Die Alkoholkrankheit meiner Mutter - es wird immer schlimmer

  • Hallo ihr!

    Ich bin ein erwachsenes Kind einer Alkoholikerin. Meine Mutter hat angefangen zu trinken, als ich 13 Jahre alt war (zumindestens habe ich es da gemerkt). Meine Schwester und ich waren mit diesem Problem weitgehend alleine, da unser Vater beruflich sehr eingespannt war und weitestgehend sein Leben so gelebt hat, wie er es für richtig hielt (auch was andere Frauen anging). Rückblickend kann ich sagen, dass er uns damit weitestgehend im Stich gelassen hat.

    Wir wussten nie, was uns täglich erwarten würde, wenn wir aus der Schule kamen. Das war furchtbar. Unsere Mutter hat nachmittagelang betrunken durchgeheult, lag im Keller zwischen Glassplittern oder hat uns einfach nicht in Ruhe gelassen.
    Um zu lernen, mussten wir uns einschließen. Sie hat dann immer an der Türklinke gerüttelt oder sonstigen "Sch****" gemacht.
    Meine Mutter hat leider nicht heimlich und still für sich getrunken, sondern uns sehr häufig traktiert. Wir mussten sie sogar schlagen, damit sie uns in Ruhe lässt. Einmal hat sie meiner Schwester den Kopf an die Wand geschlagen und sie mit einem Messer bedroht.
    Es ist ein Wunder, dass wir beide dann noch ein Studium abgeschlossen haben. Aber in meiner Seele bin ich tief verletzt.
    Als ich 34 Jahre alt wurde, bekam ich dann eine 1 Jahr anhaltende depressive Verstimmung, da alle Erlebnisse wieder hochkamen. Die Therapeutin bei der ich einige Male war, sagte mir, dass ich traumatisiert wäre und dass ich mich von meiner Mutter abgrenzen soll und sie die Verantwortung für ihre Sucht hat. Dieses halte ich auch seitdem ein und den Kontakt mit ihr bestimme ich.

    Meine Mutter lebt derzeit allein, mein Vater ist vor 7 Jahren gestorben und die Alkoholkrankheit wird immer schlimmer und sie ist immer noch zu keiner Hilfe bereit.
    Mehrmals gab es jetzt schon Feuerwehreinsätze, da es durch verbranntes Essen Rauchentwicklungen gab und ihr Bett ist total durchgepisst. Im Haus sieht es häufig sehr schlimm aus.
    Die Nachbarn haben mir erst von den Feuerwehreinsätzen erzählt. Auch wenn sie das nicht so äußern, natürlich sind sie genervt und bei mir meldet sich sofort das schlechte Gewissen, dass ich mich nicht genug kümmere und es nun die Nachbarn ausbaden müssen.

    Aber ich will gar kein schlechtes Gewissen haben und ich will mich auch gar nicht mehr um die Sucht meiner Mutter kümmern müssen!
    Es ist aber furchtbar diesen Klotz am Bein nicht loswerden zu können!

    Wie geht ihr damit um? Kennt ihr diese Gefühle?

    Eine 2. Frage ist: Wo kann man Hilfe bekommen, so dass einem Last abgenommen wird? Wollte nächste Woche mal beim sozialpsychatrischen Dienst anrufen und die Situation mal schildern...

    Vielen Dank für eure Mühe das alles zu lesen....

    Liebe Grüße,

    Helen

  • Liebe Helen,

    ich habe gerade Deinen Beitrag gelesen.
    Du hast viel durchgemacht. Was Du erlebt hast muss unheimlich belastend sein. Ich kann mir kaum vorstellen, wie es ist unter solchen Bedingungen aufzuwachsen.
    Ich selbst habe keine trinkenden Eltern, aber einen (frisch gebackenen) Ex-Freund, der trinkt. Ich kenne die Gefühle, die Du beschreibst. Schlechtes Gewissen. Schuld. Der Drang helfen zu wollen.
    Meine Schwester ist magersüchtig und bulimiekrank, was dazu führte, dass meine ganze Familie coabhängig geworden ist.
    Mir hilft es mir immer wieder vor Augen zu führen, dass dies eine Krankheit ist, an der ich keine Schuld haben kann. Es ist eine Sucht. Jeder Mensch ist für ich selbst verantwortlich. Deine Mutter für sich. Ihre Nachbarn für sich. Wenn sie genervt sind, müssen sie sich aus der Situation befreien, nicht Du. Du kannst Dir aber selbst helfen, indem Du Dir Hilfe suchst.
    Dafür gibt es in jeder Stadt Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen für Angehörige und Psychologen. Nimm diese Hilfen in Anspruch.
    Das Forum hilft auch. Mir hat es sehr geholfen zu sehen, dass es Anderen auch so geht. Es hilft sehr zu erkennen, dass Alkoholiker die gleichen Verhaltensweisen anwenden und damit bestimmte Gefühle in uns auslösen.
    Toll, dass Du jetzt hier bist. Es wird Dir sicher helfen mal die Geschichten Anderer zu lesen.
    Ich wünsche Dir einen guten Austausch,

    liebe Grüße

    Lisa

  • Hallo Lisa!

    Vielen Dank für deine schnelle Antwort! Es tut mir Leid, dass es bei dir auch nicht sehr leicht ist! Ich hatte auch mal einen Mann mit Alkoholproblemen kennen gelernt und mich verliebt. Zum Glück habe ich, als ich das ganze Ausmaß sah, die Reißleine gezogen. Gut, dass du das auch gemacht hast! Wir haben was Besseres als das verdient! Bei einer Schwester mit Essstörungen kann ich mir auch vorstellen, dass sich da alles um sie gedreht hat....

    Du hast absolut Recht, wenn du sagst, dass die Nachbarn sich selber helfen sollen. Genau das sagt mein Verstand auch! Nur hat mir mein Gefühl mir dann wieder der ganzen Abend versaut.... und ich kriegs nur schlecht in Griff meine Gefühle meinem Verstand anzupassen.
    Zudem ist es so, dass ich keinen Partner habe und das schon seit langer Zeit nicht. Da frage ich mich auch, ob das was mit meinem Aufwachsen zu tun hat. Fühle mich manchmal ganz schön alleine. Schlimm, dass ich das Gefühl habe, dass ich nicht genug Liebe von meinen Eltern bekommen habe und nun bekomme ich sie auch wieder nicht....:(

    Von welchen Verhaltensweisen, die Alkoholiker anwenden bzw. Gefühlen hast du gesprochen, die Alkoholiker in uns auslösen?

    Ich bin immer noch sehr froh, diese Therapiestunden gemacht zu haben, da ich dort sehr viel gelernt habe. Leider hat es aber nicht dazu geführt, dass ich mein Leben unbeeinträchtigt und glücklich führen kann.

    Wie schafft man das bloß?

    Liebe Grüße, Helen

  • Liebe Helen,

    danke für Dein Mitgefühl. Na, dann weisst Du ja wovon ich spreche, wenn Du auch schon mal mit einem Alkoholiker liiert warst. Ja Du hast recht bei meiner Schwester dreht sich viel um sie. Allerdings sind wir Anderen sehr egoistisch! Das ist es beispielsweise auch, was ich meinte mit Verhaltensweisen und Gefühlen, die durch Suchtkranke in uns ausgelöst werden.
    Nach meiner Erfahrung sind es oft Spiegelungen. Die Eigenschaften, die die Sucht in ihnen hervorruft spiegel sie auf ihre Umgebung. Das versetzt uns natürlich in Schrecken, denn wir erleben diese Eigenschaften ja tagtäglich und wollen alles, aber nicht auch so sein. Dadurch kommen Schuldgefühle: "Wenn ich auch so schlecht bin, klar dass er/sie trinkt"
    Ausserdem wissen sie elche Knöpfe sie drücken müssen. Uns zeigen/sagen wie sehr sie uns brauchen. Dadurch resultiert ein schlechtes Gewissen und das mangelnde Gefühl ein Recht darauf zu haben, dass wir uns auch um uns kümmern dürfen.
    Das sind jetzt aber auch meine Erfahrungen.

    Du hast es auf der Verstandesebene schon geklärt, das ist toll! Jetzt "nur noch" die Gefühlsebene mit der Verstandsebene verknüpfen. Kannst Du Dir vorstellen diesbezüglich noch mal in Therapie zu gehen? Mit genau dieser Fragestellung vielleicht?

    Weißt Du, ich denke die Therapie kann Dir Ansätze liefern, wie Du Dein leben ändern kannst, umsetzen musst Du das dann. In kleinen Schritten üben.
    Was macht Dir Spaß? Woran hast Du Freude?
    Und das mit der Liebe...da denke ich: Die kommt, wenn sie will, meist überraschend...

    liebe Grüße

    Lisa

  • Hallo Helen,

    ich war letztes Jahr auch auf der Suche nach Hilfe für meine Eltern, weil ihre Sucht ein Maß erreicht hatte, das für mich unerträglich wurde (kein Kochen mehr, verpisste Betten, eklige Toiletten...).

    Ich war bei der Suchtberatung, bei Ärzten, habe mit Altenheimen telefoniert und NICHTS erreicht.

    Nachdem meine Mutter an ihrer Sucht gestorben ist, habe ich nochmals angefangen für meinen Vater Hilfe zu suchen und habe tatsächlich Erfolg gehabt: Sein Hausarzt hat ihn ins Krankenhaus eingewiesen, zwei Wochen ohne Alkohol, mein Vater war wieder fit. Nur eine Therapie hielt er für völlig unnötig. Und der Rückfall kam nach zwei Monaten.

    Jetzt hab ich den Kontakt abgebrochen, bin nochmals zur Suchtberatung - diesmal aber wegen mir - und ich habe endlich verstanden, dass ich niemals Hilfe für meine Eltern gefunden hätte, weil ich damals nur nach Menschen oder Institutionen gesucht habe, die mir die Verantwortung für meine Eltern abnehmen.

    Diese Verantwortung habe ich aber gar nicht, (und so doof das klingt, das war mir überhaupt nicht klar) und so habe ich nach etwas gesucht, das es gar nicht gibt.

    Ein anderer Fall ist es, wenn andere Menschen durch den Süchtigen gefährdet sind und wenn die Feuerwehr schon öfter bei deiner Mutter war, ist das vielleicht der Fall.

    Was hat der sozialpsychatrische Dienst gesagt?

    Liebe Grüße

    Daniela

  • Lisa :
    Oh ne, zum Glück war ich nicht mit einem Alkoholiker liiert. Es befand sich noch alles in der Anfangsphase und dann habe ich zum Glück sehr schnell die Reißleine gezogen...
    Hm, eine Therapie will ich momentan nicht machen. Wie gesagt, war vor 4 Jahren schon mal bei einer Therapeutin und das war gut und sehr hilfreich, da es mir sehr über meine Mutter, meine Familie und mich die Augen geöffnet hat. Ich habe dann abgebrochen, da mir als nächstes eine Familienaufstellung angeboten wurde. Habe mir dieses Verfahren dann an einem WE angesehen und gemerkt, dass das nichts für mich ist. Ich kann meine Seele Fremden gegenüber nicht öffnen. Bin da sowieso eher "verstandesbetont". Da die Therapeutin so gearbeitet hat, war das dann nichts mehr für mich und es passte nicht mehr.

    ringelblume

    Oh je, da hast du ja auch so einiges mitgemacht! Schlimm, das zu lesen.
    Beim Lesen deines Textes ist mir gerade ein Licht aufgegangen! Ich suche tatsächlich einen Weg die Verantwortung abzugeben...Und ja, du hast Recht! Ich habe schon so viel Verantwortung übernommen und was hat es gebracht? Nüscht! Von daher: Ich kann die Verantwortung auch so abgeben, ohne dass sich andere Menschen oder Institutionen kümmern. Die Verantwortung liegt alleine bei meiner Mutter. Auch gegenüber Nachbarn habe ich keine Verantwortung. Ich habe nur Verantwortung für mich, berufliche Verantwortung und dort, wo ich sie übernehmen will.

    Der sozialpsychatrische Dienst hat nicht viel anderes gesagt. Jeder hat ein Recht auf Krankheit und es gibt eigentlich keine rechtliche Grundlage, um sie zwangsweise einer Behandlung oder Unterbringung zuzuführen. Ein Anspruch auf eine Pflegestufe hat man nur aufgrund Alkoholabhängigkeit nicht. Ich soll mich nochmal an die örtliche Suchtberatung wenden, der Herr, mit dem ich telefoniert habe, war eher für psychische Erkrankungen zuständig. Aber eigentlich denke ich nicht, dass die von der Suchtberatung mir andere Auskünfte geben werden.

    Der einzige Weg wäre eine Vorsorgevollmacht, mit der man erstmal eine Unterbringung "erzwingen" kann. Jedoch muss dann ja auch noch ein richterlicher Beschluss her und da sehe ich dann schwarz...

    So, ich übe mich dann fürs Erste im Verantwortung abgeben :) und freue mich auf das beginnende WE!

    Lieben Dank fürs Lesen und Zuhören!

    Helen

  • Nach längerer Zeit mal wieder etwas von mir.

    Mit meiner Mutter gibt es keine Veränderung, alles beim Alten. Seit ich jetzt aber Urlaub habe, kontaktiert sie mich wieder verstärkt. Ich will das aber nicht. Das ist mir zuviel und tut mir nicht gut.

    Deshalb hat sie jetzt wieder ihre Psychospielchen angefangen. Nachdem sie mir gestern gesagt hat, dass sie sich bessere Kinder gewünscht hätte (was für eine Frechheit!) bin ich nicht mehr ans Telefon gegangen. Das hat sie dann gestern Abend zum Anlass genommen, mir Suizidandrohungen (sie war nüchtern) auf den Anrufbeantworter zu sprechen. Ich habe mich daraufhin nicht bei ihr gemeldet.
    Oh Wunder, heute Morgen hatte sie sich dann doch nicht umgebracht ( mein Gott, was für ein Sarkasmus das so zu schreiben), und wollte mit mir über zu erledigende Dinge reden. Ich sagte ihr, dass ich eine Entschuldigung erwarte und dass ich mich nicht manipulieren lasse (siehe AB vom Vorabend) und worauf sie anfing, heftigst zu schreien. Ich habe ihr gesagt, dass sie aufhören soll anzurufen.

    Es ist unfassbar, was diese Frau und ihre Krankheit seit nunmehr 26 Jahren für einen Terror ausübt.

    Wie würdet ihr euch verhalten, um diesen immer wiederkehrenden Terror und diese Psychospielchen zu unterbinden?

    LG!

  • Hm, was willst du nun ändern? Kontakt abbrechen? Oder erstmal abwarten?

    Ich weiß nicht, ich glaube, ich wäre mit der Suiziddrohung zu entsprechender Stelle gegangen (ist der Hausarzt zuständig?) bzw hätte die Polizei angerufen. Sicher ist sicher- so lernt sie die Konsequenzen kennen. Persönlich hätte ich mich nicht bei ihr gemeldet.

    Wenn du den kompletten Kontakt abbrechen möchtest, würde ich sämtliche Telefonnummern, unter denen du erreichbar bist, wechseln.

    Wichtig ist, dass du gar keine Reaktion zeigst. Auch negative Aufmerksamkeit bestärkt sie in ihrem Verhalten.
    Ansonsten wäre auch nach diesen Aktionen bei mir Schicht im Schacht.

  • Vielen Dank erstmal für deine Antwort!

    Die Suizidandrohungen kennen wir schon zur Genüge. Wurde auch gerne angewandt, als meine Schwester und ich Teenager waren und wir nicht so folgsam waren, wie sie das wollte. Sie verließ dann auch gerne mal betrunken das Haus mit den Worten: Ich bringe mich jetzt um. *Ohne Worte* Ich muss wohl nicht sagen, was das auf Teenager für eine Wirkung hat.
    Mittlerweile und nach dem Spruch auf dem AB denke ich nur noch: Tu's doch!
    Schlimm, aber wahrscheinlich nachvollziehbar.

    Heute Morgen rief sie wieder an, betrunken, aber nicht, um sich zu entschuldigen, sondern mich anzugreifen.

    Ich werde in den nächsten Tagen nicht mehr ans Telefon gehen. Fertig, aus.

    Was mich von einem Kontaktabbruch zurückhält ist die die Befürchtung, dass sie mich enterbt. Das klingt zwar blöd, aber ist so. Man kann jetzt kommen mit dein Frieden ist wichtiger als Geld und das stimmt auch...trotzdem gibt es einiges (bis jetzt) zu erben und ich würde das als mein Schmerzensgeld ansehen, für das was man mitgemacht hat. Mein Gott, bin ich pragmatisch....aber dass ich so bin, habe ich mir nicht ausgesucht und wenn ja, hätte ich garantiert etwas anderes gewählt!

  • Hallo Helen,

    ich kann dich schon verstehen, dass du es als Art Schmerzengeld ansiehst. Aber enterben ist in Deutschland nicht so einfach. Ich habe mich letztes Jahr antwaltlich beraten lassen, nur damit ich weiß, was kommen kann. Danach ging es mir besser.

    Mir hat es geholfen, klare Regeln auf zu stellen. Wenn sich mein Vater daran hält, dann haben wir Kontakt, wenn nicht dann nicht.

    Ich rede nur mit ihm, wenn er nüchtern ist. Und dann reden wir aber nicht über Alkohol. Es ist sein Leben, und er kann so viel trinken wie er will. So in etwa habe ich ihm das auch gesagt.

    Natürlich hat er weiterhin versucht sich in mein Leben zu mischen. Ich habe dann zu ihm gesagt, ich will dich nicht ändern und du solltest auch nicht versuchen mich zu ändern.

    Er fühlt sich dadurch nun nicht mehr bedroht und muss sich nicht verteidigen. Natürlich redet er immer noch, wie irgendwas besser geht. Aber ich lass ihn reden, er ist alt und wird sich nicht mehr ändern. Aber ich weiß, was ich will. Und wenn ich wirklich mal einen Rat brauche, habe ich ja immer noch meine Schwester.

    liebe Grüße
    Laura

  • Danke für eure schnellen Antworten!

    Ja, der Pflichtteil wäre aber geringer. Es geht um ein Einfamilienhaus mit großem Grundstück und Geldvermögen. Ich schätze mal, es wäre für mich minimal 250.000 Euro, um die es gehen würde. Es gibt derzeit ein notarielles Testament, das ich auch kenne. Das wird sie nicht geändert haben.

    Da verzichtet man mal nicht eben darauf!

    Ja, das Problem ist, dass sie sich ja leider nicht an Regeln hält. Sie ist betrunken oder auch nüchtern und sie ist sehr einsam (Wer will schon was mit einer unzuverlässigen Alkoholikerin zu tun haben?) und dann ruft sie halt an: Ihre Kinder!
    Das Problem ist, dass sie Realitäten nicht anerkennt. Vor einiger Zeit habe ich ihr gesagt, dass unser Verhältnis ja komplett gestört ist. Sie darauf: Sag doch nicht sowas!
    Häh? Sie merkt halt keine Einschläge mehr. Mittlerweile habe ich auch das Gefühl, dass der Alkohol schon soweit seine Wirkung im Hirn hinterlassen hat, dass sie NICHTS mehr klar sehen kann. Mit Vernunft ist da halt nichts zu erreichen.

  • Hallo Helen,

    ja ich kenne solche Gespräche. Die kann man immer wieder führen.

    Ich führe mit meinem Vater solche Gespräche nicht mehr. Manchmal fängt er damit an, ich blocke ab. Er sagt dann, hab dich doch lieb. Ich sage dann immer, das weiß ich doch, dass habe ich gar nicht in Frage gestellt.

    Ich hoffe gar nicht mehr, dass wir irgendwann eine normales Verhältnis haben. Er ist so wie er ist. Er wird sich nicht mehr ändern.

    Aber seitdem ich solche Gespräche lasse, haben wir weniger Stress miteinander. Vorher wollte ich immer, dass er endlich einsieht, dass ich Recht habe. Eigentlich ist es jetzt so, das er erzählt, ich zuhöre und das war es. Er weiß so gut wie nichts von mir.

    Naja mein Vater ist aber nicht einsam. Erleichert gerade die momentane Situation sehr. Aber ich würde halt immer wieder sagen, dass ich beschäftigt bin. Mach ich jedenfalls jetzt, wenn er mal fragt. Keine Ahnung, wie es wäre, wenn er alleine wäre.

    liebe Grüße
    Laura

  • Das finde ich sehr gut, solche Gespräche nicht mehr zu führen. Erspart dir bestimmt viel Stress! Sei froh, dass dein Vater nicht einsam ist. Das erspart dir bestimmt nochmal so einiges, wenn man in diesem Fall von "ersparen" sprechen kann.

    Ich versuche das auch nicht mehr zu tun, nur manchmal, wenn sie wieder so tut, als ob alles ganz normal wäre, bin ich auch sehr direkt. Ich habe da lange genug geschluckt. Das mache ich nicht mehr.

    Meine Mutter weiß eigentlich auch nichts mehr von mir. Wichtige Dinge bespreche ich nicht mehr mit ihr. Von mir aus, nehme ich auch keinen Kontakt mehr zu ihr auf und Telefonate laufen auf meiner Seite aus sehr einsilbig und werden schnell beendet.

    Im Grunde genommen könnte ich ihr ständig vor Wut ins Gesicht springen, dafür das sie ihre Verantwortung als Mutter nicht wahrgenommen hat.
    Über diese Phase muss ich auch noch hinwegkommen. Ist auch nicht gut.

    Ich habe letztens einen Bericht bei 37 Grad gesehen über depressive Mütter. Dabei habe ich gedacht, was daran denn nun bitte schlimm sein soll....die Mütter haben ihre Kinder nicht terrorisiert und sind "einfach" nur traurig und ziehen sich aus der Familie zurück. Was hätte ich darum gegeben, wenn es NUR das gewesen wäre. Völlig verschobene Wahrnehmung! Dabei ist eine depressive Mutter schon schlimm genug für die Kinder!

  • Hallo Helen,

    ich glaube, es geht gar nicht darum was schlimmer ist. Ich selber habe immer gedacht, mir geht es doch gut. Ich wurde nicht geschlagen, warum sollte ich mich beschweren.

    Die Sache ist, ich habe dennoch gelitten. Ich hatte dennoch keine unbeschwerte Kindheit. Ich konnte mich dennoch nicht frei entwickeln und wurde in ein Bild gepresst.

    Ich bin an einigen Tagen auch sehr wütend. Und kann es auch nicht hören, wenn meine Mutter sagt, ist doch alles in Ordnung. Bisher habe ich dann auch immer gesagt, dass das nicht so ist. Vielleicht bei ihr, aber nicht bei mir. Am Wochenende habe ich einfach nicht reagiert. Hat mir eine lange Diskussion erspart, besonders wir hatten sie ja schon x-mal. Ist halt ihre Meinung, ich habe eine andere.

    liebe Grüße
    Laura

  • Ja, davon darf man nicht ausgehen. Schlimmer geht
    's immer, nur das macht unsere Situation nicht besser oder weniger schlimm.
    Ich muss sagen, nachdem ich von zu Hause ausgezogen bin, habe ich von Verstand her gewusst, dass es schlimm war. Jetzt wo ich älter bin, fühle ich es nun. An manchen Tagen so schlimm, so dass alte Bilder auftauchen, die ich so nicht mehr erinnert habe. Schön ist das dann nicht. Aber so ist das dann wohl, wenn man traumatisiert ist....irgendwann kommts wieder hoch. Meistens dann wenn man bereit ist, sich damit zu beschäftigen. Vielleicht ist das so, jedenfalls habe ich in den letzten Jahren sehr viel über das Grenzen setzen gelernt, was mir richtig gut getan hat.

    Meine Mutter hat sich mittlerweile entschuldigt und ich habe ihr gesagt, dass ich mich nicht von ihr terrorisieren lasse. Sollte es noch EIN EINZIGES MAL vorkommen, dann werde ich mir vorbehalten den Kontakt abzubrechen.

    Bis jetzt hat sie es geschluckt und ruft nicht mehr betrunken an und wenn sie anruft, dann ist sie von ausgesuchter Höflichkeit. Fragt sich nur wie lange :)

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!