Trinkpausen als frommer Selbstbetrug

  • Hallo liebe Forummitglieder,

    nachdem ich mich registriert habe, darf ich mich nun auch hier vorstellen.

    Ich habe lange Zeit in diesem Forum "nur" gelesen bis ich den Mut gefunden habe, dem Hausarzt reinen Wein einzuschenken, zu einer Suchtberatung zu gehen und mich hier anzumelden.

    Vor allem bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass ich mich umbringe wenn ich so weiter mache und dass ich es alleine nicht schaffe aus meinem Elend herauszufinden.

    Ich trinke nicht jeden Tag, auch ist es mir über gut 20 Jahre gelungen, immer wieder Pausen einzulegen, über Tage, Wochen und zweimal sogar mehr als ein Jahr. Heute vermute ich, dass gerade diese Pausen mir zum Verhängnis wurden und mich davon abgehalten haben, mir früher Hilfe zu suchen.
    Seit ca einem Jahr klappt es nicht mehr mit den Pausen, zumindest auf längere Zeit nicht. Morgends bin ich überzeugt, den Tag ohne Alkohol zu schaffen und dann renne ich doch gegen Abend wie ferngesteuert zum Supermarkt um meine fünf Bier oder die Flasche Wein zu kaufen (und zu trinken) und am nächsten Morgen frage ich mich, verkatert und von mir selbst angewidert, ob ich noch richtig ticke. Diesen Sport mache ich ein bis zweimal die Woche.

    Seit fünf Tagen habe ich nun keinen Alkohol mehr angerührt aber sowas wie Euphorie stellt sich bei mir nicht ein. Ich werde immer verzweifelter wenn ich mir den Mist anschaue, den ich gebaut habe, den Blödsinn, den ich wahrscheinlich lallend am Telefon gequatscht habe. Und ich schäme mich so.

    Auch habe ich grosse Angst und bin mir selber unheimlich weil ich etwas tue, was ich nicht tun will, oder doch?
    Ist es vielleicht jemandem von euch ähnlich ergangen?

    Ich würde mich um jede Antwort und jeden guten Rat freuen!

    Lieben Gruss

    Delia

  • Hallo liebe Delia,

    ich möchte dich in diesem Forum recht herzlich begrüßen.
    Ich bin selbst erst seit kurzem hier, und habe übermorgen mein 1/2 jährliches.
    Nun, soweit ich lernen durfte ist eine "Pause" etwas was ein Ende hat.
    Ich tue etwas, mache eine Pause, und dann geht es wieder weiter.
    Trockenheit geht jedoch anders und sollte auch anders als eine Pause angesehen, gepflegt, und bearbeitet werden.
    Einer meiner Lieblingsaussagen unter uns Alkoholiker ist:
    Nur einfach" nicht trinken" funktioniert nicht.

    Zitat

    sowas wie Euphorie stellt sich bei mir nicht ein. Ich werde immer verzweifelter wenn ich mir den Mist anschaue, den ich gebaut habe...

    Dazu kann ich aus meiner Sicht nicht viel sagen, denn ich bestand zunächst aus einer Menge Euphorie, und schön langsam grub sich die Realität durch die Euphorie.
    Langsam aber stetig erkannte ich die Schlachtfelder meiner Alkoholkrankheit. Ich sah immer genauer was ich angerichtet hatte.
    Das schmerzte mich natürlich ungemein, da ich mir dieses Disaster ungefilter, ohne der Droge " Alkohol" ansehen musste.
    Und..."nicht nur ansehen", sondern auch wieder gut machen wo es möglich war. Dazu musste ich jedoch absolute Ehrlichkeit walten lassen, und mich zu mir und meiner Krankheit bekennen.

    Auf alle Fälle bist du hier goldrichtig.
    Die Mädels und Jungs hier sind ein klasse Unterstützungsteam.
    Arbeiten musst du selber.

    Liebste Grüße und eine zufriedene Trockenheit wünscht dir
    Lito :wink:

  • Hallo Delia,

    herzlich Willkommen in unserem Forum.

    Zitat

    Auch habe ich grosse Angst und bin mir selber unheimlich weil ich etwas tue, was ich nicht tun will, oder doch?

    Bei was bist du dir nicht sicher ob du es tun willst, kannst du mir das mal erklären ?

    LG Martin

  • Hallo Delia,

    herzlich willkommen hier.
    Fast jedes Wort, das du scjreibst, könnte von mir sein. Vor allem diese:

    Zitat von deliaaurora


    Auch habe ich grosse Angst und bin mir selber unheimlich weil ich etwas tue, was ich nicht tun will, oder doch?
    Ist es vielleicht jemandem von euch ähnlich ergangen?

    Ist es vielleicht jemandem von euch ähnlich ergangen? Delia, ähnlich, genauso - egal - schlimm genug jedenfalls.
    Ich bin monatelang um dieses Forum herumgeschlichen, bis es endlich so weit war und ich mich anmelden konnte.

    Euphorie? In mir ist keine euphorische Stimmung und das ist gut so, Ruhe ist eingekehrt, das ist mir lieber.

    Ich wünsche dir alles Gute
    mit lieben Grüßen von Margit

  • Hallo Delia ,willkommen !

    Im Gegensatz zu Dir kam ich hier an,registrierte mich und hatte null Ahnung wo ich war,wie das hier so läuft .
    Ging auch.
    Das Wichtige:wir können einander helfen,wir können durch lesen und schreiben hier gute Tipps abholen . Aber die Trockenheitsarbeit machen wir selber.
    Die Grundbausteine (sicher hast Du sie schon gelesen ) helfen uns auch.
    Mir waren sie anfangs ein Leitfaden .Sie halfen und helfen mir noch das Wesentliche zu sehen und geben mir Orientierung.

    Wünsche Dir einen ganz guten Start !

    Herzliche Grüße
    Yvonne

    ichbinda123

  • Hi Delia, bei mir gab es eine kurze aber recht heftige Phase der Euphorie - gegen Ende meiner LZT -, und die wär mir fast zum Verhängnis geworden: ich hab meine eigentlichen Baustellen gar nicht mehr gesehen und wär fast in die Grube gefallen. Jetzt ists eher die Mühsal der Ebene. Das fühlt sich echt nicht immer super an, aber es ist berechenbar und ich hab ne Chance achtsam zu sein. -- Schön daß du hierbist!

  • glück auf deli

    Zitat von deliaaurora

    Seit fünf Tagen habe ich nun keinen Alkohol mehr angerührt

    gratulation

    Zitat von deliaaurora

    aber sowas wie Euphorie stellt sich bei mir nicht ein. Ich werde immer verzweifelter wenn ich mir den Mist anschaue, den ich gebaut habe, den Blödsinn, den ich wahrscheinlich lallend am Telefon gequatscht habe. Und ich schäme mich so.

    euphorie kann, muß aber nich sein.
    diese "scham" hab ich mir gut gemerkt ... und alles dafür getan mich niiiiiiiiiiie wieder schämen zu müssen.

    Zitat von deliaaurora

    Auch habe ich grosse Angst und bin mir selber unheimlich weil ich etwas tue, was ich nicht tun will, oder doch?


    willst du ? - dann kannst du hier hilfe haben.

    schöne zeit n kraftpäckl

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Guten Morgen Delia !

    Fünf Tage " Bewusst " nicht der Sucht zu erliegen ist mal ein guter Start.

    Euphorie gab es bei mir , ist was schönes , aber auch saugefährlich.
    Wenn Du nach und nach erkennst, das Du "nur" eine Krankheit hast mit der Du zufrieden und glücklich alt werden kannst und offen und ehrlich damit umgehst schwindet auch langsam die Scham. So war es jedenfalls bei mir.
    Ich denke an die kleinen Schritte , die ich hier lernen durfte , sie haben mir mein Selbstvertrauen zurückgegeben.
    Du hast Heute nichts getrunken und kannst dein Leben selbst bestimmen , DU , nicht der Suchtstoff Alkohol . Das ist doch mal grossartig , viel kraft für die Zukunft wünscht Dir Bernd G

    Trocken seit dem 06.12.1993 und das bleibt auch so !!!

  • Hallo Lito, Martin, Margit, Antigone, Yvonne,
    Garcia, Matthias, Bernd,

    vielen Dank, dass Ihr mir geschrieben habt! Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich darüber gefreut habe.

    Habe schon mal seeeehr viel Mut aus euren Antworten geschöpft und heute in der Früh damit begonnen, das Chaos in meiner Wohnung zu beseitigen.
    Ich gehöre nämlich zu denen, die sich heimlich und allein in der "Lieblings-Kuschel-Saufecke" der Wohnung zugedröhnt haben. Zum Aufräumen und Ordnung schaffen hatte ich anschließend keine Kraft und Lust mehr. Habe es ja kaum noch zur Arbeit geschafft nach einem versoffenen Abend und die nichtversoffenen Abende hing ich tatenlos und depressiv herum.

    Gestern Abend war ich in einer SHG hier im Ort und auf dem Weg dorthin habe ich gleich die leeren Flaschen entsorgt. Wollte heute nicht schon beim Aufwachen als erstes von Flaschen angestarrt werden.
    Und gestern Abend habe ich mir statt Alkohol ein Eis gekauft, hat wunderbar geschmeckt.

    Martin, zu deiner Frage: ein Teil von mir wollte nicht trinken, der andere Teil von mir wollte es doch. Bis vor kurzem habe ich letzterem die Macht gegeben, sprich getrunken.

    Ja Matthias ich WILL mich nie mehr so schämen müssen, auch vor mir selbst nicht. Ich weiss, es wird ein langer Weg und arbeiten muss ich selbst wie du es sagst, Lito. Doch immer wenn ich Euch lese, weiss ich, dass es sich lohnt.

    Gehe jetzt eine Runde laufen, der Wald ist ganz in meiner Nähe.

    Wünsche Euch allen einen sonnigen Tag und freue mich auf regen Gedankenaustausch! Von Euch kann ich echt lernen.

    Ganz lieben Gruss

    Delia

  • Hallo Delia,
    gleich zu beginn möchte ich dir weiterhin alles Gute wünschen und das du für Dich die richtigen Entscheidungen triffst.

    Ich habe auch sehr viel Scham empfunden, tue ich teilweise auch immer noch. Ich versuche auch den augenscheinlich schlechtes Erfahrungen etwas positives abzugewinnen.
    Ich nutze die Scham zur Rückfallvorsorge, weil das will ich nie wieder in der Form erleben. Wenn man länger trocken ist, ist echt wichtig nicht zu vergessen, wo man herkommt.

    Die Schamgefühle bekommt man aber in den Griff, irgendwann überwiegt dann das Gefühl endlich mal was richtig gemacht zu haben im Leben.
    Auch bekommt man sehr viel Zuspruch von den Mitmenschen, das bildet dann auch ein gutes Gegengewicht auf der Waage :)

    Es ist in jedem Fall richtig, so meine erfahrung, sich nicht für die schelle Lösung (abendliches Trinken) sondern die langfriste Lösung anzustreben. Das beinhaltet auch das man sich event. heute schlecht fühlt und dann versucht so zu handeln, das es morgen besser wird. Das man versucht zu erkennen warum es einem schlecht geht und das übel dann an der wurzel packt, damit es in den nächsten Tagen besser wird.

    Was mir auch schwer gefallen ist, war die schlechten Tage zu akzeptieren, als Trinker ist man das ja gewohnt, diesem Gefühl dann künstlich parolie zu bieten. Hier tifft das Jin und JangPprinzip aber voll zu, es muss einem auch mal nicht so gut gehen, damit es einem wieder gut gehen kann.

    Alles gute und bis bald
    Mario

  • Hallo Delia
    Herzlich Willkommen in unserer Online SHG 8)
    Ich Freue mich für jeden der sich Aufmacht sein Leben Nüchtern zu Meistern.
    Ich Selbst bin nach mehreren Trinkpausen mit Hilfe dieses Forums.Vor 4 Jahren zu der Erkentnis Gekommen das ich Alkoholiker bin und immer bleibe.Bevor ich in diesem Forum Gestrandet bin habe ich viele Wege probiert und bin immer wieder Gescheitert.Mir hat es Sehr Geholfen die Ratschläge der Länger Trockenen einfach zu Befolgen.Denn es muss ja einen Grund geben warum die zu einer Zufriedenen Abstinenz gelangt sind und ich bis dahin nicht. :wink:
    Wunder dich in den nächsten Wochen über nix.Schreibe alles nieder was dich Bewegt.Mache deine Wohnung Alkoholfrei und Trinke bei Suchtdruck Wasser oder Ungesüßten Tee.Denke immer daran du hast die Wahl Zufrieden Trocken zu Leben oder weiter nur mit Suchtmitteln dahinzu Taumeln.
    SLG
    Günni

  • Hallo Mario, hallo Günni,

    erstmal danke für die nette Begrüßung!

    Mario, deine Aussage - ich zitiere frei - "wenn man sich heute schlecht fühlt, versucht man so zu handeln, dass es morgen besser geht" trifft für mich echt den Kern der Sache. Statt die negativen Gefühle zu hinterfragen, habe ich die schnelle Lösung bevorzugt, trinken, zumachen, "morgen egal".

    Günter, dass mein Trinken nichts mehr mit Normalität zu tun hat, wusste ich schon lange, nur habe ich es immer, nach kurzem Gefühl von Unbehagen, verdrängt. Dass ich suchtkrank bin, konnte ich erst in der Beratung aussprechen. Ich würde jetzt lügen, wenn ich behaupte, es voll verinnerlicht zu haben. Bitte nehmt mir dies nicht übel. Ich weiss es in meinem Kopf und ich will nicht nur "nicht trinken"sondern, mit den nassen Verhaltensmustern und Gedanken aufräumen. Ich glaube das ist ein Lernprozess.

    Auf jeden Fall, ich habe gestern nicht getrunken und heute auch nicht. Weil es für mich abends kritisch ist, gehe ich aus, auch wenn es nur ein Spaziergang in der Stadt ist. Gestern hat es geholfen.

    Alkohol und leere Flaschen gibt es keine mehr in meiner Wohnung und die Ecke in der ich getrunken habe, habe ich heute total umgeräumt. (Möbel)

    Mich würde brennend interessieren, was ihr in eurer ersten trockenen Zeit dem Suchtdruck entgegengesetzt habt, wenn ihr nicht in der SHG, virtuelle SHG, bei der Arbeit, in Therapie usw. ward!!

    Bis bald und liebe Grüsse

    Delia

  • Grüß Dich deliaaurora,
    ich hatte seiner Zeit hier im forum gelesen das Suchtdruck nach 60-120min wieder deutlich nachlässt. Das hat mir etwas die Angst genommen, weil ich dann wusste ich muss im Bestenfalls nur für eine Stunde Ablenkung finden, was durchaus machbar ist.

    Was meiner Erfahrung nach sehr gut hilft, ist Kontakt zu Gleichgesinnten und Bewegung (Spazieren gehen, leichtes laufen). Vorsorglich habe ich auch immer min. einen halben Liter Wasser getrunken, so wurde mir das hier auch angeraten. Weil, so blöd es klingt, es sein kann das man Durst mit Suchtdruck verwechselt.
    Suchtdruck hatte ich Gott Lob aber nicht so oft, weil für mich Feststand das ich nicht mehr trinken will. Bei früheren Versuchen mit dem Trinken aufzuhören, hatte ich mehr Probleme damit, weil dieser Entschluss fehlte.
    Mein Notfallplan sah aber auch vor, bei übermachtigen verlangen nach Alkohol zum Arzt oder auf Station zu gehen.
    Ich hasse Krankenhäuser aber in dem Fall, wäre ich zügig gegangen.
    Dieses Forum hier war mir auch eine große Stütze, ich habe hier das Handwerkzeug bekommen. Ich konnte hier mehr für mich rausziehen, als bei der Drogenberatung.
    Ich schweife etwas ab :) daher an dieser stelle,
    Liebe Grüße und bis bald
    Mario

  • glück auf delia

    ich hab noch heute, immer ne flasch wasser in griffnähe (n dekotipp für deine umgeräumte sitzecke! :wink: ) viel trinken hilft oft (danke mario) ich trink auch wasser (und kaffee), wenn ich keinen durst verspür.

    schöne zeit - kraftpäckl - geduldsfadenverstärker

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Guten Morgen Mario und Matthias und liebe Forumsgemeinde,

    danke für eure Antworten!Matthias, ich finde dein "glück auf, Kraftpäckl, geduldsfadenverstärker" so süss!
    Habe heute Morgen nochmal meine ersten Beiträge gelesen und gemerkt wie neutral und nichtssagend sie klingen. Verzeiht mir! und begonnen zu heulen. Das letzte Mal habe ich vor etwa zwei Jahren geweint, als mein Hase gestorben war.

    Ich habe ein paar Wochen Urlaub und dieletzten Tage habe ich nichts anderes getan, als vor dem Alkohol davon zu laufen und in diesem Forum zu lesen. Davongelaufen bin ich aber mein Leben lang und zwar vor meinen Gefühlen. Ich habe einen Panzer um mich gebaut und der beginnt jetzt zu bröckeln, macht große Angst aber ich kann nicht mehr anders.

    Immer die Brave spielen, auf der Arbeit und privat. Gefühle kamen dann abends wenn ich mich zudröhnte. Ich weiss nicht, wie oft ich zur Arbeit gegangen bin, psychisch und physisch am Ende und bemüht, mir das ja nicht anmerken zu lassen. Das hat all meine Energie verschlungen. Dann am endlich das Wochenende oder der Urlaub, wo ich mich erholen durfte und was habe ich gemacht, abends getrunken, nicht so viel wie üblich, ich wollte ja im Urlaufb tagsüber die Fassade wahren, die Erholung war futsch und ich war froh, dass ich endlich wieder zur Arbeit konnte.

    Ich habe alle getäuscht, am meisten mich selbst. Und meinen Selbsthass dann wieder mit trinken und Kettenrauchen verdrängt.

    Dann wieder legte ich eine längere Trinkpause ein, dachte, jetzt ist alles ok, bist keine Alkoholikerin und bin zur Tagesordnung übergegangen, bis zum nächsten Gelage.

    Habe gestern Abend nicht getrunken, aber so eine komische Angst, auch vor mir selber. Vor langer Zeit hat mal jemand zu mir gesagt, "du musst lernen, dich selber zu lieben", ich dachte damals, die spinnt ja.

    Mein Sinneswandel bezüglich dem Alkohol kam vor etwa zwei Monaten und das war so: Mein Exfreund trinkt auch, ich schlug ihm vor, gemeinsam etwas dagegen zu unternehmen. Er hat aber für sich entschieden, weiter zu trrinken, ich nahm einfach meine Sachen und ging. Das war in dem Augenblick keineswegs eine bewusste wohlüberlegte Entscheidung, nur so ein plötzliches Bauchgefühl, vielleicht Überlebenstrieb.
    Es ist hart, aber bislang habe ich diese Aktion keinen Augenblick infrage gestellt.

    Soviel für heute, fühle mich echt geschafft.

    Ganz liebeGrüsse

    Delia

  • Hallo Karsten,

    danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast!Ich überlege mir einen.
    Und danke, dass ich hier schreiben darf!

    Muss ich dann einen neuen thread aufmachen, mit dem neuen Titel? Kenne mich nicht so gut aus.

    Herzlichen Gruss

    Delia

  • "Trinkpausen als frommer Selbstbetrug"

    Danke Karsten für die Hilfe!

    Delia

  • Guten Abend liebe Delia, guten Abend liebe Forumsfamilie.

    Zitat

    Mich würde brennend interessieren, was ihr in eurer ersten trockenen Zeit dem Suchtdruck entgegengesetzt habt, wenn ihr nicht in der SHG, virtuelle SHG, bei der Arbeit, in Therapie usw. ward!!

    Eine individuelle Frage, die sich jeder selbst stellen, und beantworten muss.

    Nun, ich persönlich unterscheide nicht zwischen erste Zeit und jetzt (gestern war es ein halbes Jahr Trockenheit).
    Meine Krankheit schläft bloß, ist aber nie weg, und wird auch nie weg sein.
    Ich versuchte unzählige Male trocken zu werden, machte aber jedesmal Fehler die zu einem Rückfall führten,
    Ich ging halbherzig und mit unreifem Glauben an die Sache ran.
    Sah es als eine Aufgabe an die ich " so nebenbei mal schnell" erledige.
    Ich hielt ja alle anderen trockenen Alkoholiker als Profi-Alkoholiker, aber soooo schlimm war es bei mir nie (dachte ich in meinem Hochmut).

    Wie sieht also ein Teil meiner aktuellen Trockenheitsarbeit aus?
    Ich versuchte meine gemachten Fehler diesmal rigoros zu analysieren, mich zu kritisieren, aber nicht zu hassen, nicht zu verurteilen,
    oder mich sonst als bösesten Menschen dieser Erde darzustellen. Denn ich war mir früher immer mein schlimmster Feind.

    Das ist schon ein Teil meiner nie endenten Trockenheitsarbeit.
    Mich selbst zu mögen. Nicht narzistisch, sondern als Mensch mit Fehlern, Schwächen, Stärken, und Fähigkeiten. Das ist ein schönes Stück Arbeit.

    Weiters versuche ich Gutes, wie Schlechtes zu ertragen. Mich darin zu üben diese Dinge nüchtern anzunehmen.
    Auch wenns höllisch schmerzt. Denn nur so trainiere ich meine Leidensfähigkeit. Noch mehr Arbeit, und noch mehr Aua!
    Dann gehts weiter mit viiiiiel Wasser und Tees trinken, spazieren gehen, Bergwanderungen, radeln, schreiben, lesen, lernen,...usw.
    Süßkram steht natürlich auch auf meinem Zettel :wink:
    Ich überlege peinlichst genau mit wem ich mich umgebe, und wo ich hingehe. Ich gehe keine Kompromisse ein.
    Wenn ich lese es ist nur der Hauch von Alkohol in einem Lebensmittel ist die Aufnahme dieser Nahrung gestrichen. Egal ob Eis, oder Saucen die mit Alkohol verfeinert wurden.
    Ich denke das reicht erstmal als Beitrag, sonst wirds zuviel :wink:

    So viele Alkoholiker es gibt, so verschiedenartig ist die Therapie.
    Aber du befindest dich hier in einem SB Laden, und kannst dich nach Herzenslust bedienen.
    Hier kannst du deinen eigenen Speiseteller zusammenstellen.

    Lass ihn dir schmecken liebe Delia.

    Lito :wink:

  • Hallo Lito und danke für deine Antwort! Sie war schon heute Morgen Gold wert für mich.
    Auch ein herzliches Hallo an die Forumsgemeinde!

    Was ich euch jetzt schreibe, wird euch nicht vor Begeisterung aufschreien lassen aber ich will es trotzdem sagen.

    Gestern war ich den ganzen Tag über furchtbar nervös und fahrig. Ich beschloss, zusätzlich noch in eine zweite SHG (reell) zu gehen weil ich dachte, das hilft. Habe meine Befindlichkeit nicht angesprochen und um es kurz zu machen, nach acht schönen Tagen, Bier getrunken.

    Das Aufwachen heute war erst grauenvoll, Selbsthass usw. und dann dachte ich an deine Worte Lito: rigoros analysieren, kritisieren aber mich nicht als den bösesten Menschen der Welt zu betrachten.

    Ich fragte mich,was passiert ist und glaube, die Antwort zu kennen. Am Donnerstag habe ich mir aus der Apotheke einen rezeptfreien Hustensaft geholt, habe Probleme mit den Bronchien. Davon habe ich abends und Freitag in der Früh jeweils 25 Tropfen genommen. Saublöd! In dem Zeug ist Ethanol 30 %.
    Das hätte ich nicht imTraum geglaubt, dass Alkohol in Medikamenten einen Rückfall gewirkt. Vielleicht habe ich ja die Probe aufs Exempel gebraucht. Jetzt weiss ichs.

    Das Kalenderblatt, in dem ich den 26.7.2012 schön rot gemalt hatte, habe ich nun weggeworfen und den 4.8. 2012 rot angemalt.
    Dann habe ich getan, was ich mir für heute vorgenommen hatte, erst meine Yogaübungen, dann einkaufen : Wasser, Säfte, Obst u. Gemüse u.Süssigkeiten.

    Montag werde ich in der Suchtberatung eine Notfallnummer erfragen.

    Ja und meine Wohnung habe ich genau inspiziert. Essig, Mundwasser, Deo, alles, was Alkohol enthält ist weg.

    Bin jetzt etwas kleinlaut und hoffe, ihr schreibt mir noch!?

    Liebe Grüsse

    Delia

  • Hallo liebe Delia, hallo liebe Forumsfamilie,

    wo genau die Ursache für den neuerlichen Drogenkonsum ist vermag ich natürlich nicht zu sagen.
    Ich denke das muss jeder selbst herausfinden.

    Was ich für mich sehr begrüße ist, dass du wieder aufstehst und dich öffnest.

    Ich denke dass den meisten, jetzt trockenen Alkoholikern, diese Situation nicht unbekannt ist.
    Ich durfte schon öfters Bekanntschaft mit den alkoholischen Tretminen machen.
    Wie ich schon erwähnte, ich schlug alle Erfahrungswerte der " alten Hasen " immer wieder in den Wind.
    Trockenheitsarbeit war für mich so etwas wie

    " ichgewöhnmirschnellmalwasab ",

    und wenn ich dann fertig bin mit "abgewöhnen" geht mein Leben unverändert weiter.
    Mal war ich fertig mit "abgewöhnen" nach 2 Wochen, oder 2 Monaten, oder sogar schon ein Jahr war dabei.
    Ich kann mich noch genau erinnern. Als dieses Jahr vorbei war, dachte ich, ich sei doch kein Alkoholiker, und probiere es einfach mal mit kontrolliertem trinken.
    Oh Lito...das war Russisches Roulette. Probieren !
    Ich probier mal schnell ob ich irgendwo vom Hochhaus springe.
    Vielleicht überlebe ich ? Vielleicht ist es auch ein schöner Flug ?
    Ich probierte in meiner Unwissenheit tatsächlich aus, ob ich kontrolliert trinken kann.
    Und soll ich dir was sagen ? Ich habe wirklich kontrolliert getrunken. Ich glaube es waren ca. 2 Monate. Toll nicht !?
    Du liest sicher die Ironie in diesem schwarzem Humor
    Nach 2 Monaten kontrolliertem Trinken soff ich fast 3 Jahre täglich.
    Tendenz der Alkoholmenge Wein steigend. Naja, mir war ja immer noch nicht so richtig klar was mit mir los ist. Sind doch alle Werte bei mir in bester Ordnung. Ich arbeite. Hab ein Dach über dem Kopf, und blabla.

    Jetzt hab ich schon wieder so viel geschrieben :(
    Mein Eis zerläuft in der Zwischenzeit, und der Kaffee wird kalt ( eigentlich bei der Schwüle gar nicht möglich :wink:

    Liebste Grüße und Göttliche Stärke
    Lito - weniger kleinlaut als demütig und dankbar
    :wink:

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