• Es ist schon länger her, dass ich hier schrieb und leider finde ich meinen ursprünglichen Faden nicht, um ihn fortzusetzten. Denn jetzt ist mir etwas passiert, dass ich doch hier kund tun möchte:

    Vor zwei Jahren trennte ich mich von dem alkoholkranken Mann. Mittlerweile sind wir Freunde und so erlebe ich nun aus der Distanz sein Aufs und Abs.

    Er hatte wieder aufgehört zu trinken und er hatte aufgehört vom Alkohol zu sprechen bis Christi Himmelfahrt. Da erzählte er, dass er jetzt nicht aus Frust, sondern aus Freude etwas trinken wolle und das würde gut gehen, weil ihn ja nur das Frusttrinken wieder in die Sucht führen würde....
    Perfide, wie die Sucht verführt! Als ich ihn fragte, ob er nicht merken würde, wie ihm der Alkohol etwas vormache, schwieg er.

    Egal. Er trank und zog sich von mir zurück, bzw. wenn er sich meldete, war er schroff. Und ich doofi, ich weigerte mich der Realität ins Auge zu sehen, wollte nicht denken und mir vorstellen, dass er wieder abgesoffen ist. Statt dessen dachte ich, sein verändertes Verhalten habe mit seiner Trockenheit zu tun und damit, dass er seine Probleme angehe und seine Arbeit machte.

    Und deshalb schreibe ich jetzt hier. Meine Erkenntnis über mich: So wie er sich sein Saufen schönredet, so redete ich mir sein Saufverhalten schön. Die Realität tut mir einfach zu weh. Als er sich jetzt bei mir für sein Verhalten damit entschuldigte, dass er wieder Trinken würde, war ich sehr traurig. Mir wären andere Gründe lieber gewesen. Gleichzeitig weiß ich, dass dieses Schönreden gerade auch ein typisches Symptom der Krankheit ist...

  • Liebe Orlando,

    es ist ein schönreden von beiden Seiten.
    Der Alki redet sich schön, dass es eben immer einen guten Grund gibt zu trinken und daher keineswegs abhängig ist, er machts ja nur zum Spass.
    Der Co redet sich schön, ist ja alles gar nicht so schlimm, machen andere auch, er trinkt halt gern usw.
    Schrecklich, erst wenns zu weit geht bzw. alles eskaliert schaltet erstmal der Co der nasse Alki jeoch noch lange nicht.
    Mein Gott wie hofft hab ich mir alles schöngeredet und dann noch selbst die Schuld gegeben, sozusagen mit mir muss man ja trinken usw.
    Aus und Schluss mein Ex-XY ist nasser Alkoholiker, alle wussten es, nur ich wollte es lange nicht glauben. Schluss mit schönreden, mit einem nassen Alkoholiker kann man keine Partnerschaft führen.
    Nun redet er sich eben alles schön, beweisst seine kompetente Männlichkeit mit grossen Sport und kurzen abstinenten Tagen um sich eben selber sein Leben schön zu reden.
    Ich nicht mehr, ich will kein Co mehr sein und stoppe dass schönreden, den mein Gefühl hatte recht.
    LG
    sonne

  • Danke, Karsten :)


    Ja, das dramatische ist, dass wir sowohl Alkoholsucht, wie auch Beziehungssucht mit ins Grab nehem können.

    Für mich war und ist es gerade nicht nur so ein kopfmäßiges verstehen, sondern es traf mich in Bauch und Herz. Mit Blick auf diesen Mann besteht für mich keine Gefahr rückfälig zu werden in dem Sinne, dass ich unsere Beziehung reaktivieren möchte. Doch mit dem nächsten Menschen könnte mir es doch wieder passieren. Statt mich den leisen und lauten Zeichen zu stellen und rasche Gegenmaßnahmen einzuleiten, scheine ich es vorzuziehen, diese zu übergehen. Dabei rechtfertige ich dies mit meinen Gaben Vertrauen und Zuversicht.

    Ich war einmal Krankenschwester: Und wenn jemand kaltschweißig und agressiv war mit Schmerzen im Rücken, Bauch oder Brust, ja dann vertraute ich auch nicht darauf, dass es sich einfach wieder legt und alles gut wird. Selbst wenn dieser Mensch behauptete, es sei nicht so schlimm und gehe schon wieder, informierte ich den Arzt und leitete im Rahmen meiner Befugnisse EKG und Laboruntersuchungen ein. Und jetzt leite ich eine Analyse / Diagnose meines Schönredens ein:

    Mein Vater war auch Alkoholiker, der periodisch Soff. Bis kurz vor seinem Tod hat er es geleugnet und ich fühlte mich ihm gegenüber iloyal, wenn ich es aussprach. Erst in seinen letzten Lebenswochen, als wir zusammen voneinander Abschied nahmen, sagte er mir, dass meine Wahrnehmung richtig war. Und in diesen letzten Wochen hörte ich auf zu kämpfen und gestand ihm zu, seine Schmerzen und seine Ängste immer wieder mit Alkohol und Morphium zu betäuben.

    Und nun wiederhole ich etwas? Was hält mich davon ab, mich ganz von diesem Mann abzuwenden? Wieso fühle ich mich als Schlechtmensch, wenn ich ihn Fallen lasse?

  • Hallo Orlando!

    Ich habe eben auch deinen alten tread durchgelesen. Ist es nicht erschreckend was wir uns alles antuen? Was wir vor uns und anderen rechtfertigen? Uns selbst schönreden. Wären wir die Aussenstehenden, wir würden uns die Haare raufen. Wenn wir Co`s aber drin stecken, dann muss schon viel passieren dass wir aufwachen. Und wir müssen am Tiefpunkt sein.
    Und immer wieder haben wir Väter mit der gleichen Geschichte, Mütter die selbst Co´`s sind. Bei mir ist das auch so. Allein diese Wiederholung finde ich gruselig.
    Aber wir haben eine Chance, du hast sie genutzt! Du hast es für dich gelöst.
    Aber nicht nur der Alki nimmt seine Sucht mit ins Grab, auch wir Co`s! Wir müssen unser Lebenlang gegen diese Sucht kämpfen, uns hinterfragen und genau auf uns aufpassen. Dieses lebendslang macht mir Angst.
    Pass auf dich auf, der Kontakt mit ihm kann dir auch jetzt noch schaden! Ich sage nicht dass es unmöglich ist befreundet zusein, aber die Co-Bombe tickt auch in Freundaschaften. Aber du weisst das selbst!
    Toll wie weit du gekommen bist!
    Liebe Grüsse Clärchen

  • Zitat von Clärchen


    Pass auf dich auf, der Kontakt mit ihm kann dir auch jetzt noch schaden! Ich sage nicht dass es unmöglich ist befreundet zusein, aber die Co-Bombe tickt auch in Freundaschaften.
    Liebe Grüsse Clärchen

    Ich habe jetzt den alten Faden auch noch einmal gelesen. Gut, dass es den gibt! Und gut, dass ich hier wieder rein schaute, denn jetzt kann ich nicht mehr schönreden.

    Es ist wahnsinnig. In 3 Tagen beginne ich meine Reha, die mir noch im Rahmen der Krebsnachsorge zugeteilt wurde und ich freue mich darauf. Ich scheine mit beiden Beinen wieder fest auf dem Boden zu stehen, meine Kinder leben gerne mit mir zusammen, ich fühle mich in dieser Stadt mittlerweile zu Hause, bin integriert und auch beruflich bin ich nicht nur wieder voll im Boot, sondern mache es mit Freude und werde dafür wertgeschätzt. Alles deutet auf ein erfülltes Leben mit den alltäglichen Herausforderungen hin und doch lauert da noch unbewältigtes. Im Keller unter der guten Stube befindet sich eine Leiche. Die will würdig bestattet werden. Und ich will nicht erst tief und tiefer Fallen, ehe ich es angehe. Eigentlich habe ich keinen Grund, an diesem Mann fest zu halten, auf ihn zu schauen und doch tu ich es. Ich habe immer noch etwas davon.

  • Wenn ich kognitiv und analytisch verstehe, was mir passiert, heißt es noch lange nicht, dass ich es auch emotional durchschaue und mein Handeln neu ausrichte. Da ist es manchmal sogar hinderlich einen klugen und scharfen Verstand zu haben, der ebenso genial vernebeln kann, was er auch aufzudecken weiß.

    Gestern wies ich seine Kontaktanfrage mit der eindeutigen Begründung ab, dass er gerade "abgesoffen" sei und:

    - bangte, ob ich zu barsch und abweisend gewesen bin und er nun mehr trinkt, fühlte mich also wieder verantwortlich für seine, aus meiner Sicht, mögliche Fehlentscheidung
    - bangte zudem, dass er mich nun im Gegenzug abweisen wird
    - hoffte, dass ich in vier Wochen einen Menschen wiedertreffen würde, der a) ernsthaft gegen seine Krankheit ankämpft und b) unsere Freundschaft weiterhin wert schätzt; mit dem mich beflügelnden Gedanken, dass ich Anteil hätte an seinem Genesungsweg.
    - verbrachte ich einen schönen Abend mit meinen Freunden beim Tablequiz und dachte, mein Leben geht so oder so weiter, es wäre nur so verdammt schade um ihn.

    Es ist gut, dass ich durch die Reha Zeit nur für mich bekomme und mir noch einmal in Ruhe betrachten kann, was ich eigentlich mache. Dabei verstehe ich schon, dass ich einen Auftrag verfolge, den ich mir in meiner Kindheit irrtümlicher Weise auferlegte und auf diesen Mann übertrage.

    ... und als er sich heute wieder meldete, da blieb ich zwar freundlich und konsquent zurückgezogen, aber ich möchte nicht verschweigen, dass mich eine mich erleichternde Freude erfüllte. Ich darf weiterhin Hoffen, dass alles gut wird.

  • Es ist schon ein Kreuz, liebe Orleando,
    trotz aller Weiterverarbeitung, Bearbeitung, Trennung und psychischer Weiterentwicklung erscheint bei mir persönlich immer noch eine Tendenz zu bestehen, die einfach nur Co ist.

    Ich bin deshalb seit 3 Jahren Single, weil ich es nach der Beziehung nicht mehr gewagt habe mich in eine Abhängigkeit zu bewegen ... langsam und schleichend wie früher ... ohne vielleicht von mir bemerkt zu werden.

    In einem Kontakt zu einem mir nahestehenden Menschen, ohne Alk!, fällt mir immer wieder auf wie sehr ich an ihm "hänge" wie viele Gedanken ich mir um ihn mache und dass auch teilweise die Tendenz besteht dass wir gegenseitig auf unsere Stimmungen wirken. Es ist eine dermaßen starke Wirkung aufeinander, dass sie "eigentlich" schön ist weil einfach ein Band da ist. Nur befürchte ich, dieses Band ist eines, welches uns beide mehr aneinander fesselt als positv bindet. Raus aus allen Suchtbeziehungen, selbständiges und glückliches Leben und dennoch habe ich Tendenzen, die nicht zu diesem Leben passen.....

    Der Kopf arbeitet mit - sogar die Seele - und dennoch ... es gibt Aussetzer....

    Toi Toi toi für Dich
    lieben Gruß von Dagmar

  • Zitat von dagmar007


    Ich bin deshalb seit 3 Jahren Single, weil ich es nach der Beziehung nicht mehr gewagt habe mich in eine Abhängigkeit zu bewegen ... langsam und schleichend wie früher ... ohne vielleicht von mir bemerkt zu werden.

    Liebe Dagmar,
    das ist aber sehr schade! Wir leben nur dieses eine mal und wir dürfen uns einlassen. Es trifft für stoffliche Süchte, wie Alkoholsucht zu, dass man, wil man suchtfrei bleiben, den Rest seines Lbens absitent bleiben muss. Aber das läßt sich nicht 1:1 auf Beziehungssucht, also Co-Abhängigkeit übertragen.

    Die Ängstlichkeit und Verunsicherug kenne ich auch von mir, den Eindruck wachsam sein zu müssen, deshalb schreibe ich ja auch hier. Beziehung vermeiden wäre für mich genauso mich mi meinen Wünschen und Bedürfnissen selbst verleugnen wie die Selbstaufgabe in der Beziehung.

    Es gibt auch Menschen, die es gut mit mir meinen, mich lieben, mir zur Seite stehen wollen, mit mir gemeinsam etwas erleben möchten und deren Unterstützung ich annehmen darf. Ich muss nicht alleine alles meistern, um frei und unabhängig zu bleiben. Sich viele Gedanken um jemanden zu machen ist auch nicht falsch. Allerdings ist es auch für mich eine Herausforderung, die richtige Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden, dass es mir gut damit geht.

    Für mich kann ich nur wiederholt sagen, mir hilft es u.a. darüber hier zu schreiben und auch zu lesen, was ich schrieb. Mehr als Tagebuchaufzeichnungen.

    Mit Blick auf meine persönliche Geschichte mit dem hier von mir vorgestellten Mann und auch manchen Reaktionen, hadere ich so sehr mit mir, weil all sein Verhalten Symptome einer Krankheit sind. Und der Mensch hinter der Krankheit ein liebenswürdiger ist. Von einem mir nahe stehenden Tumorpatienten oder Demenzkranken beispielsweise wende ich mich doch auch nicht ab, weil er unangenehme Sachen macht, wesensverändert und aggressiv ist oder bald stirbt. Ich versuche damit umzugehen zu lernen, es wird mich evtl. viel Kraft kosten und an meine Grenzen bringen und doch käme da keiner auf die Idee, mich als co-abhängig zu bezeichnen. Allerdings ist das Unterstützungssystem ein anderes.

    Und doch stimme ich Dir 100% zu. Wir müssen immer einmal wieder inne halten und reflektieren, was wir machen und vor allem wie wir es tun.

  • Hallo Ihr Lieben,
    ich denke Orlando, im Moment kann ich noch nicht von "schade" reden da ich bei mir selber Mankos entdecke, somit also noch nicht genug verinnerlicht habe. Wenn ich die Menschen näher betrachte, die als Partner meine Aufmerksamkeit erregen könnten so bemerke ich zuweilen Gefahrenmomente (wenn auch keinen Alk) und ich denke, dann eben bin ich noch nicht selbständig genug.

    Ja, Hopehope, ich überlege mir zweimal ob ich es wagen kann und ich benötige viel, viel mehr Zeit mich auf einen Menschen einzulassen. Früher waren es die Schmetterlinge im Bauch, eine schnell entstehende Beziehung, die Hoffnung auf die große Liebe und schon eine Bindung, die nicht mehr schnell zu lösen war.

    Heute muss ich immer wieder Abstand gewinnen, mich langsam annähern und über einen langen Zeitraum bemerken können dass die betreffende Person "immer noch die selbe geblieben" ist und ich mit keinen Schockmomenten rechnen muss.

    Jeder Mensch entwickelt sich weiter - manchmal auch in gegengesetzte Richtung, dann eben geht eine Partnerschaft nicht weiter. Nur habe ich in der Vergangenheit alle Warnlämpchen ignoriert das möchte ich nicht wieder....

    Und, ich möchte mich nicht in eine Partnerschaft flüchten um "Trost" zu erhalten bspw. wegen einem schlechten Arbeitsplatz. Alles aber Faktoren, die ich selber derzeit nicht ausscheiden kann.

    Ich mag eben nicht mehr hoffen hopehope dass ein anderer sich ändert - egal in was - entweder ich kann damit klar kommen oder muss es lassen. Und genau da hängt dann wohl mein Problem: gehe ich dann wirklich wenn es Dinge sind, die mich belasten (außerhalb der Sucht gibt es da noch genügend andere).

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo, liebe hopehope,
    weißt Du, ich musste die Erfahrung machen, dass mein lieber Exxi jede Menge williger Helfer statt meiner fand: da waren es die Eltern oder die Geschwister, die nicht wollten dass er abstürzte, oder die Saufkumpane, die im Notfall mal kurz stützten. Das kann jahrzehntelang gehen.... Ist keine eigene Einsicht, dann wird eben ein eventueller Helfer manipuliert, ein neuer gesucht - und garantiert auch gefunden!

    Schau, wichtig war für mich gar nicht mehr ob der Exxi seine Sauferei einstellt. Wichtig war für mich zu erkennen ich will leben - aber das was ich tat war vegetieren. Also musste ich mein Leben in meine Hände nehmen und sein Leben gänzlich von meinem trennen. Hätte er etwas geändert, wer weiß vielleicht hätte es später wieder ein zusammen finden gegeben, aber eines war klar: zuerst musste ich gehen und mit mir ins Reine kommen. Denn eines war für mich Fakt: mich überhaupt über längere Zeit mit einem solchen Menschen/Problem auseinander zu setzen spricht dafür, dass ICH ein PRoblem habe/hatte.

    Bei mir war klar, ich verliere meine Zukunft wenn ich bleibe: entweder durch seine Gewalt (das was Du schreibst, dass war der Anfang bei uns mit der geballten Faust und dem Kommentar "es wird noch etwas passieren"....) seine durch Schlamperei sich einstellende Kriminalität, den Gerichtsvollzieher und und und....

    davon mal abgesehen wollte ich mir nicht vorstellen, was in dem alten Haus hätte passieren können wenn er in seinem Dulla mit Zigarette einschläft, die Herdplatte anlässt, die Gastflaschen im Keller nicht richtig behandelt oder oder oder....

    Nur dann, wenn es mir gut geht und ich für mich sorgen kann, wäre ich in der Lage eine stabile und gesunde Beziehung zu führen. Ich selber musste also erst einmal versuchen gesund zu werden..... alleine ... ohne -irgendeinen- Partner.

    Lieben Gruß von Dagmar, die die 007 nicht braucht ;)

  • Zitat von Orlando

    Die Realität tut mir einfach zu weh. Als er sich jetzt bei mir für sein Verhalten damit entschuldigte, dass er wieder Trinken würde, war ich sehr traurig. Mir wären andere Gründe lieber gewesen. Gleichzeitig weiß ich, dass dieses Schönreden gerade auch ein typisches Symptom der Krankheit ist...


    Liebe Orlando,

    deswegen halt ich einen weiteren Kontakt, und seis nur als Freunde, für sehr fraglich und gefährlich.
    Ich muss durch die Kinder ja auch weiterhin Kontakt halten,
    aber das reduzier ich wirklich auf die Belange der Kinder.
    Ein Zusammenhocken oder etwas gemeinsam unternehmen kommt mir nicht in den Sinn, zu arg wäre meine Angst mich ein eine Co-Freundin zu entwickeln statt zu eine Co-Frau.
    Quasi vom Regen in die Traufe.

    Und was für ein Grund soll das sein, dass eine Alkoholabhängigkeit in einem besseren Licht erscheinen lässt ???
    Mein XY hat getrunken weil... es gut lief, weils mal nicht so gut ging,
    allein, unter Freunden, zur Feier des Tages, oder weil alles so schlimm war,... für mich und die Kinder hat das keinen Unterschied gemacht !
    Da war kein Grund besser als der andere.
    Ja, das sind typ. Syntome der Krankheit, aber auch der Co-Abhängigkeit,
    das dürfen wir nie vergessen, also immer wachsam bleiben.

    LG, nici :wink:

  • Warum sie es tun? Weil sie ebenso lügen wie der stofflich abhängige. Sie machen sich ebenso selber etwas vor!

    Hätte ich damals die Augen aufgemacht, dann hätte ich ja etwas ändern müssen! Ich hätte alleine für mich die Verantwortung übernehmen müssen, vielleicht selber Fehler machen und alleine dazu stehen. Ach nee, da blieb ich doch lieber in einer Abhängigkeitsbeziehung - gleichzeitig hatte ich einen Sündenbock "der trinkt, den ich nicht alleine lassen kann und der mein Leben behindert" .... nur gehen, dazu war ich lange zu feige....

    Wecken - warum denn? Er ist doch groß und darf alleine über die Straße! Auch das machte ich früher weil er ja sonst den Arbeitsplatz für die gemeinsame Wohnung vielleicht hätte verloren und ich hätte alleine zahlen müssen. Bäääh .... mache ich jetzt auch und es geht!!!! Ich bin doch nicht die Mutter eines 5jährigen der in die Vorschule muss und den ich ans Aufstehen gewöhnen muss......

    Nein Hope, nicht Alkoholiker zerstören Leben und Liebe!!! Wir lassen uns zerstören - das ist noch viel übler! Denn wir sind für uns verantwortlich. Überlassen wir diese Entscheidung einem Süchtigen, dann sind wir nicht über/lebensfähig und feige auch noch - weil wir die Verantwortung dem anderen übertragen. Und das, obwohl wir wissen er ist süchtig und eigentlich nicht in der Lage Entscheidungen zu treffen...

    Der stofflich Abhängige bleibt beim Alk und der Coabhängige beim Partner = beide also komplett unfähig für sich selber zu sorgen ....

    Zwei ertrinkende also, die sich gegenseitig runterziehen....

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Zitat von dagmar007


    Nein Hope, nicht Alkoholiker zerstören Leben und Liebe!!! Wir lassen uns zerstören - das ist noch viel übler!

    Guten Morgen liebe Dagmar,

    ich möchte es noch ein bisschen schärfer ausdrücken: Wir zerstören unser Leben / ich zerstöre mein Leben.

    Und wir machen das nicht, weil wir böse oder selbstzerstörerisch sind. Wir machen es, um uns zu schützen, vor einem noch viel größerem Leid, als das, was wir gerade durchleben. Deshalb wird hier ja auch immer wieder auf das notwendige Erreichen des Tiefpunktes hingewiesen, denn da kippt das Verältnis von Schutz und Leid.

    Und was ist so leidvoll und unerträglich, dass ich mich mit einer lebenzerstörenden Sucht davor schützen muss? Innere Leere, mangelnde (Selbst-)Liebe sowie fehlende (Selbst-)Achtung und Wertschätzung.

    Hinzu kommt, dass Sucht sich oftmals zunächst unmerklich und schleichend einstellt und dann will man ja auch nicht sogleich alles Aufgeben, was man für wichtig, richtig und gut erachtet hat. Sich der eigenen Lebenslüge zu stellen, reißt einem doch zunächst den Boden unter den Füssen weg. die Angst vor der unbekannten Tiefe des Loches und der Art der Landung ist größer, als das Festhalten an den maroden Bodendiehlen...

    Vertrauen in sich selbst und die Erfahrung, dass man leicht fällt und sich sicher auffängt, ist das Geschenk, wenn man den Absprung wagt.

    Orlando

  • Zitat von n i c i

    deswegen halt ich einen weiteren Kontakt, und seis nur als Freunde, für sehr fraglich und gefährlich.

    Liebe nici,

    danke für diesen Hinweis und dieses Aufmerksam machen. auch ich bin auf der Hut vor mir selber und meinem Tun und spiele im Moment dennoch ein wenig mit dem Feuer.

    Orlando

  • Liebe Orlando,

    auch ich lebt lange Zeit zwar räumlich getrennt, aber mit regelmässigen Kontakt.
    Erst jetzt wo ich bzw. er alles abgebrochen hat, sehe ich wieviel leichter das Leben allein funktioniert.
    Trotz Trennung funktionierte ich irgendwie weiter als Co und plante mein Leben nach XY.
    Jetzt gibt es keinen Kontakt mehr und ich merke immer mehr, dass es so viel einfacher ist auch emotional loszulassen.
    Auch ich war zu dumm und viel zu feige, dem Leiden endlich ein Ende zu setzen, immer wieder gehofft und war immer wieder für ihn da....bis schliesslich er mich nicht mehr brauchte.
    Nicht gerade ein toller Schluss...aber besser als keiner.
    Im Grunde bin ich ihm heute für den Kontaktabbruch noch dankbar...denn jetzt muss ich mich wieder auf mich und mein Leben konzentrieren.

    Und zum Thema die Co´s haben es mit sich machen lassen ...
    das ist richtig, wir haben die Grenzen übersehen.
    Doch auch möchte ich hier für uns sprechen, dass sich dies Krankheit so langsam einschleicht, dass es jeden treffen könnte. Umsonst wird nicht die genannte Co-Abhängigkeit fast nur auf Angehörige von Alkoholikern bezogen.
    Natürlich haben wir mitgemacht, jedoch tragen wir keine Schuld an dem Dilemma. Schuld sind wir dann, wenn wir aus so einer schädlichen Beziehung nicht ausbrechen. Ausserdem zerstören wir im Hinblick auf unsere CoAbhängikeit keine Beziehung oder sogar ganze Familien....nein das macht der Alkoholiker.

    Also schön durchstarten...
    LG sonne

  • Hey, liebe Sonne,
    die Schuldfrage gibt es für mich nicht weil dann alles zu kompliziert werden würde:

    ist der Alki wirklich schuld? sind es seine Eltern? sind es alle weiterhin aktiven Helfer wenn ich ausgestiegen bin? bin ich zu spät ausgestiegen aus der Beziehung?

    Viele solche Fragen würden für mich bei Schuldzuweisungen eine Rolle spielen - das alles aber ist mir einfach zu mühsam und zu unpassend. Passender ist für mich dass jeder Mensch tun kann was er mag und Verantwortung übernehmen oder auch nicht. Ich muss dann für mich entscheiden ob ein solcher Mensch (egal in welcher Position zu mir) in mein Leben passt...

    Ich trage keine Schuld - er trägt keine Schuld: es ist eben so wie es ist....

    Es haben sich halt bei mir zwei Menschen in unterschiedliche Richtungen entwickelt - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Liebe dagmar,

    heute geht es mir auch nicht mehr um Schuld oder Unschuld, anfangs sucht man zwar danach bis man entdeckt dass es sinnlos ist.
    Wichtig ist, dass ich nun weiss welche Beziehung ich leben möchte und punkt.

    Aber trotzdem wird eine Co-Abhängikeit nicht immer aber meistens durch einen Alkoholiker entwickelt und nicht umgekehrt.

    LG sonne

  • glück auf liebe sonne

    Zitat von sonne5

    Aber trotzdem wird eine Co-Abhängikeit nicht immer aber meistens durch einen Alkoholiker entwickelt und nicht umgekehrt.

    nönönönö ^ das kann ich aus meiner sicht ganz anders sehen: wenn sich meine co anders (z.b. konzequenter) mir gegenüber verhalten hätte, hätt ich nie soviel saufen können, müssen, oder dürfen, das sich ne alkoholabhängigkeit entwickelt?
    ich halte das ganze "hätte - währe - wenn" für so sinnloß wie die frage nach dem huhn und dem ei !
    die daggi hat vollkommen recht: ne schuldfrage ist überflüssig, genau so überflüssig wie die frage wer denn damit angefangen hat. es hat sich "eingeschlichen (auch weil weder du noch ich was genaues über unsere krankheit gewust haben).
    heute ist wichtig wie ich mich heute um mein wohlergehen kümmere.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Zitat von sonne5

    Aber trotzdem wird eine Co-Abhängikeit nicht immer aber meistens durch einen Alkoholiker entwickelt und nicht umgekehrt.

    Liebe Sonne,
    das darfst Du für Dich gerne so denken und sehen.
    Ich sehe es so: Co-Abhängigkeit setzt sich aus verschiedenen, zum Teil noch nicht eindeutig wissenschaftlich belegten Dispositionen zusammen und zeigt sich auch in Beziehungen mit Nichtalkoholikern. Für mich selbst gesprochen kenne ich es z.B. sehr gut, mich und meine Bedürfnisse ganz in der Sorge um meine Kinder zurück zu stellen oder auch für meine Arbeit.
    Ebenso gibt es Menschen, die andere Handlungsweisen im Umgang mit einem Suchtkranken zur Verfügung haben, statt co-abhängig zu agieren. Die kommen nicht in diese dramatischen Lebenskrisen.

    Allerdings fördern sich Alkohol- oder Heroinsucht und Co-Abhängigkeit gegenseitig pathologisch. Wer da den Anfang machte und Schuld ist, ist für mich wie die Frage nach dem Ei und dem Huhn. Eindeutig ist, dass sich der Alkoholmissbrauch eindeutiger offenbart, als die Beziehungssucht. Klar ist auch, dass der Begriff Co-Abhängikeit für die Bezeichung von Angehörigen und Nahestehenden von Alkoholkranken definiert wurde.

    Orlando

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