• Hallo,

    nach ca 5 trockenen Jahren, habe ich Mitte 2011 wieder zu trinken angefangen. Anfangs seltener und in kleinere Mengen, später wieder so viel wie vor meinem Entzug 2006. Das heißt 2-3 Mal wöchentlich. Meistens bis zum Vollrausch. Seit einigen Monaten versuche ich wieder aufzuhören, aber es gelang mir bisher nicht.

    Ich weiß wieso es zu dem Rückfall gekommen ist:

    Ich habe mich Situationen ausgesetzt, die mich aus mehreren Gründen überforderten und bin daran gescheitert. Aus Wut auf mich selber, habe ich, völlig bewusst, Alkohol getrunken. Ich wusste was passieren wird und wie sehr es mir schaden würde. Ich wusste auch, wie ich mich nach dem Rückfall hätte verhalten müssen - am Besten mit einer Einweisung ins Krankenhaus. Aber ich wollte nicht. Ich wollte mir noch mehr Schaden zufügen und das tat ich in dem ich weiter trank und alles was ich in der Therapie etc. gelernt hatte, so gut es geht, verdrängte.

    Mittlerweile geht es mir ähnlich schlecht wie vor meinem Entzug in 2006 und ich hoffe hier Hilfe zu finden.

    Adlai

  • Hallo Adlai,
    erstmal herzlich willkommen hier. In deinem Text gibts einen Satz der mir sehr zu denken gibt: weil ich es von mir selbst kenne aus den dunkelsten Zeiten und weil ich es ganz allgemein alarmierend finde. Du schreibst: "Ich wollte mir noch mehr Schaden zufügen und das tat ich in dem ich weiter trank ". Also Selbstzerstörung im Bewußtsein dessen was man da tut... hast du für dich eine Ahnung woher das kommt? Hast du einen Plan wie du deine Trockenheit angehen willst - und diese selbstzerstörerischen Impulse? Schreib mehr wenn du magst. Gut daß du nen Anfang gemacht hast! LG Frank

  • Servus Adlai,

    ich danke dir für dein Erscheinen hier.
    Es gibt zwei Gründe die mich freuen, dass du hier bist.

    1.) Zeigst du damit, dass du die trockene Zeit mehr
    zu schätzen weißt als die Nasse.

    2.) Hilfst du mir, und sicher anderen.
    Denn es zeigt, dass die Alkoholkrankheit nicht
    heilbar ist, und immer wieder ausbrechen kann.
    Bei mir, und bei anderen.
    Wir sitzen alle in einem Boot.

    Dass du dich emotional jetzt auf tiefer Fahrt befindest ist mehr als verständlich.
    Ich kenne das von meinen Rückfällen.

    Du hast 5 Jahre nicht getrunken, also hat 5 Jahre lang dein Programm funktioniert.
    Warum nicht noch einmal so starten, nur mit dem erweiterten Wissen wo deine persönlichen Stolpersteine liegen!?
    Jetzt hattest du einen Rückfall, dass ist ein herber Tiefschlag, aber nicht das Ende.
    Eigentlich hast du jetzt was dazu gelernt, und das auf die harte Tour.
    Also aufstehen, weiter gehts. Nicht am Boden bleiben.
    Da findest du nicht was du suchst.

    Wenn du natürlich nicht diesen Weg gehen willst, den du vor 5 Jahren gegangen bist, ist das natürlich deine eigene Entscheidung.

    Was alles zu tun ist um das Risiko zu minimieren weißt du sicher selbst.

    Alles Gute lieber Adlai wünscht dir
    Lito

  • Hallo Adlai,

    schonungslos selbstkritisch finde ich Deinen Beitrag, auch sehr offen. Danke. Und hatte nicht auch Schonungslosigkeit Dir selbst gegenüber was mit Deinem erneuten Trinken zu tun?

    Herzlich willkommen im Forum. Ich wünsche Dir einen guten Austausch. - Liebe Grüße, zerfreila

  • Hallo garcia,

    danke für die Antwort.

    ja, ich denke ich weiß was diese selbstzerstörerische "Kraft" als Ursache hat und um ehrlich zu sein, sehe ich momentan keine Möglichkeit, etwas daran zu ändern bzw. sie irgendwie loszuwerden. Vermutlich wird das für den Rest meines Lebens ein Teil von mir bleiben.
    Die einzige Möglichkeit, die ich sehen kann ist, immer wieder zu erkennen, wenn sie Besitz von mir ergreift um dann, rational, dagegen zu steuern und den Impulsen nicht nachzugeben. Soweit die Theorie...

    Mein Plan für die kommenden Tage ist, kurz und knapp, nicht zu trinken und hier zu lesen und zu schreiben. Das ist vorläufig das Wichtigste. Dazu kommen viel Bewegung, die Wohnung wieder bewohnenswert machen usw.

    Konntest du mit Hilfe einer Therapie deine sebstzerstörerische Art bewältigen, oder wie gehst du damit um?

    Adlai

  • Hi, ich hab ne Langzeittherapie gemacht und bin jetzt in der Nachsorge. Das hilft mir meine dunklen Seiten wenigstens kopfmäßig etwas besser zu begreifen. Aber im Alltag muß ich doch selbst klarkommen... ich hab (als Sportfeind) angefangen zu joggen, das ist mal rein körperlich und nicht geistig (ungewohnt! neu!),und tut mir gut; ich versuche möglichst aktiv zu sein, weil meine Energie nach hinten losgeht wenn ich mich zu sehr in Passivität zurückzieh (bin ich faul ist Alk nie weit weg), drum guck ich daß ich möglichst viel draußen bin... mal gehts mir super mal schlecht. Das muß ich eben akzeptieren... aber 5 Jahre trocken, alle Achtung, da gibts doch bestimmt vieles worauf du aufbauen kannst?

  • ... 5 Jahre trocken ist etwas was ich nicht kenne. Aber hoffentlich kennenlernen werd. Wenn du wirklich Selbstzerstörung in dir spürst - ich glaube ich würd mir da auch Hilfe von Außen holen, das sollte man sich wert sein. Aber dies Forum hier hab ich für mich als sehr wertvoll empfunden; wenns nicht reicht kann man ja so bereichert immer den nächsten Schritt gehen... LG

  • Hallo garcia,

    habe eben deinen thread gefunden und wünsche dir viel Erfolg auf deinem Weg. Werde ihn sicherlich verfolgen.
    Inwiefern mir meine vorherige Abstinenz jetzt hilft, kann ich dir nicht sagen, weil ich es selber nicht weiß und die allgemeine Unsicherheit noch zu groß ist. Ich habe in der Zeit sicherlich etwas gelernt, doch konnte ich es offensichtlich nicht dauerhaft anwenden.

    Hallo Litertour,

    danke für die Begrüßung!

    Ich gebe dir in beiden Punkten vollkommen Recht und muss zu dem 1. sagen das, wenn ich das letzte Jahr Revue passieren lassen, die guten Momenten, allesamt im nüchternen Zustand stattgefunden haben.
    Meine damalige, hin und wieder aufkommende Befürchtung, etwas zu verpassen, wenn ich nicht trinke ( gar nicht auf das Trinken an sich bezogen, sondern mehr auf das was damit zusammenhängt wie Geselligkeit usw.) hat sich damit als grundlos herausgestellt. Alles was mir vom berauschten Zustand im Gedächtnis geblieben ist, ist durchweg negativ.

    Hallo Zerfreila,

    Danke!

  • Hallo Adlai,

    vielen Dank für deinen Beitrag und herzlich willkommen !

    Ich bin seit 3 Monaten trocken und es geht mir sehr gut damit.

    Nun bin ich soweit, mich mit dem Thema Rückfall Risiko Minimierung auf Lebenszeit, auseinander zu setzen.

    Und dabei helfen mir Berichte darüber sehr.

    Denn ich hatte noch keinen wirklichen ( nur eine kleine Trinkpause), ich habe 27 Jahre( fast) nonstop getrunken. :shock:

    Hoffentlich steckt viel Hilfe für dich hier im Forum.

    Ich drücke dir die Daumen !

    Marion

  • Guten morgen adlei,

    hast du schon daran gedacht (nochmal?) ne entgiftung zu machen? Mir hat das zumindest geholfen den anfang zu bewältigen, das aufhören. Ich konnte nicht aus eigener kraft den alk seinlassen, so stark wie auch mein wille war.

    Ich wünsch dir viel kraft!

    LG
    S

  • Hallo Sissis Hasenfuss,

    Ja, ich war in der letzten Woche bei meinem Hausarzt und habe Medikamente bekommen, die ich einnehmen kann. Er kennt ja meine Vorgeschichte.
    Der Entzug ist mittlerweile vorbei und es geht mir den Umständen entsprechend gut.
    Das war während der letzten Monate anders, da hatte ich immer wieder erheblichen Saufdruck und konnte dem auch nicht standhalten. Das versuche ich jetzt auszublenden, weil es mir die Kraft und Zuversicht rauben würde.
    Die ganzen Versuche in der letzten Zeit zählen nicht mehr und ich versuche wieder auf einen gradlinigen Weg zu kommen. Angst zu scheitern ist trotzdem da, aber ich versuche mich nicht von ihr einnehmen zu lassen.
    Ich glaube der Arztbesuch und die Anmeldung hier, haben eine ganze Menge Druck von mir genommen und ich hoffe sehr, dass es nicht erneut zum Verlangen nach Alkohol kommt. Dazu versuche ich meine Gedanken zu kontrollieren, weil ich glaube, dass das wohl der wichtigste Punkt ist, um trocken zu werden, aber allein, nur für sich, wohl kaum möglich. Deswegen hoffe ich hier Unterstützung dabei zu finden und wenn ich kann, auch zu geben. Demnächst dann im geschlossenen Bereich...
    Ich war schon mal ohne Alkohol und wünsche mir, momentan, nichts Anderes als da wieder hin zukommen. Alles andere ist zweitrangig.

    LG

  • Hallo adlei,

    ich wünsch dir viel kraft dafür! Ich finde den austausch(+das lesen) hier und in den realen shgs unheimlich wichtig. Mir ist klar, ich kann das nicht mit mir alleine ausmachen. Zu sehr ist mein hirn noch vom teufel alk besetzt, und wer weis in welchem schwachen moment er vielleicht zuschlägt und mich wieder für sich gewinnen will. Son rückfall wäre mein absoluter untergang. Deshalb bau ich mir dieses schutzzelt...

    LG
    S

  • Hallo,

    ich habe ja im Eingangspost schon über den Grund meines Rückfalls geschrieben und je mehr ich darüber nachdenke, desto erschrockener bin ich, weil mir jetzt erst so langsam das Ausmaß bewusst wird.

    Ich habe mir mit meiner Trockenheit das genommen, was mir am Wichtigsten war. Eiskalt und bewusst. Das macht mir echt Angst weil es, so wie es geschah, einem Suizidversuch sehr nahe kommt.

    Ich bin auch geschockt darüber, dass ich, nachdem ich das ersten Mal wieder getrunken hatte, keinen Gedanken daran verschwendet, mir irgendwie helfen zu lassen.
    Ich dachte, dass ich weiter trinken will.
    Und jetzt frage ich mich, ob ich wirklich weiter trinken wollte, oder ob ich es musste. Habe ich nicht gemerkt, dass der Zwang Alkohol zu trinken, schon nach dem ersten Besäufnis wieder voll da war?
    Ich war wohl nicht mehr in der Lage darüber nachzudenken, obwohl ich ja immer wieder Tage und Wochen ohne Alkohol war. Aber das hat das Erkennen, glaub ich, noch schwieriger gemacht.

    Für mich ist, was da passiert ist, kaum zu begreifen. Wenn ich den Rückfall chronologisch auflisten müsste, würde ich sagen, dass ich mit dem Bewusstsein Alkoholiker zu sein rückfällig geworden bin, aber durch das Saufen dieses Bewusstsein wieder verloren habe. Erst als ich wieder versuchen konnte aufzuhören, kam das Bewusstsein zurück.

    Ich hab absolut keine Ahnung, ob ich mich verständlich ausdrücken konnte.

    LG

  • Hallo Adlai,

    willkommen hier im Forum,

    ich bin etwas über 5 Jahre trocken und für mich gibt es keinen Gründe mehr zu Saufen außer den einen einzigen " Ich will es"

    Wenn ich mich bewusst in Situationen begebe oder mich aussetze ist der Rückfall vor den Situationen, schon längst im Kopf. Ich hatte auch immer mal wieder Trinkpausen, die dann immer endeten, wenn mein Grundgerüst Alkoholiker zu sein bröckelte. Sei es mit Beschönigungen oder es wieder zu können-

    Schön das du zu uns gefunden hast und uns daran teilhaben lässt.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo,

    ja. Ich wollte trinken. Zumindest am Anfang meines Rückfalls. Und letztlich bleibt das der einzige Grund, warum ich es getan habe. Das sehe ich auch so.

    Aber das reicht mir nicht als Erkenntnis und ich weiß ja auch, warum ich trinken wollte - aufgrund des Versagens, bei dem was ich mir vorgenommen hatte.

    Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich zum Erreichen dieses Ziels alles gegeben habe und meine Leistung, auf den Ersten Blick, auch stimmte.
    Ohne dabei ins Detail gehen zu wollen, glaube ich außerdem, dass es einfach "nur" Angst und das was damit zusammenhängt war, was mich scheitern ließ.
    Ich wusste, dass ich dieses Problem habe und habe, während ich trocken war, versucht etwas dagegen zu tun und dachte auch Erfolg dabei (gehabt) zu haben. Aber irgendwann hat es mich einfach aufgefressen und ich habe aufgeben. Ich hatte Depressionen, konnte nicht schlafen und war nur noch ein Nervenbündel. Alles was ich mir an Stützen im Laufe der Zeit aufgebaut hatte, wurde wirkungslos.
    Deswegen war es rational gesehen vermutlich sogar richtig, mich der Überforderung zu entziehen, aber das Gefühl sagte mir ganz klar "Du hast wieder mal versagt und die Gründe dafür sind völlig egal. Alle Fortschritte, die du glaubst gemacht zu haben, sind Einbildung"

    Mittlerweile habe ich Ideen, was ich vielleicht hätte machen können, dass es nicht so weit kommt bzw. wo ich als erstes hätte ansetzen müssen.

    Trotzdem bin ich derzeit weit davon entfernt mich irgendeiner Herausforderung zu stellen, außer mir einen Alltag ohne Alkohol aufzubauen.

    LG

  • hallo adlei,

    ja ich glaub es ist wichtig auch die kleinen schritte zu registrieren. Das thema hatten wir heute auch in der shg. Es ging einigen so, wie auch mir, dass sie anfangs sich einfach zu viel vorgenommen haben, oder ebend den berg von aufgaben sahen, und letzten endes nix oder nur ein teil davon schafften. Ich versuche mir jetzt mehr zeit zu geben und auch die kleingebackenen brötchen zu sehen. Und vor all dem, mir einen alkfreien alltag zu bauen...

    LG
    Steffi

  • Hallo Steffi,

    Deinen Vergleich mit den kleinen Brötchen finde ich gut, weil mir dabei einfällt das, wenn meine Oma früher Kuchen gebacken hat, sie von dem Rest der Zutaten für gewöhnlich irgendetwas "Kleines" herstellte, was bei uns Kindern besonders beliebt war und oft im Streit darüber endete, wer diese Kleinigkeit haben durfte. :)
    Abgesehen davon, haben Du und deine Leute aus der SHG wohl vollkommen recht mit ihren Ansichten. Ich werde mir das immer wieder bewusst machen. Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast.

    LG
    Adlai

  • ...ja, es ist ein echt banaler hinweis, aber momentan halt ich mir auch immer wieder vor die nase was ich geschafft hab, und sei es noch so ne miniaktion. Und nicht was ich schaffen wollte. So versuch ich die gegenwart anzunehmen und nicht ständig in der zukunft, oder gar bei den "grösseren" zielen mit meinen gedanken zu sein.
    Stimmt, bei uns war das mit dem backen bei plätzchen so... wenn nichts mehr ausgestochen werden konnte weil der teig zu wenig war, durften wir erfinderisch sein-das war toll!
    Schöne nacht noch!

    LG
    S

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