Liebe Seidenraupe, liebe Lea, liebe Mitleser,
danke euch Beiden für eure lieben Worte, das tut mir so gut, da fühle ich mich gesehen und das ist ein gutes Gefühl!
Wo war ich stehen geblieben....ja, also bei mir zu Hause war einfach alles anders, nichts war normal. Mit 15/16 Jahren habe ich dann, wie viele andere Teenager auch, meine ersten Erfahrungen mit Alkohol gemacht. Und ich habe von Anfang an anders getrunken als die anderen, ich habe gemerkt, das der Alkohol mich locker und scheinbar selbstbewusster macht. Vor allem konnte ich so wenigstens mal für ein paar Stunden alles vergessen, verdrängen und einfach mal Spass haben. Doch schon damals kannte ich da keine Grenzen und es kam auch da schon zu sogenannten Filmrissen. Auch meine Selbstverletzung habe ich mir unter Alkoholeinfluss zugefügt. Doch leider war mir das damals nicht wirklich bewusst, ich denke es war ein verzweifelter Versuch, vor der Realität und der Situation zu Hause zu fliehen....mit fatalen Folgen, was ich aber erst viel zu spät erkannt habe.
Das Schlimmste daran war später für mich, das ich mich dafür gehasst habe, das ich im Prinzip dasselbe gemacht habe wie mein Vater....ich habe den gleichen Weg gewählt, wie er es mir vorgelebt hat...ich habe gesoffen. Eigentlich hätte ich es besser wissen sollen und er hätte ein abschreckendes Beispiel für mich sein müssen....ich weiß bis heute nicht, warum ich auch in die Sucht geraten bin. Ich habe großen Respekt vor den Menschen, die auch in einer Familie mit Alkoholismus aufgewachsen sind und die gerade deshalb den Alkohol meiden oder ganz abstinent leben.
Doch ich bin in die Sucht geraten und dies hat mein weiteres Leben bestimmt. Ich habe verschiedene Ausbildungen angefangen, zweimal nach 1 Jahr abgebrochen und die dritte als Bauzeichnerin dann abgeschlossen, dafür habe ich ca. 6 Jahre gebraucht und ich war da dann 23 Jahre alt. Trotz meinem Alkoholmissbrauch habe ich zumindest nicht aufgegeben und alles hingeschmissen- nein ich habe immer weiter gemacht und am Ende mein Ziel (Berufsabschluss) erreicht. Nach diesen langen, anstrengenden Jahren war ich total erschöpft und ich war auch ein bißchen naiv und habe geglaubt, jetzt wo ich meinen Gesellenbrief habe, kann mir eigentlich nichts mehr passieren....ich dachte, ich gönne mir eine kleine Pause und danach wollte ich dann durchstarten und anfangen als Bauzeichnerin zu arbeiten. Das war ein großer Fehler- ich habe angefangen in den Tag hinein zu leben und ich habe immer mehr getrunken. Hinzu kam, das ich die Dinge in meiner Kindheit überhaupt nicht verarbeitet habe- solange ich meine Ausbildungen gemacht habe, konnte ich diese Dinge gut verdrängen, ich brauchte meine ganze Kraft und Konzentration dafür. Doch ohne Beschäftigung und mit dem hohen Alkoholkonsum kam alles wieder an die Oberfläche....spätestens jetzt wäre es an der Zeit gewesen, eine Therapie zu machen und meine Geschichte aufzuarbeiten. Doch das habe ich damals nicht sehen können und ich bin immer mehr in eine Scheinwelt aus Alkohol, auch Drogen, Party und Feiern hinein geraten.
Das ging einige Jahre so, zwischendurch habe ich immer mal wieder irgendwelche Aushilfsjobs gemacht, eine zeitlang habe ich in meiner Stammkneipe hinterm Tresen gearbeitet. Irgendwann habe ich mir gar nichts mehr zugetraut, mein Selbstwert war gegen 0 und der Alkohol hatte mich immer fester im Griff. Mittlerweile war ich mir dessen sehr wohl bewusst, doch ich hatte einfach keine Kraft aus diesem Teufelskreis auszusteigen.
Dann ist etwas Tragisches in meinem Leben passiert, das war kurz vor meinem 30. Geburtstag....da schreibe ich das nächste Mal weiter, merke gerade, das es ganz schön anstrengend ist...
Wünsch euch einen schönen Sonntag, lg Lena