Wenn der Alltag sich einschleicht

  • Ihr Lieben,
    ich brauche eure Hilfe! :(
    In den letzten 2 Wochen haben sich alte Denkmuster bemerkbar gemacht die mir Angst bereiten. Ihr wisst, ich bin eine "Stresstrinkerin".
    In den letzten 2 Wochen stand ich extrem beruflich und familiär (Elternabende, Klausuren..) unter Stress, ich war hochgradig nervös und angespannt...und dann kamen die nassen Gedanken! :cry:
    Ich hatte den Wunsch mich wegzubeamen, wie früher, ich halte das nicht mehr aus etc. - ihr wisst schon!
    Meine reale SHG - eine reine Frauengruppe-hat mich da wircklich aufgebaut - wir gingen abends noch walken usw.
    ich habe auch heute meine Teilnahme an einer Gartenparta (für meinen Mann ganz wichtig, da Chef & Co anwesend) abgesagt. Ich spüre die Gefahr!
    Meine Bitte nun an Euch wäre, wie komme ich da jetzt raus, mein Alkgeist giert nach Stoff, ich nehm Schlaftabletten gegen die Gier nach Feierabend (gehe dann gegen 20.00 Uhr ins Bett), ich war so weit weg vom Alk... ich kann es kaum aushalten!
    Hilfe, murmeltier

  • Liebes Murmeltier,

    OK. Ruhig bleiben! Ich habe hier mal was gelesen – das ging ungefähr so:
    Gehe in den Dialog mit dem Alkohol.
    Was will er Dir sagen? Trink mich?
    Du weisst, er ist Dein hinterhältigster Feind! Er gibt sich als Dein Freund aus. Er verspricht Dir jetzt Trost, Linderung und Entspannung. Aber die Rechnung präsentiert er Dir mit seiner Teufelsfratze. Auf solche Freunde kann man verzichten, oder?

    Ich bin mir sicher, Du überstehst das. Viel Wasser trinken, viel Tee, was Süßes essen gegen den schlimmsten Druck. Reden! Rede mit jemanden aus Deiner SHG.

    Und das Beste: Es geht vorrüber. Denk mal an die nächsten Tage, wie froh Du sein wirst, nicht nachgegeben zu haben.

    Viel Glück, Kraft, Mut und bleibt trocken,
    EinNeuer

  • Lieber "Neuer",
    hab mir jetz einen Riegel Schokolade gegönnt (bin ja am Abnehmen)... es war unbefriedigend :roll:
    Ich würde mir am liebsten sofort eine Schlaftablette reinziehen, - dann bin ich weg und die Gefahr wäre gebannt... mir schnürt sich im Moment alles zusammen... ich bin verzweifelt!
    Ein riesiger Rückschritt...

  • Hallo murmeltier,

    hier ist das so, dass man sich in so einem Notfall auf der Entgiftungsstation melden kann. Dort wird man dann ohne Probleme zur Krisenintervention aufgenommen. Ich kenne mehrere, die schon davon Gebrauch gemacht haben. Die waren nachher immer froh darüber.
    Besonders wenn Schlaftabletten herhalten müssen. Da ist für mich der Rückfall eigentlich schon da.
    Ich hoffe Du packst das.

    Alles Gute

    H.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Liebes Murmeltier,

    Mir scheint, Du bist jetzt leicht in Panik geraten. Auch wenn es jetzt abgedroschen klingt: Geh mal kurz raus (reicht auch Balkon oder Garten) und atme mal durch. Leg Dich vielleicht kurz hin und versuche ruhig zu atmen und nachzudenken.
    Du wirst sehen, alles halb so schlimm. Du schaffst das! :D
    Die Schlaftablette würde ich um die Zeit eher als letzten Notnagel sehen. Besser, als zu trinken. Aber nicht wirklich anzuraten.

    Und ganz wichtig! Was Du jetzt erlebst, ist kein Rückschritt. Da gibt es keinen Grund zur Verzweiflung, für Stress oder für Scham. Das ist ein heftig auftretender Saufdruck. Mehr nicht. Das erleben viele. Zum Rückschritt wird es dann, wenn Du ihm nachgibst und trinkst.

    Bleib bitte trocken!
    EinNeuer

  • Liebes Murmeltier!
    Gib nicht nach. Denk dran, wie elend Du Dich fühlen wirst, wenn Du nachgegeben hast. Ich weiß, wie verlockend der Gedanke ist, einfach alles ausschalten. Hab ich auch gern und oft gemacht. Nur es ist ja keine Lösung.
    Bin noch ganz neu hier, wie lange bist Du trocken?
    Komm sprich mit mir, wir helfen uns gegenseitig über den großen, schwarzen Berg!
    GGLG Polly

    03.06.10

  • Hallo ihr Lieben,
    danke für die aufbauenden Worte! :D
    Ich melde mich zurück aus einem erfolgreichen trockenen Wochenende!
    Tut mir leid, dass ich mich nicht früher melde, aber ich habe mich bewusst "ausgeklinkt", heisst Handy und Computer ausgeschaltet, eine Radtour gemacht und viel Tee getrunken.
    Heute habe ich meine Beiträge nochmal durchgelesen, und habe deutlich erkannt wie sehr sich mein Hirn auf diesen Saufdruck eingeschworen hat!
    Andererseits war es nachdem ich diese Worte geschrieben habe, also mich ganz bewußt öffentlich zu meinen Gefühlen bekannt habe, als wäre ein Bann gebrochen worden. Die Beklemmungen waren weg, ich konnte wieder in aller Ruhe und Vernunft denken und mich der Situation stellen.
    Ich habe mir in den letzten Wochen einfach zuviel zugemutet, vieles davon war auch nicht von Erfolg geprägt! :(
    Dann kam die Enttäuschung, der Frust, naja, die typische Spirale abwärts.
    War heute schon bei der Gruppentherapie, wir haben über Auslösermechanismen gesprochen und wie wir sie vermeiden bzw. rechtzeitig erkennen können.
    Was ich schon öfter hier gelesen habe ist bei mir eingetreten, man wird nach längerer Abstinenz übermütig und verliert die wesentlichen Punkte der Trockenheitsarbeit aus den Augen...
    Wünsche euch einen guten Wochenanfang und danke nochmal dass ich hier so offen sein darf,
    murmeltier

  • Hi silberkralle,
    Sch...Schlaftabletten hab ich nicht gebraucht weil ich ja brav am Sportln war und mir im Anschluss ein Muskel- und Seelenrelaxbad gegönnt habe. Ich war so darauf so müde, dass ich beim Fussballgucken eingeschlafen bin... vielleicht lags aber auch am faden Spiel! :wink:
    LG, murmeltier

  • Hallo zusammen,
    melde mich zurück aus dem Urlaub, vieles ist hier wieder an Beiträgen geschrieben worden, und ich werde mich die nächsten Tage wieder einlesen.
    Mein Urlaub war ein voller Erfolg! :D Zusammen mit meiner Schwester (Burnout-Patientin, frisch aus der REHA),ihrem Mann, unseren Kindern und meinem Noch-Lebensgefährten haben wir bewußt ein stilles Häuschen direkt am Meer in Kroatien gemietet, gemeinsam gekocht, mit dem Boot rumgeschipptert, viel geschwommen, und vor allem ganz gemütliche Abende ohne Alkohol auf der Terasse verbracht.
    Die Männer haben zwar ein paar Abende in der Stadt ein paar Bier getrunken, unser zuhause blieb aber alkoholfrei.
    Vor allem die intensiven Gespräche mit meiner Schwester haben mir schon lange gefehlt, wir konnten vieles gegenseitig be/erleuchten, ich glaube auch sie ist im Moment gefestigter und erstmal über den Damm.

    Der Wiedereinstig in den Alltag macht mir allerdings zu schaffen, ich wollte eigentlich mein Sportprogramm intensivieren (ich will ja schließlich noch einige kilos loswerden), leider kam jetzt eine heftige Erkältung dazwischen, und so quäl ich mich ein bisserl durch den Tag.
    Doch das geht vorbei, und dann wird wieder fleissig gejoggt und trainiert!

    Was habt ihr diesen Sommer an Aktivitäten vor, und welche Vorsichtsmassnahmen tätigt ihr? Ich wollte auf keinen Fall in irgendeine Partymeile, oder Hotels mit Poolbar, das halte ich für sehr gefährlich! Im Urlaub verliert man sehr schnell seine guten Vorsätze, überall wird getrunken und geschunkelt, - nein, danke - das schreit richtig nach unbekümmerten Rückfall!
    Bin auf eure Antworten gespannt und wünsch allen einen schönen Sommer, murmeltier

  • Hallo ihr Lieben,
    melde mich noch mal kurz vorm Wochenende. Muss jetzt noch bis 14.00 Uhr arbeiten und dann gehts ab in die Sonne! :D
    Da heute ein Gartenfest (Schrebergarten) stattfindet, habe ich mir in den letzten Tagen eine Strategie entwickelt:
    1. Habe zwei Frauen aus meiner SHG eingeladen (beide Langzeittrockene)
    2. Unsere Parzelle bleibt alkfrei, dort dürfen die Kinder im Pool plantschen und Tischtennis spielen.
    3. Es gibt lecker Kuchen, Kaffee und Milchshakes außerdem selbstgemachten Holundersaft mit Zitrone und ganz viel Eis! (das gibt sicher 2 kg mehr auf den Hüften)
    4. ich bin mit dem Fahrrad unabhängig, und kann den Ort des Geschehens schnell verlassen wenns mir zuviel wird.
    :oops:
    Muss sagen, ich bin schon ein wenig angespannt, weil es das erste Mal seit 7 Monaten ist, dass ich mich auf so ein Fest einlasse, allerdings wissen alle Gäste von meiner Sucht, und akzeptieren die Regeln.
    Mein Therapeut meint ich sei endlich soweit, dass ich mich (unter Aufsicht :wink: ) wieder mit Geselligkeiten konfrontieren kann um gegen meine soziale Phobie (habe ich seit meiner Abstinenz) anzugehen.
    Wünsche allen hier ein schönes, trockenes Wochenende, murmeltier

  • Liebe Mitleser,
    das Sommerfest war ein großer Erfolg für mich! :D
    Es war aber auch gut, dass ich bereits im Vorfeld mitbestimmt habe, und so lief alles komplett störungsfrei ab.
    Beim Grillen habe ich mich allerdings nicht beteiligt, das fand beim Gasthaus statt, und da hatte wirklich jeder ein Glas Bier in der Hand. Sogar dem Gegrillten haftete so eine Alknote an, ich glaub die haben da Bier drübergeschüttet! :shock:
    Da ich aber unsere Gartenpazelle zum "Kinderparadies" umgestaltet hatte, gabs ausreichend Kaffee, Saftschorle und Kuchen, wo ich gerne (habe mich noch nicht auf die Waage getraut!) zugegriffen habe.
    Am späteren Nachmittag, als die Stimmung allgemein schon recht weinseelig und bierschwanger geworden war, sind wir Mädels mit den Fahrrädern nachghause gestartet. Wir haben sogar einen Umweg durch die Flussalleen gemacht, was in der Gruppe totalen Spass gemacht hat.

    Mein erstes "gesellschaftliche" Zusammentreffen nach 7 Monaten hat mich bestärkt, dass ich auf dem richtigen Weg bin wenn ich vorausschauend handle und mich nicht geniere um Unterstützung zu fragen!
    Euch allen eine schöne Woche, murmeltier :D

  • Hallo liebe Mitleser,
    hatte heute eine sehr anstrengende Therapiesitzung, habe zum ersten Mal aus vollem Herzen geheult!
    Ich komme wie ich schon erzählt habe aus einem "gutsituierten" Alkoholikerhaushalt, aussen hui - innen pfui. :oops:
    Jedenfalls dachte ich mit diesem Teil meines Lebens abgeschlossen zu haben, und war recht verwundert als mein Therapeut mich vor 2 Monaten gebeten hatte Fotos aus meiner Kind/Jugendzeit mitzubringen. :?:
    Heute hat er den Therapieraum verdunkelt und Dias an die Wand projeziert - meine Fotos! :shock:
    Ich will euch nicht mit Details langweilen, aber der Blick zurück hat plötzlich alle Schleusen bei mir geöffnet, obwohl ich die Fotos ja bereits kannte. Weiss auch nicht was da passiert ist, - aber es war unglaublich traurig, erleichternd, es machte mich zornig, ich habe mich geschämt (ich rotzte und heulte wie ein Kleinkind), und irgendwann machte es "plopp!" und mir fiel ein Stein runter...
    Warum? Weinen tut gut... jammern befreit! :D
    Auch eine neue Erfahrung für mich, LG, murmeltier

  • glück auf murmeltier

    Zitat von murmeltier

    irgendwann machte es "plopp!" und mir fiel ein Stein runter...
    Warum? Weinen tut gut...

    ich freu mich das du sooo n tollen therapeuten gefunden hast

    gute schöne freie zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Oh ja ....manchmal hat Weinen etwas Befreiendes....ich kenne das aus meiner vorigen Therapie.....ja der Blick zurück auf die Kindheit ist manchmal ziemlich schmerzhaft....

    Das Außen hui und innen pfui .....da mußte ich schmunzeln....das kenne ich sehr gut....und manchmal denke ich "es mußte ja so mit mir kommen"....weil ich obwohl ich es nicht wollte.....die alten Muster weiter gelebt habe.

    Und das gilt es zu ändern zu durchbrechen!

    Lg Pelagia

  • Hallo silberkralle, hallo pelagia,

    ja, ich habe mich im anschluss gefühlt als hätte ich im Dauerlauf einen Riesenbrg bezwungen, war total geschafft aber es war schon sehr befreiend vieles einmal rauszulassen! :D

    Alkohol war und ist in meiner Famielie täglich auf dem Tisch - und nicht immer als reines Genussmittel. Obwohl ich in meiner Jugend eigentlich nicht oder kaum getrunken habe, habe ich die Bilder im Kopf konserviert und bin später als der berufliche und private Stress richtig losging darauf zurückgekommen.

    Frühkindliche Konditionierung könnte man sagen - mein Gott, ich hör mich schon selber wie mein Therapeut an... :wink:

    LG, murmelteir

  • Hallo zusammen,

    heute ist wieder einmal einer dieser Tage wo ich am liebsten auf und davonlaufen könnte. :roll:
    In der Arbeit der totale Stress, zuhause das reinste Chaos - und ich krieg nix auf die Reihe! :oops:
    Deswegen habe ich mir jetzt einen Riesen-Cafe-Latte mit extra Zucker und einen Schokoladenkuchen eingeworfen :D , dabei bin ich ja auf Diät weil mir bald keine Hose mehr passt! :shock:
    Also entweder gehe ich heute abend eine lange Runde Joggen oder ich schmeiss mich gleich gefrustet ins Bett und verziehe mich ins Träumeland! Ich weiß, Joggen wäre sinnvoller....
    So, jetzt mal wieder ran an die Arbeit, morgen wirds hoffentlich wieder besser,
    LG, murmeltier

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