Ein guter Freund trinkt sich tot

  • Hallo!
    Ich schreibe wenig, aber lese viel und es hilft mir.
    Manchmal denke ich, dass alles was mich bedrückt, in weite Ferne gerückt ist und mich nicht mehr erreichen kann.
    Doch dann ist alles plötzlich wieder da.
    Letzte Woche habe ich der Realität mal wieder in die Augen gesehen.
    Ich war auf einer Geburtstagsfete von einem guten Bekannten.
    Es war sehr gesellig und die Stimmung war gut.
    Es wurde getanzt und viel gelacht, alle waren gut drauf.
    Ich habe auch mit meinem „sehr guten Freund“ getanzt und wir haben uns lange und sehr nett unterhalten. Es war wie in alten Zeiten, einfach nur schön.
    Dann hat er mir erzählt, dass sein Hausarzt zu ihm gesagt hat,
    das er den Alkohol weglassen muss, weil seine Leberwerte katastrophal sind.
    Er will es und angeblich so schnell wie möglich,
    denn er merkt seine gesundheitlichen Probleme immer mehr.
    Ich habe mich dann zu anderen Leuten gesellt, wollte einfach nur einen schönen Abend haben und nicht so viel von ihm mitbekommen.
    In meinem Kopf arbeitete es nämlich schon wieder und zwar mehr, als mir lieb war.
    Zuerst ging das auch ganz gut, aber dann war es nur noch peinlich, megapeinlich.
    Wenn er es doch nur schaffen würde, andere schaffen es doch auch.
    Ich wünsche es ihm so sehr. Irgendwie beschäftig er mich noch immer.
    Ich lasse schon wieder zu, dass er mein Leben und mein Befinden beeinflusst.
    Habe ein paar Tage später mit meiner Freundin einen Shoppingtag gemacht und abends waren wir lecker Pizza essen. Das war schön und hat mich auf andere Gedanken gebracht.
    Regenbogenblume13

  • Hallo Regenbogenblume,

    nun sei mal nicht so hart zu dir.

    Ich finde es nicht unnormal, sich Gedanken um einen Menschen zu machen, den du gerne hast. Du bist ja kein Stein, sondern ein soziales Wesen! Schlecht wird es ja nur, wenn du an nichts anderes mehr denken kannst, das ganze Leben von diesen Dingen bestimmen zu lässt, dich selbst vergisst dabei.

    Und das machst du ja nicht. Du hast dich von ihm distanziert, weil du gemerkt hast, es tut dir nicht gut. Und du hast dein Leben wieder in deine Bahnen gelenkt, Shopping mit der Freundin, toll, oder?

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Ich war gestern mit meinem „guten Freund“ essen.
    Er hatte mich darum gebeten und ich konnte nicht nein sagen.
    Er sieht sehr schlecht aus und es geht ihm sehr schlecht.
    Vielleicht ist das ja jetzt sein persönlicher Tiefpunkt.
    Hoffentlich!
    Er war nüchtern, soweit ich das beurteilen konnte und er hat auch den ganzen Abend keinen Alkohol getrunken.
    Wir haben über alles gesprochen, über früher, über unsere Freundschaft, über heute, über ihn und über sein Trinkverhalten.
    Es sprudelte alles nur so aus ihm heraus. Er hat von sich aus sehr viel erzählt und das er leben und nicht sterben möchte.
    Wir haben uns früher immer alles erzählt, doch es war jetzt das erste Mal, das er mit mir so offen über seinen Alkoholkonsum gesprochen und diesbezüglich so viel von sich Preis gegeben hat. Seine Probleme sind schon gewaltig.
    Aber er will sie angehen und zwar jetzt und sofort.
    Ich habe ihm gesagt, dass er diesen Weg alleine gehen muss, das ich ihm aber helfe, wenn er es möchte und wenn ich sehe, das er wirklich trocken werden will und das ich mich zurückhalte und weiter zurückziehe wenn er wieder in sein vom Alkohol bestimmtes Leben zurück fällt.
    Ich konnte nicht anders, denn er sitzt immer noch in einer kleinen Ecke meines Herzens und ich mache mir schon wieder Sorgen und Gedanken.
    Das „Hoffentlich schafft er es“ kreist schon wieder in meinem Kopf herum.
    Ich beschäftige mich schon wieder mit seinen Problemen.

  • Servus Regenbogenblume13,

    Zitat

    Er schafft es nicht!
    Er schafft es nicht!
    Nein, - er schafft es nicht!!!!!!!!!!!!!

    na ja, Du scheinst den notwendigen Abstand zu ihm gerade auch nicht so optimal zu schaffen, oder täuscht mich das?

    Lebe doch einfach mal Dein Leben, ohne Kontakt zu ihm.

    LG
    Spedi

  • Hallo Spedi,
    das versuche ich ja schon sehr lange.
    Seitdem ich weiß, dass ich ihm nicht helfen kann, obwohl ich es gerne möchte, ziehe ich mich soweit es geht, aus seinem Umfeld zurück.
    Ich versuche in meinem Leben zu bleiben, denn mein Leben ist eigentlich sehr schön und ich fühle mich dort wohl.
    Wochenlang geht das auch gut und dann kommt wieder so ein Tag, der das Karussell in meinem Kopf in Gang setzt.
    Seine Probleme über die ich ja leider bestens informiert bin beschäftigen mich dann wieder rund um die Uhr.
    Er will mit der Trinkerei aufhören, aber er schafft es nicht.
    Der Alkohol ist stärker.
    Es geht ihm sehr schlecht und das sieht man auch.
    Leider kann ich ihn nicht komplett aus meinem Leben streichen, dazu müsste ich hier weg ziehen und das geht nicht.
    Hier habe ich meine Arbeit, meine Familie und meinen Freundeskreis.
    Wir werden uns immer wieder über den Weg laufen.
    Ich kann nur versuchen, das alles nicht mehr so nahe an mich heran kommen zu lassen.
    Daran arbeite ich.
    Gruß Regenbogenblume13

  • Servus Regenbogenblume13,

    nun, mein Motto lautet: wer will, findet Wege - wer nicht will, findet Gründe.

    Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Weg findest - ohne ihn, und ohne umzuziehen.

    LG
    Spedi

  • liebe regenbogenblume,

    ich glaub ich hab dir anfangs schon mal geschreiben. es geht hier um einen freund von dir. ich frag mich allerdings immernoch warum du es nicht schaffst dich von ihm zu distancieren?

    die frage ist ja immer die, warum DU dich so für ihn einsetzt und warum DU nicht loslassen kannst?

    er ist doch "nur" ein freund von dir, da verbindet dich nicht mal ne besonderst intensive gefühlsebene. zu meinen freunden habe ich zwar ein positives gefühl in mir, doch wenn ich merke ein freund tut mir nicht gut dann lass ich den kontakt einfach auslaufen indem ich mich immer weniger bei ihm melde oder ich sag ihm dirket, das ich keinen kontakt zu ihm haben will, weil es mir nicht gut tut mich mit ihm zu treffen und beende offen und ehrlich diese freundschaft.

    gerade in dem bereich freundschaft kann ich sehr gut NEIN sagen, es gibt genug andere menschen um mich herum, freunde die mir gut tun. hast du denn ausser ihm keine anderen freunde?

    meiner meinung nach, hängst du dich an ihn, weil DU der meinung bist ihn retten zu können. auch wenn du hier immer wieder liest, das das nicht funktioniert. wie wichtig bist du dir selbst, das du dich da so einsetzt, obwohl du weisst, das es überhaupt keinen sinn macht es zu tun?

    ich bin auch der meinung, kein kontakt zu ihm ist immernoch das beste für dich. such dir andere freunde, die dich nicht belasten, die gibt es nämlich auch.

    wenn du jemand brauchst, um den du dich kümmern möchtest hol dir einen hund nach hause, der braucht dich und du kannst im das geben, was du willst. das belastet dich nicht und macht eine heiden freude.

    lieben gruß melanie

  • Hallo Melinak,
    vielen Dank für Deine Antwort.
    Ich freue mich immer über Antworten, egal wie sie ausfallen.
    Ja, - es ist „nur“ ein guter Freund von mir, mehr nicht.
    Er ist aber schon jemand, mit dem mich gefühlsmäßig etwas verbindet.
    Wir kennen uns schon sehr lange.
    Deshalb könnte ich ihm auch niemals die Freundschaft kündigen.
    Dass ich ihn nicht „retten“ bzw. ihm bei seinem Alkoholproblem helfen kann habe ich mittlerweile begriffen.
    Dem Forum hier sei Dank!!!!
    Ich sehe ihn halt hin und wieder (z.B. bei gemeinsamen Freunden) und dann tut er mir leid, vor allem, wenn ich sehe, wie er immer tiefer in den Alkoholsumpf hineinrutscht und wie schlecht es ihm dabei ergeht.
    Ich sehe, wie er sich systematisch zu Grunde richtet.
    Er und seine Probleme spuken dann Tage lang in meinem Kopf herum.
    Das will ich abstellen und „nur“ das.
    Ich muss akzeptieren, dass er es nicht schafft, sich vom Alkohol zu lösen.
    Ich muss akzeptieren, dass er starke gesundheitliche Probleme hat.
    Ich muss akzeptieren, dass er keine Hilfe in Anspruch nimmt.
    Ich muss akzeptieren, dass er sich eventuell tot trinkt.
    Ich muss akzeptieren, dass ich ihm nicht helfen kann.
    Ich bin dabei, mir das alles zu verinnerlichen und mir keinen Kopf mehr zu machen.
    Ich tue viel für mich, habe schöne Hobbys und viele Interessen.
    Ich selbst bin mir sehr wichtig und ich habe viele Menschen um mich herum die mir gut tun.
    Das ist meine Familie, das sind meine Arbeitskollegen/innen und das sind meine Freunde und auch gute Bekannte.
    In diesem Umfeld fühle ich mich wohl und gut aufgehoben.
    Für einen Hund hätte ich gar keine Zeit obwohl ich Tiere sehr mag.
    Trotzdem,- und ich kann es nicht erklären, befasse ich mich zu viel mit seinem Alkoholproblem.
    Er ist halt in meinem Herzen.
    Ich arbeite jedoch daran, indem ich hier lese, lese und lese.
    Ich hoffe, dass ich dann irgendwann soviel Abstand von seinen Problemen habe, dass sie mich nicht mehr berühren.
    Gruß Regenbogenblume13

  • liebe regenbogenblume,

    schau mal. auch in meinem bekanntenkreis tummeln sich ab und an alkoholiker. ich weiss es, ich spüre das inzwischen, wenn derjenige ein alkoholproblem hat. es sind oft typen, die durch den alkohol sehr gesprächig sind, hemmungsloser, offener, die dann auch über sich reden oder gar sich deiner annehmen und mit dir über alles reden.anfangst sehr symphatisch, in laufe der zeit wird aber , für mich, erkennbar, das die darauf aus sind, sich den nächsten co abhängigen an sich zu binden.

    es ist schon eigenartig, die falle klatscht oft zu, wenn ich drinen sass, mittendrin und dachte, mann ist der aber nett.dann wurden meine probleme so gedreht das sie zum zwecke der abhängigkeit genutzt wurde. ich hab mich all zu oft in solchen menschen getäuscht gehabt.bin dann drauf eingegangen und plötzlich wurde sein problem zu meinem problem. co abhängig halt.

    solche menschen meide ich inzwischen. auch wenn die echt nett sind, ich auch den ein oder anderen sehr gern mag, dennoch bin ich mir echt zu schade mich wieder zu opfern. die zeiten sind vorbei und wenn ich merke, der kommt mir zu nahe, ich spüre ja dieses von sich abhängig machen wollen inzwischen schon ganz früh, dann kündige ich die freundschaft. mir zu liebe, weil ICH MIR wichtiger bin als der andere.darum meine aussage es ist "nur" ein freund.

    ich denke inzwischen, solche freunde sind keine freunde. genauso wie so ein partner kein partner sein kann, wenn er ein alkoholproblem hat. er ist immer nur darauf aus sich und seiner sucht hinzugeben, sich dafür sein leben so einzurichten da weiter machen zu können und so jemand braucht co abhängige, die ihm das ermöglichen. so wie dein freund dich braucht um weiter zu machen und du deinen freund brauchst um in deiner co abhängigkeit weiter zu leben. verstehst du was ich damit sagen möchte?

    ein wahrer richtiger freund lebt für sich sein leben, ist unabhängig und lässt dir auch deine freiheit. ich mute meinen freunden auch nicht alles zu, so wie die auch versuchen ihr leben auf dei reihe zu bekommen. wir hören uns sicher zu, dann kommen aufmunternde worte, doch dann ist das schon genug, mehr braucht eine freundschaft nicht. für die wirklich tiefen inneren probleme geh ich inzwischen beim fachmann, nem therapeuten vorbei. ich missbrauche da meine freunde nicht mehr um meine probleme von ihnen lösen zu lassen, das mach ich lieber selbst!anderstrum ist das auch so. hier sind einfach die grenzen schon viel früher gezogen worden und das tut unserer freundschaft einfach nur gut. denn dann belastet der eine den anderen nicht mehr.darum distance.

    lieben gruß melanie

  • Hallo Melinak,
    in meinem Umfeld gibt es noch mehr Leute,
    die meiner Meinung nach „zu viel“ trinken.
    Ob es Alkoholiker sind weiß ich nicht, ist mir eigentlich auch egal.
    Hier denke ich schon, jeder muss sein Leben leben und wenn er es so möchte, dann bitte. Es berührt mich nicht.
    Ich würde bei denen niemals auch nur ein kleines bisschen Nähe zulassen,
    obwohl sie ganz nett und sympathisch sind.
    Es ist schon so, wie Du sagst, sie werden oft sehr gesprächig,
    manchmal auch lästig und aufdringlich.
    Das mag ich gar nicht, ist aber auch nicht bei allen so.
    Du hast in vielen Dingen Recht.
    Freundschaft, aber auf Distanz und mich nicht in eine Co-Abhängigkeit herein ziehen lassen, - ja, das ist es, was ich will.
    Was ich auf gar keinen Fall möchte, steht hier im Forum auf ganz vielen Seiten und das ist eine ständige Warnung für mich.
    Nun gibt es hier ja auch ganz viele, die sich mit ihrem Freund Alkohol überhaupt nicht mehr wohl fühlen, denen er lästig ist und was ganz wichtig ist, diejenigen haben gemerkt, dass er sie krank macht.
    Sie möchten ihn los werden und viele haben das auch geschafft.
    Viele fühlen sich ohne Alkohol viel besser als mit.
    Da denke ich manchmal, warum schafft er es nicht?
    Nicht für mich, nein, - muss er nicht, sondern für sich und seine Familie.
    Habe 2 Wochen Urlaub geplant und freue mich auf Sonne und Wärme.
    Werde die Seele baumeln und es mir richtig gut gehen lassen.
    Das bringt mich erst mal wieder auf andere Gedanken und ich bekomme wieder etwas Abstand.
    Gruß Regenbogenblume13

  • Hallo Regenbogenblume

    "...Da denke ich manchmal, warum schafft er es nicht?..."

    Weil er das nicht möchte. Das musst Du respektieren.
    Du wilsst Dich auch nicht von ihm trennen (meine ich emotional) obwohl er Dir auch nicht gut tut, sowenig wie er sich vom Alk trennen will. Also seid ihr beide dort wo ihr sein wollt.
    Es liegt an ihn das trinken sein zu lassen, und es liegt an Dir ihn sein zu lassen. Du erwartest von ihn das, was Du selber nicht bereit bist für sich selbst zu tun.

    Das ist jetzt nicht bös gemeint, ich habe das selbst ja alles erlebt

    Schönen Sonntag
    LG Grazia

    Da, wo du nur eine Spur im Sand siehst, da habe ich dich getragen...

  • Hallo Regenbogenblume

    ... ich habe den Eindruck, Du kannst Dich nicht aus Eurer Freundschaft lösen, weil Du ihn insgesamt gerne -trocken!- als Partner hättest??
    Wie wäre denn Deine Gefühlshaltung, wenn ER von heute auf morgen umziehen würde - also "weg" wäre?

    Lieben Gruß
    Pittchen

    Das Ziel ist die ZUFRIEDENE Abstinenz !!

  • Hallo Grazia!
    Du hast vollkommen Recht.
    So, wie er den Alk nicht lassen kann, so kann ich es nicht lassen, mir Gedanken um ihn zu machen. Das ist so, - leider.
    Aber er will es doch, das hat er mir und auch anderen "von sich aus" erzählt.
    Er will es, weil seine Leberwerte so schlecht sind und sein Hausarzt ihm gesagt hat, dass er nicht mehr lange lebt, wenn er nicht aufhört.
    Deshalb denke ich so oft:“ Warum schafft er es nicht“?
    Ich verlange es ja nicht von ihm, ich wünsche es ihm.
    Ich werde mich emotional von ihm trennen müssen, das habe ich eingesehen und daran arbeite ich ja auch.

    Hallo Pittchen!
    Nein, - eindeutig nein.
    Wir sind wirklich nur sehr gute Freunde und so soll es auch bleiben.
    Wenn ich das alles hier im Forum lese, möchte ich keinen Alkoholiker als Partner, werde einen nassen noch einen der trocken ist.
    Das, was da alles auf mich zukommen würde, schreckt mich doch sehr ab.
    Wenn er von heute auf morgen umziehen würde, wäre mein Problem gelöst.
    Wie heißt es so schön:“ Aus den Augen, aus dem Sinn.“

    Danke für Eure Antworten!

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