hallo ihr drei!
so_anders: ich weiß gar nicht, ob ich so "lebensfroh" sein will, wie man es gemeinhin definiert, ich hab nämlich angst, auf so eine oberflächliche dumm-dreiste schiene zu rutschen. es lässt sich schwer erklären, glaube ich (und dann natürlich noch schwerer nachvollziehen, pardonnez-moi).
meine restliche familie definiert "lebensfreude" nämlich zb. anhand von freß- und trinkgelagen (sog. "familien"feiern, an denen man sich wie immer nichts zu sagen hat und das schweigen einfach runterspült und wenn dann alle einen ähnlichen pegel haben, wird gemeinschaftlich gejammert, wie bös' die welt ist)
ich würd mich gern einfach mal akzeptieren, wie ich bin, ja, froh sein, daß ich heute noch da bin und es mir (eigentlich) gut geht, nämlich besser als damals - aber nicht mal darüber kann ich mich freuen.
stattdessen halten mich faulige fangarme von früher fest und modriger atem kriecht mir ins ohr und haucht: "schau, wo du her kommst, vergiß das nie, wir kriegen dich".
schnuffig: ich ruf zb. an, weil ich nicht so sein will wie die, weil ich nicht so kalt sein will, daß mir alles am po vorbeigeht, weil ich ihnen zeigen will, daß man gut sein kann und weil ich manchmal hoffe, daß sich (über nacht, schwuppdiwupp, hexhex) etwas geändert hat. aber es ist immer das gleiche: gelästere hier, gejammere da, alles ist schlecht.
paulina: ja, der teil, der das alles etwas verständlicher machen würde, wurde - was auch gut ist - editiert. vielleicht kann ich es so umschreiben, daß ich nach allem dem rest der familie irgendwie nie wirklich willkommen bin, ich nehme an, weil ich weggezogen und "anders" bin, weil ich mich erdreistet habe, zu studieren (und mich jetzt in ihren augen für etwas besseres halte), ich war irgendwie immer ungebeten, der "wessi" (o-ton). gleichzeitig bin ich die erste, die die augen offen hält, was alkohol in der familie angeht, denn meine eltern waren vielleicht die kränksten, aber nicht die einzigen. ich weiß jedoch, daß man irgendetwas nach mir werfen würde, würde ich das auch nur ansprechen. bewahre!
als mein jetziger freund das erste mal mit mir bei meiner "familie" war, war er sehr geschockt, weil sie eben alle komplett anders sind, er meinte entsetzt zu mir, ich müsse als kind vertauscht worden sein, und ich weinte die ganze nacht. seitdem ist in mir ein "bruch", ich fühle mich (noch) weniger mit ihnen verbunden. über "blut ist dicker als wasser" muss ich immer schmunzeln, denn bei mir trifft es absolut nicht zu. (es würde zutreffen, wenn der rest der "familie" das auch so sehen würde, tut er aber nicht. und für derlei einseitigkeiten habe ich einfach keine kraft - will ich auch gar nicht haben müssen.)
im gegenteil, das blut kann auch stocken angesichts so mancher grausamkeit, da nehm' ich lieber wasser.
gute gedanken an euch,
haltet die köpfe oben,
herbststurm.