ich bin der Leader, doch täglich güßt das Murmeltier

  • Ich bin neulich gefragt worden, was ist der Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl? Ich habe eine lange Erklärung von trennen Distanz und Abgrenzung dahin gefaselt. Nach einer Weile war aber klar, dass ich es nicht erklären konnte,- weil genau das mein Problem ist. Sich verantwortlich zu fühlen, beschützen zu wollen, nicht als Gefühl der Zugehörigkeit, sondern als reflexhafte Handlung. Sich fremdschämen, in einem fliesenden Übergang von mir zu ihr, weil ich der Leader bin, der Anführer der alles in den Griff bekommt. Ich kann Sie nicht loslassen, weil ich sonst nicht mehr ich bin.
    Stell Dich in meinen Windschatten und ich werde dich durch den Sturm führen. Aber es ist kein Sturm, sondern eine Weinflasche im Kleiderschrank, die ich nicht verschließen kann.
    Tage, an denen das Murmeltier täglich grüßt. Abends besoffen,- morgens alles in bester Ordnung. Sie, vom Stoff besoffen, ich von ihr. Jahre vergehen, nach der Verzweiflung kommt die Gleichgültigkeit im Gepäck der Bequemlichkeit…

  • Bist Du's? Der Leader? Der alles in den Griff bekommt? Wenn Du doch nichtmal in den Griff bekommst festzustellen wo Du aufhörst und der andere anfängt?

    Wie willst Du Mitleid und Mitgefühl unterscheiden wenn Du nicht fühlen kannst was Dein Gefühl ist und was das eines Anderen?

    Wie willst Du Mitleid und Mitgefühl mit dem Kopf trennen wenn sie doch im Bauch entstehen?

  • Hallo Innocent,

    klasse, dass Du Dich nach längerer Zeit wieder meldest und über Dich nachdenkst.

    Wann beginnst Du etwas zu ändern?

    LG Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Innocent
    Betrachtet man einfach mal die worte, dann sind Mitgefühl und Mitleid doch erstmal beides Gefühle, die einem anderen Menschen gelten.
    Gefühl, ist einfach ein Gefühl.
    Leid ist auch ein Gefühl, das aber genauestens definiert ist: LEID. Und was ist das? Du leidest, fühlst Dich schlecht, ein negatives schlechtes Gefühl, dass nur danach schreit, dass es endlich aufhört, oder?

    Also- was fühlst Du?

    Ach , und dann - leidet Deine Partnerin überhaupt? Oder suhlt sie sich in ihrer Rolle als Alkoholikerin jeden Tag aufs neue, wenn das Murmeltier danach ruft?
    In dem Falle gibt es gar kein Mitleid, denn mit wem möchtest Du denn leiden.

    Für mich sieht es so aus, als ob nur Du derjenige bist, der ein negatives Gefühl bei der ganzen Sache hat.
    Wenn Deine Partnerin es auch ( endlich) mal hätte, und zwar nicht aus Deienr Sicht, sodnern aus ihrer sicht, dann wäre schon mal der erste Schritt getan, dass sie sich Hilfe holen will/ kann / wird - wie auch immer.
    Das sit doch der entscheidende Punkt, den wir COs doch erkennen müssen.
    Wir müssen ich und du ganz klar unterscheiden und merken, dass letztlich WIR es sind, die leiden und dementsprechend WIR es sind, die uns Hilfe suchen müssen und uns aus der Situation/ dem Leid befreien müssen.
    Ich habe mich aus dem Leid befreit, nicht aber gänzlich aus meinen Verhaltensmustern. Das ist damit nicht gleich automatisch vollzogen.
    Mein Partner trinkt munter weiter. Er kommt aber klar, mehr oder weniger gut. aber das habe ich abgegeben darüber zu enscheiden und dafür Verantwortung zu übernehmen. Gerne kommt er mal wieder vorbei und versucht an meinen noch teilweise vorhandenen Coknöpfen zu klingeln.
    Aber mein großer Knopf "Vernunft" stellt sich heute davor und läßt ihn nicht mehr rein. Heute weiß ich, wennich mich beherrsche, bei mir bleibe und er sich selbst seinen Problemen stellen muß, dannist es seine einzige Chance.
    Und wenn ich ihn dann aus dem Fenster beobachte und er volltrunken in unseren Fahrradständer umkippt, dann ist das eben so. Früher wäre ich voller Scham, dass es jemand mitbekommt hingelaufen, hätte ihn aufgelsen und ins Bett gepackt. Heute hoffe ich, dass er die halbe nacht dort verbringt, ihm, wenn er aufwacht alle Knochen weh tut und er einfach mal denkt: Mist, so kann es nciht weiter gehen.
    Wie soll er dahin kommen, wenn er wieder in einem schönen weichen Bett aufwacht udn eh vergessen hat , was gestern war? Darum gehts, denke ich.
    Nicht mitleiden udn nicht mitfühlen. Alle gefühle trennen zwischen Dein und mein.
    Die Liebe sehnt sich ja schnell nach eine Symbiose, "eins sein" und dann möglichst für immer. Ich vermute, dass daher auch dieses schnelle Abrutschen in die Coabhängigkeit kommt. Vieleicht bei uns gesellschaftlich bedingt.
    Viele Cos schreiben über sich, dass sie aus ganz normalen Elternhäusern kommen, wo ALkohol nie Thema war.
    Sogar lese ich, dass bei den EKA's , die ja in einer Familie mit einem trinkenden Elternteil aufgewachsen sind diese sich eher noch leichter abnabeln können.
    Da habe ich mich schon oftmals gefragt, wie das kommt. Woher dieses gefühl überhaupt kommt, dass man so schwer Grenzen setzen kann und will. DASS man überhaupt das gefühl des Mitleids so sehr empfindet. _ Dennd a bsit du ja nicht der einzige. Und das ist ja auch im Grunde das, woran wir arbeiten müssen.
    Meine Vermutung ist, dass es an unseren moralischen Vorstellungen liegt. In schlechten und in guten Zeiten. Für immer und ewig. Eins sein. Immer füreinander da sein. Liebevolle Vereinigung...
    Eine romatische Vorstellung von Liebe, die wir inuns aufgesogen haben und das in einer Zeit, wo jede dritte Ehe geschieden wird. Wo es mehr Singles gibt als je zuvor.
    Wo es eigentlich gar keine Schande mehr ist als single zu leben und auch alle Voraussetzungen dafür geschaffen sind. Das war ja früher nicht unbedingt so.
    Vielleicht schwebt in uns gerade wegen dieser vielen Singlemenschen um uns herum die Vostellung, dass wir es doch schaffen wollen, anders sein, unsere Ehe auf jeden Fall erhalten 'bis dass der Tod uns scheidet'.
    Vielleicht ist es nicht nur die Angst vor dem Alkohol zu scheitern, sondern auch gesellschaftlich zu versagen. Kapitulieren von der romantischen Vorstellung eine Liebe für immer zu besitzen und damit in der heutigen Gesellschaft etwas besonderes zu sein.
    Das sind so meine Gedanken dazu. Und jeden Tag, wenn bei mir das Murmeltier grüßt, dann versuche ich bei MIR , bei MEINEN Gefühlen zu bleiben. Und versuche vor allem auch mich darin zu bestärken, dass diese gefühle richtig sind. -Da kommt ja auch ganz schnell die Schuldfrage dazu, welche ja letztlich wieder auf unseren moralischen Vorstellungen beruht. Ein Teufelskreis, aus em wir ausbrechen müssen, wenn wir je etwas verändern wollen.
    Welche Alternative haben wir? Weiter so machen mit unserem Mitleid , dem Partner alles abnehmen bis wir nicht mehr können, bis wir selber daran zu grunde gehen. Bis wir die Krankheit des Partners dahin gehend "gefördert" haben, dass er endlcih anfängt zu leidenund öglicherwiese aussteigt. Was ist dann mit uns? Viele Cos bleiben dann sogar auf der Strecke. Viele Süchtige fangen ein Leben ohne den bisherigen Partner an lese ich hier immer wieder. Was ist dann mit der Dankbarkeit, mit der Treue, mit dr Loyalität, mit der romantischen Vorstellung von Liebe?
    ich möchte nicht als alte Frau allein, kaputt und unvorbereitet dastehen und die Worte Hören: Tut mir leid, aber die Gefühle zu Dir haben sich geändert.

  • Hallo Innocent, hallo Paddy,

    ich habe in einen Fachbuch über Alkoholismus gelesen, dass es sehr viele Partner von Süchtigen gibt, die sich aus eigener Kraft nicht mehr trennen können und es oft nur die Stärkeren noch schaffen.
    Was lässt uns denn wirklich so lange am Partner festhalten?
    Da ich auch jemand bin, der nicht so schnell aufgibt, weiß für mich, das es da schon längst nicht mehr um die Liebe geht.
    Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man derartige Beleidigungen, Aggressionen, Bedrohungen etc. wies so oft geschieht von seiten des Alkoholikers, ertragen kann und dabei noch die eigene Gesundheit verschleudert, nur aus Liebe?
    Da ich genauso eine Betroffene bin und sehr lange nicht wahrhaben wollte, dass es zu einer Trennung kommen muß, diese letzte noch logische Konsequenz, habe für mich eine Erklärung gefunden, mit der ich mich abfinden kann.
    Ich denke mal, dass es wies in der Anfangsphase und Verliebtheit plus die ersten glücklichen Jahre eben ist, wo zwischen einen Pärchchen ganz viel verbindliches und zärtliches passiert, dass ( um bei mir zu bleiben) all das Wunderbare für immer in mir ist und bleiben wird. Mein Körper hat doch genauso die Glücklichen wie die unglücklichen Momente gespeichert und das verbindet uns. An die schönen Gefühle würde ich gerne wieder anknüpfen wollen. Nur leider geht das nicht, denn der süchtige Partner hat sich durch die Krankheit sehr stark verändert. Er ist nicht mehr, der er oder sie mal war. Wenn Er/Sie gegen die Sucht nichts tut, wenn jemand eine Partnerschaft, die Existenz, sein Leben ruiniert, dann muß ich mich doch auch mal in Sicherheit bringen, bei aller Liebe hin oder her.

  • Man bleibt nicht aus Liebe, man bleibt aus Abhängigkeit.
    der Partner trinkt nicht aus Durst, er trinkt aus Abhängigkeit.
    vielleicht ist es gerade deshalb so schwer sich zu trennen, weil man tief im Innern weiß, dass diese trennung für immer, endgültig ist und sein muß. Denn der Süchtige ist lebenslang der Süchtige und kann nur mit seiner sucht leben, wenn er seinen Suchtmitteln aus dem Wege geht.

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