klein :) Es waren meine ersten Erfahrungen und es war für mich wichtig, mich auszutauschen. Mein erstes Jahr lass ich auch mit einem Medikament begleiten, fängt mit C-- an, soll den Suchtdruck unterdrücken. Mir geht es gut damit,leider vergesse ich immer mehr es zu nehmen (3mal am Tag), was mir zeigt, dass ich mit mir und meiner Krankheit lässiger/gedankenloser umgehe ?!?!?
    Zu zweien vom Entzug hab ich noch Kontakt, sie gehören auch in mein Notfallköfferchen....Als Erstling war´s echt der Hammer, und ich hab mir geschworen: NIE WIEDER lasse ich es soweit kommen.
    DIr dabei auch gutes Gelingen,
    Charlie

    Immer schön die Ohren steif halten!!!

  • Hallo Charlie,
    ich wünsche dir frohe Ostertage.
    Hast du eigentlich eine SHG ? Die kann ich dir nur empfehlen. Ich selber gehe zum Blauen Kreuz, jeden Mittwoch sofern möglich. Und ich muss sagen das ist eine enorme Hilfe. Nicht das ich Suchtdruck hätte, aber ich möchte unbedingst wachsam bleiben. Zu schnell kann die Krankheit in den Hintergrund geraten. Das passiert nicht wenn man in einer Gruppe integriert ist. Der regelmässige Austausch ist sehr wichtig, vor allem weil meine Therapie ja schon vor einem Jahr zu Ende ging.
    Der Austausch und die Gemeinsamkeit tun sehr gut.
    Wir unternehmen auch ab und an etwas in der Freizeit. Gehen Bowlen oder Kanufahren.
    Heute am Karfreitag haben wir unser traditionelles Fischessen veranstaltet. Mit 2 Gruppen aus anderen Städten.
    Da kam eine Pastorin und hat eine kurze Rede gehalten und jeder hat etwas mitgebracht zum essen, natürlich Fisch.
    Dann haben wir gemeinsam ein Lied gesungen und dann haben wir gegessen.
    An so einem Tag wie heute bin ich wieder so dankbar.....
    Ich kann dir eine SHG nur empfehlen falls du noch keine hast.
    Alles Gute weiterhin,
    LG Jane

    Man muss die Dinge nehmen wie sie kommen. Aber man sollte auch dafür sorgen das die Dinge so kommen wie man sie nehmen möchte.

  • Hi Jane,
    nein, zur SHG war ich noch nicht. Steht aber für nächste Woche auf dem Plan, da sind Mann und Sohn die Woche weg, und für meine ambulante Therapie muss ich eh 3 x vorher eine SHG aufsuchen. Zweimal nächste Woche habe ich mir vorgenommen (im Kalender brav vermerkt) und Donnerstag habe ich einen Termin bei meiner neuen Suchtberaterin. Da ich von den 4 Werktagen auch noch dreimal bis 18 Uhr arbeiten muss, ist die Woche also sinnvoll ausgefüllt :)
    Dann habe ich hier für 3 Monate den erweiterten Zugang beantragt, da bin ich auch mal gespannt.
    Dir ebenso ein frohes und trockenes Osterfest. Bin Dienstag aber froh, wieder arbeiten zu können, so eine Masse an Feiertagen, wo man sich family-maessig treffen muss, is nix für mich. Habe sie halt früher schön gesoffen---------die Tage, nicht die Familie (kann man zum Teil nicht schönsaufen).
    Spass beiseite, noch ein paar schöne Tage und bis bald.
    p.S:. Am Montag feier ich ein Vierteljahr ><><><

    Immer schön die Ohren steif halten!!!

  • Hallo Charlie,

    müssen muß man gar nix.

    Dürfen darf man. Und gestalten. So wie es sich für mich gut anfühlt.

    Ich darf mich aus Situationen herausnehmen, die mir nicht gut tun.

    Es geht ja hier um mich und nicht um die anderen.


    Viele liebe Ostergrüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • hallo charlie,

    ob ambulant oder stationär muss jeder für sich selber herausfinden was besser ist.

    ich habe mich aus zeitlichen gründen für die ambulante entschieden, wobei du da mehr drauf achten musst, wie du mit dem therapeuten klar kommst.

    ich hatte durch meinen ersten therapeuten fast einen rückfall, weil er mir sagte, ich wäre irgendwann mal wieder in der lage ein glas wein oder ein bier zu trinken. ich müsse halt nur bewusst und vernünftig mit alkohol umgehen.

    nach dieser sitzung bin ich in den nächsten supermarkt und wollte mir ne flasche wein kaufen, kurz vor der kasse fragte ich mich dann, ob der ne klatsche hat und stellte die flasche zurück.

    habe dann auch gewechselt, musste zwar ne weile ohne therapie auskommen, da die plätze sehr rar sind, aber jetzt bin ich zufrieden.

    wenn ambulant, dann auf jeden fall ein therapeut der die probleme auch ernst nimmt und dafür geschult ist.

    noch kurz dazu...mein erster therapeut hat in einer sitzungsstunde ca. 12 zigis geraucht. von sowas lass die finger. in einer praxis sollte sowas nicht sein.

    lg, dpqb

    Der Alk machte mich zum Egoisten!

  • Hallo,

    hier melde ich mich mal wieder.

    Habe jetzt (doch schon) drei Gruppensitzungen hinter mir, wir sind eine reine Frauengruppe, derzeit 8 und zwei weibl. Therapeuten.
    Bis jetzt fühle ich mich gut aufgehoben, die Frauen sind nett, aber man muss sich halt näher kennenlernen, denke ich, dreimal reicht nicht.
    Am Anfang machen wir immer eine Runde, wie die Woche so war und wie nah wir uns am Alk fühlen und was uns bewegt hat. Wer möchte, kann dann Gesprächsbedarf anmelden. Will keiner, wird halt was gemacht, letztens haben wir jeder für sich einen Lebensbaum erarbeitet und dann vorgestellt. Das fiel mir schon ganz schln schwer, positive Dinge von mir zu benennen.
    Jetzt sind zwei WOchen Urlaub von der Therapie.
    Einmal die Woche ist Einzeltherapie, aber da haben wir irgendwie auch noch nicht so richtig angefangen - mit was auch immer.

    Allen einen schönen Sonntag,

    Charlie

    Immer schön die Ohren steif halten!!!

  • Hallo Charlie,

    es dauert, bis so etwas wie Gruppengefühl entsteht. Zumal ihr euch ja nur einmal wöchentlich trefft. In meiner LZT ging das etwas schneller, wir lebten schließlich zusammen.

    Zitat

    Am Anfang machen wir immer eine Runde, wie die Woche so war und wie nah wir uns am Alk fühlen und was uns bewegt hat.

    Schreibst Du für Dich ein Tagebuch? Ich mache das seit meiner Entgiftung und kann so jeden Abend einen Blick auf mich und mein Befinden werfen.

    LG kommal

    unterwegs...

  • Hallo Kommal,

    danke für Dein Feedback.

    Am Anfang habe ich Tagebuch geschrieben, auch mit ein paar ausgewählten Fragen, die einem das persönliche Befinden über den Tag hinweg nochmal deutlich machten. Seit ich hier im Forum bin (Tagebuch im geschützten Bereich) führe ich es aber nicht mehr, da ich mein Befinden hier lasse und hier auch ziemlich viel Zeit verbringe.

    Im September haben wir auch einen Projektsamstag mit der Gruppe, ich denke der wird viel zur Gemeinschaft beitragen und mit mir hat noch jemand neu angefangen. Alles roger.

    Einen schönen Sonntag,

    Charlie

    Immer schön die Ohren steif halten!!!

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