Frage von Co-Frau zum Thema "Vertrauen"

  • Hallo an alle,

    Ich bin seit 6Jahren in einer Beziehungen einem Mann, der ein Alkoholproblem hat. Ich bin seit zwei Wochen wieder bei meinen Eltern da ich seinen Lügen und Versprechen nicht mehr Glauben konnte.
    Nun geht er seit meinem Auszug extrem täglich zum Sport, was er vorher nur so halbscharig gemacht hat, war bei der Caritas Suchtberatung, war seither einmal (ich glaube aber gestern auch ein zweites Mal!!!) beim Trinken in seiner Kneipe. Ich weiß einfach nicht, wie ihm Glauben kann das er sich ändert oder dabei ist. Ich wollte morgen wieder heim, da ich so ja nichts in seinen Veränderungen mitbekomme.
    Wie kann ich ihm wieder vertrauen, oder lügt er mich an nur damit ich wieder Heim komme?
    Habe die ausführliche momentane Situation im Co-Abhängigen Forum geschildert und würde mich freuen das aus der Sicht eines/r Alkoholikers/in zu erfahren.
    Vielen dnk schonmal.

    Gruß Miezi

    Wer kämpft, kann verlieren.
    Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

  • Ich weiß einfach nicht genau was ich tun soll. Mir ist klar, das es mit zwei Wochen Auszug nicht getan ist, das zwei Wochen keine zeit sind, doch gestern habe ich ihm schon gesagt ich komme nach Hause zurück, dochich bin so misstrauisch ihm und seinen Versprechen gegenüber, möchte ihm allerdings auch die Chance geben mir zu zeigen was er verändert hat und wie sein Alltag jetzt aussieht.

    Gruß Miezi

    Wer kämpft, kann verlieren.
    Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

  • Zitat

    ich lese bei dir viel davon, dass du wohl etwas möchtest, was er aber nicht will.

    Was ich von ihm möchte?
    Kann ich ihm sagen:
    "Gut,ich bin jetzt wieder daheim da ich dir die Chance geben will, mir deine Veränderungen und deinen Willen nichts mehr zu trinken zu zeigen. Doch wenn ich merke das du mich wieder anlügst oder mir was verheimlichst bin ich endgültig weg!"
    Setzte ich ihn damit nicht zu sehr unter Druck? (Oh nein, diese fragest ja wohl typisch Co!!!)

    Gruß Miezi

    Wer kämpft, kann verlieren.
    Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

  • Hi Miezekatze,

    da du in diesem Bereich fragst: Ich bin 4 Monate trocken, und mein Vertrauen in mich selbst hat die Größe einer Nuss. Man (oder ich) belügt ja nicht nur andere, sondern auch sich selbst "alles nicht so schlimm" "soviel ist es ja gar nicht" Und wenn dann die Wahrheit sichtbar wird, ist ja nicht sofort Vertrauen da. Ich habe das Gefühl, dass Vertrauen wächst mit jedem nüchternen Tag, mit jeder kleinen, bewältigten Herausforderung ein winziges Stück.

    Ich habe bei dir gelesen, dass dein Partner am Anfang seines Weges steht. Vielleicht ist er auch unsicher, ob er ihn gehen soll.

    Wäre ich an deiner Stelle, würde ich mich fragen, ob ich in einem Haus mit einem schwankenden..sich mit der Frage um Abstinenz beschäftigten Mann leben will oder nicht. Ich würde auch einen möglichen Rückfall einkalkulieren. Das Ganze wirklich als Krankheit mit Symptomen betrachten. Mir vielleicht eine eigene Wohnung, selbst auch Unterstützung suchen. Es muss ja nicht gleich das Beziehungsende bedeuten.

    LG TT

  • Danke TT!
    ICH spreche nicht vom Beziehungs-Aus, er sagt immer, das wir uns, je länger ich von daheim weg bin, mehr auseinander leben und entfremden, oder so. Er will das entweder ganz oder garnicht.
    Ich schwanke so sehr hin und her, frage mich eigentlich worauf ich warte. Denn sollte er wieder trinken, was ich befürchte, bin ich definitiv weg.
    Ich glaube ihm, das er mit "Ausnahme" der (wie ich behaupte) beiden Male nichts getrunken hat, er macht mir auch den Eindruck eines starken Willens und ich sehe an ihm auch Veränderungen was durch den Sport kommt. Er geht auch in einen Selbstkontrollkurs von der Caritas und hat sich dort auch einen Suchtberater zukommen lassen zu dem er angeblich geht.

    Gruß Miezi

    Wer kämpft, kann verlieren.
    Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

  • Ja, und was möchtest du? Du könntest ja auch machen, was du willst. Du bist ja eine freie Frau, die in einer Partnerschaft lebt. Du könntest dir eine Wohnung nehmen, ihn regelmäßig sehen und dir seine Veränderungen ansehen. Falls du das willst. Du könntest ja auch sagen, wo es langgehen soll in eurer Beziehung. Da hat ja kein Beziehungspartner ein Monopol drauf.

    Ich wünsch dir/euch auf jeden Fall einen guten Weg!

  • Danke TT, ich bin jetzt ziemlich verwirrt, durcheinander und weiß, glaub ich, garnicht genau was ich will, bzw. Gehen mir meine Argumente aus, nicht nach Hause zurück zu gehen.... Fühle mich dumm...

    Gruß Miezi

    Wer kämpft, kann verlieren.
    Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

  • Hallo Miezekatze!
    Über Eure Beziehung kann ich nicht viel sagen – aber da ich Alkoholiker bin und jetzt seit etwa einem Dreivierteljahr trocken kann ich vielleicht ein paar Anmerkungen machen über das Trockenwerden, vielleicht kannst Du Dir daraus ein bißchen was rausziehen was Dir bei der Bewertung Deiner Probleme hilft. – Ich hab seit einem Dreivierteljahr nichts getrunken; aber bis ich ein stabiles Vertrauen in meine Trockenheit habe wird es noch eine ganze Weile dauern. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß ich große Teile meines Lebens umbauen muß um eine stabile und vor allem eine zufriedene Trockenheit aufzubauen und leben zu können. Das dauert eine lange Zeit und ist auch mit Frustrationen verbunden, da ich auch Dinge aufgeben mußte die mir schwergefallen sind loszulassen – z.B. soziale Kontakte die mit Alkohol zu tun hatten, liebgewonnene Gewohnheiten, die mit Trinken verbunden gewesen waren, Sichtweisen auf mich selbst, die auf Lügen (nassem Denken) basierten und so fort. Was mir dabei geholfen hat und hilft ist dieses Forum, am Anfang eine Suchtberatung, dann ein qualifizierter Entzug, eine viermonatige Langzeittherapie (stationär), eine jetzt laufende halbjährige Nachsorge (ambulant) und auch eine neunmonatige Auszeit im Beruf, denn ich mußte mich extrem auf mich konzentrieren.

    Was ich mit all dem deutlich machen möchte ist, wie schwer und kompliziert und weitreichend dieser Weg – jedenfalls für mich – ist. Es ist sicher positiv, daß Dein Freund begonnen hat Sport zu machen. Gerade auch für sein Körpergefühl. Aber die Tatsache, daß er zumindest einmal in seiner Kneipe war um zu trinken läßt mich vermuten, daß er die Tragweite des Entschlusses, wirklich trocken zu leben, noch nicht viel begriffen hat. Auf mich macht es ein wenig den Eindruck, als setze er dies und das in Bewegung um Dich zu halten – aber das reicht nicht, er muß es FÜR SICH SELBST wollen und tun und dieses Handeln beginnt nicht mit Sport, sondern mit einem trockenen Leben, in dem er alles was mit Alkohol zu tun hat aus seinem Leben entfernt. Alles andere gleicht dem Versuch, ein Haus zu bauen und mit dem 1. Stock anzufangen ohne ein Fundament und ein Erdgeschoß zu haben. Da fällt einem natürlich immer der Schutt ins Gesicht und man erbaut am Ende garnichts.

    Wie Du mit der Beziehung umgehen solltest kann ich wie gesagt nicht sagen – da bist Du im Cobereich sicher besser aufgehoben. Aber eine Anmerkung am Rande: ob es ein Zusammenleben ist oder ein Beieinandersein auf räumlicher Distanz, das hängt nicht von ihm ab sondern von Dir; da würde ich mich nicht uner Druck setzen lassen. „Ganz oder gar nicht“ – das gilt fürs Trockenwerden. Nicht für Beziehungen.

    Ich hoff Dir hilft das etwas. Tu was für Dich selbst, das solltest Du Dir wert sein! LG Frank

  • Hallo miezekatze,

    Veränderungen vollziehen sich nicht innerhalb von Wochen sondern in Zeiträumen von Jahren.
    Du tätest gut daran, seine ( und Deine !) Veränderung über ein Jahr zu betrachten, bevor Du eine Entscheidung ( oder eher Flucht ? ) revidierst.

    LG Jürgen

  • Wie klingt das:
    " Ich liebe dich und finde es gut, das du etwas an deinem Trinkverhalten aendern willst. Aber es sind erst zwei Wochen wo wir an uns arbeiten und bei dir erst eine Woche, in der du nicht in deiner Kneipe warst. Auch hattest du noch keine Sitzung bei dem Therapeuten von der Caritas und da ich nicht weiß, WAS dort WIE aus deinem Innersten freigesetzt wird und wie du damit umgehst möchte ich alles erstmal so belassen, wie es ist.
    Ich habe mir seit gestern Abend intensiv Gedanken darueber gemacht. Ich möchte nach wie vor Kontakt mit dir, sei es das wir uns Treffen, telefonieren, skypen und auch sonst Zeit miteinander verbringen. Doch den Alltag gemeinsam jetzt wieder so zu verbringen wie vorher halte ich für zu verfrüht."

    Gruß Miezi

    Wer kämpft, kann verlieren.
    Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

  • Hi!


    Wenn es für mich gedacht wäre:
    Ich liebe dich....aber....kommt für mich nicht in Frage. Und dass ich in meinem Innersten was finden könnte, was dir nicht passt auch nicht.
    In den Zeilen steht kaum was über dich. Nichts über dein Inneres!

    Wieso glaubst du, dass du den Typen liebst?

    LG

  • Ich meinte ja nicht, das ich wissen will was in ihm vorgeht sondern das ihn das wieder so belasten würde das er wieder zum Trinken geht, und davor möchte ich mich schützen. Er hat ja schonmal angefangen, in sich zu 'wühlen' warum er trinkt und was er alles hinunter geschluckt hat (im wahrsten Sinne) hat ihn selber erschreckt, doch konnte er damit nicht umgehen.
    Ich will einfach, das er erstmal anfängt, sich dem Therapeuten und sich selber zu öffnen, und gemeinsam mit dem anfängt das zu verarbeiten. Ich bin für ihn da, das soll er wissen.

    Gruß Miezi

    Wer kämpft, kann verlieren.
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  • Hi!

    Das habe ich schon auch so verstanden, ja. Nur, wieso bist du für ihn da, wenn er ganz woanders ist. Beim Trinken, bei sich, beim sich Fürchten vor sich selbst....oder sonstwo, wo, wo du nicht bist?

    LG

  • Sorry, versteh ich irgendwie nicht so.
    Meinst du, er soll bei mir sein und sich nicht in seinem Problem verstecken?
    Erklär es mir

    Gruß Miezi

    Wer kämpft, kann verlieren.
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  • Hmm, überlege Grade ob ich sowas schon mal hatte... Aber kapier ich trotzdem nicht, dann würde er mich ja einengen.
    Und wie soll das gehen wenn ich nicht daheim bei ihm bin?

    Gruß Miezi

    Wer kämpft, kann verlieren.
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  • Es gibt viele, die ein Leben lang zusammen leben, und nicht wissen was ich meine.
    Jetzt engt er dich ein, jetzt drehst du dich um ihn und denkst an ihn obwohl er nicht da ist.
    Wäre er wirklich da gewesen, würdest du wohl gerade innerlich lächeln und dennoch was tun, was nichts mit ihm zu tun hat, weil er eben jetzt nicht da ist.
    Da er dich so auch nicht hinhalten würde, bräuchtest du dir auch keine Gedanken machen über morgen = glücklich!

  • Mietzekatze....
    mit "bei Dir sein" ist nicht gemeint, auf den selben 4 qm rumzuhaengen.
    "Bei Dir sein" ist, sich ohne Hintertuerchen aufeinander einzulassen. Unabhaengig von der Zeit/Haeufigkeit, die man raeumlich zusammen verbringt.
    Einer, der trinkt ist NIE beim Anderen, obwohl er da ist.
    Er ist:
    - in der Kneipe
    - zu Hause, aber geistig nicht voll da
    - hat einen Kater und ist misslaunig
    - schon voller Vorfreude auf den naechsten Abend in der Kneipe
    ....
    usw.
    Also nie bei Dir.....auch wenn er da ist.
    Lindi

  • Natürlich wünschte ich mir, er würde ein bisschen mehr um MICH kämpfen. Es wäre schön wenn er zumindest mal hier bei meinen Eltern vor der Türe stehen wuerde um mich wieder zuholen, doch er will nicht herkommen und meine Eltern sehen, dazu ist er zu stolz, denen will er nicht unter die Augen treten. Er hat sich jetzt auch nicht mehr gemeldet, obwohl ich irgendwie das Bedürfnis nach daheim habe.

    Gruß Miezi

    Wer kämpft, kann verlieren.
    Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

  • Stattdessen liegt er lieber daheim auf der Couch und schaut TV, da er mich ja nicht mehr fragen wird wann und ob ich heimkomme, habe ja gestern gesagt ich komme nach dem Fruehstueck, was aber sicher schon vorbei is, das müsse ich wissen er fragt nicht mehr! Sagte er mir ganz ruhig und trocken.
    Also soll ICH mir überlegen, ob ich heimgehe...
    Hallo? Wie wuerde ich denn erwartet werden? Wenn er am Telefon schon so gleichgültig ist wird er nicht freudig mit erhobenen Armen an der Türe stehen und mir beim reintragen helfen.
    Es wuerde nur ein, ach bist du jetzt wieder daheim und wie soll's jetzt weitergehen...

    Gruß Miezi

    Wer kämpft, kann verlieren.
    Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

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