Enttäuschung

  • Hallo liebe EKA's

    Ich habe mal wieder das Bedürfnis ein paar Zeilen hier ins Forum zu schreiben.

    Gerade habe ich an zwei Themen speziell zu nagen. Das eine heisst ENTTÄUSCHUNG. Es scheint mir, dass ich mein Leben lang immer wieder tiefe Enttäuschungen erfahre. Das macht micht so traurig. Und gerade kam wieder eine solche in mein Leben geschmettert. Und das direkt in mein Herz, weil sie von einem Familienmitglied kam.

    Wie soll ich so denn Vertrauen in Menschen finden, wenn ich immer wieder solche Erfahrungen mache? Gerade jetzt in diesem Moment möchte ich am liebsten meine Familie hinter mir lassen. Ich habe schon mal den Kontakt abgebrochen. Ich bekam eine Menge Unverständnis und Vorwürfe geerntet.

    Es scheint mir als klebe ich immer noch sooo sehr an dieser verflu*** Suchtthematik und unserem Familienthema. Ich möchte das alles sooo sehr hinter mir lassen. Aber ich wohne in der Nähe, gehe pflichtbewusst einer Arbeit nach, die ich zwar gut kann, aber die mir nicht wirklich Spass macht. Lebe in meiner eigenen Wohnung. Doch ein eigenes Leben habe ich immer noch nicht. Irgendwie habe ich nie gelernt, wie das geht. Ich war und bin immer noch zu sehr nur für alle anderen und ihr Wohl da. Und halt in Reichweite, wenn was ist.

    Ich würde gerne meine Sachen packen und woanders ein neues Leben beginnen. Aber ich halte mich selbst von meinem Glück entfernt. Warum auch immer. Theoretisch wäre es durchaus möglich, mit einem solchen Abenteuer zu starten. Doch da sind immer noch unsichtbare Fesseln, die mich festhalten. Festhalten an dieser verkorksten Familie, wo mein alkoholsüchtiger Vater nichts von einer Sucht wissen will und nicht annähernd eine Idee hat, wie es seiner Tochter wirklich geht.

    Heute Abend bin ich wirklich sehr traurig und enttäuscht :( .
    Wann kommt endlich der Tag wo ich auf den Tisch hauen werde und damit beginne nur noch für mein Wohl und Glück zu sorgen?

  • Hey Mia!
    Hier! Kenne ich auch!
    Sind bei euch in der Familie auch mehrere alkoholkrank?
    Ich habe bisher noch kein eigenes Fädchen gestartet, da ich momentan in der Prüfungsphase bin und sonst zu wenig für die Uni mache ^^ Aber in 1,5 Wochen werde ich auch hier mal meine Geschichte runterschreiben.
    Bei mir ist es auch so, dass mehrere meiner Familie (bzw. aus dem Strang meiner Mutter) alkkrank sind.
    Irgendwie ist dort jeder (wirklich jeder) entweder Co oder EKA. Aktuell gibts noch 2 Suchtkranke, (ua meine Mutter), ihr Vater (Nr 3 im Bunde) ist schon ewig tot. Die Familie hat sich so entwickelt, dass alle untereinander total distanziert sind, aber dennoch jeder nach dem anderen schielt und ihm Glück und Erfolg nicht gönnt. Zwischendurch wird noch ausgeteilt, wobei ich es da von allen Seiten als Sündenbock abbekomme.
    Ich finde es auch erschreckend, dass selbst EKAs ihre EKA-Muster an ihre Kinder weitergeben, obwohl niemand in der Kernfamilie (Vater, Mutter, Kind/er) abhängig ist. Diese Kinder haben den Knacks fürs Leben auch schon weg, ohne überhaupt sehen zu können, was da schief gelaufen ist, weil der Süchtige längst tot ist. Die haben jetzt schon eine Angst vorm Leben und sind neurotisch.
    Das zeigte mir, wie wichtig eine Therapie auf Dauer für mich ist- meine Kinder sollen da später nicht mit reingezogen werden. Planst du das auch?
    Nach meiner letzten Prüfung lasse ich mir einen Termin bei der Caritas geben- Beratungsstelle hab ich schon rausgesucht.

    Hm, du willst direkt auf den Tisch hauen?
    Ich hatte das auch zunächst vor- bis ich gemerkt habe, dass das gar nichts bringen würde. Die sind so realitätsfern, die wollen auch nicht wirklich sehen, was sie für Fehler machen und wie sie sich verrennen. Die wollen ihrer Wut und ihrem Hass nur ein Ventil (mich) geben. Jeder hat seine Rolle- der Süchtige, sein Co- aber auch die Familienmitglieder haben irgendeine, in der sie sich gut und bequem eingerichtet haben. Und wenn das nur bedeutet, dass sie sich bequem im Selbstmitleid suhlen und ihre Wut an mir ablassen- dann haben sie mir auch direkt eine Rolle gegeben, die ich doch bitte für sie behalten soll. Die sind gar nicht daran interessiert, zu erfahren, was ich als Wahrheit verstehe.

    Ich mache mich seit Monaten peu à peu aus dem Staub. In einem Vierteljahr, und damit rechnet hier keiner, werd ich meine Koffer packen und eine Stadt weiter ziehen. Und damit sind dann wohl die letzten Bande zerstört. Dann werde ich nur noch locker den Kontakt zu meiner Kernfamilie halten, der Rest kann mich mal gern haben.

    Ich denke, dass viele in diesem System noch glauben, dass die Familie doch irgendwann Anerkennung zollt, wenn sie nur lange genug warten. Kann das sein?
    Mit wem hast du denn genau die Probleme? Wenn ich fragen darf?

  • Hallo Mia,

    mit Tischen kann man vieles machen. Sie zum Beispiel abschleifen und neu lackieren. Oder sie umstellen. Oder eine Vase mit Sonnenblumen darauf stellen.

    Auf den Tisch hauen stelle ich mir sehr anstrengend vor und die Hürde, es vermeintlich tun zu müssen, bevor das eigentliche Leben beginnen kann, wirkt lähmend.

    Als ich damals gegangen bin, hatte ich einfach gar keine Kraft mehr, da stellte sich die Frage nach dem auf den Tisch hauen nicht. Ich habe den Kontakt einschlafen lassen. Keine Anrufe mehr, Besuche auch nicht, irgendwann die Postkartenschreiberei zu Geburtstagen und Weihnachten eingestellt. Der Prozeß ging über fünf Jahre. Ich hatte lange das schmerzhafte Gefühl, als zögen dünne Metalldrähte wie Marionettenstrippen an mir, obwohl ich die Marionettenspieler fern von mir wußte.

    Das war keine einfache Zeit. Denn erschien mir so unnatürlich, es fühlte sich so verkehrt an. Ich weiß noch, wie mir noch viel früher als Jugendliche einmal aufgefallen ist, daß die allermeisten Klassenkameraden nur weg wollten von den "Alten" zuhause, nix wie raus wollten. Und ich dagegen sehnte mich nur nach einem: einem liebevollen Elternhaus. Ich wollte nicht weg, im Gegenteil, ich wollte endlich einmal wirklich heimkommen können und Eltern haben. Und nicht diese kranke Konstruktion.

    Ich bin gegangen ohne auf den Tisch zu hauen, dafür hätte ich gar keine Kraft mehr gehabt, ich war fertig. Ich habe dann angefangen, für mich zu sorgen, mich um mich zu kümmern. Habe endlos Bücher gelesen, meine Interessen entwickelt, meine Hobbies erobert, habe Therapie gemacht usw. usw. Habe die Kraft für mich genommen. Ein zäher, schmerzhafter Prozeß voller Ängste, Zweifel, Übersprungshandlungen. Sicher habe ich nicht immer gute Entscheidungen getroffen. Mit der Zeit ist das Vertrauen und die Selbstverständlichkeit gewachsen, daß es in Ordnung ist, mich um mich und nicht um die Eltern zu kümmern.

    Es war nicht wichtig, daß die Eltern wissen, wie es mir ging. Klar wäre es schön gewesen, wenn es sie interessiert hätte. Wichtig war, daß ich kapiert habe, daß ICH zuständig bin für mich und niemand anderes. Denn da lag bei mir die Täuschung. Lange noch als Erwachsene hatte ich diesen nie gestillten Hunger in mir, daß die Eltern zuständig sind für mein Wohl und Glück. Sind sie aber nicht mehr. Ich bin ja über 18 und putzmunter. Das war ein schmerzhaftes Aufwachen, da lag nämlich die Ent - Täuschung: Nicht ich wurde enttäuscht, sondern ich unterlag lange der Täuschung der von mir selber falsch zugeordneten Verantwortlichkeiten.

    Neulich hatte ich ein Aha-Erlebnis, jemand sagte so ungefähr zu mir: Geh raus und plücke dir eine Blume. Das habe ich gemacht...

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Ihr zwei

    Vielen Dank das ihr Euch die Zeit genommen habt und meine Zeilen gelesen habt.
    In meiner Familie scheint der Alkohol schon seit Generationen ein guter Freund zu sein. Und das sowohl auf der Seite meines Vaters als auch auf Seiten meiner Mutter. Vor Jahren habe ich mal mit meinen Grosseltern darüber gesprochen. Natürlich waren sie überhaupt nicht der Meinung, dass der Alkohol ein wichtiges Familienmitglied in unserer Sippe ist. Leider sehe ich wie sich die Linie weiterzieht und meine Cousins auch schon der Sucht verfallen sind.

    Mein Vater ist der Suchtkranke. Meine Mutter Co-Abhängig. In der Familie meines Vaters sind mindestens drei Brüder und auf der Seite meiner Mutter eine Schwester süchtig. Aber vermutlich auch noch mehr.

    Ich würde sehr gerne in einigen Jahren eine Familie gründen und Kinder haben. Aber es gibt Momente, da frage ich mich ernsthaft, ob ich das wirklich will, weil ich weiss, dass auch meine Kinder durch unsere Familiengeschichte geprägt werden.

    Ich würde wirklich gerne deine Geschichte hören Zimttee . Es scheint – wie bei vielen von uns – einige Parallelen zu geben. Eine Suchtberatung hab ich vor Jahren schon mal gemacht, hat mir nichts gebracht. Aber ich habe ganz aktuell was entdeckt, wovon ich mir viel erhoffe. Und zwar bin ich wohl durch die Beiträge hier im Forum schlussendlich darauf gekommen. Es geht im Grossen und Ganzen um die Arbeit mit dem inneren Kind.

    Meine Mutter ist Co-Abhängig. Sie ist sich dessen bewusst. Manchmal reden wir auch darüber. Insgeheim hoffe ich wohl immer wieder, dass sie endlich was tut. Mit meiner Schwester habe ich ein sehr gespaltenes Verhältnis was unsere Familiengeschichte betrifft. Sie hatte eine völlig andere Rolle und hat vieles anders erlebt als ich. Wir können uns da nicht wirklich gut austauschen oder uns Halt geben. Auch wenn wir oftmals die gleichen Macken haben. Der Rest der Familie nimmt die Problematik überhaupt nicht wahr, betäubt sich mehr oder weniger mit dem Alkohol oder ist Co-Abhängig, so wie bei dir Zimttee . Mein Vater – um den sich alles dreht – lebt in seiner feuchtfröhlichen Welt und hat keinen blassen Schimmer.

    Irgendwie ist jeder in meiner Familie so sehr mit sich beschäftigt, dass niemand sieht wie es mir geht. Und das ist glaub ein sehr heikler Punkt.

    Zitat

    Ich denke, dass viele in diesem System noch glauben, dass die Familie doch irgendwann Anerkennung zollt, wenn sie nur lange genug warten. Kann das sein?

    Ja. Genau so ist es. Aber es nicht wirklich Anerkennung, es ist vielmehr Achtung. Wir haben soviel durchgemacht in der Kindheit. Ich habe soviele Bürden auf mich genommen. Verantwortung übernommen, die ich gar nicht hätte übernehmen sollen. Es ist soviel kaputt gegangen. Und niemand sieht die Scherben, die sich in mir angesammelt haben. Alle machen einfach so weiter, als wäre gar nichts geschehen. Das ist wohl der alles entscheidende Punkt.

    Und gestern hat mich dann die Enttäuschung mitten ins Herz getroffen. Es spielt gar nicht so eine Rolle wer oder um was es ging. Ich habe mich in diesem Moment, der immer noch anhält, als sehr unwichtig gefühlt. Nicht wirklich ernst genommen.

    Wenn ich vom auf-den-Tisch-hauen schreibe, dann geht es mir nur um mich. Ich habe es versucht, vor Jahren. Habe das Thema auf den Tisch gehauen. Habe geschrien und geheult. Aber sie wollen und können nicht sehen. Ich frage mich manchmal bloss, wie lange es noch dauern wird, bis mein Leiden so gross ist, dass ich eine Grenze ziehe. Für mich auf den Tisch haue und endlich mein eigenes Leben in die Hände nehme. So wie du es getan hast @Linde, wofür ich dich bewundere.

    Die Liebe zur Familie und der Schmerz liegen sehr nah beieinander.

    Zitat

    Lange noch als Erwachsene hatte ich diesen nie gestillten Hunger in mir, daß die Eltern zuständig sind für mein Wohl und Glück.

    Und schon wären wir wieder beim Punkt.
    Ich warte immer noch, obwohl schon längst erwachsen, dass mich meine Eltern sehen und achten.

    Schlaft gut.
    Mia

  • Liebe Mia

    Zitat

    Ich warte immer noch, obwohl schon längst erwachsen, dass mich meine Eltern sehen und achten


    Es tut mir leid wenn ich Dir Deine Illusion nehme, aber das was Du von Deinen Eltern wünschst, wird niemals eintreffen.

    In der Tat merken Deine Eltern nicht, wie es Dir geht und sie haben keinen Schimmer davon, wie Du Dich fühlst.
    Aber Du kannst noch so versuchen Ihnen Deinen Schmerz zu zeigen, sie werden das nie verstehen können!

    Ich weiss wie viel Traurigkeit, Hilflosigkeit und Einsamkeit hinter dem Wunsch von beachtet und gesehen werden steckt.

    Mit Deinem Wunsch machst Du Dein Glück und Deine Zufriedenheit von den Anderen (sprich, Deinen Eltern) abhängig.
    Du bist aber ganz allein für Dich verantwortlich.

    Lass Deine Eltern so wie sie sind und akzeptiere sie, und vor allem auch, achte sie und ihre Lebensgeschichte. Auch sie tragen sehr viel mit sich rum.
    Und was auch sehr wichtig ist, achte und akzeptiere Dich selber, mit all Deinen positiven und negativen Seiten.

    Liebe Grüsse
    Janine

  • Hallo Mia,

    Deine Zeilen könnten von mir sein. Zumindest noch bis zum letzten Jahr. Da machte ich eine rasante Kehrtwendung mit mir selbst mit.

    Ich habe erkannt, das es mich nicht weiterbringt mich selbst zu bemitleiden und mich ständig zu fragen, WANN bin ich mal dran? Wann werde ich mal gesehen, geliebt, verstanden, geachtet?

    Bei mir ist es ebenfalls so, das mein Vater ALKi ist und meine Mutter immer noch in ihrer Co-Abhängigkeit gefangen, bei ihm bleibt...

    Es fällt mir auch heute und bestimmt für den Rest meines Lebens schwer, nicht immer für meine Mutter dazusein und zu versuchen alle in der Familie zu überzeugen, das ER ein Problem hat und nicht ICH!

    Mit meinem Bruder habe ich ein ebenso zwiegespaltenes Verhältnis, wie Du es zu Deiner Schwester beschreibst... eigentlich sind wir im selben Elternhaus groß geworden. Aber mein Bruder hat scheinbar nichts vom Gesaufe meines Vaters mitbekommen?! Sehr merkwürdig.. und mittlerweile bin ich für meinen Bruder die "Doofe" - die den schönen "Familienfrieden" kaputt gemacht hat.. weil ich sowas erfinde wie "Alkoholsucht"...

    Ist schon manchmal fast lustig, wenn es nicht sooo traurig wäre... aber ich rate Dir: kümmere dich um dich selbst und versuche nicht mehr Deine Familie überzeugen zu wollen, das Du die Dinge realistisch betrachtest... Du wirst dann immer die Doofe sein!

    Jeder ist seines Glückes Schmied... und nur bei DIR selbst kannst DU etwas bewirken und ändern. Deine Energie brauchst Du für Dich alleine und mit der Zeit merkst Du, wie Du zu Dir selbst findest und mehr an Dich denkst!

    Wir werden das niemals ganz abstellen können, dieses zwanghafte "sich-um-alle-andere-kümmern" aber man kann lernen sich abzugrenzen und NEIN zu sagen!

    Wir sind jetzt erwachsen und brauchen die Bestätigung unserer Eltern nicht mehr zwangsläufig zum "grosswerden"... Das Idealbild einer tollen Familie gibt es nirgendwo wirklich. Überall schlummern Probleme.

    Denke an Dich und werde mit Dir selbst glücklich.
    Mir hilft zur Zeit auch sehr, das ich bald mein 1. Baby erwarte und somit überhaupt keine Zeit und Lust mehr habe - mir den ganzen seelischen Müll meiner Familie aufzuhalsen...

    Lediglich meiner Mutter darf noch herkommen und mich kontaktieren... aber vor 2 Wochen habe ich auch IHR gesagt: "Ich will nicht mehr über Deine und SEINE Probleme sprechen"... "mir ist mein Leben und mein bald zu erwartendes Baby jetzt wichtiger"... sie hat es verstanden... und ich manchmal noch ein schlechtes Gewissen, das ich IHR nicht mehr zuhöre... aber das ist meine Lernaufgabe...

    ICH BIN NICHT SCHULD am Leid anderer....

    Erkannt - Verstanden - Geändert

  • .

    Hallo Ihr zwei
    Vielen Dank, dass ich mich mit Euch austauschen kann.

    Zitat


    Zitat:
    Ich warte immer noch, obwohl schon längst erwachsen, dass mich meine Eltern sehen und achten


    Es tut mir leid wenn ich Dir Deine Illusion nehme, aber das was Du von Deinen Eltern wünschst, wird niemals eintreffen.

    Danke, liebe Janine, für deine offenen Worte. Im Grunde genommen weiss ich das auch. Aber tief in mir verborgen liegt dieser Teil, der immer noch darauf wartet. Der tief verletzt wurde und der niemand wahrhaben will, auch wenn ich ihn in der Vergangenheit immer wieder gezeigt habe.

    Aber du hast recht, sie sehen es nicht. Sie wollen es nicht sehen. Und sie haben keinen Schimmer wie ich mich fühle. Und es sind ja nicht nur meine Eltern. Auch meine Schwester und die ganze Familie. Dieses Empfinden ist im Moment mal wieder ganz stark präsent, vermutlich durch die Enttäuschung, die ich vor ein paar Tagen erfahren habe.

    Meistens liegt dieser Part tief vergraben in mir. Und auch ich nehme ihn nicht immer so wahr wie jetzt gerade. Will ihn wohl auch nicht immer wahrnehmen, weil es zu sehr wehtut.
    Aber dann kann ich die ganze Geschichte besser mit Abstand betrachten. Kann mich etwas in die Rollen der anderen hineinversetzen und sehe auch ihren Schmerz. Ich sehe dann die Krankheit hinter dem ganzen Drama.

    Aber in diesen Tagen hat mich die Vergangenheit mal wieder eingeholt. Und es ist sehr viel Traurigkeit, Schmerz und grosse Wut präsent. Alles Gefühle, die nicht wirklich erlaubt waren früher. Und so versuche ich diese Emotionen nicht wieder zu verdrängen, sondern sie da sein zu lassen.

    Zitat

    Ich habe erkannt, das es mich nicht weiterbringt mich selbst zu bemitleiden und mich ständig zu fragen, WANN bin ich mal dran? Wann werde ich mal gesehen, geliebt, verstanden, geachtet?

    Und wenn ich deinen Satz lese @reset, frage ich mich, ob ich mich jetzt selbst bemitleide. Ja möglich, dass ich das grad tue. Aber ich bin jetzt traurig und wütend und verletzt.


    Zitat

    Mit meinem Bruder habe ich ein ebenso zwiegespaltenes Verhältnis, wie Du es zu Deiner Schwester beschreibst... eigentlich sind wir im selben Elternhaus groß geworden. Aber mein Bruder hat scheinbar nichts vom Gesaufe meines Vaters mitbekommen?! Sehr merkwürdig.. und mittlerweile bin ich für meinen Bruder die "Doofe" - die den schönen "Familienfrieden" kaputt gemacht hat.. weil ich sowas erfinde wie "Alkoholsucht"...

    Ist schon manchmal fast lustig, wenn es nicht sooo traurig wäre... aber ich rate Dir: kümmere dich um dich selbst und versuche nicht mehr Deine Familie überzeugen zu wollen, das Du die Dinge realistisch betrachtest... Du wirst dann immer die Doofe sein!

    Ja es scheint bei uns wirklich sehr ähnlich zu sein. Aber der Kern unserer Familie ist sich der Sucht schon bewusst. Und im Grunde genommen, ist sich mein Vater ebenfalls seiner Sucht bewusst, wurde ihm vor Jahren ja mal diese Diagnose gemacht. Ich scheine wohl einfach die Einzige zu sein, die immer noch überhaupt nicht damit klar kommt. Und das muss ich ja auch nicht.


    Zitat

    Jeder ist seines Glückes Schmied... und nur bei DIR selbst kannst DU etwas bewirken und ändern. Deine Energie brauchst Du für Dich alleine und mit der Zeit merkst Du, wie Du zu Dir selbst findest und mehr an Dich denkst!

    Denke an Dich und werde mit Dir selbst glücklich.

    Eure Zeilen sind so wertvoll. Vielen Dank, besonders dir liebe Reset.
    Die letzten Tage haben mir gezeigt, dass ich in letzter Zeit wieder zu viel Zeit mit der Familie verbracht habe. Ich muss mich wieder mehr abgrenzen. Ganz den Kontakt abbrechen will ich nicht. Aber sehr viel Abstand wieder nehmen. Und ja, ich muss mich wieder mehr um mich kümmern. Und ich muss wohl wieder intensiver an mir arbeiten. Auch zum Beispiel daran, dass ich wieder mehr Vertrauen zu den Menschen aufbauen muss. Weil ich mich leider viel zu sehr zurückziehe.

    Ich hoffe, dass ich dieses Gefühl der Schwere in mir irgendwann mal ablegen kann und mich frei fühle.

    Ich drücke euch ganz doll.
    Mia

  • Liebe Mia

    Ich kenne Deine Enttäuschungen und Dein Wunsch nach Anerkennung und Beachtung leider nur zu gut.
    Auch ich habe immer und immer wieder versucht, diese von meinen Eltern zu bekommen. Als ich noch ein Kind war, hatte ich mich immer sehr zurückgenommen, war lieb und brav, machte alles was sie wollten. Egal wie viel ich geholfen habe, das, was ich von ihnen so sehr gebraucht hätte, bekam ich nie. Bis heute nicht.

    Als ich ganz langsam angefangen habe, mich selber zu achten und zu wertschätzen, merkte ich, dass ich das von meinen Eltern gar nicht mehr brauche.
    Eigentlich genügt es, wenn ich mir das selber geben kann. Das ist echt cool und befreit enorm.
    Leider geht das nicht immer. Und trotzdem bin ich froh darüber, dass ich so meine Eltern in kleinen Schritten loslassen kann, denn ich brauche von ihnen nichts mehr.

    Liebe Grüsse Janine

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