Hallo Uwe,
Du schreibst von Griesgrämigkeit, Schlaflosigkeit, Antriebslosigkeit...
Wie sieht es jetzt bei Dir aus. Was machst Du/ hast Du gemacht um diese zu überwinden?
Fangen wir mal an mit der Griesgrämigkeit. Im Grunde ja die große Kunst Dinge negativ zu sehen und dies seinen Mitmenschen auch so rüberzubringen. Etwas, was mich übrigens bei nassen Alkoholikern schon immer gewundert hat. Eigentlich verbindet man mit Alkoholgenuss 'Spaß', 'Partylaune', 'Hemmungslosigkeit und Lust', ' laut schreiende, kreischende, lachende, fröhliche Wesen'. irgendwann- nach Jahren?, nach Einsetzen der Abhängigkeit?, bleibt der verbitterte, grießgrämige, traurige, depressive Alkoholiker.
Was veranstaltet der Alkohol da auf Dauer mit dem Menschen? Gut, das Leben in der Sucht verändert sich sicher zum negativen und ist nicht mehr so lustig mit der Zeit.
Kannst Du für Dich nachvollziehen, wie diese Griesgämigkeit überhaupt anfing, sich entwickelt hat oder ist es Dir nicht mehr bewußt? Auch bei meinem Vater kann ich das selbe beobachten. Ich würde sagen, so weit ich mich an meine frühe Kindheit erinnern kann, war er ein eher lustiger, lebensfroher Mensch. Nach und nach setzte dann auch diese Meckerei ein. Fluchen, Streiten, Beschimpfungen, Verbreiten schlechter Laune usw. Er ist jetzt schon 30 Jahre lang trocken, jetzt ein alter Mann. Aber immer noch bekommt er ( zum Glück nur ab und zu) diese oft unbegründeten und unkontrollierten Meckeranfälle, die sehr nerven. Mir kommt es vor wie ein Ablassen von Spannungen, Stress, mit dem er im Alltag nicht klar kommt. So meckert er gerne über andere Leute, denen er sich aber selber niemals trauen würde seine Meinung zu sagen. Oftmals ist es bei ihm eine Art Feigheit und auch Mangel an Durchsetzungskraft gegenüber anderen. Gerade diese Griesgrämigkeit habe ich sehr gehasst und mir immer wieder gesagt, dass ich nie im Leben einen Partner haben möchte, der so ist wie mein Vater. Ich habe eine regelrechte Allergie dagegen entwickelt. Wie Du siehst ist die Alkoholkrankheit eine 'Familienkrankheit'.
Was ich bei Dir so zwischen den Zeilen lese ist , dass Du eine sehr postive Entwicklung durchmachst. So wie man sich gibt, so erhält man auch wieder Resonanz von seiner Umwelt.
Negatives verhalten spiegelt sich in den Mitmenschen, geben einem nassen Alkoholiker möglicherweise weider einen guten grund zum Trinken. Die Umwelt ist schlecht, die Umwelt ist schuld. prost. Diesen Verhaltensmechanismus habe ich erst hier durch Lesen im Forum verstanden.
Mir persönlich hat es sehr geholfen, diese Erkenntnis in meienr Vergangenheitsbewältigung. Als Kind durchblickt man so etwas nicht. Als nasser Alkoholiker sicher noch weniger. Als Kind fühlst Du Dich schlecht, minderwertig, heruntergeputzt. Du denkst mit Dir stimmt was nciht, das Selbstwertgefühl wird mehr und mehr zerstört. Heute weiß ich, dass die schlechte Stimmung nicht uns Kindern galt, sondern ein Scuhtmechanismus war. Ich vermute, dass es sich bei Dir ähnlich zugetragen hat. Vielelicht wendest Du diesen mechanismus einfach nur noch unbewußt an, weil er Dir bekannt ist, vertraut und sich ja lange Zeit bewährt hat.