• Hallo zusammen.

    Ich heiße Dennis und bin 32 Jahre alt. Ich versuche nun zum ersten Mal in meinem Leben ohne Alkohol auszukommen und ich muß sagen ich hätte nicht gedacht, daß es mir so schwer fallen würde... heute ist mein siebter Tag ohne Alkohol.
    Wenn ich so zurückdenke, trinke ich seid meinem 16ten Lebensjahr regelmäßig Alkohol. Am Anfang war es nur Bier und ich war nur ab und zu mal volltrunken im Rahmen einer Fete oder eines Discobesuchs. Doch daraus wurde immer mehr... Irgendwann (weiß nich mehr wann das wirklich war) gehörte das Bier zu meinem Alltag. Wenn ich meine alten Fotos durchforste, sehe ich mich ständig mit einem Humpen oder einer Flasche Bier darauf...Bier war mein bester Freund! Das hört sich echt bescheuert an aber ich empfinde das tatsächlich so.
    Vor 7 Jahren habe ich geheiratet, meine Frau trinkt so gut wie nie Alkohol. Wir haben uns oft gestritten, weil ich manchmal rabenvoll spät in der Nacht nach Hause kam, in letzter Zeit sehr oft. Mein kleiner Sohn (ist jetzt 6 Jahre alt) hat das auch manchmal mitbekommen. Fast wär mein ganzes Leben, meine Familie zerstört worden. Ich bin fest entschlossen mit der Trinkerei aufzuhören, aber es ist verdammt schwer!!
    Momentan nehme ich ein Beruhigungsmittel/Antidepressiva um meine Gefühlswelt unter Kontrolle zu bekommen... bis vor einer Woche war Alkohol noch meine beste Medizin.
    Ich hoffe ich konnte mal einen kleinen Überblick über meine Situation geben. Ich bin für jeden Tipp/Ratschlag dankbar, den ihr mir geben könnt. Wie habt ihr eure ersten Wochen gemeistert? Ich denke ständig daran, daß ich nie wieder ein frisches Pils trinken darf! momentan noch ein furchtbarer Gedanke für mich... ich hoffe das wird sich mit der Zeit legen. :(

    Grüße, Dennis

  • Hallo Dennis

    Die ersten Wochen waren bei mir auch nicht gerade ein Honigschlecken. Ständig geisterte vor mir der Gedanke an *nie mehr*
    Viele haben mir hier geraten erst mal für 24 Std. das erste Glas stehen zu lassen. das hat mir sehr geholfen.

    Die erste Zeit die habe ich mich sehr viel abgelenkt. Ich habe wieder mein altes Hobby Radfahren neu entdeckt. Auch habe ich die Liebe zum Tee entdeckt. Hab mich durch viele Sorten getestet. Bin heute noch viel am rumtesten. Wenn ich Lust auf Alk. bekam habe ich Literweise Wasser getrunken. Wenn der Bauch voll Blubber ist, vergisst man ziemlich schnell den Alk.

    Heute nach ein paar Monaten bin ich froh, hier die Grundbausteine erst mal voll umgesetzt zu haben.

    LG Nobby

  • Hallo Nobby!

    Danke für deinen aufmunternden Kommentar! Das ist echt mal ne gute Idee, ich habe immer sehr gerne Tee getrunken, vor allem Grün- und Schwarztee. Da hab ich manchmal eine richtige Zeremonie draus gemacht... das könnte man mal wieder aufleben lassen. Das mit dem "Blubberbauch" exerzier ich schon die ganze Zeit durch, trinke allerdings generell vieles was ich sonst gerne mag wie Eistee oder Cola.
    Mein Arzt sagte mir, die ersten vier Wochen wären das Schlimmste, dann gehts an die Langzeittherapie, sozusagen. Werde deine Tipps beherzigen, vor allem das Teetrinken!! Wünsche dir auch weiterhin Erfolg! Danke nochmal!

    LG Dennis

  • Hallo Dennis!

    Schön, dass du die erste Woche hinter dich gebracht hast!

    Ich bin auch erst in Woche fünf und habe auch jeden Tag bis hierher immer heute nicht getrunken und eben das erste Glas nicht, wie ich es hier gelesen habe. Das kann schon was!
    Das ist inzwischen wirklich schon besser. Und ich streiche Artikel in der Zeitung an wie: 27 jähriger fiel betrunken beim Heimgehen aus der Disko in die Jauchengrube, erlitt eine Vergiftung, mehrere Brüche...sowas steht jeden Tag drinnen und ich bin so froh dass nicht ich es bin, die da drinnen steht und dass es so bleiben wird, weil ich ja nicht trinke!

    Alles Gute dir!

  • Hallo!

    Es tut wirklich sehr gut hier so viele Menschen und ihre "Geschichten" zu hören. Da hast du Recht, mit den Zeitungsartikeln von verunglückten Menschen im Vollrausch!
    Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, daß man sich verdammt schnell Unanehmlichkeiten bis ernsthaften Ärger zuziehen kann, wenn man seine Grenzen nicht mehr kennt und akzeptiert.
    Führerschein mit 21 Jahren verloren, wegen 1,7 Promille am Steuer bzw im Graben; Schlägereien die mit blutigen Kopfverletzungen endeten; Sachbeschädigung an parkenden Autos ....mal abgesehen von lieben Freunden und Familienangehörigen den ich verbal sehr weh getan habe...
    All diese Dinge kann ich leider nicht mehr rückgängig machen, aber ich kann meine Zukunft ändern... eine trockene Zukunft ohne solche Ausfälle.

    LG Dennis

  • Dennis, das mit den "Geschichten" hier tut mir auch gut.

    Bei mir laufen bei rabenvoll nachhause kommen auch kleine Filmchen ab und nach jedem einzelnen kann ich mich eigentlich beim Zufall bedanken, dass ich später relativ unversehrt trotz Ausfällen in meinem Bett wach geworden bin.
    Dann geht es auch schon wieder viel leichter mit dem Safttrinken.
    Denn irgendwann ist Schluss mit diesem immer noch Glück gehabt, das spüre ich ganz deutlich und dann hätten meine armen Kinder und vielleicht auch dein armer Sohn ein Elternteil gehabt, denen nicht mal so viel an ihrer Familie und ihrem Kind gelegen ist, dass sie dafür Sorge getragen hätten, heil nachhause zu kommen.
    Pfui, NEIN danke!

    Es gibt echt viele Gründe nicht zu saufen!

  • Ja, da stimme ich dir voll und ganz zu. Ich habe meinen Jungen eh viel zu lange vernachlässigt... Anstatt bis in die Puppen zu saufen und meiner Familie Sorgen zu bereiten essen wir seid langem mal wieder Abendbrot zusammen. Ich les meinem Sohn abends eine Geschichte vor... gestern waren wir zusammen Minigolf spielen. Alles Dinge die ich lange nicht mehr gemacht habe... da gibts viel Nachholbedarf! :) ... trotz all dieser positiven Dinge ist es noch ein langer Weg für mich, kein Grund übermäßig euphorisch zu sein. Heute habe ich wieder einen Tag geschafft nicht zu trinken.
    ...und ihr habt alle dazu beigetragen, tolles Forum hier! Danke!!

    Alles Gute euch allen!!!

  • Hallo Dennis,

    Zitat

    dann gehts an die Langzeittherapie, sozusagen.

    Auch wenn Dein Arzt das vielleicht anders gemeint hat, Du könntest Dich bzgl. einer LZT bei einer Beratungsstelle erkundigen.

    Die haben mir auch in der Anfangszeit zwischen Entgiftung und Therapiebeginn sehr geholfen.

    LG kommal

    unterwegs...

  • Ja das werde ich gerne beherzigen! Hatte dir (kommal) noch was bezüglich meiner Alkoholabhängikeit im Vorstellungsbereich geschrieben... vielleicht kann man den Dialog ja noch hierhin verschieben...
    Danke für eure guten Ratschläge, ich bin froh hier zu euch ins Forum gefunden zu haben!!

    Liebe Grüße

    Dennis, Alkoholiker

  • Hallo Dennis!

    Ich würde diese "Nie wieder ein Pils" - Gedanken ganz schnell verscheuchen. Als ich anfangs solche Gedanken hatte, sagte ich mir immer: "Daran möchte ich vorläufig nicht denken."

    Wenn Du versuchst, stattdessen umso intensiver an die Vorteile Deiner Trockenheit zu denken, wirst Du automatisch optimistischer und Deine Einstellung verändert sich. Gedanken kann man selbst sehr stark beeinflussen.

    Danke für Deinen Eintrag in meinem Thread. Hat mir sehr geschmeichelt.
    :)

    Liebe Grüsse und alles Gute!
    Paula

  • Ich kann mir beim Aufkeimen von Verzichtsgedanken auch sehr gut mit bildlichen Vorstellungen helfen. In meinem speziellen Fall reicht es vollends, mir zwei verschiedene Paulas - eine schlanke und eine fette - vorzustellen. Mehr brauch' ich nicht, um solche Gedanken ganz schnell verschwinden zu lassen. :roll:

    Was könnte das bei Dir sein?
    Schließ mal die Augen und stell Dir vor, wie Dennis mit ausgebreiteten Armen da steht. In einer Hand hält er ein funkelndes Päckchen voll Lebensfreude - da sind Gesundheit, ein langes Leben mit der Famiile und strahlende Kinderaugen drin. In der anderen Hand eine Flasche Pils.
    Für eines von beiden musst du Dich entscheiden.
    Was würdest Du behalten wollen und was würdest du wegwerfen?

    Nochmals liebe Grüsse
    Karin

  • Weißt du ich saß gerade so in meinem Schlafzimmer einfach nur da, und der Teufel Alkohol grapschte mal wieder gedanklich nach mir... ich dachte an die schönen Zeiten mit meinen alten Saufkumpels, ein paar Erlebnisse waren vielleicht auch ganz lustig und"schön", so bilde ich es mir jedenfalls ein. ABER unterm Strich hab ich mein Leben nur aufs Biertrinken reduziert... du hast völlig Recht, ich möchte lieber das Päckchen nehmen!
    Vielen Dank für deinen lieben Kommentar! Ich sitze hier grad mit Tränen in den Augen und bin dankbar hier soviel Unterstützung und Ermunterung zu bekommen, Auch meine Familie hilft mir sehr!
    Aber wie du ja auch aus eigener Erfahrung weißt ist es gerade am Anfang verdammt schwer zu akzeptieren...
    Danke dir nochmal und alles Gute weiterhin!

    LG Dennis, Alkoholiker

  • Hallo Dennis,

    Zitat

    ich möchte lieber das Päckchen nehmen!

    Dann pack Dir mal eine Struktur für Deinen Tag hinein. Das hat mir zu Beginn sehr geholfen. Fülle Deine Trinkzeiten mit Tätigkeiten, die Du vernachlässigt hast oder die liegen geblieben sind.

    Entspannen kann auch eine solche Tätigkeit sein. Das musst Du aber lernen und üben.

    In der Entgiftung habe ich die progressive Muskelentspannung kennen gelernt. Die habe ich bis zur Therapie angewendet. Dort kam dann das autogene Training dazu. Frag mal nach :arrow: Beratungsstelle

    LG kommal

    unterwegs...

  • Morgen Dennis
    Eine gute Entscheidung,das du einen Neubeginn gewagt hast,und es geht sich doch gut an wie man liest.
    Dein Beitrag vom 3.8.,wo du deine Unannehmlichkeiten die du durch den Alkohol hattest anführst überkamen auch mir gleich alte Erinnerungen.
    Ich hatte meine Grenzen auch nicht akzeptieren können,und es haben sich dann Institutionen für mich interessiert,mit denen ich eigentlich nichts zu tun haben wollte,wenn du weißt was ich meine.Das hat mir insgesamt 8 Jahre meine Lebens gekostet.
    Ich war auch so alt wie du als ich das erstemal anfing ohne Alkohol auszukommen,und es hat bei mir nochmal 8 Jahre gedauert bis ich entgültig trocken war Es lohnt sich immer.Du wirst nur gewinnen.Ich wünsche dir viel Durchhaltevermögen auf diesen Weg.Du wirst es schaffen,so wie du rüberkommst.In diesem Sinne K.U.D.68

  • Danke für die vielen neuen Tipps und Zusprüche. Ich bin jeden Tag mehr motiviert diesen Weg weiterzugehen!
    @boehmi: du hast vollkommen Recht damit, daß man bestimmte Personenkreise meiden sollte um trocken zu bleiben (ist glaub ich auch hier in den Grundbausteinen mit aufgenommen) und ich halte momentan großen Abstand zu allen Kneipenkollegen, die ich so kenne (und das sind ne Menge), selbst meinen Onkel besuche ich erstmal gar nicht, da er selber ein großes Alkoholproblem hat, was er aber nicht hören will. Momentan umgebe ich mich nur mit Menschen die meine Entscheidung voll und ganz unterstützen, alles andere wäre auch ziemlich dumm, denke ich...
    @K.U.D.68: ja, bei mir war schon immer das Hauptproblem, daß ich viel Menschen mit fatalem Suchtverhalten um mich hatte, was natürlich abfärbt... in meiner Glanzzeit war ich öfters mit sogenannten OI-Punks unterwegs, dessen hauptsächlicher Lebenszweck darin besteht sich die Rübe zuzuschütten und sich anschließend mit anderen zu prügeln... was dabei rauskommt brauch ich nicht großartig zu erklären... andere im meinem Umfeld widerum fröhnten dem Kiffen, was auch nicht gerade viel besser ist... zum Glück kenne ich heute auch viele Menschen, die gesunden Sinnes durchs Leben gehen und an die halte ich mich... auch mein Glaube zu Gott gibt mir viel Kraft mich zu bessern!

    In diesem Sinne nochmals DANKE für eure lieben Kommentare, die mich wirklich sehr aufbauen!

    Euch auch weiterhin alles Gute!! Dennis

  • kommal : Das mit der progressiven Muskelentspannung habe ich auch schon mal irgendwo gelesen. Worum handelt es sich eigendlich dabei? Vielleicht kannst du mir das ein wenig erklären. Werde mich aber demnächst auch mal bei einer Suchtberatungsstelle informieren. Danke für den Tipp!

    LG Dennis

  • So, zwei Wochen sind vergangen und ich bin weiterhin trocken. So weit so gut... aber ich bin trotzdem unzufrieden! Momentan kotzt mich irgendwie alles an, ich bin ständig mies drauf und meine Lieben um mich herum haben glaub ich ganz schön unter meinen Launen zu leiden! Außer zum Computer spielen hab ich momentan irgendwie zu nichts Lust... waren bei euch die ersten Wochen auch so eine Gefühlskirmes? Mal fühl ich mich gut, wiel ich ja auf dem richtigen Weg bin und mal könnte ich nur heulen und alles geht mir auf den Geist... ach ja ich weiß gar nicht wie ich das beschreiben soll. Am liebsten möchte ich nur schlafen.
    LG Dennis

  • Lieber Dennis,

    Eine kurze Begrüßung und herzlichen Glückwunsch zu den zwei Wochen !!!!

    Ich bin auch erst in der 5. Woche. Tu doch einfach,was gut für Dich ist und was Du gerade brauchst. Sei traurig oder glücklich - lass es zu.

    Vielleicht ist Deine "Sucht" auch nur gerade sauer, weil Du sie trocken gelegt hast - sag Ihr ein breites "Ääätsch!".

    Gruß und und lass das 1. Glas stehen - hilft mir immer...

    Wille

    Wille2011

  • Hallo Dennis,

    Zitat

    waren bei euch die ersten Wochen auch so eine Gefühlskirmes?


    Bei mir war es am Anfang auch so. Also hab ich geschaut, was ich dagegen machen kann. Ich habe erst mal wieder mit leichtem Sport(Radfahren) angefangen. Dadurch konnte ich mich gut ablenken. Parallel habe ich erst mal versucht die Krankheit Alkoholsucht zu verstehen. Bücher gelesen und ganz viel hier.
    Auch wenn du keine Lust zu etwas hast, raff dich auf, gehe viel raus an die frische Luft. Das hilft manchmal viel. Nur aussitzen bringt nichts.

    Lieben Gruß Nobby

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