4 Jahre trocken und doch am Anfang!

  • hallo kossi

    du sagst:

    Zitat von kossi


    Ich weiß der Alk. ist schuld an meinen Zustand, aber wenn ich ganz unten bin blende ich diese Gedanken aus.

    und das ist symptomatisch für viele alkoholiker..die schuld an allem ist der alkohol. der alkohol hat keine schuld..solange er in der flasche bleibt..kann er mir nichts.

    mit dem aufhören zu trinken, wird nicht automatisch ein schalter im kopf umgelegt und die option "glücklich/zufrieden" umgelegt. manchmal ist es auch schwierig zu sagen war das problem vor dem alkoholismus oder ist das problem durch den alkoholismus entstanden.

    mit den medikamenten linderst du auch die symptome ohne den ursachen wirklich auf den grund zu gehen.

    ob die variante eine shg zu leiten und selber noch so unstabil zu sein..weiss nicht ob das so gut ist.

    wichtig ist, dass du auf den grund deiner unzufriedenheit gehen kannst..wo drückt der schuh..welche informationen nimmt dein geist auf, um diese dann in schlechte gefühle umzuwandeln.

    oft ohne zu merken neigen wir die gegebenheiten zu werten, anstatt sie anzunehmen..die negative einstellung bekommen wir dann in rechnung mit miesen gefühlen.

    am gefühl kannst du im moment nicht viel ändern..aber sehr wohl an deiner einstellung..umso positiver die ist, dann werden sich auch die gefühle wieder aufhellen.

    du bist rentner..du schreibst nicht wie du den tag verbringst. bist du viel zuhause? gehst du regelmässig aus dem haus? hast du einen geregelten tag? oder schläfst du einfach durch ohne einen tagesplan zu haben?

    viele kleine ursachen..können sich auf unsere psyche negativ beeinflussen.

    liebe gruss
    jamor

    wahre stärke ist seine schwächen zu erkennen

  • Hallo,
    eines weiß ich sicher, meine Depressionen und Borderliner war vor dem Alkohol da.
    Der Alkohol hat die Probleme über 30 Jahre gedeckelt.
    Je länger der Alk. weg ist um so mehr kommen meine Probleme an die Oberfläche. Ich bemerke auch Seiten an mir die ich noch nicht kenne, auch Positive.
    Ich denke Alkohol ist zur Zeit nicht gefährlich für mich,
    diese Option habe ich gestrichen.
    Die SHG. halten mich am laufen, dort fühle ich mich gut.
    Ich versuche mich auch in der realen SHG. zu öffnen, fällt mir schwerer wie hier, aber ich versuche es.
    Ich versuche mit Ehrenämter meine freie Zeit zu füllen, muß nur achtgeben das ich nicht zu viel mache.
    Derzeit kümmere ich auch um meinen besten Freund, versuche in wegen seiner Krankheit zu unterstützen.
    Nachmittags muß ich auch auf meinen Enkel aufpassen, eine schöne Aufgabe. Er zieht mich etwas aus meiner Depression.

    LG
    Wolfgang

  • Ich bin jetzt 5 Jahre und 5 Monate trocken. Aber das Verlangen nach Alkohol kommt immer wieder.
    Ich kämpfe dagegen an. Ich war der Meinung, das Verlangen hört irgendwann auf. Ich versuche dem Alk. auszuweichen wo es nur geht, aber er ist überall.
    Der Alkohol bestimmt immer noch mein Leben, obwohl ich trocken bin.

    LG Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    das hört sich sehr schlimm an. Ich weiß nicht was ich dazu schreiben soll. Ich finde es stark dass Du trotz dieser Umstände durchhälst. Ich wünsche Dir dass Du einen Weg für Dich findest eine zufriedene Trockenheit zu erreichen.

    lg Maik

  • Hallo Wolfgang

    Ich bin seit 1 1/4 Jahr trocken und fühle gerade ähnlich. Ich fange nun doch noch eine ambulante Therapie an, vielleicht solltest du auch proffesiionelle Hilfe suchen. Das Wetter hat bei mir in letzter Zeit vieles verschärft und ich denke, dass, so lange jedes unbefriedigte Bedürfnis mit Alk und/oder Drogen in Verbindung gebracht wird (so wie bei mir), es auf lange Sicht auch trocken nicht besser werden kann.

    Meine Erfahrungen in der SHG zeigen mir zudem, dass Gesellschafts- und Spaßtrinker mit diesem Denken weniger Probleme haben.

    Bleib wachsam wie am 1. Tag!!! In meiner Gruppe sitzt einer, der selbst nach 7 Jahren noch einen letzten "Umweg" gemacht hat. Bis der Frühling und die Sonne da ist, bleibt die Situation vermutlich für viele von uns akkut...


    LG, Erik

  • Hallo Wolfgang,

    ich habe seit Gestern viel über Dich nachgedacht. Einfach weil mir der Gedanke sehr große Angst bereitet, dass der Alkohol selbst nach fünf Jahren immer noch so stark mein Leben bestimmen könnte.

    Wenn Du in Deinen Selbsthilfegruppen bist, spielst Du dann den starken, trockenen Alkoholiker, der sein Leben trotz aller Widrigkeiten in einer zufriedenen Trockenheit lebt? Spielst Du diese Rolle vielleicht so gut dass Du selber schon daran glaubst und dann einfach vom wahren Leben enttäuscht bist, wenn Du merkst, dass Du dieser Rolle gar nicht gerecht werden kannst und Dein wahres Leben ganz anders aussieht?

    Hast Du Dir selber damit vielleicht ein bißchen zuviel aufgebürdet. Den starken nur für andere zu spielen? Du schreibst dass Du auch viel mit Leuten zu tun hast , die bei Euch zur Entgiftung kommen. Ist der Kontakt mit diesen Menschen nicht schwierig?

    Aus meinen eigenen Entgiftungen weiß ich dass die meißten Menschen dort nur darauf warten dass es Ihnen wieder besser geht und sie dann draussen weitersaufen können. Ich bin, wenn ich ernsthafte Gespräche übers aufhören führen wollte, dort oft bei den anderen angeeckt und auch oft wieder Rückfällig geworden, weil ich gerade diese Denkweise und Gleichgültigkeit der anderen wieder viel zu schnell übernommen habe.

    Vielleicht hast Du zuviel Kontakt mit kranken Menschen und zuwenig Kontakt zu gesunden?

    Stichwort Risikominimierung und Grundbausteine.


    lg Maik

  • Hallo maik,

    Zitat

    Aus meinen eigenen Entgiftungen weiß ich dass die meißten Menschen dort nur darauf warten dass es Ihnen wieder besser geht und sie dann draussen weitersaufen können. Ich bin, wenn ich ernsthafte Gespräche übers aufhören führen wollte, dort oft bei den anderen angeeckt und auch oft wieder Rückfällig geworden, weil ich gerade diese Denkweise und Gleichgültigkeit der anderen wieder viel zu schnell übernommen habe.

    die entscheidende Passage.
    Ich diskutiere nicht mit Alkoholikern übers Aufhören.
    Ich erzähle bestenfalls wo es Hilfe und Selbsthilfe gibt und von mir.
    Jeder ist für sich selbst verantwortlich und für die Konsequenzen seines Handelns.

    In der Tat scheint mir aber schon wichtig, immer meine eigene "Tankstelle" zu finden, wenn ich mich mit aktiven Süchtigen "auseinandersetzen" möchte ( Stichwort soziale Arbeit ) .

    LG Jürgen

  • Hi Jürgen,


    ja hab es dann auch irgendwann aufgegeben, mich mit den Leuten auf der Station darüber zu unterhalten. Es waren oft nur sehr wenige da, für die die Entgiftung nicht nur eine Zwangsunterbrechung war, um "Kraft" tanken zu können und mal wieder was festes zwischen die Zähne zu bekommen, bis zur nächsten Runde.

    Ich meine ja nur: Vielleicht ist Wolfgang einfach noch zu sehr involviert in diese ganzen Abläufe (die Entgiftung anderer, eventuelle Rückfälle anderer, vielleicht auch unbewußter Neid auf die Gleichgültigkeit und Geschichten dieser Trinker), dass er gar keine Chance hat richtig davon loszukommen und Abstand zu gewinnen.

    Gerade diese Gleichgültigkeit von vielen Menschen dort bei der Entgiftung und die Verharmlosung, Verniedlichung des eigenen Alkoholkonsums, könnte ich mir als guten Grund dafür vorstellen, keinen Abstand zum Alkohol aufbauen zu können.

    Ich stelle mir das so vor: Ich alleine zwischen den ganzen Suffis die bloß darauf warten wieder rauszukönnen um zu saufen. Ich alleine versuche sie die ganze Zeit davon zu überzeugen wie schön das Leben ohne Alkohol ist und zehn Mann denen der Zahn aber sowas von tropft, erzählen mir genau das Gegenteil.

    Oha, da bräuchte ich aber auch jede Menge Psychopharmaka. Bitte nicht übel nehmen Wolfgang. Wäre das vielleicht ein Punkt an dem Du ansetzen könntest. Das ist halt so die Geschichte die in meinem Kopf dazu abläuft.


    lg Maik

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