Hallo Forum,
die interessanten Ausführungen von Kaleu zu seinen einzelnen Trockenjahren fallen bei mir just in eine Phase, in der ich mir viele Gedanken gemacht habe, wie es denn nun weitergeht.
Meine Abstinenz steht inzwischen auf einem recht stabilen Fundament. Selbst Ausnahmesituationen rufen bei mir kein Verlangen mehr hervor, sich die Probleme wegzusaufen.
Trotz allem hat sich bei mir seit ein paar Wochen eine gewisse Unzufriedenheit eingestellt...trotz Training, trotz konkreter Ziele, trotz gewisser Freiheiten in der Zeitgestaltung.
Ich habe viel gelesen, auch hier im Forum und v.a. sehr viel nachgedacht. Und ich komme zu dem Schluß, daß mein Leben endlich eine klare Struktur braucht. Bisher war ich da eher recht chaotisch unterwegs, fand Strukturen und Rituale eher spießig und langweilig.
Inzwischen bin ich drauf gestossen, daß ich in der Tat viel ausgeglichener bin, wenn mein Tag strukturiert abläuft...selbst in Phasen, in denen ich eigentlich die Seele baumeln lassen könnte und man auf den ersten Blick überhaupt keine zeitliche Strukturierung bräuchte.
Meine Ernährung habe ich inzwischen weiter umgestellt. Ich habe mir da inzwischen einiges an Wissen über gesunde Ernährung angelesen, nun gilt es, dieses Wissen umzusetzen.
Teil meiner Strukturierung wird es z.B. sein, jeden Tag um diesselbe Zeit aufzustehen...auch am WE. Das hatte ich schon mal eine zeitlang so durchgehalten, aber jetzt in der ruhigen Winterphase wieder schleifen lassen.
Nach dem Aufstehen werd ich mir jetzt grundsätzlich erstmal ein Müsli zum Frühstück gönnen, anstatt einer Gauloises und einem Kaffee. Dieses werde ich am Frühstückstisch einnehmen, anstatt zwischen Raucherzimmer und Büro. Sich einfach die Zeit nehmen, um bewußt zu essen, nicht zwischen Tür und Angel.
Geplant ist auch, nach dem Frühstück täglich einen kleinen Lauf einzubauen...so um die 5-8 km.
Mein Training läuft recht gut, seitdem ich mir selber etwas Druck genommen habe. Ich habe meine Steigerungen reduziert, nehme mir also mehr Auszeiten, um in Ruhe Fortschritte machen zu können. Die Ruhephasen hab ich dementsprechend verlängert. Mein Körper dankt mir das mit weniger Muskelkater und weniger Verspannungen.
Seit ein paar Wochen spiele ich mit meinem Vater und ein paar anderen Leuten jeden Donnerstag 90 Minuten Fußball in der Halle...das ist eine schöne Abwechslung und inzwischen fast so eine Art Ritual wie bei Correns mit den Brezeln. Es hat sich einfach so ergeben.
Mein Kleiner hat vor zwei Wochen angekündigt, sich ne eigene Wohnung zu suchen. Das hat mich zuerst einigermassen geschockt, denn ich hab zunächst nicht verstanden, warum. Komischerweise war ich direkt etwas eingeschnappt, hab relativ stur reagiert und nur gesagt, er solle das dann halt machen.
Inzwischen ist mir klar, daß es für ihn einfach wichtig ist, endlich auf eigenen Füssen zu stehen, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, ohne daß ich ihm da Ratschläge gebe oder ihm einen Teil der Arbeit abnehme. Ich kann ihn inzwischen verstehen und unterstütze sein Vorhaben.
Ein seltsames Gefühl ist es trotzdem irgendwie. Man spürt, daß sich was verändert und hat den Eindruck, keinen Einfuß darauf zu haben...das stimmt allerdings so nicht.
Man kann z.B. dem Sohnemann zeigen, daß man seine Entscheidung einfach akzeptiert und seine Bedürfnisse ernstnimmt. Letztendlich will man ja eh nur, daß es ihm gutgeht.
Euch allen ein schönes Wochenende und ne schöne Zeit
Schönen Gruß
Andreas