• Liebe Seidenraupe, liebe Lea, liebe Mitleser,

    danke euch Beiden für eure lieben Worte, das tut mir so gut, da fühle ich mich gesehen und das ist ein gutes Gefühl!

    Wo war ich stehen geblieben....ja, also bei mir zu Hause war einfach alles anders, nichts war normal. Mit 15/16 Jahren habe ich dann, wie viele andere Teenager auch, meine ersten Erfahrungen mit Alkohol gemacht. Und ich habe von Anfang an anders getrunken als die anderen, ich habe gemerkt, das der Alkohol mich locker und scheinbar selbstbewusster macht. Vor allem konnte ich so wenigstens mal für ein paar Stunden alles vergessen, verdrängen und einfach mal Spass haben. Doch schon damals kannte ich da keine Grenzen und es kam auch da schon zu sogenannten Filmrissen. Auch meine Selbstverletzung habe ich mir unter Alkoholeinfluss zugefügt. Doch leider war mir das damals nicht wirklich bewusst, ich denke es war ein verzweifelter Versuch, vor der Realität und der Situation zu Hause zu fliehen....mit fatalen Folgen, was ich aber erst viel zu spät erkannt habe.

    Das Schlimmste daran war später für mich, das ich mich dafür gehasst habe, das ich im Prinzip dasselbe gemacht habe wie mein Vater....ich habe den gleichen Weg gewählt, wie er es mir vorgelebt hat...ich habe gesoffen. Eigentlich hätte ich es besser wissen sollen und er hätte ein abschreckendes Beispiel für mich sein müssen....ich weiß bis heute nicht, warum ich auch in die Sucht geraten bin. Ich habe großen Respekt vor den Menschen, die auch in einer Familie mit Alkoholismus aufgewachsen sind und die gerade deshalb den Alkohol meiden oder ganz abstinent leben.

    Doch ich bin in die Sucht geraten und dies hat mein weiteres Leben bestimmt. Ich habe verschiedene Ausbildungen angefangen, zweimal nach 1 Jahr abgebrochen und die dritte als Bauzeichnerin dann abgeschlossen, dafür habe ich ca. 6 Jahre gebraucht und ich war da dann 23 Jahre alt. Trotz meinem Alkoholmissbrauch habe ich zumindest nicht aufgegeben und alles hingeschmissen- nein ich habe immer weiter gemacht und am Ende mein Ziel (Berufsabschluss) erreicht. Nach diesen langen, anstrengenden Jahren war ich total erschöpft und ich war auch ein bißchen naiv und habe geglaubt, jetzt wo ich meinen Gesellenbrief habe, kann mir eigentlich nichts mehr passieren....ich dachte, ich gönne mir eine kleine Pause und danach wollte ich dann durchstarten und anfangen als Bauzeichnerin zu arbeiten. Das war ein großer Fehler- ich habe angefangen in den Tag hinein zu leben und ich habe immer mehr getrunken. Hinzu kam, das ich die Dinge in meiner Kindheit überhaupt nicht verarbeitet habe- solange ich meine Ausbildungen gemacht habe, konnte ich diese Dinge gut verdrängen, ich brauchte meine ganze Kraft und Konzentration dafür. Doch ohne Beschäftigung und mit dem hohen Alkoholkonsum kam alles wieder an die Oberfläche....spätestens jetzt wäre es an der Zeit gewesen, eine Therapie zu machen und meine Geschichte aufzuarbeiten. Doch das habe ich damals nicht sehen können und ich bin immer mehr in eine Scheinwelt aus Alkohol, auch Drogen, Party und Feiern hinein geraten.

    Das ging einige Jahre so, zwischendurch habe ich immer mal wieder irgendwelche Aushilfsjobs gemacht, eine zeitlang habe ich in meiner Stammkneipe hinterm Tresen gearbeitet. Irgendwann habe ich mir gar nichts mehr zugetraut, mein Selbstwert war gegen 0 und der Alkohol hatte mich immer fester im Griff. Mittlerweile war ich mir dessen sehr wohl bewusst, doch ich hatte einfach keine Kraft aus diesem Teufelskreis auszusteigen.

    Dann ist etwas Tragisches in meinem Leben passiert, das war kurz vor meinem 30. Geburtstag....da schreibe ich das nächste Mal weiter, merke gerade, das es ganz schön anstrengend ist...

    Wünsch euch einen schönen Sonntag, lg Lena

  • Liebe Lena,
    puh, irgendwie hat jeder sein Päckchen zu tragen! Bei den einen ist es vielleicht etwas leichter und sie schaffen es ohne Suchtmittel,
    aber wir brauchten/nahmen einen anderen Weg...
    Hauptsache ist aber, es dann irgendwann doch zu schaffen, einen zufriedenen Weg ohne Drogen gehen zu können. :)
    Bin gespannt, wie es bei dir weiter ging!

    Liebe Grüße
    Seidenraupe

    Seidenraupe

  • Hallo Lena,

    du hast ja wirklich eine ganze Menge aus deiner Vergangenheit zu tragen -- und, schlimmerweise, offensichtlich von früher Kindheit an. Also auch schon in einer Zeit, in der sich so etwas wie eine Grundstabilität für das ganze weitere Leben erst entwickeln muß.

    Du schreibst:
    "Eigentlich hätte ich es besser wissen sollen und er hätte ein abschreckendes Beispiel für mich sein müssen....ich weiß bis heute nicht, warum ich auch in die Sucht geraten bin. Ich habe großen Respekt vor den Menschen, die auch in einer Familie mit Alkoholismus aufgewachsen sind und die gerade deshalb den Alkohol meiden oder ganz abstinent leben."

    Ich weiß nicht... Eltern sind ja für Kinder nun einmal zunächst einmal Vorbilder, abschreckende Beispiele mögen sie dann im weiteren Verlauf des Lebens werden, aber Eltern (auch noch so schlechte, lieblose, wenig zugewandte) Eltern sind eben Eltern. Da kann man nicht viel tun, das liegt, glaube ich, in unser Natur.

    Von daher finde ich es ziemlich nachvollziehbar, wenn viele Menschen, die aus alkoholgeprägten Elternhäusern kommen, selbst auf den Weg in die Sucht geraten. Es ist ja nicht nur so, daß sie ein "schlechtes Vorbild" gehabt hätten. Sondern darüber hinaus auch so, daß sie aller Wahrscheinlichkeit nach emotional nicht das bekamen, was ein Kind braucht, also enorme Defizite haben... und dann noch einen Scheinweg vorgelebt bekommen, diese fatale Selbstmedikationsversuche mit Alkohol und/oder Drogen, auf die auch Menschen aus viel stabileren Verhältnissen hereinfallen…

    Sicherlich habe ich auch Respekt vor Menschen, die gerade deshalb den Alkohol meiden oder abstinent leben weil sie auf eine so ungute weise mit ihm und den Folgen konfrontiert waren. Aber ich halte die nicht automatisch für gesünder. Eine Kindheit und Jugend, wie Du sie schilderst, hat (das glaube ich wenigstens) fast immer irgendwelche destabilisierenden und unguten Folgen. Das kann ja auf ganz anderen Gebieten zutage treten.

    Darum bewundere ich vor allem diejenigen, die aus miesen Verhältnissen (gleich welcher Art) kommen und irgendwann beginnen, sich damit und mit den Folgen für sie selbst auseinanderzusetzen, zu lernen, sich trotz aller inneren Untiefen weiterzuentwickeln und etwas aus ihrem Leben zu machen. Die, die weder resignieren noch Andere für die persönliche Misere leiden lassen, sondern die arbeiten an sich und die sich entwickeln.

    Genau das tust du seit gut zwei Jahren. Es hat doch nie jemand gedacht das wäre leicht? Aber du gehst diesen Weg. Und das finde ich klasse.

    Alles Liebe! Frank

  • Danke Frank!

    Hallo zusammen,

    ich schreibe noch ein bißchen weiter aus meinem Leben, es tut mir gerade gut, das zu tun. Dabei kann ich einiges nochmal verarbeiten und ich bin froh, das ich mittlerweile soweit bin, dies nüchtern- ohne Betäubung, ohne Schleier- zu schaffen und aushalten zu können.

    Um meinen 30. Geburtstag herum ist etwas Tragisches in meinem Leben passiert. Ich hatte in diesen ganzen Jahren natürlich auch einige Beziehungen und Partnerschaften, u.a. war ich am Ende meiner Bauzeichnerlehre ca. 1/2 Jahr mit einem jungen Mann zusammen, zu dem ich eine Art Seelenverwandschaft gespürt habe. Leider habe ich nach kurzer Zeit gemerkt, das er hochgradig Alkoholiker war und deshalb habe ich mich schon nach so kurzer Zeit wieder von ihm getrennt. Das habe ich gemacht um mich zu schützen, jedoch hatte er immer einen Platz in meinem Herzen behalten. Wir haben uns dann einige Jahre aus den Augen verloren...doch irgendwann haben wir uns zufällig wieder getroffen und wir hatten wieder lockeren Kontakt zueinander. Ich habe schnell gesehen, das es ihm sehr schlecht ging und er so gut wie keine Freunde mehr hatte. Er hat öfters versucht mit dem Trinken aufzuhören und ich habe dann versucht ihn zu unterstützen und für ihn da zu sein. Ich habe ja selbst viel getrunken, doch das war kein Vergleich zu dem, was und wie er getrunken hat. Klingt vielleicht paradox....er hat ca. 2 Flaschen Wodka am Tag getrunken, jeden Tag....ich habe ca. 5-6 Bier oder 1 Fl. Wein getrunken, 2-3x in der Woche....naja...ich habe versucht ihm zu helfen, er konnte immer zu mir kommen, doch damals wusste ich im Grunde gar nichts über unsere Krankheit, sonst hätte ich ihm gesagt, das er zum Arzt oder in die Klinik muss. Ich habe halt versucht ihn emotional zu unterstützen....dies ging einige Monate, zwischendurch hat er dann doch immer wieder getrunken, dann habe ich ihn auch bei mir nicht in die Wohnung gelassen. Es war schlimm für mich zu sehen, wie es stetig mit ihm bergab ging, ich war so hilflos. Irgendwann kam der Zeitpunkt, das ich ihn nicht mehr telefonisch erreichen konnte, nach ein paar Tagen bin ich zu ihm gefahren, doch es hat keiner aufgemacht. Ich fing an, mir große Sorgen zu machen, da war so ein unbestimmtes, ganz ungutes Gefühl im Bauch....was sich dann leider auch bestätigte. Kurz vor meinem Geburtstag bekam ich die Nachricht, das er tot ist, das er 1 Woche tot in seiner Wohnung gelegen hat....das zog mir den Boden unter meinen Füßen weg, ich war total im Schockzustand...damit konnte ich überhaupt nicht umgehen...

    Die Todesursache war multiples Organversagen, damals wusste ich wie gesagt noch viel zu wenig über die Alkoholkrankheit und konnte das alles gar nicht richtig einordnen- ich wusste nicht, ob er sich totgetrunken oder vielleicht sogar das Leben genommen hat und ich bekam auch keine Informationen, ich war ja keine Angehörige. Erst seit ich mich mit meiner Krankheit beschäftige, weiß ich bzw. vermute ich, das er einen kalten Entzug gemacht hat und dabei dann gestorben ist. Und das ist tragisch. Er wurde nur 32 Jahre alt.

    Kurz danach bin ich dann endlich mit meiner 1. Therapie angefangen, allerdings noch nicht primär wegen Alkohol, sondern wegen dieser Geschichte und wegen meiner traumatischen Kindheitserlebnisse.

    Pause...Gruß Lena

  • Hallo Lena 40,

    ich habe mir heute deinen Faden durchgelesen und möchte dir doch schreiben, dass du meine vollste Anerkennung und meinen Respekt über deinen bisherigen Weg hast. Du hast für dich in den letzten zwei Jahren so viel bewegen können. Du hast sehr, sehr viel Kraft.
    Was du zuletzt beschrieben hast, deine Kindheit und die tragische Geschichte eines Freundes ist traurig.
    Ich sehe da auch Parallelen zu meiner Kindheit, die ähnlich war.
    Ich wünsche dir für deine weitere Reflektion und Betrachtung weiterhin ganz viel Kraft, auch wenn es manches Mal sehr schmerzhaft sein wird. Doch es lohnt sich. Wie dein Faden es schon richtig aussagt. "Mein Weg zu mir."

    LG Weidenkätzchen

  • Liebes Forum,

    ich habe also mit 30 Jahren meine 1. Gesprächstherapie angefangen, Auslöser war der tragische Tod eines Ex-Freundes als Folge seines Alkoholismus. In der Therapie ging es zum einen um dieses Erlebnis und zum anderen um meine traumatischen Erfahrungen in meiner Kindheit. Ich habe auch Alkohol zum Thema gemacht, doch ich habe damals von einem Problem gesprochen und noch nicht davon, das ich krank bin. Das konnte ich mir damals noch nicht eingestehen, ich weiß nicht, ob es der Therapeut hätte sehen müssen? Vielleicht hat er gedacht, wenn er mich damit konfrontiert, das ich nicht wieder komme und die Therapie abbreche.

    Ca. 3 Monate nach dem Todesfall, habe ich angefangen in einem Kiosk zu arbeiten- da ich die letzten Jahre nur Aushilfsjobs gemacht habe (teilweise auch nicht angemeldet)- war das für mich eine deutliche Verbesserung. Es gab mir eine Struktur, genau wie auch die Therapie und das tat mir gut. Doch an meinem Alkoholmissbrauch hat sich nichts geändert.

    In diesem Jahr lernte ich auch meinen letzten Partner kennen, mit dem ich dann 10 Jahre zusammen war. Ich war total verliebt und ich fühlte mich sehr geborgen und sicher bei ihm- er gab mir großen Halt. Ich habe dann meine Therapie für 1 Jahr unterbrochen, ich kann nicht mehr genau sagen warum. Ich denke, ich wollte einfach mal glücklich sein und das geniessen und mich nicht mit diesem ganzen "Schweren" auseinandersetzen. Wir sind nach ca. 9 Monaten zusammen gezogen, er war für mich meine große Liebe. Nach ca. 1 Jahr habe ich die Therapie wieder aufgenommen, insgesamt ging sie fast 3 Jahre. Sie hat mir schon gut getan, ich habe endlich einmal über alles von früher gesprochen, doch ich habe die ganze Zeit weiter getrunken und heute glaube ich, das sie deshalb nicht wirklich helfen konnte. Innerhalb der Therapie bin ich auch das 1. Mal in meinem Leben in eine psychosomatische Klinik gegangen, für 6 Wochen. Da habe ich auch nicht getrunken und der Aufenthalt hat mir sehr gut getan, doch als ich wieder zu Hause war, bin ich schnell in mein altes Verhalten zurück gefallen. Dazu ist noch wichtig zu wissen, das auch mein Partner viel getrunken hat. Mit der Zeit hatten wir ziemlich viele Probleme innerhalb unserer Partnerschaft, doch ich habe ihn sehr geliebt und immer wieder um unsere Liebe gekämpft- bis es nicht mehr ging. Ich habe lange gebraucht, um mich aus dieser Beziehung zu lösen- nach 10 Jahren habe ich mich dann von ihm getrennt.

    Erst durch diese Trennung konnte ich mich auf meinen Weg in die Trockenheit machen- das ist jetzt fast 2,5 Jahre her und ich bin mittlerweile auf einem sehr guten Weg unterwegs und ich tue alles dafür, um nicht von meinem Weg abzukommen. Meine Trockenheit steht an erster Stelle, sie ermöglicht mir, die 2. Hälfte meines Lebens selbst zu bestimmen und mir ein neues, erfülltes, glückliches und zufriedenes Leben aufzubauen. Schritt für Schritt und in meinem eigenen Tempo....ich habe alle Zeit der Welt!

    Ganz liebe Grüße von Lena :wink:

  • Hallo zusammen,

    möchte mich mal wieder bei euch melden....auch wenn ich gerade gar nicht soviel zu erzählen habe.

    Mir geht es im Großen und Ganzen gut und so langsam komme ich auch endlich im neuen Jahr an- mir ging es ja an Neujahr nicht so gut und ich habe einfach ein bißchen Zeit gebraucht, die Gründe dafür zu erkennen, darüber nachzudenken und sie dann für mich annehmen zu können. Es hat ja auch einiges in mir ausgelöst, weshalb ich dann das Bedürfnis hatte, nochmal etwas mehr über mich und meine Geschichte zu schreiben und auch das hat mir im Nachhinein echt gut getan. Ich merke immer mehr, das Schreiben mir sehr hilft...und das ist etwas "altes", was lange verschüttet war und so langsam wieder an die Oberfläche kommt...gerade als Teenager habe ich viel geschrieben, es war für mich eine Möglichkeit die Dinge zu verarbeiten. Doch je mehr ich in die Sucht abglitt, umso weniger wurde es mit dem Schreiben, worüber ich oft traurig oder auch wütend war. Deshalb freue ich mich jetzt wirklich sehr, das es ganz langsam wieder kommt. Da kommt auf einmal wieder etwas von der Lena (dem Mädchen Lena) zum Vorschein, was vor der Sucht da war und was die Sucht unterdrückt, fast zerstört hat. Das ist gut und es gefällt mir....

    Meine Therapie wird gerade irgendwie anstrengender, weil es jetzt noch mehr in die Tiefe und um das Schwere geht. Das ist in Ordnung für mich, doch deshalb ist es ganz wichtig, das ich besonders achtsam auf mich und mein Befinden gucke. Allgemein gelingt mir das mittlerweile recht gut, doch gerade was meine Gefühle in der Kindheit angeht, kann ich mich sehr schlecht einschätzen, ich habe diese Gefühle nie wirklich gespürt, ich habe sie verdrängt und irgendwann angefangen, sie mit Alkohol zu betäuben, so groß war meine Angst davor, mich zu fühlen. Ich hatte Panik, daran zu zerbrechen...ich kann das nicht so gut mit Worten beschreiben. Doch ich merke, das ich ganz langsam so weit bin, sie zuzulassen und ich auch bereit bin, meine Traurigkeit und Trauer zu spüren....doch ich muss gut auf mich aufpassen und ich bin froh, das ich in meiner Therapeutin eine Begleitung dabei habe, das gibt mir eine gewisse Sicherheit und Schutz....alleine wäre ich damit total überfordert.

    Beruflich ist erstmal Stillstand- ist aber vielleicht auch gut so. Es geht nur eins nach dem anderen. Es wird sich alles finden, ich habe wieder mehr Vertrauen und ich bin auf meinem Weg...

    Allen ein schönes Winterwochenende, lg Lena :wink:

  • Hallo Forum,

    ich hatte heute wieder Therapie und da ich kein konkretes Thema hatte, hat mir meine Therapeutin eine kleine Übung vorgeschlagen. Ich sollte mir aus einem Stapel mit Teddykarten (kannte ich so auch noch nicht) eine heraus suchen, welche auf mich als kleines Mädchen passt. Jedoch sollte ich nicht nur auf das Schwere, sondern auch auf das Gute in meiner Kindheit gucken und mir erstmal alle anschauen und mir dann eine aussuchen, welche vom Gefühl her am besten zu mir passt. Also habe ich mir alle nacheinander angeguckt....zuerst konnte ich mit den Karten nicht soviel anfangen....fand so gar nichts passend für mich. Ich habe dann erstmal so ein bißchen vorsortiert, und habe vor allem die, auf denen ganz viele waren (so Familienmäßig) aussortiert. Dann blieben ein paar über auf denen entweder 1 oder 2 Teddys waren und letztendlich habe ich mich dann für eine Karte entschieden, auf der ein größerer Teddy war, in einem Kleidchen und ein relativ kleiner, der ein bißchen so aussah, als wenn er am "Rockzipfel" hängt. Die beiden sind in einem Garten mit ganz vielen Blumen und sie sehen sehr innig und vertraut aus.

    Dann haben wir viel darüber gesprochen, also der größere Teddy bin ich und der kleinere mein (im realen ältere) behinderter Bruder. Meine Eltern sind nicht dabei. Es würde zu weit führen, das hier alles wieder zu geben, doch ich merke, das mich dadurch vieles beschäftigt und das ich diese Art und Weise der Therapie als sehr angenehm empfinde. Im Gespräch habe ich zB. festgestellt, das ich schon damals die Natur als einen Ort der Geborgenheit empfunden habe, ich war immer gerne draussen und fand die Natur, den Garten von meinen Großeltern, Bäume, Sträucher und Blumen einfach faszinierend und so schön. Und ich habe auch soviele positive Eigenschaften in diesem kleinen Mädchen gesehen, das hat mir gut getan, auch wenn es mich gleichzeitig traurig macht.

    Ich finde es schon bemerkenswert, was zB. solche Karten (was ich erstmal ein bißchen "komisch" fand) alles auslösen, bewirken und zu Tage fördern können. Doch meine Therapeutin hat die Gabe, das ich mich gerne auf soetwas einlasse, das ich das ernst nehme ohne es albern zu finden. Es ist eine spielerische Variante innerhalb der Therapie und genau das gefällt mir wirklich gut.

    Ich habe diesmal auch eine Hausaufgabe für nächstes Mal....ich soll eine Geschichte über mich als kleines Mädchen schreiben (Es war einmal...), mal sehen, was mir da so einfällt....dafür brauche ich auf jeden Fall Zeit und Ruhe....aber ich hab Lust drauf.

    Mir ist es einfach wichtig, das für mich hier aufzuschreiben und fest zu halten.

    Bis bald, lg Lena :wink:

  • hallo Lena,

    "Teddykarten" kenn ich garnicht... aber vielleicht was vergleichbares:

    ich hatte ja so ein 3-Std-Coaching letztes Jahr, das sich sehr um die völlig verkorkste Beziehung drehte aus der ich nicht rausfand... und mir mehr geholfen hat als die gesamte LZT damals.

    Die Coacherin hatte eine große Glasschüssel mit Tierfiguren. Ich sollte raussuchen: ein Tier für mich, eines für jedes meiner drei Kids, eines für meine Expartnerin (die Mutter) und eines für die Frau von der ich nicht wegkam innerlich.

    Also, um es abzukürzen: ich hatte mir für mich eine Katze ausgesucht (was auch sonst). Und diese Frau war eine Schildkröte.

    Und dann fragte mich die Coacherin, was um Himmels Willen denn eine Katze mit einer Schildkröte anfangen will? Kuscheln geht nicht, gemeinsam jagen geht nicht, und bei der geringsten Kontaktaufnahme verwandelt sich die Schildkröte in einen Stein --- Kopf rein Beine rein und nicht bewegen?

    Das klingt alles ein bißchen dumm, ich weiß. Ein bißchen flach. In den drei Stunden ist ja auch noch viel mehr gelaufen.

    Aber es hat in mir etwas wachgemacht was zwar schon da war aber geschlafen hat, sozusagen. Es hat mir wirklich was gebracht, auch wenn ich mich in der Stunde selbst an einen Taschenspielertrick erinnert gefühlt habe. Sowas kann Assoziationen auslösen die recht tief gehen können, die einen Perspektivwechsel auslösen können. Und nix andres hab ich damals gebraucht.

    Kann ich was mit anfangen... sehr sehr toll daß du deinen weg so konsequent gehtst.

    Und dein Rezept neulich hat mir auch gefallen...
    Toll all das! Viel Glück! Viel Kraft! Viel Spaß am Winter! Freu mich immer wenn du dich meldest, Lena


    LG Frank

  • Lieber Frank, liebes Forum,

    danke für dein Feedback :D , ich freu mich immer sehr, wenn du bei mir vorbei schaust! Und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie du damals von diesem intensiven Coaching berichtet hast. "Taschenspielertrick"....das trifft es, so fühle ich mich auch manchmal in der Therapie. Ich denke, es hat ganz viel mit Vertrauen und mit "sich drauf einlassen" zu tun, dann kann man sehr viel damit bewirken und es kann eine Chance sein, auf spielerische Art und Weise, sich selbst wieder näher zu kommen. Es geht dabei auch viel mehr um Emotionen, um den Bauch und nicht um den Kopf- dabei kann man Erstaunliches entdecken und zu ganz neuen Erkenntnissen kommen. Ich finde das auf jeden Fall echt spannend und es hilft mir komischerweise, obwohl es um meine Vergangenheit geht, mehr Halt in der Gegenwart zu finden. Doch es bedeutet auch Arbeit und ist teilweise sehr anstrengend für mich...

    In den letzten beiden Tagen habe ich mich mal wieder handwerklich betätigt- ich habe mein Dachfenster im Bad abgeschliffen und neu lackiert, und es hat alles super geklappt und das Ergebnis kann sich sehen lassen, bin richtig stolz auf mich und sehr zufrieden :D vor allem nach der letzten doch echt nervigen Heizkörper Lackieraktion...schön, das es jetzt mal wieder prima geklappt hat.

    Ich habe halt eine alte Wohnung, wo ich immer etwas finde, was ich noch renovieren oder verschönern kann...aber so habe ich auch immer wieder Freude an kleinen (oder größeren) Veränderungen und es bleibt lebendig. Ich glaube, an einer total perfekten Wohnung (oder Neubau) würde es mir schnell langweilig werden- auch wenn ich mir das durchaus manchmal gewünscht habe. So wie es ist, ist es gut!

    So und am Wochenende werde ich mich mal dran setzen, eine Geschichte zu schreiben...für die Therapie...mal sehen....

    Wünsche euch ein entspanntes WE, lg Lena :wink:

  • Hallo ihr Lieben,

    ich habe gerade meine kurze Geschichte über mich als kleines Mädchen fertig geschrieben, da kommen einige diffuse Gefühle in mir hoch. Ich merke, das es mich auf der einen Seite emotional doch ganz schön aufwühlt und auf der anderen Seite wird mir bewusst, wie stark diese Mauer aus Selbstschutz, die ich mir als Kind angeeignet habe, immer noch ist. Ich glaube, ich spüre langsam diese lange verborgene, tief in meiner Seele schlummernde Traurigkeit, doch ich lasse sie noch nicht ganz an mich heran. Da ist einiges in Bewegung und es arbeitet....es ist ein Prozess.

    Morgen werde ich meiner Therapeutin die Geschichte vorlesen und ich bin sehr gespannt, was sie dazu sagen wird. Bin ein wenig aufgeregt...

    Wünsche euch einen schönen Sonntag, lg Lena :wink:

  • Hallo fille d'hiver,

    dann sag ich zuerst mal herzlich Willkommen hier im Forum und natürlich auch bei mir! Ganz lieben Dank für deine Worte, es freut mich, das du mich gerne liest und Anteil an meiner Geschichte nimmst und auch das du findest, das ich "richtig gut drauf bin" :wink: ....

    Hast du schon einen eigenen Thread aufgemacht? Mich würde interessieren, wer du bist, was du machst und auch, wie du aufs Forum gestossen bist- und du kannst dort ein bißchen von dir und deiner Geschichte erzählen wenn du magst. Den Vorstellungsbereich können nicht alle lesen...

    Wünsch dir ein gutes Ankommen und einen hilfreichen Austausch,

    herzliche Grüße, Lena :wink:

  • Guten Abend zusammen,

    möchte euch noch von meiner letzten Therapiestunde berichten....da ging es ja um meine selbstgeschriebene Geschichte über mich als kleines Mädchen. Einen Abend vor der Therapie habe ich die Geschichte meiner besten Freundin am Telefon vorgelesen und da war ich total aufgeregt dabei, musste mich ständig räuspern, mein Herz raste und ich habe sehr schnell und hastig gelesen....aber irgendwie brauchte ich unbedingt ein Feedback von ihr....war ich doch so stolz darauf, überhaupt etwas zu Papier gebracht zu haben. Sie fand die Geschichte schön und sie hat gesagt, das ich am Anfang noch mehr als Erwachsene geschrieben habe, aber zum Schluss hätte sie deutlich gespürt, das ich mich voll in die Rolle als Kind hinein versetzt habe und auch sehr kindlich geschrieben habe. Sie fand es gut, das ich mich wirklich darauf einlassen konnte.

    Am nächsten Morgen habe ich auch meiner Therapeutin erzählt, das ich die Geschichte meiner Freundin vorgelesen habe, und sie fand das nicht ganz optimal....sie meinte, das es nicht gut wäre, wenn ich bei so einer Hausaufgabe für die Therapie, vorher mit jemandem darüber spreche, da ich dann ja schon beeinflusst werde und ich es dann nicht mehr so unverfälscht in die Therapie mitbringe. Und ich denke auch, das sie damit Recht hat, in Zukunft werde ich versuchen, das nicht mehr zu tun. Ich meine, sie konnte es schon verstehen und fand es auch in Ordnung, das sollte nur ein Hinweis für eventuelle zukünftige Hausaufgaben sein. Das hat wohl auch viel mit dem Wunsch nach Bestätigung zu tun, oder auch das ich hören möchte...."das hast du gut, das hast du richtig gemacht"....doch das ist gar nicht wichtig, es geht dabei nicht um eine Bewertung, es geht nicht um richtig oder falsch- es geht einfach nur darum, das ich mich darauf einlasse, das ich versuche mich darauf einzulassen.

    Sie hat den Spiess dann umgedreht und mir vorgeschlagen, das sie mir meine Geschichte vorliest. Und dann hat sie mir meine Geschichte vorgelesen und das war irgendwie ganz anders, bißchen merkwürdig, doch auch total interessant. Es hat eine gewisse Distanz geschaffen, einen Abstand und ich konnte so mal etwas neutraler auf die kleine Lena gucken und das was ich hörte gefiel mir. Danach haben wir erstmal nur kurz darüber gesprochen und dann sollte ich ihr meine Geschichte auch nocheinmal vorlesen. Diesmal war ich deutlich entspannter und ruhiger dabei, als den Abend vorher. Wir haben noch viel darüber geredet und es ist mir klar geworden, das ich in den ersten ca. 10 Jahren meiner Kindheit noch recht "normal" bzw. gesund aufgewachsen bin. Der Alkoholismus meines Vaters war natürlich schon vorhanden, doch die massive Gewalt meines Vaters gegen meine Mutter trat erst später auf. Und in dieser ersten Zeit meiner Kindheit konnte ich mich ganz normal in meiner Persönlichkeit entwickeln und da liegen auch heute noch ganz viele Ressourcen, welche ich vielleicht wieder (neu) entdecken kann. Diese Erkenntnis tut mir sehr gut und ich finde es wirklich hilfreich, das meine Therapeutin nicht nur auf das Schlechte und das Schwere in meiner Geschichte guckt, sondern das sie versucht, das ich aufmerksamer und genauer hingucke, weil es war zwar viel schlecht, aber es war eben nicht alles schlecht. Sie sagt auch öfter zu mir, das nicht alles schlecht gewesen sein kann, weil ich mich sonst nicht zu dem Menschen entwickelt hätte, der ich heute bin.

    Okay, auch das Schwere kommt noch auf mich zu....doch es tut mir sooo gut, das auch bei mir etwas gut war, das da auch ein bißchen Normalität war....ich weiß nicht, ob ich dafür die richtigen Worte finde....es ist schwer zu beschreiben/ erklären...

    Lass das mal so stehen.

    In der nächsten Woche habe ich mir vorgenommen, mich nach kleinen Läden umzuschauen und mich vorzustellen- möchte erstmal gerne auf 450 € Basis wieder anfangen zu arbeiten. Habe ein bißchen Angst, aber ich werde ja sehen, wie die Chancen so stehen.

    Wünsche euch einen guten Start in die neue Woche, LG Lena :wink:

  • Hallo Lena, du schreibst (neben so vielen andren wichtigen Dingen):

    "und es ist mirklar geworden, das ich in den ersten ca. 10 Jahren meiner Kindheit noch recht "normal" bzw. gesund aufgewachsen bin."

    Ich glaube das ist es wovon du zehrst. Es ist ja angesichts deiner Geschichte beinahe nicht faßbar saß du einen so gradlinigen und entschlossenen Weg zu gehen imstande bist. Aber dieser Satz zeigt saß du auf einem guten Fundament baust. Meins war schmaler: es lag bei meiner Omi und dauerte bloß unter zwei Jahre... dann war ich bei meinen Eltern und da war's futsch...

    Ich finde deinen Weg sehr bewundernswert. Erst den Alkohol abstellen. Dann die sozialen Dinge klären (alte Beziehung, unschöner Job etc). Und dann in die Grundlagen der eigenen Vergangenheit eintauchen und Leichen aus dem Keller holen (gewissermaßen), um die andre Leute ein Leben lang einen Bogen machen.

    Ich lese dich immer und ich versuch mir soviel wie ich kann von dir anzugucken und zu lernen. Ich bin komplizierter als du. Manches gelingt besser andres schlechter. Aber ich bin sehr sehr dankbar für jede Nachricht hier von dir. Und hab schon manchmal sehr bedauert saß ich nicht irgendwo in Niedersachsen leb und wir uns da inner realen SHG getroffen haben ...


    Naja ... immerhin kann ich mich für deinen letzten Beitrag wieder mal herzlich bedanken und dir sagen daß er mir sehr viel gegeben hat. Wie immer wenn du schreibst.

    Dankeschön und einen ganz ganz lieben Gruß aus Hamburg! Mach immer so weiter und dir kann nichts ernsthaftes passieren denk ich.

    LG Frank

  • Lieber Frank, liebes Forum,

    danke für deine lieben Worte, es freut mich sehr, wenn dir das, was ich schreibe sehr viel gibt! Du schreibst, das du komplizierter bist als ich, also das glaube ich nicht wirklich....ich bin nämlich auf jeden Fall (auch) seeeehr kompliziert, naja, vielleicht sollten wir das einfach positiv sehen....so sind wir bestimmt nicht langweilig sondern interessant :wink: ....

    Die letzte Therapiestunde war wieder sehr bewegend und aufschlussreich. Ich hatte 3 Kinderfotos von mir mitgebracht und wir haben jedes für sich einzeln besprochen. Auf dem 1. Foto war ich ca. 4 Jahre alt und da sehe ich noch sehr weich und irgendwie "knuffig" aus, total süss und fröhlich....auf dem 2. Foto war ich ca. 6-7 Jahre alt und ich finde, ich habe da ein bißchen Ähnlichkeit mit Pippi Langstrumpf, also ein paar Zahnlücken, weil da gerade die 2. Zähne kamen, große blaue Augen, Sommersprossen und halblange (noch) blonde Haare. Ich sehe total fröhlich, frech und offen aus....meine Therapeutin meinte, das ich sehr natürlich wirke und man sofort mitlachen möchte....ein sehr symphatisches kleines Mädchen. Auf dem 3. Foto war ich ca. 8-9 Jahre alt und da sehe ich sehr ernst und traurig aus, ich wirke blass und mein Blick geht irgendwie ins Leere....meine Therapeutin fragte gleich, was denn in der Zeit passiert ist.

    Ich habe ihr erzählt, das mein Bruder als ich 6 Jahre alt war, in ein Heim für behinderte Kinder gekommen ist und das ich nur noch weiß, das ich das nicht verstehen konnte und ich ihn sehr vermisst habe. Für mich begann die Schule und zu der Zeit entwickelte ich eine kindliche heftige Migräne. Als ich ca. 9 Jahre alt war, beschlossen meine Eltern sich ein Haus zu kaufen oder zu bauen, und wir sind an Wochenenden öfters im Umland unterwegs gewesen und haben uns verschiedene Häuser und Grundstücke angeguckt. Wir haben dann noch über vieles aus dieser Zeit gesprochen und bei mir sind etliche Fragen aufgetaucht.

    Diese Fragen kann mir nur meine Mutter beantworten und ich habe mich am Wochenende mit ihr verabredet. Meine Therapeutin meint, das mein Bruder weggekommen ist, die Trennung von ihm mein 1. traumatisches Erlebnis war. An meine Gefühle aus dieser Zeit kann ich mich so gut wie gar nicht erinnern....

    Es liegt noch viel Arbeit vor mir und leicht wird das nicht werden- aber ich gehe Schritt für Schritt weiter und wenn ich mal eine Pause brauche, werde ich sie mir nehmen....ich hoffe, ich merke es dann rechtzeitig genug.

    Am Sonntag werde ich zusammen mit einer Freundin meine Bewerbungsunterlagen auf Vordermann bringen und dann steht meiner Arbeitssuche nichts mehr im Wege....außer ich selbst vielleicht ein bißchen :oops:

    Schönen Abend, LG Lena :wink:

    Achja Frank, die Idee wir beide in einer realen SHG finde ich echt gut!! Das hätte schon was.... :D

  • Guten Abend,

    meine Mutter hat vorhin angerufen....mein Opa ist heute gestorben.

    Er ist friedlich eingeschlafen, er war seit fast 3 Jahren in einem Pflegeheim und hat dort nur noch im Bett gelegen, er ist 95 Jahre alt geworden. Ich denke für ihn ist es eine Erlösung und ich hoffe, das er jetzt seinen Frieden gefunden hat.

    Ich bin seltsam gefasst, spüre (noch?) keine Trauer....doch irgendwo ist da gerade eine Traurigkeit, ganz weit weg....

    Morgen fahre ich zu meiner Mutter, ich möchte ja mit ihr über mich sprechen, ich habe soviele Fragen an sie....tja, weiß nicht, ob ich das jetzt noch möchte. Vielleicht besser ein anderes Mal. Ich bin gerade verwirrt, merke das meine Gefühle ganz durcheinander sind.

    Irgendwie mache ich zu, ich spüre deutlich meine Mauern....

    Mir fehlen die Worte

    Grüße Lena

  • Liebe Lena,

    Ich kondoliere Dir . Den Opa zu verlieren,das schmerzt schon.
    Er gehört ja zum engen Familienkreis .
    Wie Du schreibst ist es ihm sicher gut gegangen .

    Lass Dich nicht einmauern sondern lass den Schmerz zu.
    Dass Dir das gelingt wünsche ich Dir von ganzem Herzen!

    Liebe Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Liebe Yvonne, liebes Forum,

    danke für deine tröstenden Worte...

    Vorhin hat meine Therapeutin die heutige Therapiestunde abgesagt, sie ist krank- gerade jetzt hätte ich sie gebraucht. Naja, lässt sich nicht ändern. Am Mittwoch wird mein Opa aufgebahrt, dann können wir nocheinmal Abschied nehmen (die die das möchten) und am Donnerstag ist die Beerdigung.

    Mir geht es einigermaßen, ich kann meine Trauer nicht wirklich zulassen. Im Vordergrund steht für mich, meiner Mutter beizustehen, da es sie doch sehr mitnimmt. Das kostet mich gerade einiges an Kraft und ich stelle meine Bedürfnisse ein wenig in den Hintergrund. Es fällt mir schwer, aus diesem alten Muster raus zu kommen, auch wenn es mir bewusst ist.

    Auf jeden Fall hat mein Opa einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen und ich hoffe, das es ihm, wo auch immer er jetzt ist, gut geht.

    Es ist gerade keine leichte Zeit, aber es hat alles einen Sinn- auch wenn man ihn jetzt noch nicht sehen kann. Es ist eine Zeit des Loslassens und Zulassens....und des Lernens....

    Grüße von Lena

  • Hallo liebe Lena !

    Schön das Du den Tod deines Opas so schön schildern kannst. Schmerzhaft ist es allemal . Ich möchte Dir sagen das es mir leid tut.
    Dann möchte ich Dir noch schreiben wie es mir mit dem Tod meiner Mutter ergangen ist bzw. ergeht.
    Am 5 Juni 2013 ist meine liebe Mutter verstorben . Auch für sie war es eine Erlösung von Leid und Schmerz. Auch hat sie immer wieder den Wunsch geäussert doch endlich sterben zu dürfen.
    Zunächst war ich über mich selbst erschrocken wie ich reagiert habe als es dann soweit war.
    Lange vorher hatte ich mich mit dem Gedanken beschäftigt und mir klar gemacht das es für mich kein Grund ist wieder zu trinken. So hatte ich dann auch keine Gedanken an Alkohol.
    Unmittelbar nach dem Anruf meiner Schwester fühlte ich einfach nur eine innere Leere. Weder konnte ich weinen ,noch war ich traurig. Ich habe einfach nur funktioniert.
    Irgend wann habe ich dann sogar eine art schlechtes Gewissen bekommen weil ich nicht weinen kann.
    Nach einer Woche war dann die Trauerfeier und auch dort hat mein Stiefvater und meine Schwester und andere Verwandte geweint und ich nicht. Ich habe sie getröstet.
    Erst Tage später , als ich wieder in meinem Heimatort war und auf meinem Telefon den Namen " Mama " las brach es aus mir heraus.
    Bis Heute konnte ich Ihre Nummer nicht löschen und ab und an laufen mir noch mal die Tränen übers Gesicht.
    Es ist gut so , sich fürs Leben und auch für die Trauer, die dazu gehört, die Zeit zu nehmen die es eben braucht.

    Jeder trauert auf seine weise und weiß im vor aus nicht wie das geht. Lass es einfach zu.

    Für mich ist es jetzt gut . Ich habe noch nicht ganz losgelassen und bin doch auf dem Weg es zu tun und auch zu können.
    Ohne Alkohol geht alles und unsere Verwandten wären sicher ein wenig stolz auf uns das wir sie mit klarem Kopf betrauern und Ihrer gedenken.

    Ich glaube auch dein Opa ist jetzt stolz und zufrieden das seine Enkeltochter weiterhin ein selbst bestimmtes Leben führen kann.

    Die Wolken werden sich verziehen , es wird Frühling und das Leben ist schön weil Du es in deiner Hand hast.

    Viele liebe Grüße von Bernd G

    Trocken seit dem 06.12.1993 und das bleibt auch so !!!

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