12ter Tag ohne und offen erster hier...

  • Hallo alle Miteinander,
    heute Morgen fand ich ja den Mut (seitdem ich seit Jahren sehr oft und sehr lange hier gelesen habe) mich auch einzubringen. Es stimmt lt. Baustein - es kommt ein Tiefpunkt der wach macht und der hat nichts mit den anderen guten Vorsätzen der Vergangenheit zutun.

    Für mich ein grosser Schritt - offen und ehrlich hier über meinen Alkoholkonsum zu berichten, obwohl die letzten Monate der Druck des verheimlichen in mir das grösste Ziel war.
    Da ich wenig Erfahrung habe mit Internetforen o.ä. war ich seit heute morgen verwundert nach meiner Vorstellung, das ausser den Moderatoren niemand mal sagte hey schön das du da bist - so wie bei unzählig anderen Threads. Meine Selbstkritik war auf Hochtouren kann ich euch sagen. Was ist denn mit mir nicht in Ordnung - war das geschriebene nicht deutlich genug das ich sehr alleine bin in mir und ich halt nur zaghaft um Hilfe bitten kann? Tja und dann eben ging es mir auf: hey ... vielleicht musst du an anderer Stelle schreiben und dann sehen dich die anderen erst.
    Ich weiß nicht ob es für euch ankommt so wie mir die Erkenntnis aufging: ich selbst mache mir Druck ohne Ende. Sehe erstmal alles negativ und denke ich bin schuld. Und ich erkannte meine eigene Erwartungshaltung das erste Mal selber.... (und fand ich nicht gut)
    Pah ich kann es nicht genau erklären - aber da ging mir in meinem Kopf etwas auf über mich, ich sehe ein bisschen besser jetzt den Selbstkritiker in mir. Um mich herum passiert nichts schlimmes, keiner will mir was und ich leide trotzdem unter meinen Gedanken manchmal wie ein Hund. In diesen Momenten habe ich am meisten getrunken und auch in Momenten in denen ich nach der Arbeit und trotz Kinder nichts mit mir anzufangen wusste. Der Druck, manchmal Angst war einfach zu groß.
    Ich bin froh heute das "durchlebt" zu haben (obwohl es ja einfach ein Irrtum meinerseits war) - heute ist mein 12. Tag trocken und ich bin stolz auf mich das auch die inneren Grübeleien heute mich nicht in Versuchung geführt haben zu trinken - heute zu keiner Sekunde "Saufdruck" gehabt (mag das Wort nicht aber heißt ja wohl so).
    Also habt Geduld mit mir...
    Ich bin mir sicher jetzt könnt ihr endlich was von mir lesen... manchmal macht man es sich selber schwer....
    Liebe Grüße an alle die hier sind
    Einzige Tochter

  • Hallo einzige Tochter,

    dann heiße ich Dich erst einmal herzlich willkommen.
    Schön, dass Du diesen Schritt gewagt hast.

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch und weiterhin keinen Suchtdruck.
    Mit Dir ist doch alles in Ordnung, hab´ein bißchen Geduld ;-).

    LG
    Mitch

  • Hallo Mitch
    Jetzt fühle mich mich angekommen. DANKE!
    ja das Thema Geduld ist eine Lernaufgabe die ich wohl noch nicht ganz erreicht habe (grins) ... Habe immer zu viel von mir verlangt ....
    Aber wisst ihr alle was ich gerade so beim Gang durch die Wohnung gedacht habe? Hey wie toll ist das denn, es ist Samstag 18 Uhr und ich bin WACH und es geht mir gut. Es ist wirklich schön mehr Zeit zu haben...
    Lg
    Einzige Tochter (diesen Namen habe ich mir 2006 gegeben als ich darunter litt das mein Vater in den Entzug kam und ich mich so hilflos fühlte ... als ich mich anmeldete war ich als Angehörige sehr verzweifelt weil ich nichts tun konnte, ausser ihn n die Klinik zu geben und gab mir enorme Schuldgefühle und suchte im Netz Artikel die mir helfen sollten). Tja und jetzt bin ich es die Alkoholikerin geworden ist. Ich dachte es wäre falsch mich einfach neu anzumelden unter anderem Namen - es ist ja alles mein Weg. Heute verstehe ich meinen Vater um Welten besser... er trinkt nicht mehr und jetzt stehen wir uns seit 12 Tagen näher als je zuvor. Hätte die Erkenntnis nur gerne ohne eigene Sucht erlangt, aber vielleicht musste das so sein um manches verstehen zu können.
    Wie es heißt bei den Indianern: Gehe in den Schuhen eines anderen erst dann kannst du ihn wirklich verstehen.

  • Hallo Einzige Tochter,

    auch von mir ein ganz herzliches Willkommen! Ich bin auch ganz frisch hier und durfte im Januar meinen persönlichen Tiefpunkt erleben ( ich nenne ihn meine donnernde Bratpfanne auf den Schädel :wink: ).

    Wie geht es bei dir denn weiter? Möchtest du eine Therapie machen? Wie stellst du dir deine trockene Zukunft vor?

    Schreibe alles, was dir im Kopf schwirrt, frei raus. Das tut mir unheimlich gut! Es muss nicht immer Sinn ergeben, wenn es im Kopf gerade durcheinander ist, schreibe ich es auch so hin. Beim Lesen lässt es sich besser ordnen, als ohne "geschriebenen Spiegel" einfach nur im Kopf..das hab ich jetzt komisch ausgedrückt :oops: ...

    Viele Grüße und einen ertragreichen Austausch wünscht dir
    Nala

  • Hallo einzige Tochter,

    da ich nun alles von Dir lesen kann :wink: sage ich herzlich willkommen.
    Ja, sich selber mögen, dass ist eine der vielen Aufgaben, die wir auf dem Weg der Trockenheit zu bewältigen haben. Es ist nicht immer leicht, aber es lohnt sich :D

    LG Pink-Lady

  • Hallo Nala,
    danke dir für deine Worte und auch von mir für dich jetzt natürlich alle Kraft der Welt!
    Tja wie es weitergehen soll..... das ist das Wollknäuel das sich in meinem Hirn festhängt. Es war ein wichtiger Punkt für mich was jetzt passiert ist am 4.2. als ich den Punkt selber gespürt und somit alles ins Laufen gebracht habe. Familie informiert was mit mir los ist seit langem. Meine Therapeutin an dem Tag angerufen und um Hilfe gebeten, einen Tag später meine Ärztin aufgesucht. Die ersten 10 Tage stand Ruhe und Entgiftung für mich ganz oben. Seit 3 Tagen ein wenig Sport dazu. Da ich seit 20 Jahren an Depressionsepisoden leide und trotzdem immer alle Verantwortung getragen habe (mit Klinikaufenthalten, Tageskliniken, Gesprächstherapien - davon nie was abgebrochen. Auch die Charitas hatte ich aufgesucht - Suchtberatung schon 2011 als meine Therapeutin mich gebeten hatte)... tja ich weiß im Moment nicht wie es weitergehen soll. Ich möchte auch meine Kinder(14 und fast 10) nicht mehr alleine lassen - bin nämlich alleinerziehend. Tja... es wird sich zeigen - das erste mal das ich mich dem Moment hingebe (ohne Alkohol) denn ich habe mein Leben immer organisiert und geplant damit nichts ohne Sicherheit läuft und trotzdem habe ich in Liebesdingen dann nur noch Gefühlen geglaubt. Widerspricht sich ... aber ist so.
    Hm das jetzt erstmal.... versuche mit der unfertigen Planung mal zurechtzukommen. denn ich bin immer nur hinterhergelaufen alles zu erledigen und hatte dann keine Kraft mehr kreativ mein Leben zu gestalten - sicher auch das Loch in meinem Zaun das dem Alkohol auch den Weg ermöglicht hat.
    Lg

  • Hallo Pink-Lady, auch dir ein ganz liebes DANKE!
    Ja das Wort Selbstliebe begegnet mir seit einem Jahr immer wieder - je mehr ich mich mit mir auseinander setze... Ja daran werde ich arbeiten müssen...
    Lg

  • Entwirre Dein Wollknäuel ruhig Stück für Stück. Geduld ist angesagt. Nicht alles auf einmal, das stresst zusätzlich.

    Veränderungen müssen sein, ohne Frage. Aber wie sagen hier alle so schön: Schritt für Schritt :wink:

    LG Pink-Lady

  • Ja je mehr ich hier lese (und sehe ich bin mit meinen Gedanken nicht alleine) wird mir auch bewusst das ich es diesmal nicht in "8 Wochen" vom Nervenzusammenbruch bis wieder zum vollkommenen Job samt Kinder, Haushalt, "normaler Alltag" schaffe. Es fehlt eben an Kraft..
    Klar kratzt das an meinem Ego das ich jetzt wirklich zugebe auch schwach zu sein, aber das kann ich auch lernen. Als ich letztes Jahr mit einem Burnout zusammenbrach habe ich mich 4 Wochen krankschreiben lassen und bin dann von 0 auf 100 wieder (hatte 10 Tage ohne Alkohol geschafft und dann doch wieder getrunken). Damals konnte ich mir keine Auszeit zugestehen - ich merke diesmal ist es anders. Irgendwie. Ich muss halt noch meine Gedanken ich sei ein Versager jetzt wegschieben - denn das hat mit der Realität nichts zutun. Mit Hilfe annehmen tue ich mich auch schwer. Meine Mädels stehen vollkommen in Liebe hinter mir, hier bin ja bei euch und mein Papa ist für mich da. Versuche das schlechte Gewissen meinen Arbeitskolleginnen zu unterdrücken und die Angst meinen Job zu verlieren - bin ja nu alleine verantwortlich hier für alles. Aber es geht eben so wie vor dem 4.2. nicht mehr weiter. Im Juli beginne ich ja mein neues Lebensjahrzehnt und bis dahin möchte ich wieder in den Spiegel sehen können und die tolle Frau wieder sehen die mir strahlend entgegenblickt voller Neugier auf das Leben.

  • Da ich nicht weiß ob mittlerweile auch meine Worte aus dem Vorstellungsbereich übermittelt wird, hier mein Brief an euch von heute morgen, da ich ja unvermittelt einfach begonnen hatte eben hier...
    Titel: Jetzt traue ich mich auch...

    Hallo alle Miteinander....
    ich bin jetzt irgendwie aufgeregt, eine gute freudige Nervosität, weil ich mich endlich auch schriftlich hinzugesellen möchte. An dieser Stelle schonmal vielen Dank für die letzten Jahre in denen ich in Zeiten der Not viel hier gelesen habe.
    Zu meiner Person ein bisschen damit ihr eine Ahnung habt was mich umgibt.
    Ich habe mich bereits vor Jahren (genau weiß ich nicht ob es 2006 oder 2007 war) angemeldet weil ich mir sehr grosse Sorgen um meinen Vater gemacht habe. Daher auch einzige Tochter, weil er damals in den Entzug kam und da das Thema Alkohol sehr viel seit meiner Kindheit angerichtet hat und die alten Gefühle wie Angst aus Sicht des Kindes auch heute als erwachsene Frau in mir sind die durch diesen Vorfall wieder mehr als spürbar mich beherrschten suchte ich auf diesem Weg Hilfe.
    Um es kurz zu machen durch Scheidung und eine andere Liebe die mich fast um den Verstand gebracht hat über fast 4 Jahre und den Druck zwei Kinder alleine gross zu ziehen und gleichzeitig Vollzeit zu arbeiten, etc. etc. ... habe ich die scheinbare Krücke Alkohol (die böse )mehr und mehr in mein Leben gelassen, das ich am Ende je nach Tagesform 1-2 Flaschen Sekt, und manchmal noch Wein dazu trank. Nur nach der Arbeit, wenn es ging schon ab nachmittags und am Wochenende wenn ich frei hatte schon am Morgen. Puh ist schon ein komisches Gefühl es offen auszusprechen.
    Jetzt habe ich nach einem Zusammenbruch am 04.02. den Alkohol wegverdammt. Heute Tag 12 ohne. Bin krank geschrieben. Habe die Entgiftungszeit zu Hause verbracht - natürlich mit Arztwissen, nicht alleine!!! Übrigens mein Vater ist mir in dieser Zeit seit meiner Kindheit das erste Mal richtig nah gekommen, ihm konnte ich mich öffnen wie auch der Ärztin und meiner Therapeutin. Er ist übrigens komplett abstinent seit Jahren (mit 2 Rückfällen - einer von ca. 4 Wochen und einmal von 2 Tagen). Ich bin jemand dem es sehr schwer fällt Hilfe einzufordern und daher bin ich stolz heute hier offen zu sein und auch das was seit 12 Tagen geschehen ist.
    Allerdings fühle ich auch das es mit der körperlichen Entgiftung nicht getan ist. Es gäbe noch so viel zu schreiben: wie was warum... hoffe ich habe einen ersten Überblick nicht zu chaotisch umrissen.
    Ich möchte auf jeden Fall loswerden das ich jetzt schon mal DANKE sage allen die sich hier einbringen...ihr habt mir in den letzten Jahren geholfen ohne zu wissen das es mich gibt.
    Ganz liebe Grüße an alle und ein entspanntes, erholsames, trockenes (ich meine nicht das Wetter - grins) Wochenende.
    Ich für mich habe das Lesen von Büchern wieder für mich entdeckt und gestalte meine Stunden momentan ein bisschen anders als in den letzten Jahren.

  • Hallo Einzige Tochter,

    Willkommen im offenen Bereich. :)

    Der Vorstellungsbereich dient der Vorstellung und ist öffentlich nicht einsehbar. Jetzt bist du ja freigeschaltet fürs Forum und der eigentliche Erfahrungsaustausch kann richtig losgehen! :wink:

    Viele Grüße und wenn du Fragen hast, einfach stellen.

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ich wünsche allen einen wunderschönen guten Morgen, habe gerade viel in einem Thread gelesen und mir schwirrt ein bisschen der Kopf. Es war ein Thread eines Teilnehmers der es eben ganz so leicht geschafft hat abstinent zu leben - in mir bleibt ein schales Gefühl nicht so stark zu sein. Also so nach dem Motto ich bin selber schuld.... Nun die ganzen Antworten die ich lesen konnte und durfte auf der Seite haben mir gezeigt das es viele so gibt wie ich und sie helfend da sind. Ich unterschätze nicht was in mir drin ist und mich begleitet. Nochmals LG

  • Danke Karsten für deine Worte.
    Heute ist ja Tag 13 (2011 hatte ich eine Trinkpause auch schon mal von 6 Wochen, danach immer mal wieder 10 Tage.....). Jetzt gerade habe ich Angst in mir: bin ich denn wirklich bereit für IMMER abstinent zu leben? Das es nach dem 4.2. nicht so weitergehen konnte ist mir bewusst und ich mag auch nicht so weiter... doch jetzt in dieser Sekunde sehe ich den ganzen Berg vor mir.... ich habe Angst und gerade dachte ich ein Glas Sekt würde es mir jetzt in mir leichter aussehen lassen - das erschreckt mich, das macht mir Angst und es frustriert mich sehr. Denn der Gedanke kam ganz unbewusst und war wie selbst verständlich einfach da, obwohl ich darauf geachtet hatte gut zu frühstücken und schon 1 ltr. Wasser und Fencheltee getrunken habe. Den Kaffee habe ich auch wieder weggelassen wegen einer Unruhe heute morgen in mir die ich nicht verstehen kann. Klar ich MUSS mein Leben umstellen - der Job laugt mich so sehr aus.... ach man ... gestern noch fühlte ich mich so stark... aber keine Sorge etwas kaufen gehe ich nicht... würde mich aber gerne etwas leichter fühlen jetzt...

  • Ja da hast du recht. Ich weiß ja auch nicht warum das jetzt auf einmal wieder so präsent ist - klar das es nicht damit getan ist einfach nicht zu trinken. vielleicht bin ich einfach gerade so in mir, weil ich merke ich habe vielleicht doch dem Trugschluss ein bisschen gebaut eben doch einfach nur nichts mehr zu trinken. Hm. Eine Erkenntnis... tut noch weh, macht Angst weil ich Angst habe zu wenig Kraft zu haben für all die Dinge die ich ändern muss ... wieder mehr soziale Kontakte, der Job, .... etc. etc.
    So jetzt reiß ich mich zusammen und koche für mich und meine Mädels was schönes, räume auf und Sport wollte ich auch machen (obwohl der Schweinehund in mir es mir schwer macht - bin nämlich ein Sportmuffel).
    Ich glaube ich habe Angst IMMER jede Sekunde auf mich und meine Gedanken aufpassen zu müssen - das erscheint mir heute als riesen Belastung. Obwohl einen Lichtstreifen habe ich doch eben erlebt, das Telefon ging und spontan begegne ich heute abend kurz meinem Ex- Mann.... da wurde mir bewusst das ich ja nix mehr zu verbergen habe: sonst musste ich schon planen wie und ab wann ich nichts mehr trinken darf, Zähne putzen, nicht zu nah kommen am besten nochmal vorher duschen, lüften. Das brauche ich ja gar nicht denn ich trinke ja nix. Das war schon ein bisschen befreiender und machte ein bisschen Ruhe. Sonst wäre ich jetzt schon angestrengt bis heute abend... um die Zeit an einem Sonntag hätte ich sicher schon die zweite Flasche Sekt intus (so hart für mich es auszusprechen hier und auch voller Scham) aber so war es bis vor 2 Wochen. Es ist immer noch fremd für mich die Wahrheit jetzt so "locker" aufzuschreiben, die Wahrheit die ich selber nicht sehen wollte - klar mitbekommen habe ich das auch...

  • Hallo einzige Tochter,

    oft denke ich, wir haben nur nicht gelernt, mit den sogenannten „negativen“ Gefühlen umzugehen in dieser westlichen Hemisphäre.
    Angst und Trauer z.B. sind genauso starke Gefühle wie Liebe und Freude – man muss sie sich „nur“ (leichter gesagt als getan) zunutze machen können.

    Meine Ängste lassen mich wachsam und aufmerksam bleiben und schützen mich auf diese Art.
    Abstinenz verläuft bei jedem Menschen anders und ist nicht vergleichbar. Ich freue mich für Andere, denen es offenbar so leicht fällt, versuche aber, in diesem Punkt ausschließlich bei mir zu bleiben.
    Ich habe jahrelang Körper und Geist mit Alkohol vergiftet – ich werde mir jetzt auch die Zeit zugestehen, in Ruhe zu heilen, nötige Veränderungen vor- und anzunehmen und mich nicht auch weiterhin durchs Leben prügeln, um irgendwelchen obskuren Anforderungen gerecht zu werden, die ich noch gar nicht erfüllen kann. Ich widme mich jetzt meiner Krankheit, da ich ja auch nicht versuchen würde, mit einem gebrochenen Oberschenkel morgen schon die Vorbereitungen zu einem Marathon anzuleiern.

    Ein ganzes Leben abstinent? Ich habe vor Jahren auch jeden Menschen ohne Suchtkrankheit gebeten, sich in diesen Gedanken einmal hinein zu versetzen.
    Niemand konnte sich auch nur annähernd mit diesem Begriff „für immer und ewig“ abfinden.
    Das ist menschlich und völlig in Ordnung.
    Da ich diese Erfahrung gemacht habe, halte ich mich nun wieder an die für mich übersehbare Zeitspanne von 24 Stunden: Für diesen Moment, für die nächsten Stunden, für diesen Tag will ich für mich sorgen und alles tun, um nicht trinken zu müssen. Der Notfallkoffer hilft dabei, der sogenannte Plan B.
    Und so erarbeite ich mir Tag für Tag, bis ich die Frage nach der „Ewigkeit“ nach hinten stellen kann und sie auf diese Weise ihre Bedeutung verliert, weil :D ich in der Zwischenzeit doch längst bemerkt habe, wie intensiv ich wieder Freude empfinden kann und wie viel leichter es mir fällt, schwierige Situationen zu meistern, wenn ich mich nicht ständig selbst ins Abseits katapultiere und total wegbeame.

    Sei bitte nicht so streng mit Dir, denn es ist nicht nur gefährlich, immer nur für Andere zu springen und deren Bedürfnisse erfüllen zu wollen, sondern auch, sich selbst zu überfordern.

    Vielleicht kannst Du ja diesen Sonntag bereits nutzen, um Dein Notfallköfferchen zu packen und Dir zu überlegen, was Dir helfen würde, Dich leichter und besser zu fühlen, ohne trinken zu müssen.

    Gruß
    Mitch

  • Hallo Einzige Tochter!

    Hast Du was feines gekocht für Euch? :wink:

    Zitat

    Ich glaube ich habe Angst IMMER jede Sekunde auf mich und meine Gedanken aufpassen zu müssen

    Das musst Du bestimmt nicht.Da kannst Du ja gar nicht mehr richtig und spontan denken ohne Dich ständig zu hinterfragen.

    Aufpassen schon,aber nicht jede Sekunde und ständig.Wenn Du ehrlich zu Dir selber bist merkst Du in welcher Richtung Deine Gedanken und Gefühle gehen.So wie ich Dich bis jetzt gelesen habe bist Du wirklich ehrlich zu Dir selber.

    Mit der Zeit habe ich eine Achtsamkeit entwickelt die mir sehr gut tut.
    Ich passe auf mich und auf meine Umgebung auf,ich bin einfach aufmerksamer geworden.

    Du wirst das bei Dir selber auch erleben dürfen.
    Freu Dich auf ein Leben das immer interessanter und farbiger wird!

    Herzliche Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Vielen lieben Dank für die mich aufmunternden Antworten! Ich fühle wie gut es ist das ich mich offen hier austauschen kann. In der Vergangenheit habe ich mich ja trotz Gesprächstherapien und 2011 mehrere Gespräche in der Suchtberatung wie ich jetzt merke immer nur alleine um mich und meine Gefühle/Gedanken gekümmert. Ich sehe jetzt das ich trotz der Vorgänge in mir drin doch nach außen versucht habe die Stärke in mir nur zu leben. Es tut gut hier Hilfe und Zuspruch zu bekommen. Ich habe mich die letzten 2 Jahre auch im berauschten Zustand sehr versucht mich zu hinterfragen, weil ich dachte ich muss mich doch endlich kennenlernen wer ich einfach bin. Wollte nicht mehr einfach nur den aus meinen Augen gestellten und zu erfüllenden Aufgaben hinterher laufen. Ich glaube vielleicht habe ich mir zu viel zugemutet, da ich auch schonungslos alle Traumata wieder offen zutage gefördert habe.
    Mitch`s Worte sind sehr nah bei mir angekommen und ja alles das stimmt... vor allem mit dem selbst überfordern... meine Therapeutin sagt das das normale Stoppschild die rote Ampel in mir aus ist oder eben gar nicht da und ich meine um Liebe oder Anerkennung zu bekommen müsse ich perfekt sein und Leistung zeigen. Viel Selbstliebe ist nicht in mir.
    und das macht mich so traurig, denn ich weiß das ich gar nicht so scheiße bin und andere mögen mich auch sehr... warum kann ich das alles nur nicht sehen oder vielmehr wirklich mit Bestand fühlen?
    Heute zumindest habe ich versucht meinem Inneren zu folgen.... also gekocht (Biokartoffeln mit lecker Biorindergulasch mit Sosse aus Möhren, Lauchzwiebeln und nen leckeren Salat einem Dressing leicht säuerlich mit frischer Zitrone, hm war richtig lecker (ich hab ja jetzt täglich Geld gespart durch mein nicht mehr trinken - da hab ich es in den anderen Genuss investiert). Danach habe ich gefühlt wonach mir ist - ohne auf meinen To do Zettel zu gucken was ich noch machen müsste. Und? ich hatte Kopfschmerzen - weil hier das Wetter von 0 auf fast 10 Grad geschnellt ist und habe mich hingelegt und bis eben geschlafen. War wohl doch kaputt wie ich jetzt feststelle - klar habe ich ein schlechtes Gewissen wegen dem ausgefallenen Sport und weil ich hier nichts nachweisbar gemacht habe. Aber der Schlaf tat gut und ich gehe gleich auch wieder ins Bett.... Morgen steht mein Gespräch mit meiner Therapeutin an und wir wollen über meine Jobsituation reden...
    Mal sehen.... die 24 Std. Einheit nimmt einem wirklich den Druck .... Lg... die Schlafmütze geht sich jetzt wieder einkuscheln.

  • Guten Morgen...
    heute morgen bin ich wirklich stolz auf mich und auch erstaunt... denn gestern war ein Tag wo ich mehrmals mehr in Versuchung war um endlich aus dem Gedankenkreisen zu kommen. Dafür hatte ich den Alkohol stets eingesetzt... um mal nicht mehr zu denken. AAAAAAber ich habe widerstanden meinem Druck nachzugeben.
    Könnte mir jemand ein bisschen Hilfe geben was ich alles in meinen Notfallkoffer packen könnte? Komme mit eigenen Ideen nicht weiter. Auch bitte wie ich einen strukturellen Tagesplan entwickeln kann wenn ich täglich wechselnde Arbeitszeiten habe. ? Vielen Dank vorab schonmal von mir und liebe Grüße

  • Liebe ET!

    Da ich erst vor kurzem was "Neues" in meinen Koffer gepackt habe, schreibe ich dir mal, was so bei mir alles drin ist :wink: !

    Also - seit ein paar Tagen meine Gitarre (da übe ich jetzt wieder :lol: );

    .) das Forum
    .) ein Spaziergang mit der Kamera
    .) die Telefonnummer von meinem Mann
    .) mein Thread (von Anfang an)
    .) ein Fotoalbum
    .) Briefe meiner Kinder
    .) viel Wasser trinken
    .) noch mal das Forum - EKA

    Es ist mir zum Glück erst einmal wirklich so gegangen, dass ich Saufdruck hatte. Das war in einer Situation, wo ich was Kratives machte, und früher dabei immer getrunken hatte.
    Später machte genau die selbe Situation gar nichts mehr mit mir.

    Das "Ablenken" hat in der Situation geholfen, aber die vielen Gedanken über das "warum?", und der Austausch hier im Forum hat nachhaltig gewirkt.

    Es ist manchmal gar nicht so leicht, wie man vielleicht glaubt. Aber man kann gut gerüstet sein :) .

    Ich war nach der "gefährlichen Situation" nicht stolz auf mich, nur froh!!!

    Alles Liebe dir!
    Grüße, Prinzessin?

    Fini

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