• und dass diese alleine eben nicht alle Hindernisse überwinden kann.

    Ich habe schon 2 Themen hier drin. Ich habe dieses Forum gefunden, als ich nach einem Jahr des Zusammenseins mit dem Mann, den ich liebe, herausgefunden habe, dass er bis zu dem Zeitpunkt unseres Zusammenzugs/seines Umzugs zu mir und meinen beiden kleinen Kindern, regelmässig über fast 10 Jahre so gut wie täglich grosse Mengen Alkohols missbraucht hat.
    Leider hat er es mir nicht selber mitgeteilt. Er hat sich in der Zeit unseres Zusammenlebens sehr verändert, wurde immer wie depressiver, zurückgezogener, wort- und emotionskarger, rauchte und konsumierte Kaffee im Übermass. War innerlich immer wie unzufriedener und leerer und von allem und jedem genervt und unberührt. Manchmal schimmerte der liebenswerte, fürsorgliche Mann mit vielen Interessen und Begabungen hindurch, aber die meiste Zeit liess er sich immer wie mehr hängen. War augelaugt, leer. Immer müde. Immer angespannt. Immer nervös. Immer körperlich am Anschlag.
    Und ich?! Da ich all diese Gefühle, Reaktionen und Veränderungen lediglich auf mich und unser Zusammenleben bezog, habe ich sinnlose und verzweifelte Diskussionen über uns und ihn und mich und Familie und Familienleben gestartet und seinen inneren Druck wohl immer wie mehr erhöht. Zuletzt musste er beruflich ins Ausland und teilte mir mit, dass er mich nicht mehr liebt. Seine Gründe waren sehr schwer nach zu vollziehen. Ergaben keinen Sinn. Ich war verzweifelt und sehr verunsichert. Während seines Aufenthalts im Ausland habe ich dann durch seine Eltern und als ich mit der Wahrheit konfrontierte, auch durch ihn, erfahren, dass er eben alkoholkrank ist. Dass er zum ersten Mal nach mehreren Rückschlägen über Monate trocken ist. Nun habe ich viele seine Handlungen besser verstanden. Einiges durch dieses Forum Durchgelesene und viele andere Quellen hat mir die Augen geöffnet. Vieles verstehe ich und sehe ich, was ich bei uns völlig falsch eingeordnet habe.
    Gestern Abend kam er für einige Tage aus dem Ausland "nach hause". Wir hatten über Tage gar keinen Kontakt. Da ich zwei kleine Kinder habe, die ihn sehr lieben, habe ich auf eine Entscheidung gedrängt: entweder Familie und wir helfen ihm zusammen mit fachlicher Hilfe (ihm und uns), aus diesem Kreislauf raus zu kommen. Unterstützen ihn und geben ihm den Halt, den er braucht. Oder eben, er geht den weiteren Weg für sich alleine.
    Er ist überzeugt, dass er den Weg nur ganz alleine gehen kann. Dass die Familie ihm keinen Halt geben kann. Dass er bei uns seine Strategien nicht anwenden kann, dem Druck entgegen zu halten. Er dann eben nicht einfach Sport oder Musik machen, resp. alleine für sich sein, schlafen oder rausgehen kann. Dass ich auf einer anderen Ebene fühle und verstehe und ihn zu wenig erfühlen kann.
    Er meinte, der Alkohol hätte ihm eigentlich geholfen weniger depressiv zu sein. So viele aus dem Land, aus dem er kommt, hätten ein Alkoholproblem. Er hat sich so bemüht, Schuld an der ganzen Situation ist, dass er keine wirklichen Chancen gehabt hat. Er will alleine sein und seinen Weg hier machen, hier habe er beruflichen Chancen und ohne uns keinen Druck und kann trocken bleiben.
    Ich habe ihn nach dieser Aussprache gebeten zu seinen Eltern, die auf seine Initiative auch umgezogen und in unsere Nähe gekommen sind, zu fahren und dort zu bleiben.
    Wie es mir geht?!
    Ich habe erkannt, dass man Halt, Hilfe und Liebe nur Menschen geben kann und soll, die erstens ehrlich zu sich selber und somit zu seinem Gegenüber sowie fähig sind, dies auch zu schätzen. Menschen, die eine gewisse Dankbarkeit und Demut gegenüber dem Leben empfinden.
    Ich habe erkannt, dass ich nur und ausschliesslich für mein Wohl und das meiner Kinder verantwortlich bin und nicht die "Erretterin der Welt" spielen kann.
    Mir zerreisst es das Herz, dass meine Kinder und ich auf den Kern diesen Mannes verzichten müssen, der einen wertvollen und guten Kern hat, diesen aber betäubt, missbraucht und oft auch belügt, um für sich selber einen Weg zu finden, welcher ihm einfacher erscheint und zugleich Gründe für den nächsten Absturz liefern kann.
    Liebe alleine kann nichts bewirken, wenn nicht beide Menschen diese hochhalten und pflegen sowie wie ein zartes Pflänzchen beschützen und umhegen.
    Ja, ich bin innerlich sehr traurig. Sehr bestürzt. Bin mit voller Wucht aus all meinen Träumen und Hoffnungen und all meinen Liebeswolken mit voller Wucht und entsprechendem Schmerz gegen eine Mauer geknallt, zu Boden gestürzt.
    Und doch habe ich vieles einmal mehr über mich gelernt. Wesentliche Dinge. Werte, von denen ich dachte, ich würde sie leben und hochhalten, sowie verstehen. Ich habe es nicht wirklich getan.
    Ich kenne nun genau meinen Wert und den Wert meiner Kinder und unserer Familie. Ich erkenne den Halt und die Liebe umso mehr. Sehe und anerkenne mehr als je, wie wichtig es ist, den richtigen Weg und die richtigen Prioritäten im Leben zu treffen und ihnen zeitlebens, egal wie schwer es werden soll, treu zu bleiben.
    Ich werde die nächsten Tage bestimmt durch die Hölle gehen und einen Wechselbad an Gefühlen mitmachen. Aber ich werde ihn auf mich nehmen und mich jedem dieser Gefühle stellen und versuchen, daraus zu lernen. Über mich und über meinen Anteil und meine Verantwortlichkeiten. Ich werde euere Unterstützung brauchen.

  • Liebe freigeist,

    dass hört sich wirklich an wie ein Schlag ins Gesicht!
    Es tut mir sehr leid für dich und die Kinder, zugleich bewundere ich dich jedoch für deine überzeugte Einstellung.
    Die Einstellung es auch allein mit deinen Kindern zu schaffen, ihn gehen zu lassen und vor allem die Erkenntnis dass Liebe allein nicht ausreicht.

    So geht es auch mir, dass einzige was mich und XY verbindet ist, dass wir uns sehr lieb haben... aber obwohl man es nicht glauben will - die Liebe und die Zuneigung einander ist für eine Partnerschaft zu wenig. Und genau diese Einsicht tut sehr weh und will man oft nicht glauben.
    Auch ich versuche jetzt auf mich und mein Kind zu schauen, zu planen usw. um ihn langsam in den Hintergrund rücken zu können. Das fällt mir sehr schwer, aber auch ich muss akzeptieren dass er trinken will, die Geselligkeit mit Alkohol haben will. Es geht oft gar nicht darum dass er wegen der Sucht nicht anders kann - nein er will es auch so!

    Ich bewundere Dich für deine tapfere Einstellungen und nehme mir ein Beispiel an Dir!

    LG und viel Kraft schickt dir die
    sonne :)

  • Zitat von sonne5

    Liebe freigeist,

    dass hört sich wirklich an wie ein Schlag ins Gesicht!
    Es tut mir sehr leid für dich und die Kinder, zugleich bewundere ich dich jedoch für deine überzeugte Einstellung.
    Die Einstellung es auch allein mit deinen Kindern zu schaffen, ihn gehen zu lassen und vor allem die Erkenntnis dass Liebe allein nicht ausreicht.

    So geht es auch mir, dass einzige was mich und XY verbindet ist, dass wir uns sehr lieb haben... aber obwohl man es nicht glauben will - die Liebe und die Zuneigung einander ist für eine Partnerschaft zu wenig. Und genau diese Einsicht tut sehr weh und will man oft nicht glauben.
    Auch ich versuche jetzt auf mich und mein Kind zu schauen, zu planen usw. um ihn langsam in den Hintergrund rücken zu können. Das fällt mir sehr schwer, aber auch ich muss akzeptieren dass er trinken will, die Geselligkeit mit Alkohol haben will. Es geht oft gar nicht darum dass er wegen der Sucht nicht anders kann - nein er will es auch so!

    Ich bewundere Dich für deine tapfere Einstellungen und nehme mir ein Beispiel an Dir!

    LG und viel Kraft schickt dir die
    sonne :)

    Liebe Sonne (so ein schöner Nick ;))

    Du brauchst mich nicht zu bewundern. Ich glaube nicht, dass es besonders viel was mit Tapferheit zu tun hat - meine Einstellung. Ich merke blos, was er bei meinen Kindern auslöst (5.5 und 2.5) und habe Angst. Angst, dass sie Narben auf ihrer Seele davontragen und ich sie nicht richtig auffangen kann.
    Meine Tochter (2.5) liebt ihn abgöttisch. Es vegeht kein Tag, dass sie morgens nicht zuerst seinen Namen erwähnt, dass sie tagsüber, wenn wir was unternehmen, nicht an ihn denkt, dass sie ihm nicht etwas zeigen möchte, was sie gerade toll findet oder etwas vermisst, was sie mit ihm geteilt hat. Abends wenn es zu Bett geht, ist ebenso die letzte Frage, wann er denn wieder da ist. Manchmal, wenn sie im Bettchen noch halbwach liegt und die Eingangstüre vom Haus zuschlagen hört, dann kommt aus ihrem Zimmer, der hoffnungsvolle Ruf seines Namens.
    Es macht mich so traurig.
    Mein Sohn zählte die Tage bis Ostern, weil es ja hiess, dann wäre er wieder da....ich habe ihm erzählt, dass er krank sei und nicht mehr kommen könnte. Er fing an zu weinen. Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass er so krank ist, dass ihm nur Ärzte helfen könnten und wir nicht und dass er jetzt Ruhe für sich braucht. Da meinte mein Sohn: was ist denn, wenn ich auch krank werde, dann wären er und seine Schwester ganz alleine...
    Stark sein für meine Kinder, sie abzulenken, aufzufangen, Tränen zu trocknen - das ist so schwer, wenn man selber noch so traurig und aufgewühlt ist. Es tut mir weh und macht mich wütend, dass er zugelassen hat, dass die Kinder ihn dermassen ins Herz schliessen, ohne dass er wirklich echte Gefühle und ein echtes Interesse ihnen oder mir gegenüber hatte.
    In diesen Tagen kam nicht einmal die Frage, wie es ihnen geht, oder auch nur der Gedanke, ihnen eine kleine Freude zu machen, ihnen zu zeigen, dass er auch an sie denkt und es ihn gibt.
    Sein ganzes Leben dreht sich nur um ihn und seine Bedürfnisse. Und ich habe dabei mitgemacht.
    vor einem Monat, einige Tage mehr, schreibt er einem, wir seien das beste, was ihm geschehen konnte, er liebe uns/mich. Einen Monat später versteht ihn niemand, wir sind eine Last. Ich erdrücke ihn und bin auf einer anderen Ebene als er.
    Es tut weh, so behandelt zu werden. Er hat mir mehrmals in die Augen gesehen und mir Dinge an den Kopf geworfen, die richtig weh taten. Neben der Bemerkung, er liebe mich nicht. Er hat überhaupt keinen Blick für mich, meine Bedürfnisse, die meiner Kinder. Für die Verletzungen und Respektlosigkeiten.
    Wie soll denn das Liebe sein?!
    Wenn Liebe eine Basis ist, dann nur eine gegenseitige Liebe. Eine Liebe, die den anderen respektiert, gibt und nimmt, die wärmt, die nicht so verletzt, dass man sich klein, erniedrigt und wertlos vorkommt. Die die guten Dinge in einem Menschen hochhält und einen so liebt, wie man ist - mit allen guten und schlechten Seiten. Ich bin bestimmt nicht perfekt, aber ehrlich, loyal, liebevoll. Nie könnte ich jemanden so behandeln, wie er zuletzt mich. Und mich dann noch im Recht fühlen.

    Liebe Sonne, Du schreibst, ihr habt euch lieb. Wenn es wirklich gegenseitig so ist und Du ihm wirklich wichtig bist, dann sollte es möglich sein, dass der Mensch auch erkennt, dass er seine Familie nicht weiter leiden sehen will. Er sollte euch über den Alkohol stellen können und sich helfen lassen. Wenn er das nicht tut, dann ist die Liebe zum Rausch und der Flasche grösser und mächtiger als jedes andere Gefühl....

    Lieben Gruss
    freigeist

  • Erstmal ein "schöne Ostern" für Dich und deine Kids, liebe Freigeist.

    Zitat

    Ich habe erkannt, dass man Halt, Hilfe und Liebe nur Menschen geben kann und soll, die erstens ehrlich zu sich selber und somit zu seinem Gegenüber sowie fähig sind, dies auch zu schätzen. Menschen, die eine gewisse Dankbarkeit und Demut gegenüber dem Leben empfinden

    .
    Genau das hab ich auch erwartet :
    man muss doch sehen, was ich für jemand tu
    ich will genau das von Menschen haben, was auch ich bereit bin für sie zu tun
    ich will das meine Tun geschätzt wird
    ich will Dankbarkeit
    Mir hat mal eine gesagt "nici, du bist zu gut für diese Welt"
    das war aber nicht als Lob gedacht, sondern sollte eher heissen : du bist zu blöd und naiv.
    Ist das nicht genau das was uns zu Co´s macht ? Diese überzogene Messlatte an Moral, Hilfsbereitschaft, Selbstaufgabe. Natürlich immer gepaart mit der Erwartung das unsere Gegenüber das genauso handhabt ?

    Wenn ein Mensch am Ertrinken ist rettet er sich ausschließlich selbst, erst dann einen anderen Menschen. Das ist ein natürlicher Prozess des Selbsterhalts. Und genau das ist bei uns zu kurz gekommen.
    Je mehr ich mir dessen bewußt werde, desto mehr kann ich auch den Rest abschließen...ich erwarte nun nicht mehr auf die Entschuldigung, ich warte nun nicht mehr auf die Anerkennung für geleistete Dienst.
    Meine Wut und meine Traurigkeit sind da schon sehr abgeschlossen und
    machen mich nun frei auf das was kommt : mein Leben.
    Liebe Freigeist ich habe jahrelang meine Kinder getröstet.
    Erst wenn sie es nicht verstanden, wenn Papa so "komisch" war,
    dass wenn sie begriffen, dass Er betrunken war,
    dass ihr Papa nicht so ist, wie andere Papas, und dann als wir ihn wegschicken mussten.
    Es ist nie einfach, ob Er nun mit der Familie nach einer Lösung sucht, oder ohne sie. Oder ob Er es garnicht versucht, wie in unserem Falle.
    Du willst Respekt und Liebe, ja das will ich auch, aber erstmal muss ich mir selber das geben können, ohne mich gleich als Egoist zu fühlen.
    Nun bin ich dabei, versuch alles in gesunde Bahnen zu führen und den Kindern eine neue gesunde Sichtweise zu vermitteln.
    Es ist nicht immer leicht, aber ich versuch ihnen zu vermitteln, dass ich da bin, wenn sie mich brauchen, und dass wir unser Leben so zu dritt schön gestalten können.
    Auch sie lieben ihn und haben ihn anfangs auch sehr vermisst,
    aber mit der Zeit sehen sie, dass wir auch so gut leben.
    Meine Kiddies sind schon älter, muss aber nicht immer ein Vorteil sein,
    sie begreifen nämlich auch die Tragweite des Ganzen.
    Ich habe es immer so gemacht, dass ich sehr ehrlich zu ihnen war und ihnen dem Alter entsprechend geantwortet habe.

    Alles Liebe für Dich und deine Kinder,
    nici

  • Hallo,

    ich weiß nicht, was in den Köpfen unserer XY vorgeht.
    Er hat mir auch schon so oft gesagt, dass er mich liebt, dass er nach mir keine andere Frau mehr möchte. Dazu kam dann noch die Bemerkung, dass er sich ein solches Theater nicht mehr antun möchte und lieber alleine bleiben will.

    Auf seinem Brief, den er mir Anfang der Woche geschrieben hat, steht auch wieder, dass mich trotz allem sehr liebt. Das war übrigens das erste Mal, dass er mir einen Brief geschrieben hat.
    Meistens waren es kleine Zettelchen mit Figuren und Herzchen, Küßchen und Kosenamen. Das konnte er immer ganz gut.

    Aber er trinkt trotzdem, trotz aller Liebe zu mir. Also hat das Trinken selbst nichts mit Liebe zu tun, zumindest bei meinem XY. Das habe ich inzwischen schon längst erkannt, nur nie so richtig wahrhaben wollen.
    Aber ich glaube ihm trotzdem dass er mich liebt. Aber leider gibt es da noch etwas, was er noch mehr liebt, nämlich den Alkohol. Und dieser steht immer darüber, ist stärker als alle Liebe.

    Nur wenn er den Alkohol wirklich stehen lässt, kann er auch seine Liebe wieder zeigen, für seine Familie und Kinder da sein.
    Nur leider ist dann oft schon so vieles kaputt gegangen, das Vertrauen auf dem Nullpunkt, dass es oft nicht mehr dazu kómmt.

    @Freigeist
    Ich senke, solange Dein Mann in seiner Sucht lebt, hat seine Familie keinen Platz in seinem Leben. Das zeigt er Euch leider nur allzu deutlich.
    Aber nur er kann daran etwas ändern, wenn er es auch wirklich will.
    Deshalb brauchst Du jetzt ganz viel Kraft auch für Deine Kinder, damit sie unter der Situation nicht allzu sehr leiden müssen.
    Es tut mir sehr leid für Deine Kids, dass sie ihren Vater so vermissen.

    Sonne
    Genau so denke ich auch. Daher habe ich eingesehen, dass er trinken will, ohne Einschränkung. Egal wie es mir dabei geht. Liebe ist dann völlige Nebensache.
    Also soll er seine Zufriedenheit haben. Aber ich möchte ebenfalls zufrieden leben, auch ohne ihn oder vielleicht sogar noch besser.
    Und mit dieser Einstellung geht es mir jetzt viel viel besser und ich kann ihm in die Augen sehen, ohne ihn zu hassen. Das ist auch sehr wichtig für mich. Denn schließlich hatten wir auch sehr schöne Zeiten in 18 Jahren Beziehung.

  • Ach ja, was mir noch einfällt:

    XY war nie meine wirklich große Liebe, zumindest nicht am Anfang. Ich war immer noch zu verletzt und ängstlich von meiner letzten Beziehung mit einem Alki, dass ich zu tiefen Gefühlen nicht bereit war.
    Ich wollte einfach nicht mehr zulassen, dass ein Mann Macht über mich hatte. So war es nämlich damals. Das ganze Programm mit Schlägen, Randale, Fremdgehen usw. Und ich habe mir das sehr lange gefallen lassen.

    Aber mit der Zeit wurde es einfach eine immer tíefere Zuneigung zu XY.
    Trotzdem habe ich immer einen gewissen Abstand für mich selbst bewahrt, so eine Art Selbstschutz.
    Bei Streitigkeiten gab ich selten nach, zumal es dann auch meist schon um Alkohol ging. Er machte fast immer den Anfang zur Versöhnung. Ich konnte lange schmollen, habe kein Wort mit ihm geredet.
    Oft tat es mir leid, aber ich konnte nicht anders.

    Vieles in meinem Verhalten resultierte von früher. Ich hatte kaum einen eigenen Willen. Mein Ex-Ex hatte mir jegliche Freiheit genommen und ich habe mich nicht gewehrt. Weil ich ihn ja sooo geliebt habe. Aber was war das für eine Liebe. Eine völlige Abhängigkeit, die mich fast zerstört hätte.
    Aber für mich war er damals die große Liebe. Was für ein Wahnsinn !!!

    Warum ich das schreibe? So oft lese ich hier von Frauen und der Liebe zu ihren Männern, obwohl diese sie einfach nur schlecht behandeln.
    Dann frage ich mich immer, wie kann es sein, dass man einen Mann so liebt oder glaubt zu lieben, der einem einfach nur schlecht behandelt, belügt, betrügt und schlimmstenfalls auch noch schlägt. Aber mir ging es ja auch nicht anders. Typisches Co-Verhalten, aber eigentlich noch viel viel mehr.

    Sicher liegt es am Alkohol, aber nur wir selbst haben es in der Hand, das zu ändern und unser eigenes Leben zu leben.
    Das können wir aber nur, wenn wir uns selbst wichtig sind.

  • Liebe Nici

    Danke für Deine Zeilen. Ich erwarte nicht Dankbarkeit MIR gegenüber. Ich hatte gehofft, dass ich einen Menschen getroffen habe, der so klug ist, um zu erkennen, dass er dem Leben gegenüber dankbar und demütig sein sollte. Ich habe erkannt, dass er vieles innerlich sieht und weiss, aber nicht fähig ist zu leben. Da seine Sucht sein Leben fest in der Hand hält und ihn entsprechend steuert, inkl. seiner Gedanken und Empfinden, seiner Lust, seiner Geschmacksinne...sein ganzes ICH. Es ist erschreckend. Und nachvollziehbar,dass er sich der Wahrheit nicht stellen mag...sie muss furchtbar Angst einflössen.
    Ich brauche keine weiteren Entschuldigungen und keine Anerkennung für meine Leistung, was ich getan habe, habe ich freiwillig, aus Überzeugung, Glauben und Liebe getan.
    Respekt und Liebe?! Ja, das wünsche ich mir. Das sind nun mal die Grundsteine einer jeden Beziehung. Wie soll man dies aber mit einem Menschen leben, der durch seine Sucht gar nicht mehr fähig ist wirklich zu empfinden?!
    Seit ca. 3 Tagen weiss ich nun, dass er gar nie aufgehört hat zu trinken. Das beantwortet nun alle meine Fragen und das Bild fügt sich nun. Ich habe nämlich schon an meinem Verstand gezweifelt. Nun kenne ich den Grund für all diese völlig irrationalen Handlungen, Äusserungen, Wesenszüge, die mir so fremd waren. Ich weiss blos nicht, ob ich all das in mein Leben reinlassen möchte. Zur Zeit weiss ich nicht, ob och ihn einfach alleine lassen soll. Der Selbsterhaltungstrieb, den Du beschreibst.
    Ich weiss nicht, ob er übehaupt noch stark genug ist, den zu aktivieren. Die Sucht beherrscht ihn schon so lange und er ist schon so sehr geübt in Erfinden der eigenen Wahrheiten, die ihm auch noch zu viele abnehmen.
    Ich weiss zur Zeit nicht, was ich noch mehr schreiben soll. Es tut einfach weh, erkennen zu müssen, wie schlecht es um ihn steht. Und dann noch alleine mit diesem Wissen zu stehen. Würde ich das Gefühl haben, dass er unbedingt trocken werden will, nur ein klein wenig von dieser Härte, dieser schonungsloser Ehrlichkeit entdecken, die ich bei so vielen Schreibern hier bemerke, die täglich hart um ihre Gesundheit und ihr Leben kämpfen, dann würde ich innerlich mehr Mut und Hoffnung haben.

  • liebe freiegeist,

    Zitat

    Ich brauche keine weiteren Entschuldigungen und keine Anerkennung für meine Leistung, was ich getan habe, habe ich freiwillig, aus Überzeugung, Glauben und Liebe getan.

    das habe ich damals auch gedacht. allerdings habe ich erkannt, nach der trennung, es waren eben nicht liebe für ihn, auch nicht mein freier wille es war eine kranke überzäugung, ein falscher glauben....es war COABHÄNGIGKEIT die mich ahndeln liess.diese erkenntnis tat weh, aber in dem moment dieser erkenntnis war ich gnadenlos ehrlich zu mir selbst!vor allem aber auch gnadenlos am boden ,am leiden, fertig mit mir selbst. am ende. zum glück bedeutet ende immer einen neuanfang, denn das leben hört ja nicht auf!

    ich wünsche dir den mut und die kraft an dich selbst zu glauben, die liebe die du fähig bist zu empfinden, dir selbst zukommen lässt, den glauben für dich und deine stärke nicht verlierst und für dich mit eigenen unabhängigen willen aus dem ganzen ausbrechen kannst um einen neuen anfang zu finden.

    lieben gruß melanie

  • GuMo liebe Freigeist,

    na i.wie erwartet man es ja doch.
    Hat man doch vom Zusammenleben eine gewisse Vorstellung.
    Man hat ein Bild eingeprägt bekommen, das man versucht hat umzusetzen.
    So war es bei mir. Wenn einer Kummer hat, hilft man ihm.
    Man hält zusammen und steht zueinander.
    Man schiebt seine eigenen Bedürfnisse und Sorgen erstmal nach hinten,
    denn erst kommen die anderen dran.
    Das hab ich so gelebt, und dachte das ist ganz normal und mein Gegenüber sieht das Genauso.
    Aber das tun die wenigsten. Und das ist es was mir/uns so die Enttäuschung gebracht hat.
    Ich hab nicht geholfen, damit man mir auf die Schulter klopft,
    aber ich hab es getan, weil es für mich so selbstverständlich erschien.
    Aber da kommt der Punkt, die Grenze, die bei einem Co so schwammig ist : der Selbstschutz.
    Bei den meisten Menschen ist dann da Stopp, wo es an die eigene Verletzlichkeit geht. Und da steigen wir ja meist erst richtig ein.
    Darum ist erstmal so wichtig, wie Melanie schrieb, da erstmal auszubrechen. Eine Distanz aufzubauen, um sich das Ganze mal von aussen zu betrachten, und dann erkennt man wieviele ungesunde züge so eine Partnerschaft hatte. Das rückt das Bild in ein etwas anderes Licht.

    Liebe Freigeist, du brauchst nicht Mut und Hoffnung um um SEIN Leben zu kämpfen, Du brauchst den Tiefpunkt und die Verzweiflung um für DEIN Leben und das deiner kinder zu kämpfen.
    So war es auf jeden Fall bei mir.
    Und eines kann ich dir sagen, es kostet Kraft, aber es lohnt sich !
    Meine Kinder und ich kamen zur Ruhe, ja wir genießen sogar jetzt unsere Leben. Und unser Zuhause wurde wirklich zu einem > ein Zuhause.
    Und ich habe noch keinen meiner Schritte bereut.
    Ich genieße die Unbeschwertheit meiner Kinder, die zum Schluss auch so fertig waren.
    Mir öffnet sich nun eine "neue" Welt. Ich bin neugierig aber auch etwas unsicher auf das was kommt. Aber ich bin fest entschlossen, meine Chance auf ein gesundes, friedliches Leben wahr zu nehmen und keinen Tag mehr zu verschenken.
    Hab nur keine Angst, was kommt, es wird nicht so schlimm, wie das, was ist/war.

    Liebe Grüße,
    nici :wink:

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