Kann es wirklich klappen?

  • Hallo,
    nachdem ich hier einige Schicksaale schon gelesen habe stellt sich mir eine Frage: Bei wem hat es mit der Partnerschaft trotz Alkohol und anschließender Trockenzeit geklappt? Und wenn ja, wie war/ist es?

    Zu mir: ich bin 43, verh, habe 3 Kinder und mein Mann (auch 43) trinkt. Vorrangig am Abend, um runter zu kommen und dann schlafen zu können. Ohne Alkohol kann er fast nicht einschlafen.

    Nun waren wir im Sommer im Urlaub und ich habe ihm erklärt, dass ich so nicht weiter leben will. Zuzusehen, wie er sich kaputt macht, darauf habe ich keine Lust.

    Er hat dann den ganzen Urlaub keine Tropfen Alkohol getrunken. 0,0% Bier hat er zu Hauf konsumiert. Aber es war alkoholfrei (auch nicht 0,3%). Er meinte, dass es ihm gut tun würde. Nun, dazu hat dann wohl jeder so seine eigene Meinung. Die ersten 3 Tage konnte er nicht schlafen, war zittrig und schwitzig, aber nach 3 Tagen ging es ihm sichtlich besser. Er war ein anderer Mensch.

    Dann kam zu Hause wieder der Alltag und der STress im Job. Nach und nach hat er dann wieder getrunken und ist in die alten Verhaltensweisen gestürzt.

    Ich habe ihm nun ein Ultimatum gestellt. Entweder er macht eine Therapie oder er kann ausziehen. Gestern hat er einen Arzt konsultiert, denn angeblich will er so nicht weitermachen. Er hat mir jedoch schon mehrfach versprochen, mit dem Alkohol aufzuhören, sagt jedoch selbst, dass er es nicht schafft.

    Nun meine Frage: wie seht ihr die Chancen, dass er die Kurve bekommt. Er ist eigentlich noch nicht richtig unten. Ich muss noch nicht für ihn lügen. Er macht noch seinen Job ohne Probleme. Eigentlich könnte er so vielleicht noch ein wenig weitermachen. Lediglich seine Leber hat Gamma GT von 800. Das spricht schon Bände.

    Wem ging es ähnlich? Ich freue mich über einen regen Austausch.

  • Hallo Chinablue,

    erstmal hallo im Forum.

    Du hast ja einige Fragen. Mal sehen, was ich dir da sagen kann. Also zu Frage 1...

    Zitat

    Bei wem hat es mit der Partnerschaft trotz Alkohol und anschließender Trockenzeit geklappt?


    Bei mir hat es leider nicht geklappt. Trotz Alkohol sowieso nicht und danach war die Liebe kaputt. Ich habe mich getrennt, weil ich es nicht mehr aushielt. Mein Exmann wurde dann trocken, aber zusammengefunden haben wir nicht mehr. Nicht mehr als Liebespaar.

    Diese Phasen des Nichttrinkens hatte mein Ex auch. Er konnte dann auf Null runterfahren, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Bzw. im Urlaub trank auch auch wenig bis nichts, danach aber wieder wie gehabt. Das war für mich immer sehr schlimm, denn wenn er nichts trank, keimte in mir große Hoffnung, dass er ja doch nicht abhängig wäre, oder dass er die Kurve gekriegt hätte. Umso größer war jedes Mal die Enttäuschung, wenn er wieder trank :( .

    Ein Ultimatum ist gut! Nur musst du dir im Klaren sein, dass es nur was bringt, wenn du dich dann auch daran hältst. Sonst wird es immer weiter gehen, ihr werdet euch im Kreris drehen, er wird dich immer weniger ernst nehmen.

    Wie seine Chancen stehen, wer weiß das? Nur er kann wissen, ob es ihm ernst ist oder nicht. Wie weit er unten ist oder ob er seinen Tierfpunkt erreicht hat, das kann auch nur er selbst abschätzen. Du schreibst, du musst noch nicht für ihn lügen... Du musst niemals für ihn lügen, wenn du es nicht willst. Warum solltest du es müssen? :roll: .

    Du schreibst hier fast nur über ihn und über die Gedanken, die du dir um ihn machst. Was ist mit dir? Wie fühlst du dich? Hast du noch Vertrauen in dir, zu ihm. Was macht es mit dir, sein zum Arzt Gehen, hast du Hoffnungen, dass der Arzt was bei ihm bewirken kann, allein schon wegen der schlechten GammaGT Werte?

    Das sind ein paar Fragen an dich, hast ja auch welche gestellt :lol: . Es geht jetzt hier um dich, für ihn kannst du nichts erreichen. Das kann ja nur er selbst. Ich würde mich auch über einen regen Austausch freuen - mit dir, über dich!

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe Aurora,

    danke für Deine Antwort.

    Mir ist klar, dass ich für niemanden lügen MUSS. Ich wollte damit lediglich ausdrücken, dass er noch (?) nicht in solch einer Phase ist, dass er mich zum Lügen bewegen wollte.

    Anders ist es mit seiner Lügerei. Alles was Alkohol betrifft wird doch von ihm schön geredet und micht gerade realitätsgerecht dargestellt. Dies führt schon dazu, dass mein Vertrauen auf Null ist. Und ich mache mir keine Illusionen: er ist alkoholabhängig. Auch wenn er mal weniger bis garnichts trinkt. Dazu bin ich realsitisch genug.

    Und in wiefern sich dabei die Liebe halten läßt ist auch fraglich. Ich denke, wenn er jetzt die Zeit verstreichen läßt, dann war es das auch. Ich will einfach keine Kraft in solch eine Beziehung stecken. Dazu habe ich hier zuviel gelesen und gelernt. Entweder der Betroffene will es, oder ich kann reden wie ich will.

    Und was die Phasen des Nichttrinkens betrifft: er schafft sie nichtmehr. Der Entzug im Urlaub war die Hölle. Da habe ich ihn auch noch vor den Kindern gedeckt. Zwischenzeitlich habe ich es unserem ältesten Sohn gesagt. Er hatte auch schon mit bekommen, dass ich im Keller den versteckten Alkohol suche. Damit ist aber jetzt auch Schluss. Soll er sich das Hirn wegsaufen, mir auch egal. Die Frist steht, kroteskerweise 3 Tage vor unserem 17. Hochzeitstag.

    Der Psychiater, mit dem er gesprochen hat ist ein Jugendfreund von mir, der in eine andere Stadt gezogen ist und dort eine Professur für Suchtkrankheiten hat. Mein Mann kennt ihn kaum, eigentlich nur von 2-3 Familienfeiern, da wir mit seiner Mutter enger befreundet sind. Er hat meinem Mann Hoffnung gemacht, dass er es ambulant schaffen könnte, denn die Voraussetzungen wären gut. Er macht ihm auch einen Kontakt in einer hier ansässigen Ambulanz. Also der erste Schritt war von meinem Mann getan worden. Ob er den nächsten macht bleibt abzuwarten, auch wie es dann weitergeht.

    Und was mich betrifft? Das kann ich Dir dann sagen, wenn die Frist erreicht ist. Solange überlege ich mir, wie ich mein Leben alleine gestalte. Was ich mit 3 Kindern alleine mache, wie es uns finanziell danach gehen wird etc. Aber momentan warte ich, ob er tätig wird.

    Klar, warten heißt untätig sein. Aber diese paar Tage lasse ich es noch so sein. Und wenn nichts passiert, dann fliegt er raus. Es klingt für mich hart, aber dann sehe ich auch keinen Sinn mehr zuzusehen, wie er verfällt. Und vielleicht habe ich dann doch die Hoffnung, dass er schneller zur Vernunft kommt.

    Und was mache ich, wenn er in 3 Monaten zur Vernunft kommt? Dann weiss ich nicht, ob ich noch Kraft für einen neuen Versuch habe.

    LG Chinablue

  • Hallo Chinablue,

    du klingst sehr gut sortiert und entschlossen! Das finde ich gut.

    Es ist doch in Ordnung, dass du dir Zeit gibst zum Überlegen. Es nutzt auch nichts, unüberlegt den riesen Schritt zu machen. Kleine Schritte sind gut. Zwischendurch Luftholen auch.

    Tja, ob er zur Vernunft kommt... Bei mir war es ja so, ich hatte mein Ultimatum gestellt und mir eine Wohnung gesucht. Kurz bevor ich auszog, beschloss mein Exmann, aufzuhören zu trinken,. Das war am letzten Tag des Ultimatums... Vorher hatte er es noch besonders schlimm getrieben :cry: . Ex ging dann zur Entgiftung, das war Mitte Juni 2007. Er hat bis heute keinen Tropfen mehr angerührt... Da war ich übrigens 25 Jahre mit ihm verheiratet zu der Zeit...

    Das hat sehr viel mit mir gemacht! Damals! Ich hatte ja immer versprochen, ihn zu unterstützen, wenn er endlich zu saufen aufhören würde. Versprechungen mit Engelszungen hatte ich gemacht, aus Verzweiflung. Darauf wollte er mich schon festnageln, damals. Ich merkte aber, ich war froh, endlich weg zu sein, auch wenn er nicht mehr trank. Ein Jahr ca. habe ich gebraucht, haben wir rumgeeiert. Ich war aus Schuldgefühlen und falscher Verantwortung nicht in der Lage, einen Schlussstrich zu ziehen, erstmal. Dann endlich konnte ich klar sagen, ich liebe dich nicht mehr, es ist vorbei! Mein Exmann zog alle Register, hat meine Cop-Knöpfe gedrückt, wo es ging. Nur - es ging immer schwieriger, weil ich mich veränderte. Er änderte nichts weiter, außer dass er nicht trank, er wollte nur seine alte Bequemlichkeit wiederhaben, eine Putzfrau, Geliebte, Wäscherin usw.

    Gibt dir Zeit. Ob eine Beziehung wieder möglich wird oder nicht, kannst du noch immer sehen. Es ist wichtig, dass du erstmal deinen Weg findest. Und vielleicht findet er ja auch seinen? Dann ist immernoch Zeit zu sehen, ob die Wege wieder zusammenfinden können.

    Ich wünsche dir ein gutes Wochenende.
    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe Aurora,

    dass ich so gut sortiert und entschlossen klinge liegt ganz entschieden an diesem Forum. Ich habe genug gelesen, um zu wissen, dass Warten mich nicht weiter bringt.

    Mein Mann hat im März einen guten, langjährigen Freund verloren, der jahreslang gesoffen hat. Er starb einsam und verlassen, fern von seiner Familie, denn seine Frau hat ihn auch vor ein paar Jahren schon vor die Tür gesetzt. Ich verstehe nicht, wie mein Mann mit diesem Bild vor Augen so weitermachen kann. Vielleicht aber erinnert er sich, dass sein Freund mit 46 als ganz armes "Schwein" gestorben ist. Drastischer geht es doch eigentlich nicht. Der Tod hat ihn damals sehr mitgenommen.

    Warum konntest Du die Liebe nicht weiter aufrecht halten? Er wurde doch trocken? Hast Du Kinder? Ich will nicht darauf hinaus, dass Kinder einen Vater brauchen, nein, das ist es nicht.

    Mein Mann und ich haben schon einige Sachen in unserer Ehe verarbeitet. Das stimmt mich optimistisch. Ich selbst bin chronisch krank, war vor 10 Jahren auch zeitweise gelähmt und habe nur mit viel Disziplin wieder gut laufen gelernt. Das hat er alles mit getragen und mich unterstüzt. Das soll nicht heißen, dass ich nun alles mit tragen werde. Aber ich rechne es ihm an.

    Dennoch lasse ich auch aufgrund meiner Krankheit nicht alles so nahe an mich heran, versuche immer den nötigen Abstand zu wahren. Hoffentlich klappt das auch weiterhin.

    Auch Dir ein schönes WE
    LG chinablue

  • Hallo Chinablue,

    Ich kenne aus meiner SHG zwei Paare, die verheiratet geblieben sind. Bei dem einen Paar war es so, dass der Mann sich aussuchen durfte, ob er leben oder sterben will. Er war nicht mehr fähig, sich vom Bett zu erheben und wartete eigentlich nur noch auf den Tod. Das ist inzwischen - ich glaube - 15-20 Jahre her. Er ist seitdem Frührentner, sie arbeitet nach wie vor.

    Bei dem anderen Paar war sie ausgezogen, weil sie die Situation nicht mehr ertragen konnte. Er hat dann für sich entschieden, dass er etwas unternehmen muss, u.a. eine LZT gemacht und sie haben wieder zusammen gefunden. Das ist soweit ich weiß eineinhalb Jahre her.

    Liebe Grüße

    Feeli

    Liebe Grüße von

    Feeli

  • Liebe Feeli,

    ganz lieben Dank für Deine Zeilen.

    Wenn ich hier so lese, dann bekomme ich schon den Eindruck, dass kein Paar den Alkohol als Paar übersteht. Das gibt mir doch zu denken, lieber gleich zu gehen.

    Also die geschilderte Version eins von Dir will ich garnicht erleben. Wenn er sich todsaufen will, dann ohne mich. Das brauche ich nicht. Das ist dann keine Liebe sondern Selbstaufgabe.

    Und die zweite Version läßt bei mir Hoffnung keimen. Eigentlich fühlt er sich ja nicht wirklich wohl. Aber welcher Alkoholiker tut das schon? Er will auch - so denke ich- sein Bild nach außen aufrecht halten, wenngleich ich doch schon angefangen habe hier und da seine Alkoholprobleme anzudeuten bzw. zu schildern. Ich hoffe, dass es den Druck von außen verstärkt.

    Außerdem bin ich mit meiner Krankheit auch immer sehr offen umgegangen, folglich erwarte ich das auch von ihm!

    LG und ein schönes WE
    chinablue

  • Liebe Chinablue,

    auch ich bin heute "wieder" mit meinem Partner zusammen.

    Wir hatten schlimme Jahre bis ich selber einfach nicht mehr konnte und ihn vor die Tür gesetzt hatte.
    Danach kamen stalkingattaken und immer wieder Polizeieinsätze.

    Irgendwann bekam er dann seinen persönlichen Tiefpunkt....wir hatten zu der Zeit keinen Kontakt mehr...oder besser gesagt, ich habe es nicht zugelassen.
    Er ging dann von sich aus zum Entzug...seitdem ist er in einer SHG und macht eine Umschulung da in seinem bisherigem Job zuviel Alk getrunken wird.

    Er ist jetzt über ein halbes Jahr trocken...wir nähern uns ganz langsam wieder aneinander an und leben auch noch getrennt.
    Für mich ist es sehr, sehr schwer wieder zu vertrauen...alles was war zu verarbeiten, doch er versucht mir so gut es geht dabei zu helfen.

    Was die Zeit bringen mag weiß man nicht...doch für mich ist es wichtig erst einmal wieder zu mir selber zu finden.

    Ich wünsche dir viel Kraft
    LG Monty

    Wenn man seine Ruhe nicht in sich findet, ist es zwecklos, sie anderswo zu suchen

  • Ach noch etwas:

    heute meint er zu mir, ich hatte das Beste gemacht was ich machen konnte.
    Denn wäre ich nicht so konsequent gewesen würde er heute noch saufen.

    Wenn man seine Ruhe nicht in sich findet, ist es zwecklos, sie anderswo zu suchen

  • Liebe Monty,

    ja, das denke ich auch. Konsequenz ist das Zauberwort. Warum warten? Es wird nicht besser. Warum auch? Alles geht so weiter. Ist doch bequem und man hat immer noch einen Dummen, der alles glauben soll. Nein, ohne mich.

    Jedoch vor der Trennung habe ich schon etwas Angst. Dennoch, was habe ich von einer Partnerschaft mit Suff? Er arbeitet und säuft. Das war es. Klar, er arbeitet, um Geld zu verdienen. Aber Geld ist nicht alles und ich erwarte doch etwas anderes von einer Partnerschaft.

    Die Frist läuft. Also vorerst abwarten, wenngleich ich ungedudig werde. Das ist nicht meine Stärke.

    LG chinablue

  • Nein Chinablue von alleine wird es nicht besser...im Gegenteil...es wird immer und immer schlimmer :cry:

    Glaube mir, ich hatte auch Angst..unendliche Angst, doch glaube mir, du und die kids werden dann erst einmal zur Ruhe kommen.
    Es muss ja auch keine Trennung für immer sein...wer weiß das schon??

    Versuche einmal nur an dich und die kids zu denken...gönne dir jeden Tag etwas gutes..bringt schon ne Menge.

    LG Monty

    Wenn man seine Ruhe nicht in sich findet, ist es zwecklos, sie anderswo zu suchen

  • Liebe Monty,

    sicher denke ich an mich. Wieso sollte ich an ihn denken. Er hat es in der Hand etwas zu ändern, nicht ich.

    Folglich will ich es für mich. Und ja, ich gönne mir etwas. Jeden Tag ein bisschen mehr, denn ich sehe, dass es so nicht bleiben kann.

    Und ich kann nur betonen: ohne Eure Berichte und Erfahrungen würde ich bestimmt noch weiter zuwarten. Diese Hoffnung ist bei mir noch nicht so verzweifelt. Ich sehe es sehr realistisch - so denke ich. Entweder oder. Aber ich wüßte doch gerne, wohin die Reise geht.

    Heute arbeitet er vormittags. Da bin ich auch alleine mit den Kindern. Das ist nicht der Punkt. Vor ein paar Jahren war er geschäftlich viel unterwegs, da war ich quasi alleinerziehend. Also für mich ist das kein Problem, aber eben die Ungewissheit, ob er es für sich bis zum Ablauf der Frist in den Griff bekommt.

    Und dann? Wie greift die Therapie? Inwieweit werden Angehörige da mit einbezogen? Kann mir dazu jemand etwas schreiben?

    LG chinablue

  • Wie die Therapie greift???hmm...denke mal, das ist von ihm abhängig...ob er es wirklich für sich macht!

    Beim Entzug hätte ich ihn besuchen können...wollte ich aber nicht...denn ich wollte sehen, ob er es wirklich durchsteht...für sich alleine, ohne meine Unterstützung.

    Heute in der SHG gehen wir gemeinsam hin...dort ist die Gruppe für trockene Alkoholiker und auch für Mitbetroffene (Coabhängige), diese ist einmal die Woche.

    Ob es gut ist gemeinsam in eine Gruppe zu gehen muss jeder für sich alleine entscheiden.
    Uns bringt es enorm viel...denn dort werden auch Probleme aus der vergangenen Zeit bearbeitet und so wird ihm gleichzeitig klar was er mir doch angetan hat und lernt so mich besser zu verstehen wenn bei mir Dinge hochkommen die einmal geschehen sind.

    LG Monty

    Wenn man seine Ruhe nicht in sich findet, ist es zwecklos, sie anderswo zu suchen

  • Liebe Monty,

    also mit SHG habe ich so meine Probleme. Für meine eigenen Krankheit gibt es genug SHG, aber ich lese lieber im Internet, informiere mich und das reicht mir.

    Da ich ja nicht die Alkoholikerin bin sehe ich mich auch nicht verpflichtet in eine SHG zu gehen. Mir bringt das hier bestimmt viel mehr. Und wenn er in einer Therapie mehr über sich lernt, dann ist das gut für ihn, da muss ich nicht zwingend dabei sitzen.

    LG chinablue

  • Hallo Chinablue!

    Nach vielen "gehofften" Jahren habe ich vor drei Jahren meinem Mann die Pistole auf die Brust gesetzt: Entweder - Oder!
    Er entschied sich für die SHG und damit für einen schweren Weg zur Trockenheit. Ohne Therapie und mit wenig Freizeit musste es aber leider ab und zu in die Hose gehen.
    Vor nicht allzu langer Zeit war es dann aber fast soweit, dass ich mich scheiden lassen wollte.
    Seitdem arbeitet er an sich mit Therapeutin.

    Wir haben das ganze ewige Programm der meisten Ehen hinter uns, die mit dem Alkohol kämpfen. Meine Liebe war zeitweise wie tot. Das Vertrauen.....
    ???
    Inzwischen tut sich wieder was zwischen uns. :wink: Und es sind nicht nur die täglichen Sorgen, die uns zusammenhalten.

    In meine SHG gehe ich auch schon seit den drei Jahren. Fast so lange, wie ich schon hier bin. Ausserdem habe ich für mich eine Therapie gemacht, die mir sehr viel meiner Unsicherheit - wunderbar durch die Krankheit meines Mannes unterstützt - genommen hat.
    Diese Zeit und Arbeit für und an mir möchte ich nicht missen, denn die vielen "kranken" Jahre haben tiefe Spuren hinterlassen.

    Liebe Grüße von Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Liebe Gotti,

    die "kranken" Jahre, ja das sind die Jahre, die einen prägen. Ich will keine "kranken" Jahre, aber wenn ich ein wenig rechne, so komme ich auch auf schon 2 kranke Jahre. Wie auch immer ich sie definieren will.

    Eigentlich bin ich stark und ich denke, dass ich für mich klar komme. Ich sehe mich nicht als resigniert. Noch vielleicht. Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir noch in einer sehr frühen Phase sind. Und gerade daher will ich erst garnicht Zeit und Raum lassen für eine noch tiefere Phase der Demütigung und Kränkung. Das will ich nicht erleben. Entweder er rafft es oder er soll gehen.

    Auch heute habe ich ihm - nachdem er sehr lieb und nett ist - mit Nachdruck gesagt, dass die Frist läuft und er sich ansonsten zum 1.12. eine Wohnung suchen kann. Und wenn er keine hat, dann soll er in eine Pension. Da er 1 Stunde Fahrt entfernt arbeitet bietet sich das geradezu an (um ganz abzustürzen).

    Bringen eigentlich tiefere Gespräche mit einsichtigen Alkis etwas? Heute hat er noch nichts getrunken. Konnte ab 4 Uhr heute nacht nicht mehr schlafen. Wahrscheinlich trinkt er dann heute abend wieder, um es bis 4 Uhr nachts wieder zu schaffen. Es ist doch immer das gleiche. Klar, er kommt nicht weg, aber die Hilfe kommt auch nicht auf dem Silbertablett!

    Er muss etwas tun.

    LG chinablue

  • Hallo Chinablue,

    da hast du ja einige Fragen für mich :lol: .

    Warum habe ich keine Liebe mehr für meinen Exmann gehabt :roll: ?
    Also, das ist eine ellenlange Geschichte. Wir haben geheiratet ( heute hätten wir 29. Hochzeitstag, wenn wir noch verheiratet wären :roll: , fällt mir gerade ein...) und 2 Kinder bekommen, erst Tochter, 3 Jahre später Sohn. :D .

    Sein Trinkverhalten war damals schon komisch, aber in meiner Urfamlie sind viele Alkoholiker, da war es für mich nicht soooo ungewöhnlich. Aber es hat mich schon gestört. Die Jahre gingen so dahin, er trank immer mehr, öfter, aber überwiegend an Wochenenden, auf Feiern. Gleichzeitig hat er eine Sippe, die sehr dominant ist und ständig in unserer Ehe präsent war. Sie haben ihn dominiert, er hat diesen Druck schööön brav an mich weiter gegeben. :? .

    Und immer mehr gesoffen. Die Kindererziehung, der Haushalt, alles war meine Sache, er war ja "der Geldverdiener", mehr konnte ich nicht erwarten. Er machte mich immer kleiner, trank immer mehr. Ich wurde immer unglücklicher, frustrierter, andererseits strengte ich mich immer mehr an, die Ehe zu erhalten und im positiven Licht dastehen zu lassen. Und ich klammerte an dieser Beziehung, hatte tausend Dinge, warum ich mich nicht trennen konnte. Die Kinder, das Finanzielle, usw...

    Es eskalierte immer mehr. Als ich mich entschloss, endlich Nägel mit Köpfen zu machen, war meine Tochter 25 Jahre alt, mein Sohn 22.... Ich wusste, ich gehe kaputt, wenn ich bleibe. Ich hatte für ihn nur noch Verachtung, Hass, Mitleid. Aber es war trotzdem schwer, nach so vielen Ehejahren den Schritt zu machen. Ich hatte kein Vertrauen mehr für ihn, nur Ekel, Misstrauen.

    Als er nüchtern wurde, war mein Vertrauen aber immernoch nicht da. Zu viel war passiert, zu sehr hatte er mich verletzt, klein gemacht. Er war nie für mich da gewesen, anfänglich, weil er ja "der Geldverdiener" war, später war er regelmäßig blau, wenn's drauf ankam. Die Liebe, das Vertrauen, das Zusammengehörigkeitsgefühl waren nicht mehr da. Und es ging auch nix mehr zu entfachen. Ich habe es versucht, aus verschiedenen Gründen, auch weil ich sehr große Schuldgefühle hatte, weil ich ihn verlassen hatte.

    Ich habe es aufarbeiten können. Ich habe ca. 2 Jahre Therapie gemacht, habe das Forum und eine reale SHG als Unterstützung. Und ich habe einen Lebenspartner seit 2 Jahren, der mich auch unterstützt auf meinem Weg. Und der mir das gibt, was ich mir unter einer Partnerschaft vorstelle. Denn das hätte mein Exmann mir nie geben können, das weiß ich 100 Pro!

    Boah, Roman, ich hab's versucht in Kurzfassung :lol: .

    Du fragst, ob tiefsinnige Gespräche was bringen. Hm, ich habe es versucht, damals, wenn er nüchtern war (oder mir so vorkam). Er war dann immer einsichtig, hat auch zugegeben, da ein "Alkoholproblem" zu haben. Und er hat Versprechungen gemacht, die er garnicht halten konnte.

    Ja, er muss was tun, für sich selbst. Dinge wie der Tod des Freundes können für manche ein Wendepunkt sein, andere sagen sich, so weit bin ich noch lange nicht. Sie verschließen die Augen davor. Ja, er muss für sich machen.

    Genauso musst du für dich machen. Auch das kann dir ja niemand abnehmen. Du bist die Regisseurin in deinem Leben und bestimmst, wie es für dich läuft!

    Ich hoffe, ich hab dich nicht erschlagen mit meinem langen Posting :lol: .

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Natürlich haben wir tiefgründige, ernste, lange Gespräche geführt!!!
    Immer und immer wieder.
    Auch nach dem ersten mal richtig trocken zu werden.

    Jetzt ist das vorbei. Als er nach der ersten Therapiestunde nach Hause kam, sagte er nur, dass er jetzt für sich trocken sein will. Endlich den richtigen Weg gefunden hat.
    Jetzt brauchen wir keine Gespräche mehr, höchstens Terminabsprachen, wegen seiner Therapie. :wink:

    Was ich aus allem gelernt habe ist, dass sich das Blatt in so einer Geschichte immer wieder ändern kann. Niemand ist vor solchen Erlebnissen sicher, wenn diese Krankheit im Spiel ist oder war.
    Jetzt bleibt mir nur zu vertrauen. Und sein Denken, Handeln macht mir Mut dazu.

    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Liebe Aurora,

    also Druck gibt er nicht weiter. Er ist eher sanft, ich bin die von uns Beiden, die Druck macht.

    Dennoch kommt es mir sehr bekannt vor, dass alle Arbeit im Haushalt (aber dafür hast Du doch eine Putzfrau...) an mir hängen bleibt. Außerdem ist unser Mittlerer auch nicht sp pflegeleicht, d.h. er bringt mich oft an meine Grenzen und mein Mann ist oft anderer Meinung, wie wir durchgreifen sollten.

    Ob ich klammerer weiss ich nicht so recht. Klar, das Finanzielle ist schon schwierig und würde bestimmt ein Abstieg bedeuten. Aber das kann nicht der Grund sein alles zu tolerieren.

    Und ich habe eben keine Lust in ein Fass ohne Boden meine Gefühle zu investieren. Daher entweder - oder. Und ja, Ekel, wenn er nach Alkohol riecht habe ich schon. Ich hasse diesen Geruch und habe auch noch eine extrem empfindliche Nase. Alleine der Geruch der Poren ist oft abschrecken... Aber ich denke das dürften hier die meisten kennen.

    Es macht mich sehr traurig, dass Du das Vertrauen nicht wieder aufbauen konntest. Aber anderseits hast Du ja Deine Weg gefunden und bist - so denke ich - heute glückicher und zufriedener. Also muss man/frau nicht immer an Dingen festhalten, die es nicht wert sind.

    Und ja, Deine Kurzfassung war klasse. Ich versuche mir hier mehr und mehr ein Bild für meine Chancen und meine Hoffnung zu machen.

    LG chinablue

  • Liebe Gotti,

    manchmal habe ich da so meine Bedenken, ob Gespräche ankommen. HEute bin ich nicht so gesprächig und er hat sich beklagt, dass er doch nun eine Frist hätte und damit die Fronten geklärt wären. Folglich könnte ich dann doch ganz normal und nett sein. Aber ich kann es nicht.

    Er meinte, dass er ja zur Therapie gehen würde und wir dann den Weg GEMEINSAM gehen. Da habe ich gleich widersprochen, denn es ist SEIN Weg und nicht meiner. Wieso soll ich mir das aufladen. Wenn ich meine Krankheitsbehandlungen habe, dann ist das auch mein Weg und nicht seiner. War es noch nie. Klar, wenn er etwas ändert, dann stelle ich mich ganz sicher nicht in den Weg, aber ER muss etwas ändern (WOLLEN).

    Genau wie Du schreibst: Er muss den richtigen Weg finden, Alleine!

    Und wie recht Du hast, denn es kann jedem passieren und keiner ist sicher vor solch einem Einschnitt. Aber ich muss gestehen, dass mir hier die "Lebensläufe" mit positivem Ausgang besser gefallen, als der Weg der Trennung. Aber manchmal - oder auch oft?- muss es eben doch sein.

    LG chinablue

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!