Sisu = Unnachgiebigkeit!

  • Zitat von Marcello

    Liebe Sisu,

    schön, dass du schonmal ein Ziel definiert hast. Wenn man es gewöhnt wird, nur irgendwie den nächsten Tag herum zu bekommen, dann ist sowas wie "Lebensplanung" ein reichlich fiktives Konzept.
    Die Stimmen im Kopf sind in der Tat mehr als lästig. Du findest hier den Thread "Arbeit mit dem inneren Kind", worin einige sehr plakative Zeugnisse stehen, wie man sie zum schweigen bekommen kann. Hast du damit Erfahrungen?

    Ich komme darauf, weil du schreibst, dass du "dir selbst im Weg stehst". In meinen schlimmsten Zeiten hatte ich überhaupt kein "Ich" mehr, sondern war nur noch ein Konglomerat aus mehr oder weniger laut schreienden. Kindern/Persönlichkeitsanteilen (je nachdem welche Metapher man dafür verwenden möchte, ist aber letztendlich das gleiche). Wenn einem Menschen 100% Bewusstsein zustehen, dann haben in meinem Kopf 99,8% die Konflikte, die Stimmen, die FLashbacks und sonstige Nettigkeiten beansprucht.

    Nach und nach verstummen die Kinder in meinem Kopf. Flashbacks habe ich nur noch selten (früher mehrmals täglich). Ich bin aber ähnlich wütend wie du, ich will auch endlich dass das MEIN Leben wird. ABer wie du warte ich gerade auf meinen Klinikplatz. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass da nicht mehr viel bei mir fehlt, will aber jetzt mal eine professionelle Meinung dazu hören.


    Lieber Marcello,

    auch Dir an dieser Stelle nochmals vielen Dank :)

    Das was Du beschreibst, die Flashbacks, die zermürben mich grade. Neu ist das für mich nicht, nur dass die passenden Emotionen dazu kommen, das kannte ich in diesem Umfang nicht und bin jetzt nervlich am Ende.

    Vor 10 Jahren hatte ich eine lange Zeit Therapie gemacht und auch angefangen mit EMDR zu arbeiten. Bei mir ist das zu dem Zeitpunkt schief gelaufen. Es gab eine Situation, wo ich mich, mein inneres Kind tatsächlich weg geschickt habe weil ich es nicht lieb haben wollte. :shock::oops::cry:

    Zuvor hatte ich mit Hilfe der Therapeutin probiert einen Schutzort zu schaffen, - konnte den aber nicht in mir verankern. Danach habe ich eine ganze Weile mit dem Gefühl leben müssen, dass in mir was gestorben ist,......und sowas wollte ich nie wieder spüren :evil:

    Nach diesem Erlebnis wollte ich nie wieder EMDR praktizieren und habe relativ schnell danach die Therapie abgebrochen, weil ich fertig war, mich quasi selbst fertig gemacht habe.

    Diese angesprochene Therapie habe ich zwei Jahre gemacht und dabei in endlosen Gesprächen überhaupt erst einmal ein Gefühl entwickeln können, was mit mir in meiner Kindheit geschehen ist. Mehr ging zu dem Zeitpunkt nicht. Ich hatte derzeit auch noch häufiger Kontakt zu meiner Herkunftsfamilie und bin aus den Scham- und Schuldgefühlen nicht raus gekommen. Ausserdem habe ich immer noch Angst vor meinen Eltern gehabt.

    Vor ca. 2 Jahren hab ich Verhaltenstherapie gemacht, mich allerdings nicht wirklich darauf eingelassen. Hatte wieder Angst vor Veränderungen, wollte das nicht zeigen und habe die Therapie beendet ohne eine wirkliche Verbesserung meiner Situation herbei zu führen.

    Nun ja, ich fange wieder an, immer wieder und ich hoffe jetzt, wo die "Maske in sich zusammen fällt", dass mir tatsächlich geholfen werden kann. Mit diesen Gefühlen in mir will ich wirklich nicht alt werden!

    Lieben Gruß und auch Dir alles Gute,

    Sisu

    ~Wir selbst sind der Preis~

  • Jedes dieser Gefühle steht für ein inneres Kind, das darauf wartet, von dir beschützt und getröstet zu werden. Klar will man diese Gefühle loswerden aber (ohne dir das jetzt unterstellen zu wollen) Ablehnung und Feindseligkeit verschlimmern die Situation nur. Erst wenn diese Gefühle angenommen, zugelassen und in sie hineingehört werden, können sie mit einem kommunizieren. Man fragt dann "Was schmerzt dich?" und sagt dann "Ja, ich spüre und verstehe deinen Schmerz. Komm und lass dich trösten. Ich beschütze dich und dir wird nie mehr jemand wehtun."

    Manchmal ist das ganz einfach. Fünf minuten Augen zu machen und richtig konzentriert und man ist wieder ein Flashback los. Manchmal ist es aber auch ganz schön kniffelig, das Gefühl hinter dem Gefühl zu lokalisieren und herauszufinden, was wirklich den Konflikt ausmacht. Da die inneren Kinder nur über Gefühle kommunizieren, und ein Schmerz eben erst einmal ein Schmerz ist, ist es oft nicht so einfach herauszubekommen, ob da jetzt eine Wut, eine Trauer, ein Schamgefühl oder eine Sehnsucht gestillt werden möchte. Aber je besser man sich kennt, desto besser geht es. Das ist jedenfalls meine Erfahrung

    Ich wünsche mir eine EDIT-Funktion...

  • Hallo Marcello,

    doch, das kannst Du mir unterstellen.

    Ich wollte die Gefühle los werden und habe das alles abgelehnt. Das es nicht der richtige Weg war habe ich jetzt erst erkannt, wo ich beginne mir Mitleid und Trost für mich selbst zu gestatten. Gelingt mir aber eben oft immer noch nicht.

    Die Sache ist die, dass ich erst vor kurzem dahinter gestiegen bin, dass ich tatsächlich emotional missbraucht wurde.....

    In einer Stunde werde ich das Aufnahmegespräch in der Klinik haben und hoffe, dass sie schnell einen Platz für mich frei haben.

    ~Wir selbst sind der Preis~

  • Marcello :

    Danke für die Beschreibung, wie ich mir helfen kann. Ich schreib mir das jetzt mal ab und werde versuchen damit zu arbeiten.

    Zurzeit hab ich auf dem Sofa und beim schlafen immer eine fette Stoffkatze im Arm und versuche mich damit zu trösten

    ~Wir selbst sind der Preis~

  • Liebe Sisu,

    Zitat von Sisu


    Also begebe ich mich jetzt auf die Suche nach mir selbst. Der Urperson die ich nie sein durfte und die keine Chance hatte sich zu entfalten. Mein grösster Wunsch! Ich selbst sein und alles darf ich sein, alles und endlich :D

    Ein Gedankengang der doch viel sexier ist als die grummelige Sisu die meint trotzig sich selbst gegen alles und jeden behaupten zu müssen, und so viel energiesparender und leichter. :)

    Alles Liebe

    Kaleu

  • Sexy 8) , Du bist vielleicht putzig, Kaleu, - bei dem Kindergarten der grad in mir rumtobt :lol: Trotzdem vielen Dank für die lieben Worte!

    Ich fühle mich sehr erleichtert, freu mich schon fast, schäm mich zwar auch dabei aber egal, - war vorhin im Krankenhaus und habe nun nächste Woche Dienstag ein Aufnahmegespräch. Werde dann wohl Mitte nächster Woche stationär aufgenommen. In mir jubelts vor sich hin, daß ich mich nun endlich um Hilfe gekümmert hab.

    Werde wohl 4 - 6 Wochen stationär sein und kann an den Wochenenden nach Hause.

    DAS wär jetzt erst mal wieder geschafft und getz hau ich mich mit meinem Kuscheltier auf´s Sofa......

    Lieben Gruß,

    Sisu

    ~Wir selbst sind der Preis~

  • Liebe Sisu,

    vielleicht kannst Du die Scham einfach ein bisschen beiseite schieben. Es ist oft leicht gesagt, Du brauchst Dich nicht schämen, das stimmt zwar, es gibt nichts dessen Du Dich schämen müsstest, aber aus eigener Erfahrung weiß ich, daß wenn Scham erstmal da ist, spielt es gar keine Rolle ob die berechtigt ist oder nicht, sie ist nunmal da und wird dadurch zu einem Hindernis.

    Vielleicht gelingt es DIr zu sagen, ok, dann schäm ich mich. Ich muss zwar nicht, tus trotzdem, aber vor allem ist mir das jetzt egal. Es gibt Dinge die sind jetzt wichtiger als meine Scham, um die kümmer ich mich später.

    Allein das kann schon enorm erleichternd sein und vor allem behindert einen die Scham dann nicht mehr. FÜr den Anfang genügt das völlig.

    Ich freue mich so sehr mit Dir, daß es Dir gut tut, daß Du Dir selsbt Hilfe gesucht hast und diese auch zulässt. Geniess das Gefühl einfach mal sorgsam mit Dir umgegangen zu sein.

    Lass es Dir gut gehen.

    Du hast jetzt ein konretes Ziel, etwas was überschaubar ist, etwas was Du anfassen kannst und Du weißt wie Du dorthin kommen kannst. Alles Andere kommt dann später.

    Is' doch sexy, oder nicht? :)

    Alles Liebe

    Kaleu

  • Ja, der Scham.

    Das ist die ultimative Waffe gegen das eigene Selbstwertgefühl. Meine Schwester hat es mir mal so erklärt: Der Scham ist das stärkste Gefühl des Menschen, da es dich davor bewahrt, aus einer Gruppe ausgeschlossen zu werden. Scham, das Einhalten der Schamgrenzen, hält einen Mensch in der Gruppe.

    Vorausgesetzt natürlich man ist auch entsprechend sozialisiert. Wenn da nur durchgekochtes Gemüse in der Birne ist, dann ist das permanente gegenseitige Übertreten von Schamgrenzen vorprogrammiert. Die Zielsetzung "Ich will mich nicht mehr schämen" unter der vorangegangenen Erkenntniss "Ich konnte nichts dafür" und dem Entschluss "Ich übernehme für mich die Verantwortung" ist nun die Idealvoraussetzung um die ersten Durchbrüche zu schaffen.

    Ich wünsche mir eine EDIT-Funktion...

  • Lieber Kaleu,

    ich möchte Dir für Deine Zeilen danken.

    In mir sind grad wieder zu viele Stimmen und krieg nix auf einen Nenner.

    Vielem in mir fällt es schwer zu glauben, dass es irgendwo einen Menschen gibt, der sich für mich freut, dass ich mir Hilfe suche.

    Mir wird grad auf brutalste Art bewusst, wie vielschichtig meine Gedankenwelt gestrickt ist und ich mach mir große Sorgen, dass ich überhaupt anderen Menschen diese Zerrissenheit in mir begreiflich machen kann.

    Nun, ich muss mich jetzt mit dieser Verwirrung abfinden und warte auf den Tag, an dem ich in der Klinik aufgenommen werde.

    Lieben Gruß,

    Sisu

    ~Wir selbst sind der Preis~

  • Zitat von Marcello

    Das ist die ultimative Waffe gegen das eigene Selbstwertgefühl. Meine Schwester hat es mir mal so erklärt: Der Scham ist das stärkste Gefühl des Menschen, da es dich davor bewahrt, aus einer Gruppe ausgeschlossen zu werden. Scham, das Einhalten der Schamgrenzen, hält einen Mensch in der Gruppe.

    Das ist das Dilemma in dem ich mich schon lange befinde.

    "Ich will dazu gehören!" contra "Ich will nicht dazu gehören!"

    Es gibt ja noch nicht mal nur diese zwei Stimmen in mir. :?

    Nun gut, ich will euch hier nix vorheulen. Ich versuche jetzt meine erlernte Fähigkeit, - das Funktionieren allen Umständen zum Trotz dazu zu nutzen meinen gewählten Weg weiter zu gehen.

    Dass ich nix dafür konnte, dass ist immer noch eine Lernaufgabe für mich. Verantwortung für mich übernehmen auch........

    Marcello, dank Dir für Deine Zeilen :)

    ~Wir selbst sind der Preis~

  • Liebe Sisu,

    Zitat

    "Ich will dazu gehören!" contra "Ich will nicht dazu gehören!"

    Das ist doch die normalste Sache der Welt.
    Ich bin ein eigenständiges Individuum vs. Ich bin ein soziales Wesen.

    Nimm das nicht so schwer, das ist wirklich völlig normal.

    Das Geheimnis liegt nicht darin, diese vermeintlichen Gegensätze aufzulösen, sondern mit der Zeit zu verstehen, daß das gar keine Gegensätze sind.

    Alles Liebe

    Kaleu

  • Lieber Kaleu,

    tja, leider habe ich das als normal nicht erleben dürfen. Dass gilt es zu lernen.


    Jetzt was anderes, ich vermisse Spock´s Threat und mir gefällt der Gedanke nicht, dass er hier weg ist oder hier nicht mehr schreiben darf(?)!

    Die PN-Funktion kann ich mir leider finanziell nicht leisten, sonst würde ich nicht öffentlich nachfragen...........

    ~Wir selbst sind der Preis~

  • Mich treibt grade um, wie ich meinen Eltern damit begnen soll, dass ich mich nun bald stationär behandeln lasse und eben auch dort keinen Kontakt zu ihnen haben möchte.

    Ich traue mich immer noch nicht wirklich meinen Wunsch nach Abstand zu formulieren. Zu meinen Eltern habe ich schon eine ganze Weile nur sehr sporadisch Kontakt. Selbst dieser Kontakt macht mich fertig, weil ich sehe dass mein Vater immer noch trinkt und meine Mutter nach wie vor so tut als wenn nix wär. Zu meinem Vater habe ich übrigens nie einen wirklichen Kontakt aufbauen können.

    Mich macht das fertig, dass ich noch nicht einmal weiss, ob ich meine Eltern liebe. Ich empfinde immer nur Schuld, Angst oder Mitleid für sie.

    ~Wir selbst sind der Preis~

  • Hallo Sisu,
    ob du sie liebst weiß ich nicht aber auf jeden Fall dass, sie dir viel bedeuten. Wenn sie dir egal wären, würdest du weder Schuld, Angst noch Mitleid empfinden.
    Bei mir selbst kommt teilweise auch noch die Wut über meine Mutter dazu.
    Verspürst du auch Wut ?
    Ich sag mir immer wenn ich bei meiner Mutter bin sie ist krank und sie will es so. (ich bin trotzden wütend und hab Schuldgefühle und Mitleid kann man ja ned so einfach abstellen)
    Und jeden Tag wenn ich aufstehe sag ich mir vor dem Spiegel: " du bist für dich selbst verabtwortlich !" und dann überleg ich mir was mir gut tun würde.
    Zum Beispiel lange baden, was gutes für einen selber kochen einkaufen ins Kino gehen oder wie du gesagt hast einfach mal auf dem Sofa mit dem Stofftier kuscheln.
    Ich lese hier da ich für mich selbst beschlossen habe, das jeder Tag an dem ich mich mit mir selbst beschäftige mich weiter bringt als wie wenn ich nur funktionieren würde.

  • Hallo Sisu

    Zitat

    Ich traue mich immer noch nicht wirklich meinen Wunsch nach Abstand zu formulieren.

    Lebe den Abstand, halte ihn. Formulieren brauchst du nicht, du brauchst nichts zu erklären, begründen, rechtfertigen. Du darfst dich einfach so um dich kümmern, wortlos.

    Das ist ja das Gute heute, daß wir den Abstand verändern können.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • hallo krapfen,

    hach ja, die gute wut, die ich nicht spüren durfte und die ich situationsgerecht an anderen menschen ausgelassen habe und in mich selbst geleitet hab. ja, ich bin jetzt oft sehr wütend auf meine mutter, bei meinem vater gelingt mir das noch nicht wirklich...

    mir ist jetzt bewusst geworden, dass mich meine mutter narzistisch missbraucht hat und entweder mit liebesentzug, tränen u.s.w reagiert hat, wenn ich versuchte mich zu entziehen. meine oma hat mich ebenso behandelt, bei ihr haben wir als ich kleinkind war gewohnt.

    zum beispiel hat sie mir als kindergartenkind mal erzählt, dass sie gar nicht meine mutter sei sondern meine tante und mich nur an kindes statt angenommen hat. als ich mit trauer und tränen reagiert habe hat sie gelacht. es wäre ja nur ein spass gewesen und mich dann getröstet. ich wusste sofort, dass es nicht stimmt was sie mir erzählt, ich war traurig weil sie mir weh tun wollte. :?

    ich muss das lernen, dass es mir gut gehen darf. ich bin noch nicht immer gut zu mir selbst, oft vergesse ich mich....

    Alles Gute Dir,

    Sisu

    ~Wir selbst sind der Preis~

  • Zitat von Linde66


    Das ist ja das Gute heute, daß wir den Abstand verändern können.


    Danke Dir für Deine Worte, Linde. Das ist eine der Lernaufgaben, die ich vor mir habe.

    Ich wünsche mir sehr, dass ich schaffe das zu verinnerlichen. :)

    ~Wir selbst sind der Preis~

  • Vielen dank dir Sisu,
    ich wünsche dir das beste, und das du nicht mehr auf dich wütend bist.
    Dann schon lieber auf deine Mutter weil sie dir Schuldgefühle einredet oder andere Leute auch wenn die nichts dafür können.
    Und du musst es auch so sehen auch wenn du dich nicht körperlich verletzt, geistig tust du es mit der Wut auf dich selbst.
    Du hast ein schönes Leben verdient ! Lass dir helfen, überleg dir nicht was deine Eltern sagen könnten. Wenn überhaupt kannst du dir des wenn es dir wieder etwas besser geht immer noch überlegen.
    Ganz lg krapfen

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