Schuldgefühle...meine Geschichte

  • Hallo ,

    ich habe bisher fast nur gelesen im Forum bei Euch.

    Mir kommt so vieles bekannt vor, ich bin Einzelkind , mein Vater trinkt schon seit ich lebe , quartalsweise quai. Dazwischen immer wieder Phasen, in denen er gar nicht oder nur sehr wenig trank. Meine Mutter ist bis heute co-abhängig. Ich bin auch co-abhängig. Obwohl ich über 25 Jahre nicht mehr bei ihnen im Haushalt lebe, bin ich in Gedanken so oft dort.
    Um mich zu schützen oder zu retten, habe ich den Kontakt auf ein freundliches oberflächliches Miteinander begrenzt. Ich sehe meine Eltern nur zu Feiertagen , ansonsten alle 2 Wochen ein Telefonat.

    Was mich sehr traurig macht: mein Vater verleugnet seine Sucht immer noch, selbst im letzten Jahr als ich ihn dazu bringen mussste , also überredet habe, ins Krankenhaus zu fahren, konnte er nichts zu geben. Er hatte keinen Schlaganfall, die Ausfälle kamen aufgrund seiner starken Betrunkenheit. ... Abends hatte ich ein Gespräch mit meiner Mutter, ich habe ihr gesagt,. wie ich das Problem mit dem Alkoholkonsum und seine Erkrankung sehe. Da sei kein Problem, kam wieder von ihr. Er würde nicht trinken. Ich konnte an dem Tag offen zu ihr sagen, dass ich seine Betrunkenheit und sein aggressives Verhalten nicht ertragen könnte , ebenso die Streitereien zwischen ihnen beiden. Das wäre alles nicht so., sagte sie.

    Ich grenzte mich ab, sagte, dass ich so den Kontakt nicht ertragen könne.
    ......................

    Es war als hätte das Gespräch nicht stattgefunden. Beim letzten Besuch hier bei mir, wurde ich wieder der seelische Mülleimer, konnte mich leider wieder kaum wehren. Sie hört nicht auf zu jammern, anzuklagen etc..
    Ich kann da zigmal sagen, ich will das nicht hören. Ich bin die Tochter , keine Therapeutin oder Freundin.

    Inzwischen sind meine Eltern Mitte 70. Mein Vater kann kaum noch laufen, ist sehr hinfällig, aber er trinkt weiter.

    Ich sehe zu. Ich ahne was kommt, meine Schwiegermutter ist an alkoholbedingter Leberzirrose gestorben. Schwiegervater ist auch Alkoholiker, schwer demenzkrank inzwischen.

    Ich weiss, was kommt....

    Ich versuche mein Leben auf die Reihe zu bekommen, meine Bekanntschaften zu pflegen, was mir schwer fällt, denn ich weiss nicht, wie gesunde Freundschaften aussehen.

    Ich habe immer wieder regelrecht Angstgefühle vor den Anklagen meiner Eltern, dass ich mich nicht kümmern würde. Das ich Schuld sei.

    Meine Therapeutin hat mal gesagt, aus der Sicht meiner Eltern sei ich eh Schuld.
    Schuld , Verantwortlichkeit ... ich war schon als kleines Mädchen verantwortlich für das Wohlergehen meiner Eltern, meinen Vater vom Trinken abzuhalten, wie so viele von uns.

    Ich bin nicht verantwortlich für meine Eltern, ich bin für mich verantwortlich.

    Der Kopf versteht es, aber die Gefühle eben nicht...

    Ich kann nur mich retten.

    Wie habt Ihr Euch das klargemacht? Die Frage klingt komisch, kann es aber nicht anders formulieren.

    Liebe Grüße, Tjorven.

  • Hi ihr zwei
    Alles nicht so einfach.bei mir war und ist teilweise aehnlich wie bei euch.ich dachte den ganzen Tag Nein ich bin nicht dafür verantwortlich und blieb durch die Gedanken im Thema haengen.jetzt ist es so das ich mich ablenke und mir was gutes tue wenn die unberechtigten Gedanken auftauchen.und Wenns nur gute Musik ist.woraus besteht euer Sinn im Leben?aufpassen auf die Eltern oder euch selber gluecklich machen?das wonach wir handeln ist ein erlerntes programm wir muessen es wieder verlernen.ich z.b.habe meinen Vater schon seit Anfang August auf ignorieren gesetzt am Handy und wenn ich will Ruf ich zurueck.ich muss nicht dauernd erreichbar sein fuer ihn.meine therapeutin hat mir gesagt Eltern muessen sich die liebe ihrer Kinder verdienen da hab ich mir ueberlegt fuer was soll ich die zwei lieben?meine Mutter fuers benutzen als muelleimer oder fuers verlassen nachdem Sie nen anderen hatte?meinen Vater fuers schlagen und das niedermachen im suff?warum soll ich mich um die kuemmern?die haben sich um mich auch nicht gekuemmert als ich Kind war.mein Vater ist im Pflegeheim und ich besuche ihn nur noch einmal im Monat und das auch nur Ne Stunde um ihn waschsachen oder Klamotten zu bringen und der Rest der Zeit gehört mir und meinem Leben.Kopf hoch und viel Mut und vergesst euch selber nicht.

  • Hey Gartenblume,

    ich sitze grad am Laptop und bin überrascht über deine Fortschritte!! Echt, wahnsinn, Hut ab!
    Das ist echt der Wahnsinn! Toll!

    @ thjorven:
    ich bin grad totmüde und schreibe dir morgen.. Grad geht gar nichts mehr.

    Euch einen schönen Abend!

  • hallo Tjorven,

    herzlich willkommen hier im forum. als erstes möcht ich dir sagen, es ist schon mal gut ne tehrapie zu machen . in der therapie denk ich mir kannst du vieles lernen was dich betrifft. mir half es mich da zu öffnen und meine gefühle dich ich habe auch zu benennen. es ging am anfang sehr schwer, ich malte bilder und über die bilder konnt ich das dann ausdrücken was in mir steckte. nach einiger zeit konnte ich worte finden, es benennen und es entwickelte sich alles. langsam aber es ging voran.

    mit meinen eltern halte ich kaum noch kontakt. die schuldzuweisungen taten mir am meissten weh und gingen in eine überzäugung in mich über. was ich dann mittels therapie dann wieder überarbeiten konnte. das gefühl und der kopf harmonierten dann auch wieder und diese gefühle, die alten gefühle von schuld gingen weg.zudem verlor sich das gefühl verantwortung für die eltern zu tragen auch. der drang danach verschwand. ich bin weder schuld noch bin ich für meine eltern verantwortlich. ich muss diese rolle die mir jahrzentelang von en eltern aufgebürdet wurde nicht tragen. weil ich mich dafon lösen konnte.

    die eltern sind erwachsene. keine kinder und sie haben auch wenn sie alt sind eine eigenverantwortung. als kind bin ich nicht dafür da, den eltern die stütze zu sein. ich bin dafür nicht auf die welt gekommen meinen eltern ein leben lang stütze zu sein und für sie da zu sein. ich bin ihnen das nicht schuldig. ich habe meine eigenen familie, miene kinder und mein leben und solange ich damit ausgefüllt bin, dafür zeit brauche, da zu leben konzentriere ich mich auf das was mir wichtig ist und das ist nunmal mein leben.

    die letern können sich hilfe holen. es gibt so viel hilfen wohin sie sich wenden können. keiner ist allein oder wird alleingelassen hier in dieser gesellschaft. doch dafür müssen sie sich selbst einsetzen, etwas tun, sich eben an fremde stellen wenden und aktiv werden. wenn sie das nicht können ist das wiederum nicht meins für sie zu tun sondern ihrs. wenn sie das nicht können dann werden sie eben allein mit sich zurecht kommen müssen.

    ich habe mir selbst hilfe geholt. war unterwegs und bin auch bei einer therapie gewesen. ich habe mich um meins gekümmert, bin aktiv geworden hab mich um meine angelegenheiten gekümmert um meine gesundheit und mein leid. ohne meine eltern. das wiederum zeigt mir ja auf, das wenn ich das kann meine elternd das auch tun könnten, wenn sie das nur wollten.

    verteile selbst die verantwortungen, jedem das seine auf und du wirst dann schnell erkennen, das du unter umständen so viel auf deine seite übernommen hast, die eigendlich auf die seite der eltenr steht. mach dir das bewusst.

    das die eltern einem, wenn man sich distanciert und zurück nimmt dann versuchen einem in der rolle zu halten, die sie einem irgendwann aufgebürtet haben ist ganz normal. das sie das dann über den zugang SCHULD dann machen auch. damit wollen sie erreichen das das systhem nicht ausseinander fällt, das zur gewohnheit geworden ist. das thema SCHUL und schuldigkeiten ist ein sehr schwerwiegendes thema. schau es dir genau an. bist du schuld? nein! warum fühlst du dann diese schuld? ich habe bei mir die antwort gefunden die da heisst: weil meine eltern mich schuldig gesprochen haben um mich bei sich zu behalten damit das systhem funktioniert und ich habe es zu gelassen diese schuld zu übernehmen. wie kam ich da raus? in dem ICH MIR SELBST klar gemacht habe, das ich an all dem was gewesen ist KEINERLEI schuld trage und meine eltern aufgrund iherer situation mich missbraucht haben um ihre sucht leben zu können.ich geh da noch ein stück weiter. meine eltern sind krank. sie leben in einer sucht, mit einer sucht einer krankeit. es ist die sucht die sie treibt. von dieser sucht habe ich mich befreien können. meine eltern nicht. solange meine eltern süchtige sind, krank sind und das ausleben kehre ich mich um und lass sie in der sucht alleine. damit trägt KEINER schuld, die schuld löst sich auf.

    ICH will nicht in der sucht weiter leben. damit bin ich in der position NEIN zu sagen, NEIN zur sucht und dadurch auch NEIN zu den eltern. ohne schuld, ohne verantwortungsgefühle. frei und unabhängig.

    gruß
    melanie

  • Hallo Ihr Lieben,

    vielen Dank für Eure Antworten. Ich habe gemerkt, wie gut es mir getan hat hier das erste Mal richtig von mir zu schreiben. ....

    Dann kam wieder die mir bekannte Sprachlosigkeit. Was meine Therapeutin auch von mir kennt.
    Ich scheine langsamer zu verarbeiten als früher... vielleicht durch meine Erkrankungen bzw. Mediakmente.

    Jedenfalls tut es gut Eure Beiträge zu lesen.

    @ Gartenblume: ich versuche es auch mit Ablenkung, um von diesem festgefahrenen Denken fortzukommen. Habe mir was zurecht gelegt, was ich dann tun werde... trotzdem sehr schwer, genau wie Du gesagt hast, denn das alte Gelernte ist da.

    Melinak : Theraspie habe ich lange gemacht, hat mir auch einiges klargemacht, nur die ABLÖSUNG habe ich nicht gewollt zu dem Zeitpunkt.
    Ich bin erst jetzt soweit , auch wenns komisch klingt mit 45 Jahren.

    Mir wird mehr und mehr klar, wie abhängig ich bin und wie sehr meine Mutter mein Leben immer bestimmt hat.
    Z.B. bin ich mit 20 als ich auszog in die Wohnung meiner kurz vorher verstorbenen Großeltern gezogen natürlich in der Nähe meiner Eltern.
    Ich wollte nicht dorthin ziehen ! Was kam von meiner Mutter:" Da bist Du aber schön dumm, wenn Du die Wohnung nicht nimmst!"

    Das ist so ein für sie typischer Satz für sie !! Wie oft habe ich das immer und immer wieder gehört. Als Kind war ich für etwas "zu dumm". Später dann als jugendliche war ich "zu dumm", wenn ich zaghaften ( im Vergleich zu Freundinnen) Widerstand leistete. So wurde ich u.a. gefügig
    gemacht von meiner Mutter.
    Ich war und bin ja immer noch ein Stück weit abhängig von ihrem Wohlwollen.

    Meine Berufswahl lief ähnlich ab. Ich wollte studieren , war aber nicht selbstsicher es mir zuzutrauen. Meine Mutter wollte eine Ausbildung im kaufm. Bereich. Weil sie das immer gerne gemacht hätte. Was folgte: ich tat was ihr Wunsch war.

    Es tut weh zu sehen, wie unselbständig ich in dieser Hinsicht war. Und wie abhängig von ihr.

    Nochmal zur Wohnung zurück, es wurde meine Wohnung aber richtig wohl fühlte ich mich dann erst in der nächsten Wohung.


    Inzwischen habe ich viele Entscheidungen ohne das Wohlwollen bzw. auch entgegen dem Wohlwollen , wie sage ich das am besten ?, meiner Mutter getroffen.
    Sie lässt es aber bis heute nicht aus, dass wieder und wieder zu kritisieren. Das Sie das anders gemacht hätte. Mit dem Nachdruck in der
    Stimme, der wieder an das " Du bist dumm, weil" von früher erinnert.

    In meiner Therapie ging es auch um das Thema Besuche , ich habe das sehr eingeschränkt( körperliche Beschwerden vor- und nachher ,kenne ich schon lange bei mir) , es geht auch immer darum, wie geht es meinen Eltern, sie meckert an meinem Vater rum , wenn er nüchtern ist, oder er ist betrunken und schimpft dann aggressiv auf sie. Sie weint dann z.B..
    Das kennt ihr , denke ich auch.
    Sie sind dann bei mir, um sich "abzureagieren", sage ich was dazu, habe ich eh kein Gehör. Grenze ich mich ab, wird das nicht beachtet und weitergemacht.

    Unsere Treffen werden nicht anders werden, inzwischen kann ich das annehmen. Fällt mein Vater mal wieder um, dann werde ich als "Feuerwehr" mitgerufen.
    "Feuerehr", "Mülleimer " etc., so sieht die Beziehung aus.

    Im Grunde habe ich die Elternrolle in der Beziehung immer noch inne, denn meine Sorgen oder Probleme will ich gar nicht zu meinen Eltern bringen, geschweige dass ich mir tatkräftige Hilfe erwarte.
    Sie erwarten immer emotionale Wärme von mir. Die habe ich ihnen gegenüber aber nicht.

    Ich will eigentlich nur meine Ruhe haben.

    ______________

    Wenn das schelchte Gewissen wieder da ist, dann macht mir das Alter meiner Eltern mit 75 plus zu schaffen.
    Müsste ich mich nicht aufgrund des Alters mehr kümmern ?
    Haushalts-, Einkaufshilfe wissen sie, würde ich mitorganisieren, ohne das ich es wäre .
    Gegen ihre Einsamkeit kann ich nichts tun, sie haben kaum Kontakte. Wollten sie aber auch nicht.
    Es ist traurig. Aber es ist so.

    Vorgehalten bekomme ich es :" Du kümmerst Dich nicht. Wenn Du mal kommen würdest etc.. "
    Dann wäre nichts wirklich anders.

    Aber ich bin dann in und mit diesem Satz wieder der Sündenbock, das böse Kind, das sich nicht um die alten Eltern kümmert.
    Und Die Schuld habe ich eh, ihrer Ansicht nach.
    Dementsprechend trifft sie keine Verantwortung... soweit ihre Logik.

    Ich habe meinen Vater kaum erwähnt, fällt mir auf. Das ist so, er fällt kam auf, außer wenn er betrunken ist, ansosnten dominiert meine rechthaberische Mutter auch ihn.

    Danke, wenn Ihr soweit gelesen habt, ich hoffe, es ist nicht zu durcheinander geschrieben.

    Liebe Grüße, Tjorven.

  • Hallo,
    ich habe heute bei meinen Eltern angerufen.
    Mir ist aufgefallen, dass eigentlich nur meine Mutter erzählt. Es wurde mir wieder deutlich: meine Mutter lebt in ihrer Welt. Sie will keinen Kontakt nach außen hin, z.B. Kaffeetrinken in der Kirchengemeinde etc.. Sie will Kontakt zu mir.
    Das ganze wurde mit Weinen begleitet. Ich würde nie anrufen und gesehen hätten wir uns schon ewig nicht mehr. Da war der dicke Vorwurf zu hören !

    Ich will nicht behaupten , dass das absichtliches Manipulieren ist.
    Aber es kommt als Manipulation bei mir an.

    Ich hab emich abgegrenzt , ich habe erklärt, dass die Streitereien meiner Eltern in meiner Gegenwart für mich nicht aushaltbar sind.

    Welche Streitereien , fragte sie.
    Sie würden sich nicht streiten. Ich hätte da wieder was falsch verstanden.

    Das ist alles nicht so. Das ist meine Phanatasie, sagt sie.

    Sie tut mir leid, mein Vater liegt fast nur , sie hat gesundheitliche Probleme kann kaum noch was mit dem rechten Arm ohne Schmerzen machen. Ich habe alles mögliche angeboten insbesondere eine Haushaltshilfe.

    Da kommt dann das Mißtrauen, wenn kann man denn heute noch ins Haus lassen ?

    Meine Eltern tun mir leid. Meine Mutter kann bis heute nicht etwas nach außen durchdringen lassen , sie kann noch nicht mal ihrem Arzt gegenüber offen sein. Die einzige, die "alles " zu hören bekommt, bin ich.
    Früher sei ich so anders gewesen, immer für sie da. Was ich mich verändert hätte, wer mir das alles eingeredet hätte...

    Ich traue mich nicht zu sagen, dass ich vermutlich nicht mehr existiere würde, wenn ich mich nicht verändert hätte.!!!!

    Mein Vater tut mir auch leid. Er ist ein ängstlicher sensibler Mensch , wenn er nüchtern ist. Er hat nicht den Strohhalm der Hilfe in Form von Entzug wahrgenommen. Und Unterstützung durch jemanden der trocken war in seiner Umgebung.


    Was lösst das jetzt in mir aus? Einmal habe ich den Zeitpunkt des Telefonats bestimmt, besser jetzt als die anderweitig schwierigen
    Tage nächste Woche. Es war nichts Neues, was gesagt wurde von Seiten meiner Mutter.
    Ihr Weinen, ihre Schmerzen, ihre Einsamkeit , das sich selbst bedauern ( meine Tochter ruft mich nicht an !), der bittere Vorwurf ( wir haben uns schon ewig nicht gesehen).

    Zu letzterem: Es hat mir gut getan, dass wir uns seit Mai nicht mehr gesehen haben. So traurig es ist, es ist die Wahrheit.

    Ich verstehe erst nach und nach, was für eine geballte Ladung an Verantwortung für ihr Wohlergehen, Pflichtzuweisung etc. mir da zugeschoben wird.

    Leider versteht meine Mutter auch nicht bzw. lässt nichts an sich heran,
    warum ich mich so verhalten könnte.
    Auch ich bin chronisch krank, und in manchem eingeschränkt.
    Aber ich drücke es nicht meinen Eltern auf, wie es mir heute geht .


    Ich frage mich manchmal , wie es sein würde, wenn mein Vater sterben würde. Würde meine Mutter dann eine ärztliche Aussage über seinen Alkoholismus an sich heranlassen. Ich habe es beim letzten Zusammenbruch im KKH zumindest soweit gehört, dass er einen Entzug bräuchte , denn so könne er nicht aufhören. Was auch dahin ging, meiner Meinung nach, dass er einen Entzug zu Hause nicht schaffen könnte rein aufgrund der schelchten körperlichen Verfassung.

    Und damit schliesse ich diesen Text: ich nehme die Welt anders wahr als meine Mutter.
    Ich kann nicht näher an sie heran, sonst muss ich mich aufgeben.
    Das ist sehr traurig, aber es ist so.

    Lieben Gruß,
    Tjorven.

  • Habe jetzt wieder mehr Boden unter den Füßen als am Freitag. Sehe heute den Anruf bei meinen Eltern als Ausdruck meines Kontrollieren müssens an.
    Warum habe ich angerufen ?
    Weil ich beruhigt sein wollte.
    War ich das ? Nein.

    Hat also nichts gebracht, außer den Schuldzuweisungen meiner Mutter. Die ich schon oft gehört habe.
    Sie sieht nur sich. Und will nichts ändern.
    Sie tut so, als bräuchte sie keine anderen Menschen ( außer mich).
    Ich kann ihr nicht helfen.
    Ich habs versucht. Es bringt nichts. Wir verstehen einander nicht.

    Ich stecke immer zurück. Ich mache ihr keine Vorwürfe, so wie sie mir. Sie hat sich eh alles schön "Geschaffen" in der Erinnerung. Sie kann nur Vorwürfe machen. dass ich spinnen würde etc..
    und eben weinen.

    Ich bin der "Sündenbock" für meine Eltern, wenn ich wäre wie früher als kleines Mädchen, dann wäre alles in Ordnung.
    Leider war damals auch nichts in Ordnung.

    Wie kann ich mich verhalten ?

    Telefonate, die so abdriften und ins Emotionale gehen wie letzte Woche kurz halten.

    Besuche auch notfalls abkürzen ( bisher habe ich immer ausgehalten!)

    Ich kann meine Eltern nicht ändern. Ich habe auch nicht das Recht dazu.

    Mein Vater wird trinken , wenn er es will.
    Meine Mutter wird sich so verhalten, wie sie es will.

    Letztendlich drehen wird uns ingewisser Weise im Kreis: meine Mutter will das ich mich ändere, ich will das sie sich ändert.

    Sie setzt ihre " Argumente" ein: Vorwürfe und Weinen.
    Ich setze meine "Argumente" ein: Reden und ihr Tipps geben ( Anschluß an andere Menschen zu finden).


    Was bringt es ? Nichts.

    Also, lassen.

    Letztendlich habe ich Angst davor, den Wahnsinn ein drittes Mal mitzuerleben:Krankenhaus, Pflegeheim bzw. das Sterben in und das Auflösen einer vermüllten chaotischen Wohnung des Alkoholabhängigen.

    Und dieses Mal ist es näher , denn es sind meine Eltern.

    Auch sie alt und gebrechlich werden zu sehen ist schmerzhaft.

    Das Leben annehmen. Im Heute leben.

    Ich versuchs....

    LG, Tjorven

  • Hallo Tjorven!

    Puh, so ähnlich ist es bei mir auch.
    Allerdings ist es die Mutter, die säuft und der Vater schaut zu.
    Neulich habe ich wieder mit ihr telefoniert. Ich hatte eine Prüfung an diesem Tag und habe sie mit gutem Erfolg bestanden. Als ich abends anrief, war sie grad aufm Sprung, zum Sport. Da ich auch noch zum Sport ging, habe ich 2 Stunden, nachdem sie wiederkam, zurückgerufen.
    Ich merkte schon, dass sie da schon auf dem Sofa lag und ihren Rausch "genoss". Sie konnte kaum mit mir sprechen, hatte auch kein Interesse an einem längeren Gespräch und hat fix das Ende eingeleitet.

    Ich bin mir eigentlich sicher, dass sie gar nicht weiß, in welchem Fach diese Prüfung genau war bzw erst recht nicht, worum es inhaltlich ging. Auch in diesem Telefonat kein Interesse.
    Man kann mit meinen Eltern immer weniger reden- sie interessieren sich für nix mehr, außer für ihre kleinen täglichen Kleinkriege.

    Es schmerzt auch mir, meine Eltern so zu sehen. Sie sieht nun aus wie ihr versoffener Vater, der schon vor Ewigkeiten gestorben ist. Krank, dürr, dicker Bauch und irgendwie doch aufgequollenes Gesicht, stieriger Blick. Geistig manchmal weg, zu normalen Gesprächen nicht mehr in der Lage. Nur noch die einfachsten Themen, das geht.
    Und mein Vater geht auch mit drauf. Er wirkt in letzter Zeit so übelst vergesslich, mit den Gedanken woanders, wird leicht aggressiv. Er ist so gar nicht mehr wie früher.
    Aber auf der anderen Seite sehe ich es so wie du. Auch ich habe jahrelang versucht zu helfen, indem ich ihnen "vernünftige" realistische Wege aufgezeigt habe. Die wollten sie alle nicht hören, weil sie zu unbequem waren. Jetzt haben sie den Salat. Ich habe auch irgendwann gemerkt, dass ich nicht mehr kann. Ich dachte echt, wenn es gar nicht mehr geht, ist da in der Nähe eine Autobahnbrücke. Mein Plan war, mich selbst aufzurappeln, rauszukommen und mich zu befreien. Wenn das nicht klappt, die Brücke.

    Es hat Gott sei Dank geklappt und auch ich weiß, wenn ich nicht ausgezogen und mich enorm distanziert hätte, wäre ich sicher gesprungen.
    Auch ich bin chronisch krank geworden, nachweislich durch den Stress zu Hause. Jetzt büße auch ich erhebliche Lebensqualität ein, aber dafür leide ich nicht mehr so unter den Eltern. Ich muss sagen, mit dem Tausch kann ich leben. Lieber die Angst vor etwas, was ich mehr oder weniger kontrollieren kann, als diesen psychischen Druck und psychische Gewalt von dritten.

    Darf ich fragen, was du bekommen hat?
    Bei mir hat sich ein Grüner Star entwickelt.. Ich bekomme Augentropfen, die auch extrem schlauchen. Man mag es gar nicht glauben, bei 2 kleinen Tröpfchen täglich.

    Viele Grüße!
    Natalie

  • Hallo Ihr Lieben,

    habe einige Zeit nicht hier sein können.

    @Natalie: ich bin an Asthma und Hashimoto Thyreoiditis erkrankt. Beides Autoimmunerkrankungen. Verdacht auf eine dritte Erkrankung besteht.

    Am WE werde ich meine Eltern hier bei mir haben. Für ein paar Stunden. Ich versuche den Rahmen anzustecken, bedeutet für mich: nicht wie sonst alles durchzuputzen, Essen gibt es was, was ich gut machen kann, und wenn es gar nicht geht( also mein Vater betrunken-aggressiv ist oder meine Eltern sich nur streiten ) ich sie bitten werde zu gehen. Ob ich das mit einem Vorwand ( Migräne) oder dann mit der Wahrheit begründe , werde ich mir offen lassen.

    Vor und nach dem Besuch werde ich für mich was Schönes machen , also am Tag davor und danach.
    Mal schauen , wie es wird.

    Mir wird bewusst, dass ich nie gelernt habe Gefühle zu benennen.
    Oftmals weiss ich gar nicht, wie ich mich fühle. Erst eineige Zeit später kann ich was dazu sagen.


    Meine Mutter "verrechnet" kümmern gegen kümmern. Sprich was sie alles für mich als Kind getan hat. Die alte Leier ich habe es so gut gehabt.
    Aus einer Sicht ihrerseits stimmt das: es war kein Krieg, oder Nachkriegszeit, ich hatte einen Vater. Ich hatte ein warmes Zuhause, Essen,Trinken, Kleidung,Spielzeug.
    Sie hatte das alles nicht in ausreichenden Masse als KInd.

    Was ich nicht hatte war emotionale Zuwendung, einen Vater ,der Schutz gab, Sciherheit und Gebortgenheit .
    Das würde sie nicht verstehen.-

    Da ich kinderlos bin, meinte meine Mutter ich könne mich ja um sie kümmern, wenn sie alt seien. Dann sei ich daran das zu tun.

    Das funktioniert nicht, das kann nicht funktionieren in unserer Familie.

    Bei meinem ersten großen Zusammenbruch 1998 merkte ich, dass meine Eltern mir keine Hilfe und Unterstützung waren. Und aufgrund ihrer eigenen Probleme nicht sein konnten.
    Das ich Hilfe woanders suchen musste. Es war hart , aber es hat irgendwie funktioniert.

    Soviel für heute erstmal, liebe Grüße,

    Tjorven.

  • Hallo Tjorven!

    Die alte Leier sagst du.

    Ich sage: Die alten Zeiten sind vorbei!

    Heute hat deine Mutter ja wohl genug Kleidung und Essen, oder?

    Sie muss das alles aber nicht verstehen, wenn sie nicht möchte.

    Du musst es verstehen!
    Dich verstehen. Nicht deinen Vater. Nicht deine Mutter. Nur dich.
    Dich und deinen Körper!

    Alles Gute

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