Vater an Leberzirrhose gestorben - Trauer fehlt

  • Hallo Baby Blue,

    mach Dir jetzt nicht auch noch Selbstvorwürfe. Erstens sind sie nicht angebracht, weil jeder Mensch anders trauert. Und zweitens wird es noch kommen, das Gefühl der Leere und Trauer, wenn die Beerdigung usw.alles vorbei ist.
    Es ist jetzt wichtig, dass Du deiner Muter beistehst, die braucht Hilfe.

    Wenn es denn ein Trost sein kann: dein Vater ist sehenden Auges in den Tod gegangen, und immerhin noch mit klarem Verstand. Es gibt Fälle, wo das Korsakow-Syndrom den Tod zur Erlösung werden lässt.

    idS Daniel

    Angehöriger

  • Hallo Babyblue,

    zuerst einmal mein Beileid zum Verlust Deines Vaters!

    Ich denk mal die Trauer kommt noch. Du hast momentan einfach zu viel um die Ohren. Und nur weil nicht dauernd die Tränen fließen heißt das nicht, dass Du nicht trauerst.

    Hab meinen Pa im vorigen Sommer verloren. Er hatte einen Unterkiefertumor und nur auf mein zutun hin ist er in ärztliche Behandlung gekommen. Er wär von allein auch nie zum Arzt gegangen! Der Arzt hat ihn sofort ins Krankenaus geschickt und wir haben uns ca. 6 Wochen intensiv um ihn gekümmert, seine Wäsche gemacht usw... Aber die Bestrahlung hat er dann wohl nicht so gut vertragen...sein Körper war durch den vielen Alk-genuss all die Jahre viel zu geschwächt. Zum Schluss hin kam er in ein Pflegeheim mit Palliativstation, wo er nur noch zwei Tage gelebt hat und den letzten Tag hab ich an seinem Bett seine Hand haltend verbracht.
    Was ich damit sagen möchte, ich glaube man schließt schon viel eher mit der Möglichkeit des Todes ab. In all den Jahren des Hoffens und doch wieder enttäuscht werdens ist es doch ein ganz schönes auf und ab. Direkt nach dem Tod kamen bei mir auch keine Tränen. Man hatte einfach so viel zu organisieren...
    Als dann wieder mehr Ruhe eintrat war es anders. Und auch heute, ein Jahr später kann ich schlecht über den Tod reden - die Augen füllen sich automatisch!

    Ich wünsch Dir jedenfalls für die komende Zeit viel Kraft und lass alles so zu wie es kommen sollte!

    Liebe Grüße von Katrin

  • Hallo,

    mach Dir keine Selbstvorwürfe! Solange noch getan, organisiert, geschafft werden muß, funktioniert man!
    Ich habe vor Jahren die Beisetzung meines Bruders organisiert, sogar selbst noch eine Abschiedsrede für ihn gehalten. Und jeder gratulierte mir zu meiner Stärke und wie toll ich das alles gemacht hätte und wie stark ich bin!
    Ich lebte wie unter einer Käseglocke, nur Funktion, keine Emotion! Das kam dann alles später! Und in teilweise völlig unerwarteten Situationen.

    Und wie schon gesagt: jeder Mensch trauert anders.

    Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst.

    Gruß
    Mada

    Habe Mut, Dich Deines Vestandes zu bedienen. I. Kant

  • Es tut mir leid um den Verlust deiner Mum.

    Meine Mum ist nach vielen, vielen ach soooo vielen Krankenhausaufenthalten vor 4 Jahren an Krebs gestorben. Wir haben Sie ein halbes Jahr zuhause gepflegt.
    Als sie gestorben war, hatte ich tierische Weinkrämpfe, danach habe ich wie immer funktioniert und dann kam der grosse Zusammenbruch.... danach die grosse Leere.
    Ich habe meine Mum über alles geliebt und gleichzeitig gehasst. Irgendwann ist mir allerdings bewusst geworden, dass ich nicht nur meine Mum verloren hatte sondern auch meine Lebensinhalt. Ich wusste gar nichts mit mir anzufangen. Ich habe ihr Leben gelebt. Hat mich jemand nach meine Bedüftnissen gefragt, habe ich sie unterbewusst auf meine Mum abgestimmt. Ich wusste gar nicht - wer oder was ich bin. Selbst nach so vielen Jahren - versuche ich immer noch rauszufinden, wer ich bin und was ich fühle. Aber es wird langsam.

    Zudem kam mit ihrem Tod auch eine grosse Erleichterung über mich. Für viele die keine EKAs sind, muss es sich fürchterlich anhören. Aber mir ist die Last der Verantwortung von den Schultern gefallen. Endlich musste ich mich nicht mehr um meine kranke Mum kümmern. Endlich hatte ich Zeit für mich - auch wenn ich am Anfang nicht wusste wie ich diese für mich nutzen konnte.

    Lass dir nicht vorschreiben wie du zu trauen hast. Wie bereits gesagt, trauert jeder anders. Setzte dich nicht unter Druck. Lass dir Zeit.

    Ich wünsche dir alle Kraft dieser Welt.

    Alles Liebe
    Vivian

  • Hey Baby Blue,

    mein Opa war 2 Jahre vor seinem Tod ein 100 % er Pflegefall, wenn er mit den ganzen Tabletten noch einen klaren Augenblick hatte und uns erkannte sagte er immer bitte lasst mich endlich sterben.
    Das hat mich die Jahre immer so traurig gemacht, das ich halt im Inneren nen Teil der Trauer vielleicht schon hinter mir hatte. Ich meine wär er plötzlich ohne Vorwarnung gestorben, wär ich ned so gefasst gewesen und so wars in gewisser Weise eine Erlösung für ihn.

    Ich kann dir nicht sagen ob es bei dir auch so ist, oder ob in ner freien Minute erst wieder alles hochkommt.
    Ganz lg krapfen

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