• Hi Mathias,

    nein tue ich nicht. Ich schätze ich habe einfach wieder mal ein bißchen zuviel nachgedacht. Ist noch so lange hin bis zur Rente und da kann noch so viel passieren. Was wäre wenn und und und ;)

    Frage mich dann halt ob es das nun schon gewesen ist für mich. Ob ich meinen richtigen Tiefpunkt eigentlich schon hatte und wie schlimm der wohl sein muss dass es auch für den Rest des Lebens reicht mitm Saufen. All so nen Kram halt.

    Aber nein, ich denke nicht daran alles hinzuschmeißen, woran ich in den letzten Monaten so hart gearbeitet habe.

    Wie gesagt, das Gehirn arbeitet wieder etwas mehr zur Zeit. Ist ja auch nicht unbedingt was schlechtes ;)


    lg Maik

  • Hallo Maik,

    da ist sicherlich einiges dran:

    Zitat von Contemplation

    Ist es umgekehrt dann nicht so dass, wenn ein Süchtiger noch nicht alles ausprobiert hat für sich, sondern nur aufgrund von Ratschlägen und gutem Zureden oder Gewissensbissen aufgehört hat Alkohol zu trinken, eigentlich gar nicht anders kann, als irgendwann wieder weiterzutrinken?

    aber ich denke, es kommt immer darauf an, wie ernst jeder einzelne seine Erkrankung nimmt.
    Wer einfach nur so nichts mehr trinkt, wird sicherlich früher oder später, doch noch das eine oder andere ausprobieren "wollen" und so wieder in den alten Sumpf reinrutschen.

    Ich zum Beispiel nehme die Sache sehr ernst.
    Und so habe ich ja nun nicht nur 5 Monate nichts getrunken, sondern mich auch intensiv mit der Materie beschäftigt.
    Jetzt weis ich, was da im Körper passiert, wenn ich Alkohol zu mir nehme. Und dass ich eben gegen den Alkohol keine Chance habe...
    Ich denke, je länger und intensiver jeder sich mit dem Thema beschäftigt, desto größer die Chancen, dass man nichts mehr probieren will.

    Zotti

  • Hallo contemplation,

    Zitat

    Frage mich dann halt ob es das nun schon gewesen ist für mich. Ob ich meinen richtigen Tiefpunkt eigentlich schon hatte und wie schlimm der wohl sein muss dass es auch für den Rest des Lebens reicht mitm Saufen. All so nen Kram halt.

    ich kann verstehen, dass die Frage öfter hochkommt, je jünger man ist.
    Ich stelle mir solche Fragen einfach nicht (mehr) .
    Solange ich keinen Sinn daran sehe, mit dem Trinken wieder anzufangen, wird nichts passieren.
    Also arbeite ich daran, die negativen Erinnerungen meiner Persönlichkeitsveränderung durch Alkohol immer wach zu halten und die Trinkzeiten vor meiner Alkoholabhängigkeit nicht zu verherrlichen.

    LG Jürgen

  • Hi Zotti,

    ich sehe das ähnlich. Ich glaube wenn man weiß wo man herkommt und wo man nicht wieder hin will ist das schon mal der erste Schritt.

    Und wenn man sich dann noch ein alkoholfreies Leben aufbaut, dass einen erfüllt, ist die Wahrscheinlichkeit eher gering wieder rückfällig zu werden.

    Die Sachen zu finden die einen Spaß machen und erfüllen im neuen Leben, dass ist glaub ich die Schwierigkeit und eine langwierige Angelegenheit die auch viele Menschen wieder saufen lassen. Denn die Veränderungen lassen sich ja nunmal nicht herbeischnipsen.

    Da braucht man schon einen langen Atem um sich selber auch die Zeit zu geben die man nunmal braucht.

    lg Maik

  • Jürgen : Ich werde versuchen nicht so oft darüber nachzudenken und meine derzeitige Situation erst einmal zu verbessern. Wenn man Sachen hat die man gerne macht, denkt man bestimmt nicht mehr so oft über Sachen nach, die in der Vergangenheit liegen.


    Gute Nacht

  • Hallo Forum!


    Seit einer Woche ist mir irgendwie schon wieder alles zuviel. Sogar Zähneputzen ist so anstrengend, dass ichs am liebsten ausfallen lassen würde, aber meistens zwingt mich meine bessere Hälfte dazu, wenn sie hier ist.


    Könnte es am Wetter liegen oder sind das Anzeichen für ne Depression, oder bin ich einfach bloß n fauler Depp, der mal nen ordentlichen Tritt in den allerwertesten braucht?

    Oder hattet Ihr das während des ersten Jahres auch öfter, dass Ihr einfach keine Kraft hattet, egal wie sehr Ihr Euch auch bemüht. Bin etwas beunruhigt.

    Schleppe mich schon wieder nur so über den Tag und der Motor mag einfach nicht so richtig anspringen..


    lg Maik

  • Hallo Maik,

    ich habe deinen Beitrag bei Blossom gelesen, wo du davon schreibst, welche Vorstellungen und Wünsche du hast.

    Ich erkenne mich darin wieder. So ähnlich habe ich zwischendrin auch gedacht und "erwische" mich auch heute manchmal bei Gedanken dieser Art.

    Mir tut das dann gar nicht gut. Denn dann bin ich nicht bei dem was heute ist, sondern male mir aus, wie es sein könnte. Eigentlich genau das, wovon ich mich nüchtern entfernen möchte. Dieser Widerspruch ist es wohl, der mich dann schlecht fühlen lässt.

    Wenn's mir auffällt versuche ich mich auf das hier und jetzt - quasi auf die Fakten zu besinnen, verbunden mit einem festen Spaziergang. Das hilft mir dabei, mich wieder besser zu fühlen und mich wieder dahin zu bringen wo ich sein möchte.

    Liebe Grüße
    Maria

  • Hallo Maik,

    Zitat

    Jetzt da meine Freunde wissen, dass es mir diesmal total ernst ist, mit meinem neuen Leben, kommt es mir so vor, als ob sie mit dieser Tatsache noch schlechter umgehen können, als wo sie wussten ja Maik sehen wir bloß betrunken.

    je klarer Du für Dich wirst, desto besser können andere damit umgehen.
    Arbeite hart an Deiner Abstinenzentscheidung und daran, dass Dir kein Grund einfällt, wieder mit dem Trinken zu beginnen.
    Dazu gehört für mich eben ggf. mehrmals die Woche in SHGs zu gehen und sich intensiv mit mir, meinen Gefühlen, meinen anderen Erkrankungen ( Schmerzerkrankung und Depression ) zu beschäftigen.
    Niemand, der mich nicht kennt, würde mir irgendeine der 3 Krankheiten überhaupt ansehen oder zutrauen, die ich habe.
    Ich muss(te) definitiv eine Basis dafür schaffen, dass es für andere "leicht" aussieht, wie ich es schaffe keinen Alkohol mehr zu trinken.
    Es ist definitv nicht leicht, es gehört harte konzentrierte Arbeit im Hintergrund dazu.
    Dadurch ist es - für mich (!) - in der konkreten Situation in einer Musikkneipe nicht anstrengend, keinen Alkohol zu trinken.
    Wenn ich aber spüre, den Abend passt etwas nicht, dann gehe ich auch nach Hause.

    So "wie früher" wird es nie wieder, den Anspruch und Wunsch habe ich aber auch nicht.
    Das Leben ist eine Einbahnstrasse, es führt kein Weg zurück, nur "Geisterfahrer" versuchen das.
    Aktive Alkoholiker wirken auf mich wie "Geisterfahrer".
    Ich möchte weder mit Ihnen kollidieren noch in die gleiche Richtung fahren.

    LG Jürgen

  • Hallo Maria und Jürgen (+alle),


    ich habe die letzten Tage einfach schon wieder zuviel nachgedacht, mir versucht Dinge und Strategien zurechtzulegen, die im Augenblick noch gar nicht zur Debatte stehen.

    Blossoms Thread hat das alles noch verstärkt, denke ich. Heute bin ich "Draussen" überhaupt nicht klargekommen. Im Supermarkt hab ich voll das zittern angefangen und mußte sofort raus da. Meine Freundin musste dann alles alleine machen und jetzt ist sie erstmal wieder bei sich.

    Als ich alleine im Auto saß, hab ich zum ersten mal in den ganzen Monaten kurz daran gedacht etwas zu trinken. Ich bin froh dass ich jetzt wieder Zuhause bin. Den Saufgedanken habe ich schnell wieder weggedrückt, es hat funktioniert, zum Glück.

    Ich habe gemerkt dass dieses viele Nachdenken nicht gut für mich ist und werde mich nun wieder auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Ich versuche es zumindest.

    Er kann wirklich hammerhart sein, dieser neue Weg, dieses neue Leben.

    Ich brauch jetzt erstmal was Süßes ;)


    lg Maik

  • Hallo Maik,

    sich Gedanken machen ist grundsätzlich ja nichts verkehrtes ;) - ich habe mir angewöhnt zusätzlich hinzugucken, in welche Richtung die Gedanken gehen. Und habe herausgefunden: Ich kann mitbestimmen.

    Schönen & ruhigen Abend dir,
    lg Maria

  • Guten Abend Mark,

    was süsses ist in solchen Situationen immer gut... :lol:

    Was hat dich denn im Supermarkt so aus der Bahn geworfen? Die vielen Menschen, das Gedränge oder ganz was anderes?

    Ich hoffe dir geht es wieder besser.

    Zitat

    Er kann wirklich hammerhart sein, dieser neue Weg, dieses neue Leben.

    Ja manchmal ist er schwierig, steinig, steil und/oder mühsam... aber es lohnt sich.
    Manchmal dauert es auch etwas länger, bis es sich wirklich gut anfühlt, aber es ist der einzig richtige Weg.

    Viele Grüsse
    Zotti

  • Lieber Maik!!

    Wollte dir nur sagen, ich kenne das sehr gut! Aus heiterem Himmel überrollt einem so eine Situation.
    Ich denke auch so viel nach, noch immer!

    Das bestätigt die Aussage "nur nicht trinken reicht nicht".

    Aber es war manchesmal für mich auch wichtig, nicht so viel nachzudenken und einfach "zu tun".
    Ich kann jetzt dafür kein bestimmtes, angesagtes Prozedere nennen. Es kommt irgendwie und dann muss man individuell für sich selbst entscheiden, wie man tut.

    Aber ich glaube auch, so geht es fast jedem!

    Es ist eben ein Auf und Ab.
    Ich dachte zuerst, vorbei ist vorbei - aber das stimmt so nicht!

    Es ist vielleicht nie "zu Ende" und vorbei. Es hat einen großen Teil unseres Lebens eingenommen und will sich nicht so schnell verabschieden.
    Ich arbeite auch noch an Strategien, wenn so eine Situation mich einholt. Und das passiert viel öfters, als ich dachte.

    Oft auch ganz überraschend.
    Ich habe so eine Berg - und Talfahrt in den letzten Wochen gehabt (das merke ich erst an meinen eigenen Einträgen hier).

    Ich probiere das jetzt zu akzeptieren - was man nicht ändern kann, kann man vielleicht einfach so nehmen wie es ist - und dann das Beste daraus machen. So gehts mir jedenfalls!

    Eine ganz wichtige Erkenntnis war für mich
    "da gibt es gaaaaaanz viel Arbeit! Ich stelle mich dieser Aufgabe, weil ich trocken bin und auch bleiben will!"

    Sende dir ganz liebe Grüße und viel Kraft!!


    Prinzessin?

    Fini

  • Guten Morgen zusammen,

    im Supermarkt dass war an dem Tag einfach der Höhepunkt eines sowieso schon schlechten Tages. Ich weiß auch nicht so richtig, ich denke aber es liegt daran dass ich es im Augenblick schon wieder schleifen lasse.

    Also ziemlich lange vorm Rechner sitze, den Sport vernachlässige und mich einfach gehen lasse. Ich habe es auf das schlechte Wetter geschoben und mir gesagt wenn es wieder endlich wieder schöner wird, dann wird schon alles wieder besser.

    Aber ich habe mir bloß was vorgemacht um einfach meine Ruhe zu haben vor der ganzen Arbeit die vor mir liegt. Es war halt sehr einfach mich hier wieder wegzuschließen und in eine Scheinwelt abzutauchen.

    Aber an jedem Ende eines Tages wenn ich dann gemerkt hatte, dass ich überhaupt nichts geschafft habe, ging es mir schlechter. Ich werde nach Ostern nur noch am Wochenende am Rechner sein, das habe ich mir ganz fest vorgenommen. Egal was für ein Wetter ist, meinen Sport werde ich auch wieder weitermachen und auch noch ein paar anderen kleinere Dinge.

    Es ist ganz schön bitter. Egal was es auch ist: Der Computer, das Essen, irgendwie lassen sich meine Verhaltensweisen vom Alkohol auch auf diese Dinge übertragen.

    Ich muss in den nächsten Wochen unbedingt versuchen aktiver zu werden, in Bewegung zu bleiben. Das ist meine einzige Chance hier endlich was zu reißen, das habe ich jetzt begriffen. Nur nichts trinken und darauf warten dass es von alleine besser wird das funktioniert leider nicht.

    Im Supermarkt ist das alles hochgekommen, dass ich mir bloß was vormache, mir Ausreden suche um den Kampf ruhenzulassen und plötzlich dachte ich dass es jeder sehen kann. Genau wie damals jeder sehen konnte, dass ich Alkoholiker bin.

    Ich gebe mir noch dieses Wochenende (ja ich weiß Morgen, Morgen und nicht Heute...)
    Ich bin sowieso alleine und mach hier nochmal klar Schiff und dann gehts los. Werde mich dann nur noch am Wochenende melden und berichten wie es so läuft.

    Es geht mir aber schon wieder sehr viel besser, weil ich für mich erkannt habe was das Problem ist, oder besser gesagt dass ich es jetzt akzeptiert habe und etwas daran ändern will.

    Es wird bestimmt nicht einfach werden, aber ab Montag werde ich mal wieder raus in die Welt. Ich war lange genug weggesperrt.

    Wünsche Euch allen schöne Ostern und ein erholsames Wochenende!


    lg Maik

  • Hallo Maik,

    Zitat

    Nur nichts trinken und darauf warten dass es von alleine besser wird das funktioniert leider nicht.

    Das ist wohl wahr.

    ABER ;-)... es geht auch nur Schritt für Schritt und eines nach dem anderen. Das eine Extrem ist nicht besser als das andere Extrem.

    Mach' langsam... dafür gezielt.

    Warum nicht heute anfangen? Mit einer einzige Sache, die dir gut tut oder dich ablenkt?

    Schöne Grüße
    Maria

  • Hi Maik!

    Alles, aber auch alles auszureizen, das kenne ich auch.
    Kannst dich aber auch stehend bei deinem Pc betätigen.
    Deine Füße ziehen dich dann schon weg. Raus in die Welt.
    Das Gefährliche ist das dabei Sitzen.

    Alles Gute

  • Hallo,

    "nur nichts trinken" hat bei mir in den ersten 12 Monaten sehr gut funktioniert !
    Ich hatte mir für 12 Monate ganz bewusst keine weiteren Ziele als Abstinenz gesteckt.
    So konnte ich mich auf Abstinenz konzentrieren.
    Alles weitere hatte Zeit, in den Jahren darauf in Ruhe erledigt zu werden.
    Das wird es nun, Stück für Stück.

    LG Jürgen

  • „Ich selbst würde mich heute nicht in Kneipen begeben. Ich sehe das aber nicht als Verzicht, sondern, ich habe da einfach keine Gemeinsamkeiten mehr mit den Menschen.
    Früher gehörte ich dazu, weil ich trank.“ [Karsten]

    „Ja Karsten, aber Du machst das doch weil Dir da gar nichts anderes übrig bleibt als so zu handeln. Der Alkohol ist nicht der eigentliche Verzicht.
    Das normale Leben, so wie es ein nicht süchtiger Mensch führt, dass ist für mich schon ein Verzicht. Aber ich bin ein Alkoholiker und deshalb muss ich auf dieses "normale" Leben eben verzichten und einen anderen Weg gehen.
    Da gibts kein wenn und aber. Unter schön stell ich mir aber trotzdem was anderes vor.“ [Maik]


    Hallo Maik,

    neulich musste ich schon schmunzeln, als ich Deinen Kommentar las, denn im Prinzip hast Du recht: Abstinenz ist weder vergleichbar mit einer neuen Religion noch mit der Teilnahme an einem Klöppelkurs. Sie ist nichts, was man sich vollkommen unvorbelastet und aus freien Stücken einfach so aussucht, weil man vor Langeweile nicht in den Schlaf kommt oder generell auf der Suche nach neuen Interessen oder einem neuen Inhalt ist.

    Menschen verändern sich, ihr Leben und ihre Gewohnheiten doch ausschließlich, wenn die Notwendigkeit dazu besteht. Warum sollte ich auch etwas verändern wollen, wenn es für mich so passt wie es ist?!

    Abstinenz ist aber auch kein Zwang. Ich hatte auch hier die freie Wahl zwischen der Entscheidung, leben zu wollen oder weiterhin vor mich hinzuvegetieren bis zu einem ziemlich qualvollen Tod.

    Ich mache keinen Hype aus dem abstinenten Leben. Ich komme auch nie auf die Idee, es Nichtsüchtigen zu empfehlen oder es in den schönsten Farben zu schildern.
    Wie jeder unheilbar Kranke versuche ich, mich mit den Gegebenheiten abzufinden und das Beste aus der Situation zu machen.
    Alkoholismus mag eine unheilbare Krankheit sein, aber ich muss weder fiese Medikamente nehmen noch bin ich ans Haus gefesselt. Alle Begleiterscheinungen der meisten unheilbaren Krankheiten bleiben mir erspart. Ich bin in der Lage, immer soweit es die körperliche und psychische Verfassung erlaubt, all das zu tun, was Menschen ohne Suchtproblem Spaß und Freude macht.

    Ich muss „nur“ aufhören zu trinken und kann somit die Krankheit zwar nicht heilen, aber doch zum Stillstand bringen.
    Das macht mich dankbar.
    Es ist aber nur die Basis. Danach gilt es, dieses Leben mit Inhalt zu füllen, aber gilt dies nicht für jeden Menschen?!
    Als ich trocken wurde, war ich – wie bereits mal erwähnt – direkt persönlich beleidigt, dass die Probleme und negativen Stimmungen nicht weniger wurden.
    Ich lebte in dem Wahn, doch nun „belohnt“ werden zu müssen für die Mühen, die ich auf mich genommen hatte, um trocken zu werden und ich hab damals verdammt hart kämpfen müssen.

    Und niemand kam vorbei und servierte mir ein problemloses angenehmes Leben mit einem vorgefertigten Plan von netten Freizeitaktivitäten, einem sinnvollen, entspannten Job und einer Horde netter Mitmenschen für tiefschürfende Gespräche und Hobbies.
    Es hat gedauert bis ich mich mit dem Gedanken abfinden konnte, dass von mir erwartet wurde, dass ich mich selbst einrichte, übrigens wie jeder andere Mensch auch, mit oder ohne Suchtproblem ;-).
    Die Welt ist voll von Leuten, die vor sich hindümpeln, sinnlos, ewig gelangweilt, tottraurig, ohne Träume. Dafür muss man sich nicht vorher durch ein Suchtproblem „qualifizieren“, das geht auch ohne.
    Ich will zugestehen, dass ein Mensch ohne Alkoholproblem nicht unter Suchtdruck leidet, der trifft uns ja mehr oder weniger mit unvermittelter Härte.
    Ein Mitglied unserer Gruppe damals ging in den Garten und hackte Holz wie ein Berserker, wenn es ihn erwischte. Ich hatte leider keine hauseigenen Birken zur Verfügung und habe eine ganze Reihe abscheulicher ägyptischer Stickbilder hergestellt und die Rahmen dafür selbst gezimmert. Jedes Mittel war legitim, um da durch zu kommen.

    Und wenn die letzten Jahre, Jahrzehnte alles nur so irrsinnig toll war, weil wir dabei gesoffen haben, frage ich mich, was wir verkehrt gemacht haben…
    Kneipen waren früher toll. Viel früher! Als die Leute auf dem Dorf und in Stadtteilen noch zusammen kamen und sich unterhalten haben. Oft wurde sogar an Wochenenden getanzt, ich kenne das noch von meinen Eltern.
    Da ich heute das Gefühl habe, dass Leute grundsätzlich nur noch zum Trinken in Kneipen gehen und nebenbei oberflächlich geschwafelt wird, meide ich Kneipen. So einfach ist es. Ich kann mit dem Gesülze einfach nichts anfangen und lege keinen Wert darauf, von Jemandem angebaggert zu werden, der mit 1,7 im Turm zugange ist.

    Ich habe eine Menge Selbstversuche hinter mir in jeder Disziplin. Doch wenn ich mit 100 Leuten auf einer Klippe stehe, die alle gemeinschaftlich beschließen, sich in den Abgrund zu stürzen, dann trete ich gern lächelnd einen Schritt zurück in dem Bewusstsein, dass ich mich nicht der Masse anpassen und auch nicht alles selbst ausprobieren muss, um für mich den richtigen Weg zu finden.
    Normal ist relativ oder sollte es sein. Wenn nicht, müssen wir wieder von vorn anfangen ;-).

    Ausharren, durchhalten und aushalten ist nicht Jedem gegeben, wir sind alle unterschiedlich gestrickt. Ich habe irgendwann aufgehört, rumzuklingeln und angefangen, mich zu bewegen. Es geht mir besser damit.

    Ich wünsch Dir was.

    Gruß
    Mitch

  • Hallo Leute,

    vielen dank für Eure Beiträge. Tut echt gut Euch zu lesen und ich werde versuchen auch wieder etwas an Euch zurückzugeben, wenn ich kann.

    Mitch Du hast recht mit dem was Du schreibst. Ich habe einfach zuviel erwartet vom neuen Leben. Zuviel von mir aber auch zuviel von anderen. Es fällt mir schwer mir und anderen die Zeit zu geben, die es eben dauert, weil ich gleich wieder gedacht habe ich tue zu wenig.

    Das hat mich in den letzten Wochen an meine körperlichen aber vor allen auch psychischen Grenzen gebracht. Ich hatte durchweg das Gefühl dass mir die Zeit weg rennt, aber das auch nur weil ich mir selber, aber auch andere mir Ziele gesteckt haben, die ich niemals schaffen konnte. Das hat mich immer mehr in Bedrängnis gebracht bis dieses Wochenende nichts mehr ging.

    Es sind ja gerade mal 9 1/2 Monate die ich jetzt ohne Alkohol lebe. Es kommt mir zwar elendig viel länger vor, aber das liegt bestimmt am langen, grauen Winter. Eigentlich wollte ich bis 12 Juni wieder in Topform sein. 20-30 kg weniger, Arbeit, mit den Freunden alles geklärt, aber vor allem auch meine Beziehung retten, wenn ich das so sagen kann. Ist kompliziert.

    Ich habe mir das alles vielleicht etwas zu einfach vorgestellt. Einfach nicht aber ich wollte es einfach schnell hinter mich bringen. Das hört sich selbst beim schreiben schon komisch an.

    Ich hab in den letzen zwei Tagen wieder Kraft gesammelt um weiterzumachen, werde es diesmal aber etwas ruhiger angehen lassen. Das heißt nicht dass ich es schleifen lasse aber ich werde versuchen mir kleinere Ziele zu setzen. Ziele die ich besser überblicken und somit auch eher bewältigen kann.

    Da kommt mir dass mit dem Computer die ganze Woche wegsperren auch gleich wieder etwas größenwahnsinnig vor. Ist dieses verdammte schwarz-weiß denken. Das bestimmt irgendwie mein ganzes Leben..

    Naja vielleicht versuche ichs damit, dass ich mir höchstens ein, zwei Stunden am Tag für den Rechner Zeit nehm... Was heißt Zeit nehmen, davon hab ich ja eh genug. Ach Mensch ich vermisse die Sonne, wer noch? :)

    Eine gute Nacht, mir fallen gleich die Augen zu, lg Maik

  • Hallo maik,

    Zitat

    Einfach nicht aber ich wollte es einfach schnell hinter mich bringen.

    in meiner Sichtweise gibt es nichts, was ich "hinter mich bringen müsste".
    Der Weg ist das Ziel.
    Und ich möchte mir den Rest meines Leben schön, angenehm und nach meinen Wünschen gestalten.
    Das funktioniert - bei mir - am besten ohne Alkohol.
    Bei fast allen anderen (!) würde es übrigens ohne Alkohol, Kippen und Drogen auch viel besser funktionieren, ich kann mir das heute innerlich lächelnd anschauen und Ihnen die 20-50 Jahre Hamsterrad und Irrsinn gönnen, die es dann auf jeder "Party" zu betäuben gilt ...
    Wenn es mir zu "irre" wird, schau ich woanders hin.

    LG Jürgen

  • Hallo Mitch,

    Zitat

    Ich mache keinen Hype aus dem abstinenten Leben. Ich komme auch nie auf die Idee, es Nichtsüchtigen zu empfehlen oder es in den schönsten Farben zu schildern.

    Ich lerne oft Alkoholiker in SHGs kennen, deren Leben - auch trocken - extrem um den Alkohol kreist. Alkoholische Egozentrik.
    Ich bin abstinent.
    Ich lebe mein Leben.
    Besser und entspannter als viele andere.

    Ich kann es sehr wohl jedem Menschen empfehlen, seine Drogen einfach mal für 12 Monate in dem Mülleimer zu werfen ...
    Er kann sich ja nach 12 Monaten mal ehrlich (!) fragen, ob es ihm besser oder schlechter geht. So bin ich da heran gegangen.

    Mache ich in der Praxis nicht, da es die Viertelsüchtigen, Halbsüchtigen, Vollsüchtigen eh nicht hören wollen. Vergebene Liebesmüh.
    Nur erstaunte Gesichter, dass ich das Leben ohne Suff, Kippen oder Drogen "aushalte".
    Gesabbel von "Königsweg" - was ein süchtiges Gedröhne ...

    LG Jürgen

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