ein neues Leben - für mich und die Kinder

So, nun schreib ich mal wieder hier.

Unseren Geburtstag haben wir ganz gut rum bekommen.
Leider ging es meiner Schwester nicht sehr gut und sie musste kurzfristig in KKH. Ich hoffe da kommt nichts Größeres raus.
Is nämlich meine Lieblingssschwester. (hab nur Eine )
War echt schön mit "kleinem" Familienkreis zu feiern.
Mein Noch war auch da. Sehr ruhig, wie immer. Aber es wurde kein Blatt vor den Mund genommen, und so haben die anderen sich erkundigt, ob Er sich gut eingelebt hat.
Ansonsten, klar, gabs keinen Alk. Und wie zu erwarten war es auch schön ohne. War ja nur einer da, der drauf gewartet hat, aber sich nicht getraut hat als Erster danach zu fragen.
Er hat dann ziemlich schnell heim wollen, kam aber nicht so schnell weg, wie er wahrscheinlich erhofft hatte.
Und kaum dass wir zufällig eine Minute allein waren, kam wieder mal der Versuch "Ihr fehlt mir so sehr, wird das wieder was mit uns..."
tja er muss ja jede Gelegenheit ausnützen um einen CoKnopf auf seine Funktion zu überprüfen, so viele Gelegenheiten gibt es ja nicht mehr.
Ich hab ihn dann mehr oder weniger stehen lassen und hab mich um die anderen Gäste gekümmert.

Mittlerweile kommen mir dieses "Versuche" kindlich lächerlich vor, und dann wieder ärgere ich mich, wieso hab ich diese idiotischen Versuche mich wieder in sein Boot zu holen nicht schon viel früher durchschaut ?
So offentsichtlich wie Er versucht wieder sein trautes ruhiges Fahrwasser
zu gelangen...war ich blind ? dumm und taub ???

Aber es ist wirklich wichtig, sich von ausserhalb die ganze Situation zu betrachten. Egal ob die Trennung nun innerhalb oder ausserhalb der Beziehung gemeistert wird.
Nun ja, da waren die Kinder, die ganze familiäre Situation der letzten Jahren. Es war ja nicht mein einzigstes Problem.
Ich bin gerade dran, nicht eine Entschuldigung für mich zu finden, aber auch mal mit mir Nachsicht zu haben, mir zu verzeihen.
Klar es liegt in der Natur des Menschen, dass man nicht gern mit Kritik umgeht, will man es doch eigentlich immer richtig machen,
aber mir fällt Kritik einstecken furchtbar schwer.
Und am Schlimmsten die eigene. Da kau ich immer.
Oder sind da meine Erwartungen an mich so hoch ? Wahrscheinlich bin ich einfälltiger, als ich glaub.
Nag, nag, nag.

Den gestriegen Abend haben wir dann so abgeschlossen, dass meine beiden Buben bei mir im Bett geschlafen haben.
Die Zimmer haben wir erst heut morgen entrümmpelt, hatten keine Böcke mehr.
Und ich musste mich daran erinnern, vor 14 Jahren war das Schlafzi im selben Raum, und damals lag ich auch mit beiden Buben im Bett, als Er in der Nacht nach Hause kam, mich weckte und sagte, dass Er alkoholisiert das Auto geschrottet hatte. Das war der Anfang von Seiner/meiner Alk-Karriere. Zumindest war es mir da damals bewusst geworden.
Und jetzt...da brauchte ich keine Angst mehr zu haben, dass die Tür plötzlich aufgeschlossen wird und ein alkoholisierte Mann mit Hiobsbotschaften dastehen würde.
Ich genoß gestern diese Erkenntnis und schlief zufrieden ein.
Ein Wahnsinnsgefühl. Keine Angst, kein Schrecken, nur Zufriedenheit und Wärme.

Gruß,
nici

Ach, das tut gut diese Unterstützung. Ehrlich.
Und nein, es war nicht mein Geburtstag, sondern mein Großer ist sweet-sixteen geworden.

Aber wenn ich mich so zurück erinnere, war mir es schon sehr früh klar, das Zusammenspiel mit Alk und seinem Co.
Klar hab ich vieles versucht mich da zurück zu nehmen, ihn stehen zu lassen, ihn erklären und machen lassen. So dachte ich.
Ich hab mich schon früh abgegrenzt, bin schon immer wieder alleine mit Freunden zusammen gewesen, ob Er sich mit seinem Bier nun eingeigelt hat oder nicht. Auch hab ich immer wieder kleine Kurzurlaube allein mit den Jungs unternommen, oder hab sie zu irgendwelchen Vereinen gebracht, da mein soziales Umfeld für die Kids und ja auch für mich aufgebaut. Aber mein Engagement für die Kinder und das benötigete Geld hat Er ausgenützt um sich damit nicht zu belasten, um seinen Freiraum, seine Zeit für sich zu nehmen und sein Leben zu ertränken.
Also hab ich ihm´s doch besorgt, sein ungestörtes Alk-Dasein.
Ich war doch typisch co, das kommt davon, wenn man schlauer sein will als die anderen.
Leider hab ich das halt erst gerafft mit diesem Abstand.
Und das ärgert mich so.

Oh je, ich glaub um den inneren Kritiker ruhig zu stellen, muss ich ihn tod kloppen.
Aber ich versuch ihm Saft zu entziehen indem ich mir immer wieder vor Augen führ, was ich doch auch in dieser Zeit gelernt habe.
Ich bin selbstständig, ich brauch keinen der mir Sprudel holt oder mir meine Waschmaschine repariert... (noch nicht),
ich kann mit Geld umgehen (wenn da welches ist ) und ich kann ein Regal aufhängen (sieht zwar immer wieder spartanisch aus, hebt aber)...

und so bin ich auf den Punkt gekommen : wer mich nicht will (zu meinen Bedingungen) der verdient mich nicht.

Danke euch.
nici

Zitat

s werden einige schlange stehn (die dich wolln) die dich auch nich verdienen - pass auf dich auf wenns soweit is

Na ja kann ja dann auch Nummern ziehn lassen, wie bei Monty´s Sofa.

Aber im Moment hab ich da keine Ambitionen.

Ja, Martha das ist, was gerade in mir passiert : dieses Zurückgucken.
Aber ich brauch das auch. Jedes Detail anschauen, nochmal genau anblicken und dann ablegen. Es hilft mir auch im Jetzt.
Klar ärgere ich mich über Dinge, die ich tat. Aber auch dieser Ärger, dieses Kopfschütteln brauchst um die Gesamheit zu erkennen.

Ich denk, ich bin auf dem richtigen Weg, aber zu sagen "ich bin ihn fertig gegangen" maß ich mir noch nicht an.
Und auf dem Weg bin ich so durch manch Pfütze getreten, die schau ich mir an und geh ihnen beim nächsten Mal aus dem Weg.

Liebe Grüße,
nici

Danke Matthias und Danke Monty.

"Danke" ja das ist ein Wort dessen Bedeutung wohl immer mehr schwindet.

Zitat

Im Zeitalter der Technik und Kommunikationsmöglichkeiten wird das meist als selbstverständlich angesehen das Hilfe angeboten wird. Das sich aber Menschen wie Karsten dazu bereit erklären rund um die Uhr hier präsent zu sein und das erst ermöglicht, gebührt mehr wie großen Dank.

das schrieb mir Hartmut heute und brachte mich zum nachdenken.
Ja, es ist heut zutage leider vieles selbstverständlich geworden, war es für mich ja auch, da nehm ich mich nicht raus.
Nun aus der geänderten Lebenssituation ist vieles nicht mehr selbstverständlich.
Nein ich kann nicht jeden Verein der Kinder bezahlen, ich muss ihn abmelden. Und auch das mein Großer, Anfang Nov. eine Winterjacke trägt, ist leider auch nicht mehr selbstverständlich, und muss noch warten.
Ich bin dankbar, und dieses Wort "Danke" hat für mich noch die Bedeutung, die es eigentlich haben sollte. Dankbar für die Lebensmittel, die ich geschenkt bekomme. Dankbar für das Essen, dass die Verwandte zum Geburtstag mitbringen um dem Jung seine Feier in gewohntem Maße zu ermöglichen. Um das alte Sofa und die Kaffemaschine, die ich geschenkt bekomme, genauso wie ich dankbar bin dass die Rechtsanwältin nach Durchsicht meiner Finanzen auf ihr Honorar verzichtet hat.

Sehr, sehr dankbar bin ich Euch, die Menschen hier im Forum, die einem Ohr und Schulter bieten und natürlich Karsten und seiner Mannschaft, die es überhaupt einem ermöglichen, zwar mittellos aber nicht hilflos da zu stehn.
Ich hab eine Geb.-Karte schon hier liegen, muss aber das Ende des Monats abwarten um ein "mehr" als ein Danke geben zu können.
Das nagt an mir. Auch für die Schule kann ich mich leider nicht mit Sachspenden einbringen und versuch es wenigstens mit meiner Mitarbeit wieder gut zu machen.
Was mich am meisten ärgert, wir sind in diese Situation unschuldig reingeschlittert. Das finanzielle Dilemma ist unser Preis für ein alkfreies Leben, und auch wenn wir unverschuldet finanziell so mies dastehn, ausbaden muss es ich und die Kinder.
IHM reicht das bisschen Geld für den Alk und die Zigaretten, mehr brauchst Er nicht. Er wächst nicht aus den Klamotten.
Eine Situation, die ich verdammt ungerecht finde.
Umso mehr bin ich den Menschen dankbar, dass auch wir, Hilfe annehmen und auch erfahren dürfen, auch ohne dass man zur guten Mittelschicht gehört und nicht das Gefühl haben muss nicht gern gesehen zu sein.
Das lag mir gerade so auf der Seele.

Liebe Grüße,
nici
sooo, und nun ess ich meine Äpfel.

Ich drück euch zurück Martha und Monty.