Guten Tag!
Ich bin Beagle, weiblich und Alkoholikerin.
Heute ist der 8. nüchterne Tag und ich bin glücklich darüber.
Es ist ein schönes Gefühl nicht vernebelt, depressiv und mit Magenschmerzen aufzuwachen, sondern klar und frisch.
Dies ist nicht mein erster Entzug, allerdings habe ich früher kalt entzogen, bis ich Halluzinationen hatte. Da ich am eigenen Leib erfahren habe, wie gefährlich und dumm es war, so etwas zu tun, beschloss ich es diesmal richtig zu machen, mit Arzt, Medis und Therapie.
Ich möchte es dieses Mal richtig machen, denn ich meine es dieses Mal ernst.
Zwar ist das wohl einer von einer Alkoholikerin oft gehörter Satz ("Aber diesmal wirklich!!!"), nur es ist jetzt tatsächlich etwas anders. Das letzte Mal war ich einige Jahre mehr oder minder abstinent, hab meinem Partner zuliebe auf Alkohol verzichtet, allerdings ein paar Mal im Jahr, wenn er ins Ausland mußte, dann doch getrunken.
Er hatte mich damals vor die Wahl gestellt, er oder der Alkohol. Ich verzichtete damals wegen ihm, aber nicht meinetwegen. Damals hatte ich einfach noch NICHTS verstanden.
Heute ist es so, ich habe erkannt, der Alkohol wird mich zerstören bzw er tut es bereits. Mein Leben war kein Leben mehr, sondern ein "überleben", ohne Qualität, ohne Aktivitäten, ohne Lust.
Ich möchte so nicht leben. Ich möchte den Alkohol aus meinem Leben verbannen, zumindestens ihm dort aus dem Weg gehen wo ich nur kann.
Im Vorstellungsbereich habe ich bereits erwähnt, dass ich mir zur Zeit auch viele Gedanken über Freundschaften mache, bzw es wird sich bald herausstellen, wer mein Freund ist und wer nicht.
Ich möchte nicht mehr mit Alkohol in Berührung kommen, weiß aber, dass es in der Realität leider fast unmöglich ist, ihm nicht zu begegnen.
Allein mein Supermarkt ist so aufgebaut, dass man zu allererst am Bier vorbei muss, bevor man überhaupt zu irgendwas anderem kommt.
Von jetzt an gehe ich aber zum türkischen Supermarkt, der keinen Alkohol hat.
Trotzdem fühle ich mich an alles Ecken und Ende getriggert. Im Fernsehen wird dauernd getrunken, in den Gastgärten auch bald, und an jeder Ecke wird Werbung gemacht.
Im Moment ist es noch kein Problem, ich habe derzeit einfach nicht das Bedürfnis danach oder verspüre auch keinen Druck. Aber Angst davor habe ich, oder ist es eher Respekt, ich kann es nicht sagen.
Ich weiß nur eines, und zwar das alles was ich in der Vergangenheit versucht habe, um dem Alkohol zu entkommen, nicht funktioniert hat. Warum hat es nicht funktioniert? das kann ich ganz einfach beantworten:
ich war damals nicht einsichtig genug, es wirklich für mich zu machen
ich war dumm und habe mit meinem Leben gespielt (Kalter Entzug)
ich habe keine Hilfe angenommen, dachte ich schaffe es allein.
ich war nicht bereit mein Leben umzustellen, Freund und Feind zu unterscheiden.
ich hatte das gefühl ich muss auf etwas Tolles verzichten, und das auch noch für immer!
Heute bin ich bereit dafür, ich möchte Hilfe, denn allein kann ich es nicht. Ich möchte neu beginnen, mit allen Konsequenzen.
Darum bin ich hier.
Danke fürs Lesen
Lg
Beagle