Hallo ,
ich habe bisher fast nur gelesen im Forum bei Euch.
Mir kommt so vieles bekannt vor, ich bin Einzelkind , mein Vater trinkt schon seit ich lebe , quartalsweise quai. Dazwischen immer wieder Phasen, in denen er gar nicht oder nur sehr wenig trank. Meine Mutter ist bis heute co-abhängig. Ich bin auch co-abhängig. Obwohl ich über 25 Jahre nicht mehr bei ihnen im Haushalt lebe, bin ich in Gedanken so oft dort.
Um mich zu schützen oder zu retten, habe ich den Kontakt auf ein freundliches oberflächliches Miteinander begrenzt. Ich sehe meine Eltern nur zu Feiertagen , ansonsten alle 2 Wochen ein Telefonat.
Was mich sehr traurig macht: mein Vater verleugnet seine Sucht immer noch, selbst im letzten Jahr als ich ihn dazu bringen mussste , also überredet habe, ins Krankenhaus zu fahren, konnte er nichts zu geben. Er hatte keinen Schlaganfall, die Ausfälle kamen aufgrund seiner starken Betrunkenheit. ... Abends hatte ich ein Gespräch mit meiner Mutter, ich habe ihr gesagt,. wie ich das Problem mit dem Alkoholkonsum und seine Erkrankung sehe. Da sei kein Problem, kam wieder von ihr. Er würde nicht trinken. Ich konnte an dem Tag offen zu ihr sagen, dass ich seine Betrunkenheit und sein aggressives Verhalten nicht ertragen könnte , ebenso die Streitereien zwischen ihnen beiden. Das wäre alles nicht so., sagte sie.
Ich grenzte mich ab, sagte, dass ich so den Kontakt nicht ertragen könne.
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Es war als hätte das Gespräch nicht stattgefunden. Beim letzten Besuch hier bei mir, wurde ich wieder der seelische Mülleimer, konnte mich leider wieder kaum wehren. Sie hört nicht auf zu jammern, anzuklagen etc..
Ich kann da zigmal sagen, ich will das nicht hören. Ich bin die Tochter , keine Therapeutin oder Freundin.
Inzwischen sind meine Eltern Mitte 70. Mein Vater kann kaum noch laufen, ist sehr hinfällig, aber er trinkt weiter.
Ich sehe zu. Ich ahne was kommt, meine Schwiegermutter ist an alkoholbedingter Leberzirrose gestorben. Schwiegervater ist auch Alkoholiker, schwer demenzkrank inzwischen.
Ich weiss, was kommt....
Ich versuche mein Leben auf die Reihe zu bekommen, meine Bekanntschaften zu pflegen, was mir schwer fällt, denn ich weiss nicht, wie gesunde Freundschaften aussehen.
Ich habe immer wieder regelrecht Angstgefühle vor den Anklagen meiner Eltern, dass ich mich nicht kümmern würde. Das ich Schuld sei.
Meine Therapeutin hat mal gesagt, aus der Sicht meiner Eltern sei ich eh Schuld.
Schuld , Verantwortlichkeit ... ich war schon als kleines Mädchen verantwortlich für das Wohlergehen meiner Eltern, meinen Vater vom Trinken abzuhalten, wie so viele von uns.
Ich bin nicht verantwortlich für meine Eltern, ich bin für mich verantwortlich.
Der Kopf versteht es, aber die Gefühle eben nicht...
Ich kann nur mich retten.
Wie habt Ihr Euch das klargemacht? Die Frage klingt komisch, kann es aber nicht anders formulieren.
Liebe Grüße, Tjorven.