Hallo ihr Lieben,
ich habe lange überlegt ob ich das was jetzt kommt, hier schreiben soll. Aber ich muss es einfach los werden. Ich verstehe mich selbst nicht mehr. Um es euch ein bischen zu verdeutlichen muss ich ein wenig ausholen.
Ich habe gestern vor drei Jahren meine Entgiftung begonnen. Danach habe ich eine LZT und 2 weitere Psychotherapien hinter mich gebracht. Vieles was bei mir im Argen lag kam zutage und ich bin auch heute noch nicht wirklich wieder hergestellt. Aber das ist eine andere Geschichte. Ich bin froh und glücklich darüber das ich bis zum heutigen Tag keinen Rückfall hatte und meines Erachtens auch nicht gefährdet bin.
Damit das auch so bleibt habe ich vor einiger Zeit mein Umfeld gewechselt und bin 150 km weit weg von meinem Wohnort gezogen. Soweit hat auch alles prima geklappt, neue Bekannte und Freunde, ein 2. Haustier, super Vermieter und Nachbarn die um meine Krankheit wissen.
Im Laufe der ersten Monate nach meinem Umzug stellte ich fest das in meiner Straße sehr gemischte Bewohner leben. So weit so gut. Eben auch sozial schwache Menschen (vorsichtig ausgedrückt) Aber das stört mich nicht weiter.
Nun mein eigentliches Anliegen. In meiner Straße befindet sich auch ein Gebäude in dem durch die Stadt Obdachlose und starke Alkoholiker untergebracht sind. Seit einiger Zeit ertappe ich mich dabei das ich diesen Menschen ganz bewußt aus dem Weg gehe. Nicht weil ich Angst habe das sie mich gefährden könnten. Nein, ich will mit ihnen nichts zu tun haben. Sie sind freundlich und halten sich auf Distanz. Durch meinen Hund den ich vor einigen Monaten geschenkt bekam, wird der Kontakt zu meiner Nachbarschaft doch ein wenig intensiver. Jeder findet die kleine Candy ach so süß. Aber eben auch besagte Anwohner dieses Hauses. Jetzt bin ich sogar so weit gegangen das ich sagte, sie dürfen sie nicht mehr locken und anfassen weil sie sich in der Ausbildung befindet. (Das stimmt ja in gewisser Hinsicht auch, aber ich habe das bei anderen Personen noch nie so deutlich gesagt wie bei ihnen).
Es ist ganz klar, ich will mit ihnen nichts zu tun haben. Sehe ich wie ein bestimmtes Pärchen mit Bier nach Hause kommt, empfinde ich nur Verachtung.
Wie kann ich nur so arrogant und überheblich sein und mir ein Urteil erlauben. War ich nicht genauso wie sie? Lediglich mit dem Unterschied das ich noch ein halbwegs geregeltes Leben und Arbeit hatte.
Was ist nur los mit mir???? Ich schäme mich dafür das ich so denke, und ich weiss nicht wie ich damit umgehen soll. Es steht mir nicht zu über diese Leute zu urteilen und schon gar nicht sie zu verachten. Ich bin auch ein Alkoholiker, eben nur trocken. Auch krank, wie sie. Das weiß ich nur zu gut. Und trotzdem wechsle ich die Straßenseite damit ich mich nicht mit ihnen auseinander setzen muss.