Achtung - LANG !
Hallo Zusammen,
ich bin eigentlich eher durch Zufall auf dieses Forum gestoßen, weil mir heute einmal wieder bewusst geworden
ist, dass Alkohol der ständige Begleiter meiner Eltern ist.
Ich habe mir den Beitrag "Merkmale eines EKAs" durch gelesen und die Übereinstimmung mit meinem Problemen ist
wirklich groß und auf irgendeine Art und Weise ist es eine Erleichterung für mich zu lesen,
dass ich nicht alleine mit meinen "Reaktionen" bin.
Seit Jahren laufe ich durch die Welt und suche eine Diagnose oder etwas, das mir endlich erklärt warum ich so "anders" bin.
Ich bin 27 Jahr alt und befinde mich derzeit in psychotherapeutischer Behandlung.
Ich würde diesen Beitrag gerne für einen Austausch mit Euch nutzen und auch um meine
Entwicklung in nächster Zeit etwas festzuhalten, vielleicht kann das ja noch Jemandem hilfreich sein oder Mut machen !
Der Grund warum ich mich mit diesem Thema beschäftige ist der, dass ich momentan derart unter meinen
psychischen Problemen leide, dass ich Angst habe mein Studium abzubrechen. Unter anderem tauchen
in letzter Zeit häufig Selbstmordgedanken auf, bzw. habe ich einfach das Gefühl nicht mehr weiter machen zu können.
Vielleicht zuerst eine kurze Zusammenfassung: (ansonsten einfach unten weiter lesen )
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Groß geworden bin ich mit einem ständig betrunkenen, arbeitslosen Vater und einer
ebenso alkoholsüchtigen Mutter, dazu waren beide auch noch extrem streitsüchtig, soll heißen - ich kann mich
fast an keinen Tag ohne Streit erinnern bis ich 18 war und ich stand immer dazwischen.
Es gab und gibt für Beide nichts wichtigeres als sich ständig an den Kopf zu werfen wer das größere Arschloch ist.
Mein Vater fing dann irgendwann an einen Hass auf mich zu entwickeln, nach dem Motto " DU UND DEINE MUTTER"
und mich dann tägliche als "fette dumme *chlampe" zu beschimpfen.
Er hat öfter gedroht meine Mutter umzubringen wenn sie ihn betrügt und meine Mutter hatte auch deswegen unter anderem
Angst ihn zu verlassen, vorallem wahrscheinlich auch weil er sich sonst im Dreck zu Tode gesoffen hätte.
Mein Vater ist jetzt alt und krank und seit ich ausgezogen bin sind beide "nett" zu mir...
Beide leiden denk ich selbst dazu noch an Depressionen und anderen Störungen.
Ich habe schon als Kleinkind begonnen mich komplett zurückzuziehen und wurde immer "komischer" für
andere Menschen. Körperkontakt und Nähe konnte ich ab einem bestimmten Alter auch nicht mehr ertragen.
Ich hatte wohl auch Tobsuchtsanfälle, hab meine Kopf gegen die Wand geschlagen oder stundenlang vor mich
hin geglotzt.
Mit 11/12 Jahren begann ich dann mich "sichtbar" selbst zu verletzen, mit 13 fing ich an zu Rauchen, zu "Fressen" und
mit 14 an zu Trinken und andere "dumme" Dinge zu tun - der Wunsch nach Aufmerksamkeit.
In der Schule ging es eh bergab- ich ging nie hin und fing an ab und zu zu Klauen und nur noch Mist zu machen.
Das alles interessierte meine Eltern jedoch überhaupt nicht, es wurde nicht einmal angesprochen wenn ich tagelang weg war.
Meine Mutter meinte immer " Das Kind muss seine eigenen Erfahrungen machen" -
Ich erinnere mich nur daran, dass ich seitdem unter starken Depressionen und sozialen Ängsten leide und
sehr oft in großer Einsamkeit gelebt habe und eigentlich immer noch tue, zumindest "psychisch".
Menschen habe ich sehr lange überhaupt nicht vertraut und leider kam es noch hinzu, dass ich fast immer die falschen Freunde
traf, die mich dann zusätzlich noch "verarschten" und fallen ließen oder sogar nur für "gewisse" Dinge benutzt haben.
Mit 17 lies ich mich aus Angst mich umzubringen selbst einweisen, - für meine Eltern war ich im "Urlaub", beide unfähig auch
nur ein nettes Wort zu verlieren oder Nähe zu zeigen oder überhaupt auf den Gedanken zu kommen, womit das wohl alles
etwas zu tun haben sollte. Danach folgte ein halbes jahr in einer Tagesklinik.
Mit 18 bin ich auf dringenden Wunsch der Therapeutin hin ausgezogen. Hatte dann einen festen Freund mit dem ich quasi 3 Jahre
jeden Tag nur bekifft war....
Absprung : -------------------------------------------------
Ich hörte auf zu kiffen..fing eine Reha an und hatte sogar schon eine Ausbildungsstelle, entschied mich jedoch mein Abitur, trotz
sehr großer Angst, nachzuholen. Ich lernte einen neuen Mann kennen, zog in eine andere Stadt und holte tatsächlich mein Abitur
nach ,zog nochmals um und begann vor einem Jahr , was ich um ehrlich zu sein NIEMALS erwartet hatte, mein Studium.
Heute:
Bis heute ist mein Selbstwertgefühl ziemlich im Keller, ich habe große Probleme soziale Kontakte zu knüpfen und die
soziale Phobie wird auch nicht besser. Es ist jeden Tag present und es gibt fast keinen Tag an dem
ich einfach unbeschwert lebe. Ich kann nichtmal auf Familienfeste oder Feiern gehen, es sei denn
es ist ne laute, dunkle Disco und ich bin besoffen. ( Ich trinke aber sehr selten, vllt alle 2-3 Monate)
Referate kann ich nicht halten, da ich Angst habe umzufallen oder mich zu
übergeben, noch konnte ich diesen aber aus dem Weg gehen.
Teilweise kann ich nichtmal ohne Panik in einen Zug steigen......
Freunde habe ich keine, da ich es nicht zulassen will....falls doch ,ist ein Kontakt mit Unterbrechung von
nem halben bis zu einem Jahr normal. Die meisten Menschen langweilen mich mit ihrem oberflächlichen
Gelaber und Problemen, vorallem mit den meisten Frauen komme ich leider garnicht klar.
Ich leide immer noch unter Depressionen und habe erst mit sehr viel Mühe gelernt wie es ist wenn mir etwas Spass macht,
ich kannte dieses Gefühl bis vor Kurzem garnicht.
Es ist als ob ich jetzt erst merke, dass ich existiere.
Auf der einen Seite weiß ich, was damals abgegangen ist....aber das ist so weit weg und verdrängt und es ist
momentan verdammt schwer mich in der Therapie darauf einzulassen, es ist als wären alle Verbindungen gekappt und
ich hätte es ab einem bestimmten Alter alles abgespalten.
Mein Freund sagt mir oft ich wär ein kaltes, egoistisches Arschloch....aber das bin ich nicht.
Ich denke sogar ich bin ein sehr warmherziger, verantwortungsbewusster, lieber Mensch .
Bei mir ist nur schnell eine Grenze erreicht wo ich zumache...vorallem weil er gerne "Streitgespräche" führt und ich das nicht ertrage.
Dieses monotone auf mich einreden und dann ein bestimmter Tonfall, das ist als wär ich dann erstarrt...teilweise kam es schon dazu,
wenn er nicht aufhörte auf mich einzureden, dass
ich mir irgendwann selbst mit den Fäusten ins Gesicht schlug, wobei ich mich schon sehr lange nicht mehr selbst verletzte.
Ich empfinde irgendwo eine unglaubliche Wut wegen dieser Verantwortungslosigkeit meiner Eltern, dass ich im Anschluss an die 18
Jahre Horror jetzt auch noch den Rest meines Lebens mit diesen beschissenen psychischen Problemen verbringen
darf.......dann hab ich aber wieder das Gefühl, dass ich ja selbst daran schuld bin.
Ich habe immer noch Kontakt zu meinen Eltern, mein Vater ist krank, nimmt viel Medikamente und trinkt sehr viel dazu.
Liegt öfter mal irgendwo auf dem Boden, weil er unglaublich verantwortungslos damit umgeht, meine Mutter sagt nur
"ist das mein Problem ?".
Er hält seine Termine nicht ein, geht nicht ins Krankenhaus...ich muss quasi "aufpassen", dass er zu einem Arzt geht.
Das letzte mal sagte der Arzt, dass er tot gewesen wär, wär er später gekommen - warum muss ich diese Verantwortung tragen ??
Warum trage ich Verantwortung für einen Menschen der quasi mein Leben lang ne Flasche Schnaps und nen Fernseher vorgezogen hat ?
Meine Eltern haben einen Hund und kümmern sich nicht wirklich, jetzt kann mein Vater nicht mehr mit ihm gehen und meine Mutter
lässt das gerne mal "schleifen", sodass er teilweise 10 Stunden nicht rauskommt.
Aber es ist dieses berühmte " Ich habe keine Zeit", was ich immer schon hören musste....zum Spielen ? keine Zeit !
Aber für Alkohol, Fernsehn und Internet gab es die immer....ist nur schlecht wenn man ein Lebewesen ist.
Ich weiß, ich sollte nicht mehr dort hingehen - aber leider benehmen meine Eltern sich wie Kleinkinder und ich habe ein zu großes Herz.
Meine Mutter hat ebenfalls keine Freunde, und möchte immer dass ich mitkomme wenn Sie etwas machen will.
Ich bin quasi ihr einzige Kontakt momentan. Soll ich garnicht mehr dorthin fahren ?
Auf der anderen Seite muss ich aber anmerken, dass meine Mutter mich momentan und auch sonst finanziell immer
sehr unterstützt - was mir aber auch ein ziemlich schlechtes Gewissen macht. Ich fürchte nur ein Nebenjob würde momentan
richtig heftig werden neben dem Studium - aber ich denke, ich muss das auf jeden Fall ändern.
Ich merke momentan mehr denn je wie krass mich meine Kindheit geprägt hat und dass ich quasi fast jeden Tag meines Lebens
,seit ich es bewusst wahrnehme , dieses beschissene Gefühl mit mir rumtrage...und meine Energie ist bald aufgebraucht.
Einfach alles mit sich machen lassen, bloß nicht nein sagen.....Ich fühle mich teilweise so erbärmlich, weil ich mit 27
Jahren immer noch hier rumjammere und nicht mit meinem Leben klarkomme und einfach so ein "stranger" Mensch bin, was ich
jeden Tag merke.
Es ist gut zu wissen, dass ich aber damit nicht alleine bin - ich dachte bis vor einer Zeit meine Kindheit und das Alles sei
ganz normal gewesen und ich wär gestört .....
Puh....das war hoffentlich nicht zuviel o.O, um ehrlich zu sein fühle ich mich richtig schlecht nachdem ich das hier geschrieben habe,
Schuldgefühle und immer dieses "eigentlich war es garnicht so schlimm" in meinem Kopf.....