Die Frage nach dem Kinder haben

  • Hallo EKAs,

    ich bin jetzt 40 Jahre alt (Tochter eines Alkoholikers) und habe mich bis heute bewusst gegen ein Kind entschieden, obwohl ich in meinem Leben mehrmals die Chance hatte und Kinder als etwas Wunderbares und Wertvolles empfinde. Ich hatte einfach zuviel Angst, meinem Kind durch meine eigenen erlittenen Wunden und Macken zu schaden. Ich will erstmal mit mir selbst ins Reine kommen, bevor ich für ein Kind Verantwortung übernehme. Auch, wenn das möglicherweise bedeutet, dass meine biologische Uhr vorher abläuft. Gleichzeitig empfinde ich manchmal auch Schmerz, weil ich keine Mutter bin und diese Erfahrung nicht teilen kann. Ich befinde mich seit zwei Jahren in Therapie und habe rein gefühlsmäßig noch Einiges aufzuarbeiten.

    Bei der Frage des Umfeldes nach meiner Kinderlosigkeit würde ich am liebsten die Wahrheit darüber sagen. Dann wiederum sage ich mir, warum sollte ich mich erklären. Neulich hat eine Frau zu mir gesagt: "Es tut mir leid für Dich, dass Du diese Erfahrung nicht machen konntest." Irgendwie hat mich das innerlich angekratzt.

    Wie geht Ihr damit um?

    Abendgrüße - Kopfmensch

  • Guten Abend Kopfmensch,

    Ich bin auch eine Tochter eines Alkoholabhängigen Vaters...ich habe mich bewusst für Kinder enntschieden, ich war damals noch nicht so weit zu sehen, wie schweres ist, Kinder zu erziehen, zu lieben-bedingungslos, ich habe bedingungslose liebe nicht erfahren. Ich wollte Alles besser machen bei meinen Kindern...leider hatte mich die Angst so fest im Griff, dass ich lange Zeit nicht in der Lage war, meine Kinder, als sie noch Babys waren, zu fühlen, was sie brauchten.Sie waren beides Schreibabys, es war ganz schlimm anstrengend, ich habe viel geweint und mich gefragt WARUM! Als sie Größer wurden hatte ich panische angst, dass sie krank werden, sie mussten sich oft die Hände waschen, ich habe aufgepasst, was sie anfassten und was sie gegessen haben! Irgendwann konnte ich nicht mehr, ich habe dann entschieden nochmal eine Therapie zu machen, (habe vor der Kinderzeit 2 Jahre Einzeltherapie gemacht), weil ich mich, glaube ich, sonst umgebracht hätte, ich habe diesen Kontrollzwang nicht mehr ausgehalten! Ich mache seit 3 Jahren eine Gruppenrherapie und seit ca. einem halben Jahr merke ich, dass ich lockerer werde (manchmal kommt die Angst zurück),das ist ein schönes Gefühl. Trotzdem bin ich der Meinung, ich möchte meine Kinder nicht missen und ich liebe sie über Alles, ich hätte auch warten sollen, eine Therapie machen sollen, um die Ruhe, Kraft und Gelassenheit für Kinder zu haben!
    Deine Entscheidung finde ich absolut nachvollziehbar und Du kannst doch mit 42 auch noch ein Baby bekommen :P
    Lass Dich durch die Aussagen anderer nicht ärgern, so, wie du es entschieden hast, ist es genau richtig, Du hast auf Dein Gefühl gehört!

  • Hallo Kopfmensch,

    ich werde jetzt 45 und bin Kinderlos. Das habe ich auch noch nicht wirklich überwunden, obwohl ich denke, es ist besser so.
    Als Kind/Teenie war mein Lebenstraum immer 6 Kinder zu haben.

    Ich muß sagen, daß meine Kindheit sehr schön war, meine Mutter fing erst an zu trinken, als ich 13/14 war und auch da war es noch nicht so schlimm, das ging erst nach dem Tod meines Vaters vor 20 Jahren los.

    Der erste Typ, in den ich mich mit 13 verknallt habe, hat mich so dermaßen vor der Klasse bloß gestellt, daß ich jegliches Selbstvertrauen verloren habe.
    Ich war häßlich, klein und fett und Jungs hab ich durch mein Verhalten gar nicht an mich rangelassen.

    Mit 28 bin ich an Krebs erkrankt. In einem Atemzug mit der Diagnose wurde ich vor die Wahl gestellt: entweder eine OP, bei der mir die Eierstöcke in den Bauch gehängt werden oder wahrscheinlich keine Kinder bekommen.

    Da weit und breit kein Partner in Sicht war, entschied ich mich gegen die OP!
    Es wurde ein Eierstock mit bestrahlt.

    Kurz nach überstandener Krankheit lernte ich meinen jetzigen Partner kennen, wir haben nie verhütet, aber schwanger wurde ich nicht.

    Ich habe meine Fruchtbarkeit auch nicht testen lassen. Hop oder Top!
    -Meine Periode hab ich nach wie vor-

    Ich habe solche Verlustängste und Angst vor Krankheit, daß ein Kind wahrscheinlich mehr mit mir beim Arzt wäre, als auf dem Spielplatz.
    Wenn mein Freund sich mal nicht meldet, gerate ich in Panik. Ich wundere mich oft, daß er es mit mir aushält. -Wir leben nicht zusammen-

    Was mir eigentlich mehr fehlt als das Kind selbst, ist nie erlebt zu haben, wie es sich anfühlt, wenn in einem ein kleines Würmchen wächst.

    Ich habe einen sozialen Beruf und täglich Jugendliche um mich, diese vermisse also nicht.

    Puh, jetzt hab ich meine halbe Lebensgeschichte geschrieben.

  • Hallo AKKA,

    ich danke für Deine Antwort und Deine Sicht. Meine Schwester, ebenfalls EKA, hat zwei Kinder im Alter von 9 und 15 Jahren. Ihre Ängste hat sie teilweise auf ihre älteste Tochter übertragen. Im Gegensatz zu mir hat meine Schwester nie eine Therapie gemacht. Dafür verurteile ich sie keineswegs, sondern schätze ihren Mut oder die Unbedachtheit, Mutter zu werden.

    Gruß Kopfmensch

  • Ich sehe das genauso. Hat man den Kopf nicht einigermaßen gerade, läuft man große Gefahr die nächste Generation von psychisch Gestörten in die Welt zu setzen.

    ich hab mir die Familiengründung für 50 vorgenommen...

    Am Ende ist alles gut
    Und ist es nicht gut
    ist es auch nicht zu Ende.

  • Das ist ein interessantes Thema :)
    Ich habe mich bewusst für ein Kind entschieden ! Ich war zwar erst 25, als meine Kleine geboren wurde aber ich persönlich wollte nie eine "alte Mama" sein. Für mich stand und steht es außer Frage, mit 35 oder 40 weitere Kinder zu bekommen. Das wird entweder jetzt demnächst passieren oder gar nicht mehr.
    Klar macht man sich über seinen "psychischen Schaden" Gedanken und ob es so sinnvoll ist, bei all seinen Problemen Kinder zu planen.
    Ich würde es jederzeit wieder so tun ! Meine Tochter ist so ganz anders als ich. Sie ist ein Strahlemann. Immer gut gelaunt, immer am lachen. Sie ist so dermaßen lebensfroh, so Energiegeladen, ...Ich frag mich immer, woher sie das hat *g*
    Ich war ein völlig anderes Kind, obwohl meine frühe Kindheit ja auch normal und ohne Alk verlief. Trotzdem war ich irgendwie immer mies gelaunt, fühlte mich nicht verstanden und war trotzig.....
    Kinder beschäftigen einen voll und ganz, was natürlich den weiteren Vorteil hat, das man einfach nicht mehr so viel Zeit zum grübeln hat.

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