Der Blick fürs Normale noch möglich?

  • Ich habe jetzt schon lange nicht mehr geschrieben, weil sich auf einmal so viel positives für unsere Ehe ergeben hatte... aber was soll ich sagen, ich werde seit einiger Zeit wieder maßlos enttäuscht...allerdings möchte ich im Moment noch nicht weiter auf meine Situation eingehen. Es ist einfach noch zu schlimm für mich zu wissen, dass ich, wie so viele andere hier, in die Falle getappt bin, obwohl man es doch besser weiß!

    Meine Frage ist vielmehr an alle da draußen, die den Teufelskreis durchbrochen haben, ob man je wieder den Blick für das "normale" Trinkverhalten bekommt, oder nicht vielmehr bei einem neuen Partner, aber auch bei anderen Personen im eigenen Umfeld sofort ein Suchtverhalten unterstellt?
    Ich kann mir im Augenblick gar nicht vorstellen, je wieder jemanden glauben zu können, wenn es um Alkohol geht, sondern eben nur Misstrauen und negatives Denken in die Beziehung einbringen würde.
    Denn so ist es bereits jetzt schon bei mir, ich sehe "überall" die Flaschen stehen, vergleiche die Uhrzeit, ja ich kann sagen, ich beobachte permanent die Leute um mich herum. Ich reagiere innerlich total sensibel, wenn mir Leute von Partys erzählen und was sie da alles getrunken haben etc.

    Das muss doch aufhören, ich will meinen Kopf wieder für mich...

    Ich hoffe mir kann jemand von seinen Erfahrungen erzählen!

    Grüße

  • hallo Iks

    Ich habe mich nach über 20 Jahren von meinem Mann und seinem Alk getrennt.
    Im Moment ist es so bei mir: stehe ich z.B. an der Kasse und Jemand legt bierflaschen aufs Band, denke ich mir schon...ist er ? ist er nicht?
    Hmmm eigentlich dachte ich, es ist kein Problem für mich, ich trink auch ab und zu ein Glas Wein oder so, es macht mir auch nichts aus, wenn meine Kinder was trinken, vielleicht weil ich spüre, dass es noch "normal" ist?
    Weiss ich nicht...ich denke ich habe ein gutes Gespür dafür, wo Alk-mißbrauch anfängt (denke ich zumindest) aber wenn ich sowas merke, merke ich auch sofort, wie die "alten" Gefühle in mir hochsteigen. ich denke es wird sich auch nicht ändern, meine Narben bleiben für immer und gehören zu mir.

    LG Grazia

    Da, wo du nur eine Spur im Sand siehst, da habe ich dich getragen...

  • Für mich habe ich die Konsequenz gezogen, selbst trocken zu leben.

    Ich kann nicht "Wasser predigen und Wein trinken", hab ich mir gedacht und dann einfach selber damit aufgehört.

    idS Daniel

    Angehöriger

  • hallo,

    ich habe auch lange zeit damit verbraucht andere zu beobachten, zu urteilen, mir einen kopf darüber zu machen.

    natürlich gehörte das zu mir, ich wolte schliesslich selbst nicht wieder an einen menschen geraten, der alkoholkrank ist.

    auf der anderen seite seh ich ja auch viele leute alkohol trinken. in meinem bekanntenkreis wird auch alkohol getrunken. nur erlebe ich sie als menschen mit grenzen. in meinem bekanntenkreis hat sich noch keiner so betrunken gehabt, das es unangenehm wurde. ich zähle nicht nach, ich spüre eher, wenn einer zu viel getrunken hat. meine reaktion ist generell die gleiche, ich geh auf distance, nehme abstand.

    ich mach mir aber hierzu keinen kopf mehr, ob ich nun normal bin oder nicht normal. ich bin so wie ich bin und damit lebe ich heute sehr gut und gesund. menschen die ein richtiges alkoholproblem haben werden von mir gemieden, ich habe ja die fähigkeit das zu spüren. damit habe ich für mich ne basis der sicherheit gefunden, das mir das eben so nie wieder passieren wird, solange ich dieses gefühl wertschätze und immer bei mir bleibe.dann kann ich auch weiterhin kontakte nach aussen zu pflegen ohne angst und drang danach zu zählen und mir gedanken zu machen. da handel ich nach meinem bauchgefühl auf das ich mich verlassen kann.

    ich mache mir auch keine gedanken mehr, wenn mir jemand erzählt, was er alles getrunken hat. ich spreche offen über das was ich erlebt habe und meisstens wird darauf eingegangen. doch werde ich niemals mehr versuchen denjenigen, von dem ich glaube das er ein alkoholproblem hat versuchen retten zu wollen.

    also trinkt jeder so viel wie er will und das beeindruckt mich nur dann, wenn ich für mich spüre, das ich es nicht aushalte. dann geh ich.doch das ist ja nicht einmal was schlimmes, verpasse ich ja nichts mehr. :wink:

    lieben gruß melanie

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