brauche dringend einen Rat.

  • Hallo Liju,

    meine Meinung: Es ist ganz klar besser für die Kinder, wenn du NICHT durchhältst, bis alles nur noch schlimmer wird.
    Durchhalten hat ja nur Sinn, wenn nach dem Durchhalten irgendwas besser wird. Davon kannst du aber nicht ausgehen, denn er wird mit dem Trinken erst aufhören, wenn er einen echten Grund hat. Und den hat er nicht, wenn sein Leben einfach so weiter funktioniert.

    Liebe Grüße
    Doro

  • Hallo Liju,

    herzlich willkommen in unserem Kreis.

    Du hast einen ganz wichtigen Schritt getan. Eigentlich zwei!
    Du hast erkannt, dass Du etwas tun musst. Und Du bleibst nicht mit Dir allein, sondern holst Dir Hilfe.

    Jetzt beginnt allerdings der weitaus schwierigere Teil Deiner Reise. Du wirst zunehmend in die Richtung gelangen, dass DU handeln musst. Und die Erkenntnis ist im Vergleich zum Tun der einfachere Teil.

    Für mich war die erste schwierige Erkenntnis, meinen Blick weg von meinem Alkie auf mich und meine Tochter zu lenken. Du kannst ihn nicht retten!!! Nur Dich und Deine Kinder. Und für Deine Kinder, die sich selbst nicht retten können, hast Du die Verantwortung.
    Ich würde Dir empfehlen, hier mal mit erwachsenen Kindern von Alkoholikern in Kontakt zu treten.

    Meine größte Blockade war der Gedanke, dass ich dem Kind nicht die Mutter wegnehmen wollte.

    Das Richtige für Kinder ist einfach: Raus da!!! Und zwar schnell!!!

    Die Umsetzung dieser Erkenntnis ist allerdings alles Andere als einfach.

    Ich wünsch Dir ganz viel Kraft dabei.

    LG Papi

  • Liebe Liju,

    mit der Vorgeschichte, dass Dein Vater Alkoholiker war wird das Bild noch runder.

    Setze Dich mal mit dem Thema Coabhängigkeit auseinander! Es ist leider häufig so, das Kinder von Alkoholikern hierzu neigen.

    Wenn Du Dich damit auseinandersetzt, wirst Du ganz schnell verstehen, warum Deine Kinder da ganz schnell raus müssen.

    LG Papi

  • Hallo,

    ich bin das Kind eines erwachsenen Alkoholikers.

    Meine Mutter hat sich von ihm getrennt, als ich im Kleinkindalter war.

    Sie hat sich das nicht leicht gemacht. Ich fand es gut, dass sie sich von ihm getrennt hatte.

    Klar ist eine Scheidung/Trennung für Kinder schwer.
    Aber wenn die Beziehung kaputt ist, ist es für Kinder auch schwer.

    Was für Kinder nicht gut ist:
    Erzählen, dass der Vater ein schlechter Mensch ist.
    Kontakt komplett verbieten.
    Kinder mit eigenen Sorgen belasten.
    Kinder alleine lassen mit einem unberechenbaren Menschen (egal ob verwandt oder nicht).

    Wenn der Schutz der Kinder sichergestellt ist, sollte man die Kinder weiterhin Umgang mit dem Partner pflegen lassen.
    Für mich war der Umgang nur dann gut, wenn dieser Schutz bestand.

    Wenn die Mutter unglücklich ist, kann sie sich nicht gut um die Bedürfnisse ihrer Kinder kümmern und wird vielleicht selbst krank.

    Jeder hat das Recht, sich zu schützen, auch die Mutter.

  • Hallo,

    ich bin das erwachsen Kind eines ehemaligen Alkoholikers.

    Meine Mutter hat sich von ihm getrennt, als ich im Kleinkindalter war.

    Sie hat sich das nicht leicht gemacht. Ich fand es gut, dass sie sich von ihm getrennt hatte.

    Klar ist eine Scheidung/Trennung für Kinder schwer.
    Aber wenn die Beziehung kaputt ist, ist es für Kinder auch schwer.

    Was für Kinder nicht gut ist:
    Erzählen, dass der Vater ein schlechter Mensch ist.
    Kontakt komplett verbieten.
    Kinder mit eigenen Sorgen belasten.
    Kinder alleine lassen mit einem unberechenbaren Menschen (egal ob verwandt oder nicht).

    Wenn der Schutz der Kinder sichergestellt ist, sollte man die Kinder weiterhin Umgang mit dem Partner pflegen lassen.
    Für mich war der Umgang nur dann gut, wenn dieser Schutz bestand.

    Wenn die Mutter unglücklich ist, kann sie sich nicht gut um die Bedürfnisse ihrer Kinder kümmern und wird vielleicht selbst krank.

    Jeder hat das Recht, sich zu schützen, auch die Mutter.

  • Hallo Liju,

    sicher kannst du dir nicht sein, du wünschst dir das natürlich, kann ich verstehen.

    Meine Mutter hat immer getrunken...

    Schuldige gibt es tatsächlich nicht. Vielleicht kannst du sie kindgerecht informieren, daß Alkoholismus eine Suchterkrankung ist. Ich habe mir mit 8 ziemlich viel beängstigendes Zeug zusammengereimt, nachdem ich im Waschpulver die versteckten Weinflaschen gefunden habe. Und ich wollte, jemand hätte mit mir WIRKLICH darüber geredet. Das hätte es mir leichter gemacht.

    Ich finde einen kindgerechten, offenen Umgang mit dem Thema Alkoholismus sehr wichtig. Die Fragen werden ja nicht weniger! Bei mir war es so, daß ich schon von klein an mit Klassenkameradinnen darüber redete. Das ist ein Thema, was ja in so vielen Familien vorkommt! Und es ist gut, wenn die Kinder wirklich einen Ansprechpartner haben. Wirklich belastend für mich als Kind war nicht der Alkoholismus der Mutter, sondern die Tatsache, daß das tabuisiert wurde und ich niemanden hatte zum Reden. Das brachte mich zum Schweigen und ich wurde dann später eine gute Co.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

    Einmal editiert, zuletzt von Linde66 (22. Oktober 2010 um 23:23)

  • Hallo liju,

    ich kann mich Linde nur voll und ganz anschließen. Für mich war es in meiner Kindheit am schlimmsten, mit den täglichen Auswirkungen des Alkoholismus konfrontiert zu sein, diese aber nicht richtig einordnen zu können und deshalb zum Schweigen verdammt zu sein. Ich entwickelte schnell seismographische Antennen für die kleinsten Stimmungsänderungen und auch ich wurde durch diese Vorgeschichte eine vorbildliche Co.

    Aus diesem Grund spreche ich mit meiner Tochter (4) mittlerweile altersgerecht und ohne Schuldzuweisungen über das Alkoholproblem ihres Vaters, wann immer der Bedarf bei ihr da ist. Unser gesamtes Umfeld ist ebenfalls informiert, so dass sie jederzeit offen damit umgehen kann, auch wenn ihr Vater immer noch behauptet, er hätte kein Problem und könne jederzeit aufhören.

    Es gibt übrigens auch einige wenige Bücher, die dieses Thema kindgerecht behandeln.

    Lieben Gruß
    Nina

    Lieben Gruß
    Nina

  • Hallo Liju,

    meine Kinder sind 3 und 4 Jahre alt. Und es war so, dass mein Mann durch einen Alkoholrückfall sich wirklich sehr extrem verhalten hat, nicht mehr arbeiten ging, nur noch rumschrie usw. Die Kinder waren damals 1 und 3.

    Jedenfalls gab es dann Phasen, wo sie den Vater sehen konnten, weil er nichts trank, und dann plötzlich ging es wieder los und plötzlich war nix mehr mit Papa-Treffen.
    Da hab ich das dem älteren (dann inzwischen 4) zu erklären versucht, weil ich auch nicht wollte, dass er irgendwelche komischen Phantasien entwickelt, dass er seinem Vater nicht mehr wichtig ist oder so. Ich kam einfach irgendwann an den Punkt, wo ich dachte: Er muss sich doch seinen Teil dazu denken, also muss ich es ihm erklären.
    Also hab ich ihm gesagt, dass sein Vater sehr krank ist und nicht mehr aufhören kann, Bier zu trinken. Dass er genau weiß, dass er davon krank wird, er aber einfach nicht damit aufhören kann. Und dass er eben dann ganz viel rumbrüllt und deshalb die Kinder ihn nicht treffen können.
    So ungefähr.

    ERstmal war es für mich ein bisschen komisch, dass er dann allerdings auch vor anderen Leuten manchmal erzählt hat: Mein Papa trinkt zu viel Bier.
    Aber das war nur die erste Zeit, jetzt redet er darüber nicht mehr.
    Nun muss man allerdings dazu sagen, dass die beiden ihren Papa nicht so extrem vermissen, weil die Trennung zu einer Zeit war, an die sie sich nicht bewusst erinnern.

    Also, das mit der Sucht hat der Kleine schon kapiert. Das hat ihn auch fasziniert. Ich hab auch gesagt (damit er keine Angst bekommt, wenn er Leute mit einem Glas Bier sieht), dass es viele Leute gibt, die etwas Bier trinken (Opa usw.), aber eben nur eins oder zwei und dann wieder aufhören. Dass das bei Papa aber eben anders ist, dass der nicht eins trinken und dann aufhören kann, sondern dann immer mehr haben will.
    Er hat neulich den Vergleich gezogen, als er nicht mit dem Fernsehen aufhören wollte. Er meinte, ich kann auch einfach nicht aufhören. (Okay, der Vergleich hinkt, aber so im Ansatz ist es ja ähnlich.)

    Bei uns war nun mal der Alkohol der einzige Trennungsgrund und ist auch der einzige Grund, weshalb er sich nicht um die Kinder kümmert.
    Ich zeig den Kindern auch Fotos von der Zeit, als wir noch alle zusammen waren. Gut, an dem Punkt idealisiere ich ein bisschen, denn da gab es natürlich auch schon Dinge, die schief gelaufen sind. Aber ich will eben auch, dass sie ihren Vater grundsätzlich als positiven Menschen sehen, der aber durch die Krankheit zu dem geworden ist, was er ist.
    Allerdings gibt es Situationen, da kann ich einfach nicht mehr positiv reden. Da bin ich einfach nur so wütend auf ihn, wenn er z.B. gerade angerufen hat und mich auf die Palme gebracht hat. Ich versuche dann den Kindern gegenüber das wieder zu relativieren, indem ich ihnen erkläre, warum genau ich jetzt gerade wütend bin.

    Ob das alles so richtig ist, weiß ich natürlich auch nicht. Wird sich erst später zeigen.
    Aber soll ich ihnen erzählen, Mama und Papa verstehen sich nicht mehr?
    Stimmt ja nicht.

    Aber es muss natürlich zu dem konkreten Fall passen, wie man das erklärt. Bei euch ist die Situation ja wieder anders.

    Ich will den Kindern eben auch signalisieren, dass sie das Thema "Papa" anschneiden können, wenn sie darüber reden wollen. Ich red jetzt nicht ständig drüber, aber ich schweig es auch nicht tot. Wenn ich nichts gesagt hätte, hätten sie sich vielleicht gar nicht mehr getraut, darüber überhaupt zu sprechen.

    Einen schönen Restabend,
    Doro

  • Noch zur Erklärung: Also, nach dem Rückfall kam es schnell zur Trennung.
    Erst ein halbes Jahr später war diese Trinkpause mit den Kinder-Treffen und erst danach, als das abbrach, hab ich es dem Älteren erklärt.

  • Klar fragt sie nach, wenn Papa ihr abends verspricht, am nächsten Tag dies und jenes zu unternehmen und sich anschließend zwei Tage lang nicht meldet. Und sie fragt nach, warum Papa sie nicht mehr zum KiGa fährt (nachdem ich kürzlich gerade noch verhindern konnte, dass er sie alkoholisiert abholt). Sie fragt, warum Papa noch schläft und sich nicht wecken lässt, obwohl draußen schon fast die Sonne wieder untergeht. Und sie fragt, warum Papa die Nacht angezogen und stinkend unter ihrem Hochbett verbracht hat.

    Ausserdem hat sie sehr feine Antennen dafür, dass ich (auch wenn wir vor ihr diese Ausfälle nicht ansprechen) ihm völlig anders begegne als anderen Menschen.

    Du siehst, mit Vertuschen oder Ausweichen ist es in meinem Fall nicht getan. Am Anfang hatte ein "Mama und Papa streiten oft, aber haben dich beide ganz doll lieb" noch gereicht, sobald sie mit unmittelbaren Auswirkungen konfrontiert war, half nur noch ein offener Umgang damit. So hart es klingt, aber sie wird ohnehin mit diesem Thema aufwachsen müssen, weil ihr Vater nicht die Absicht hat, das Trinken aufzugeben, und die Alkoholspirale wird sich leider nicht rückwärts drehen und in Luft auflösen. Dann doch lieber mit Ehrlichkeit und Offenheit und der Möglichkeit, jederzeit darüber sprechen zu können.

    Nina

    Lieben Gruß
    Nina

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