Ich erkenne mich selbst kaum wieder

  • Soooooo....
    endlich kann ich mich auch mal mit was "konkretem" melden.....und nicht nur "rumeiern".
    Der Anfang ist gemacht! Nach all den Monaten/Jahren der Untaetigkeit, der gefuehlten Hilflosigkeit, gehts jetzt "Schlag auf Schlag", fast schon wie von selbst....
    Ausloeser war, das XY nun den FS zurueck bekam und gestern wieder angetrunken gefahren ist! DAS war zuviel, eindeutig! Jede noch so winzige Hoffnung, dass er es vielleicht jetzt......dahin.
    Also stand ich wirklich ganz krass vor der Frage.....weiter zu gucken, oder gehn. Eigentlich hatte ich mich ja schon sehr lang fuer "gehen" entschieden. Und dann wieder und wieder Umfallen, nicht in die Tat umsetzen, weiter ausharren.....WARUM?

    Die Antworten sind nicht so schoen, wie ich gerne moechte. Ich steh da durchaus nicht im "guten Licht", nicht auf der Seite der "good guys".

    Wenn ich gehe, muss ich
    - mich selbst um mein Leben kuemmern
    -Niemand da, der die Kartoffeln aus dem Feuer holt, fuer mich (denn das hat XY ja immer getan, trotz allem....bis zum naechsten Show-down).
    - Angst vor dem Allein sein
    - Angst, es nicht allein zu packen, zu versagen .... und keinen interessiert es
    - Obwohl keine Liebe mehr da war und kaum noch Gemeinsamkeit .... eben doch ein gewisses Zusammengehoerigkeitsgefuehl auf beiden Seiten. Und nun gibts kein "Wir" mehr. Die kleinen Dinge des Lebens, ueber die wir trotz allem gemeinsam Lachen konnten - weg.
    - 10 Jahre meines Lebens - weg.
    - Und.....Sorge. Wird ihn das vollends reinreissen?

    Ich habe schon lange angefangen, "Vorbereitungen" zu treffen. Ausmisten, Moebel abschlagen.... gestern, in der Wut, gleich noch im I-Net Speditionen nach Kostenvoranschlaegen angefragt.....und heut sind schon ein paar da, einer davon mehr als korrekt in Preis und Leistung.

    Heute dann die Trennung ausgesprochen.

    Reaktion: Ah, gut, wenn Du das so willst.... - Fertig.
    Dann wieder kleine Gesten der Vertrautheit, ein Laecheln....das ist fast noch schlimmer, als ein Riesen-Zoff mit Geschrei und Rausschmiss!
    Ich fuehl mich grad so Sch..... Mies. Wie der Letzte Dreck. In guten Zeiten bin ich da geblieben und habs mitgenommen, in schlechten mach ich die Fliege.
    Gott, mir ist grad gar nicht nach Jubeln und Neubeginn...eher zum heulen.
    Lindi

  • Hi Lindi,
    das hört sich nicht wirklich gut an, was du von dir berichtest ...
    der Anfang ja, das Ende von deinem Bericht nein -
    die Zeilen könnten auch von mir stammen :roll:
    was will ich :?: wie mach ich mich auf den Weg :?: was hilft mir dabei :?:
    Wünsch dir alles Gute, die WinterSonne

  • liebe lindi,

    aufbauendes kann ich dir da leider zu nicht schreiben. es ist dein empfinden. meins war nicht so, nach der trenung spürte ich die erleichterung relativ schnell. der klotz am bein war weg.es war leichter. sicher die ersten tage lief ich rum wie ne leiche, das sagen mir heute noch die menschen die mit mir zu tun hatten. ich hab mir hilfe gesucht und die auch gefunden. zuspruch und aufmunternde worte taten dann gut.

    vielleicht kannst du sehr bald erkennen das der klotz am bein weg ist und die erleichterung spüren.

    lindi, du braucht beim besten willen kein schlechtes gewissen zu haben und denken du bist der letzte dreck weil du gehst.

    lieben grus und wenn du magst einen dicken drücker von mir. du kannst im grunde sehr stolz auf dich sein das du den schritt getan hast.

    melanie

  • Hallo lindi,

    Wenn ich deinen alten Thread in etwa richtig in Erinnerung habe, dann gab es da zuletzt nur sehr wenig bzw. gar keine schöne Zeiten!

    Du hast schon sehr lange ausgesprochen schlechte Zeiten mit Hungern und Terror mitgemacht - du hast absolut keinen Grund, dich wie der letzte D...ck zu fühlen.

    Du hast dir die Frage gestellt, warum du so lange mitgespielt hast.
    Antworten darauf wirst du nur in dir selbst finden, wobei oft bis in die Ängste der Kindheit vorgedrungen werden muß. Aber gerade das gehört zum Heilungsprozeß eines Alk.-angehörigen und kann verhindern, wieder in einer Beziehung zu landen, die zuerst ausschaut, als wäre alles ganz anders und bestens, wo aber im Inneren bereits ein ähnlicher Wurm sitzt.

    Nur meine Meinung und Lg oldie

  • Hallo lindi, ich kann dich verstehen. Dich plagt ein schlechtes Gewissen. Wenn er lieb guck, es so scheint, als wäre nichts. Alles scheint wie ein längerer schlechter Traum. Es gab ja auch gute Momente. Aber leider ebrn auch sehr viele schlechte. Die sind in dem Moment des vertrautem Lächelns wie ausgeschaltet. Aber die sind da. Genau deswegen hast du ein Recht darauf zu gehen, ohne Bedenken. Er ist alt genug, und war sich dank seiner Vergangenheit und deiner, bewusst was geschehen kann.

    Ich wünsche dir ganz viel kraft und Energie!

    Die die Hilfe und Rat braucht

  • Hallo,
    Danke an alle, die mir Mut zusprechen......
    Es geht mir weniger darum, ob ich "objektiv" das Recht habe, meine (nackte) Haut zu retten, oder nicht....klar, hab ich das! Wie Jeder hier!

    Das Schwierige, sich aus einer "Alk-Beziehung" zu befreien, ist eben diese "Zweigleisigkeit", die so oft beschrieben wird...."eigentlich" ist er ja ganz anders, etc.

    Da ist eben IMMER auf der einen Seite der Mensch (nuechtern), die Beziehung im ganz normalen Alltag, und auf der Anderen Seite eben....das Andere. Die echten Desaster, die gemeinen Schreiereien, all das.

    In "normalen" Beziehungen kommt man eben zum Ende, weil man den "Mensch" nicht mehr mag, sich entfernt hat, was auch immer.
    Nur bei den Sucht-Beziehungen ist das sooo....unklar. Das "Volle Ekel" wuerde man natuerlich am liebsten auf den Mond schiessen, keine Frage!
    Den "Mensch" nicht unbedingt....

    Und dann eben die Einsicht: entweder ich bleibe bei "Mensch" und "Ekel", oder ich gehe und lass Beide allein ---- gefuehlt "im Stich". Was mir auch nur fuer den "Mensch" leid tut. Das Ekel soll sehen, wie es zurande kommt!

    Und die Impotenz, die alle hier auch soooo gut kennen. Keinen Einfluss zu haben, dass das Ekel seltener da ist oder ganz verschwindet, nichts zu bewirken, nichts zu veraendern...im Gegenteil, es eventuell festzubetonieren, es zu verschlimmern.

    Trotz "bester Absicht" auch ein Gewicht zu sein, das in den Abgrund zieht, neben einigen Anderen.

    Und eben "in Liebe loslassen"........sehr bitter. Das Beste, was man dem Anderen tun kann, das Verlassen. Und fortan weitergehen, wegschauen, zwar hoffen, dass jetzt ..... aber es nicht mehr zu wissen, sich nicht mehr zu kuemmern, nicht mehr gucken.

    Sehr, sehr, sehr schwer und auch ein moralisches Dilemma. Trotz allem.
    Auch das kennen viele von euch ....und schon gleich ganz, wenn es sich um Blutsverwandte handelt, nicht um den Partner.....

    Ich wuensche mir einfach jetzt, dass langsam die Gefuehle der Erleichterung, des Aufbruchs, des zu mir findens einsetzen ....bisher noch nicht der Fall, obwohl ich praktisch weiter arbeite, organisatorisch....

    Danke fuers zuhoeren.
    Lindi

  • Hallo Lindi!

    Zitat

    In "normalen" Beziehungen kommt man eben zum Ende, weil man den "Mensch" nicht mehr mag, sich entfernt hat, was auch immer.

    Auch in "normalen" Beziehungen gibt es einen Grund wenn man sich trennt, in dem Fall ist die Beziehung nicht mehr normal sonst würde man sich ja nicht trennen.

    Bei mir war das auch in der Beziehung zu einem Alkoholiker so, ich konnte ihn nicht mehr lieben, ich mochte ihn nicht mehr, ich war wütend, genervt, traurig und irgendwann war es mir egal wie er zurechtkommt.
    Das war ein sehr langer Prozess.

    Was nützt es wenn er mal "ganz anders" ist, wieder Hoffnung aufkeimt und dann wieder die Enttäuschung folgt.

    Das Ekel kann nur er verschwinden lassen und wenn er die Chance nicht ergreift bin ich machtlos.

    Zitat

    Ich wuensche mir einfach jetzt, dass langsam die Gefuehle der Erleichterung, des Aufbruchs, des zu mir findens einsetzen ....bisher noch nicht der Fall, obwohl ich praktisch weiter arbeite, organisatorisch....

    Das wird auch noch dauern dazu gehört auch ein gewisser Abstand und du musst erst zur Ruhe kommen.

    Ich wünsche dir alles Gute und halte die Ohren steif.

    Liebe Grüsse
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Zitat

    Sehr, sehr, sehr schwer und auch ein moralisches Dilemma.

    Nun, für mich ist der Mann, den ich verlassen habe, nicht zweigeteilt in denjenige Anteil, der so ganz anders ist als der, den die Alkoholfratze entstellt hat. Ich denke oft, die besseren und guten Anteile unserer Alk-Angehörigen werden von vielen durch die grausliche Alkoholfratze überdimensioniert gesehen.
    Oder als ob die Abneigung und der Hass vor dem Alkoholmenschen durch eine besondere Aufwertung des Nichtalkoholmenschen vor uns selbst gerechtfertigt werden müßte.

    Im Augenblick erkenne ich, dass bei einem anderen Menschen diesselbe Art bzw. derselbe rücksichtsvolle Umgang, den wir doch immer wieder als gute Seite am Alkoholkranken glauben müssen zu betonen, durchaus normal in einer zwischenmenschlichen Beziehung sind.
    Für mich gilt - ich habe durch das langsame Eintauchen und das lange Verharren im nassen Sumpf die Relationen verloren.
    LG oldie

  • Ja, genau das denke ich bei mir auch. Ich habe meine Grenze durch das gekonnte Hoffnung machen meines xy immer weiter runter geschraubt, und kleinste nette Gesten zum Anlass genommen. Das Gleichgewicht von geben und nehmen war jedoch absolut unausgeglichen. Das hatte dich wie das trinken und streiten so eingespielt.

    Die die Hilfe und Rat braucht

  • Soooo, liebe Leute, es geht voran.....
    Habe schon Kostenvoranschlaege fuer den Umzug der wenigen Habseligkeiten, die ich mitnehmen will. Schade, viel hab ich weggeschmissen, vieles, was eben auch "ich" war...meine Buecher, meine Kuebelpflanzen, viele Klamotten, einige Moebel....bei anderen bin ich am ueberlegen, Je weniger ich mitnehme, desto einfacher und billiger wird es......und bei meinen Eltern "brauch" ich in dem Sinn erst mal nichts, wuerde nur rumstehen, stoeren.....und danach, tja.....keine Ahnung. Soll auch im Moment nicht mein Problem sein. Sich ganz von den alten Sachen zu befreien....ist zwar schmerzhaft, aber irgendwie auch befreiend. Neubeginn......

    Was bisher immer so ein "Riesen-Problem" im Kopf war .... wie mach ich das mit meinem Pferd ..... mitnehmen, klar, da hab ich auch schon eine Spedition, Formalkram muss noch gemacht werden, Impungen und so. Wenn er (das Pferd) erst mal auf der Reise ist, gibts kein Zurueck. Dann MUSS ich hinterher! Deswegen war das auch der Punkt, den ich am zaehesten in Angriff genommen habe. Das ist definitif .... der Startschuss.

    Ansonsten hab ich mir eine "To-Do" liste angelegt, um den Wusel im Kopf zu ordnen.....

    Hoert sich voll fleissig an...in der Realitatet schleppt es aber ein bisschen...koennte schon laengst, wenn ich konsequenter dran bliebe.....was will mir mein Unterbewusstsein sagen? Dass ich nicht will, aber muss! Halt die Klappe, Unterbewusstsein!

    XY ist sehr nett zur Zeit, hat mein "Schlussmachen" wohl als Warnschuss interpretiert, so wie die vielen, vieln Male vorher auch. Und eigentlich ist ja in den Sinn auch nichts passiert......nur das mit dem angetrunken fahren, nach 2 2/1 Jahren FS-Entzug......das war dann eben mein "Tiefpunkt". Ich will diese Angst nicht mehr haben, diese Panik ....die ja nicht allein mein pers. Hirngespinst ist......da ist ja schon genuegend katastrophales passiert!

    Das ist auch im Augenblick mein aktuelles Lebensgefuehl....ich will das nicht mehr! Das fuehle ich ganz deutlich.
    Was ich will, wie ich will, wie es wird.....da hab ich keine Ahnung. Wenn ich da drauf warten wuerde, dass mir da eine Erleuchtung kaeme, kaem ich nie in die Puschen, das weiss ich.
    Und so ist es eine Flucht ...erst mal weg, egal wie.
    Was danach kommt....who knows.
    Lindi

  • Hallo lindi,

    In Erinnerung an deinen früheren Faden muß ich dir gratulieren.
    Mir kommt es oft vor, das sind zwei unterschiedliche Personen, die hier schreiben.

    "es geht voran"


    Früher hast du Gründe gesucht, warum etwas nicht geht, jetzt hast du Wege gefunden, dich aus dieser unerträglichen Situation zu befreien und stehst offensichtlich auch emotional hinter deiner Entscheidung.

    (Wie hat sich die Beziehung zu deinem Freund weiterentwickelt, bei der du doch schlechte Gefühle gehabt hast? - Du mußt selbstverständlich darauf nicht antworten - aber hast du für dich da etwas geklärt?)

    Lg oldie

  • "schlechte Gefuehle" hab ich da gar nicht, nie gehabt......eher Bedenken....denn dass wir in der Hinsicht "Helfer/Hilfsbeduerftig" zusammenpassen wie die zwei Haeflten eines Druck-Knopfes....wissen wir Beide.....allerdings wissen wir auch Beide, wie das ablaeuft, nach welchem Schema.....und versuchen aufzupassen. Bisher eben nur per "mail"......
    Sicher auch ein Grund, warum ich mich "anders" anhoere......ganz klar!
    Aber nicht der Einzige Grund, das waer ja dann auch wieder nicht richtig.
    Da bin ich zur Zeit einfach....optimistisch. Wir kennen uns ja schon soooooooo lang!
    Lindi

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