Rückfallgeschichten

  • Hallo !

    Zitat von Karsten

    ... irgendwie würde ich mir auch wünschen, dass rückfällige Alkoholiker sich nach erneuter Abstinez hier wieder zu ihren Rückfällen äußern würden...

    Erfüllen wir doch mal Karstens Wunsch und sammeln Erfahrungen:

    Wie kam es zu Euren Rückfällen ?

    Kam das plötzlich oder baute sich da was auf ?

    Außerdem: Wie und auch wie schnell habt Ihr den Absprung wieder geschafft ?

    Was hat sich danach geändert ?


    Vielleicht ist es in diesem Thread ausnahmsweise möglich, die Beiträge der anderen, die ja eine bestimmte Lebensphase beschreiben, unkommentiert stehen zu lassen und wirklich nur von eigenen Erfahrungen zu schreiben. Es soll hier nicht darum gehen, mit den Fingern nochmal in die Wunde zu drücken. Wer da Bedarf hat, kann dies ja in seinem eigenen Thread machen. Einverstanden ?

    Ich freu mich schon sehr auf Eure Beiträge !!!

    Grüße
    Tina

  • Na dann liebe Tina ...

    ... mach ich mal den Anfang; auch wenn ich meine Rückfallgeschichte gefühlt schon mindestens 30 mal erzählt habe und schon fast Angst habe, damit allen auf den Senkel zu gehen. Aber ich werde nicht müde von meinen Erfahrungen zu erzählen ... vielleicht kann ja jemand was für sich dabei rausziehen. Und wenn nicht, hab ich`s für mich mal wieder aufgedröselt :wink: . Leider kann ich es nicht gut in diese vier "Unterthemen" gliedern.

    Meinen Rückfall baute ich vier Tage nach meinem zweiten Trockengeburtstag ... habe mich irgendwie noch über dieses Jubiläum rübergeschleppt. Ich mag es jetzt nicht mehr nachlesen, aber ich schätze mein Rückfall hat sich mindestens über zwei, drei Monate intensiv aufgebaut. Vielleicht auch schon seit meinem damals ersten trockenen Tag?
    Ich bekam bis zum Rückfall das Gefühl nicht aus dem Kopf, Trinken hätte was mit Erleichterung zu tun. Ich träumte von dem ersten erleichternden Schluck ... wie er mir früher Erleichterung von den Entzugserscheinungen beschert hat.

    Ich und alle im Forum sahen damals den Rückfall auf mich zukommen. Er war beileibe keine Überraschung. Doch noch heute kann ich nicht sagen, wie ich ihn wirklich hätte verhindern können. Wochenlang habe ich gestrampelt und mich versucht zu wehren; hab gejammert, geschimpft, geweint und geflucht. Aber da war der Gedanke schon zu tief in meinem Kopf - das Gefühl, anders keine Erleichterung zu erreichen. Ich glaubte, wenn ich mich nur genug tief damit auseinandersetzte, wenn ich meine Begierde analysiere und die Rückfallsituation x mal im Kopf durchspiele, durchschaue ich es und kann ihn verhindern. Ich wollte es logisch entschlüsseln und lösen. Doch ich liess dadurch den Alk immer weiter in meinen Kopf, in meine Gedankenwelt. Ich glaube heute, ich hätte mich früher einfach ablenken sollen; mich nicht so tief in den Rückfall hineinfühlen wollen. Ich dachte, wenn ich es mir nur schrecklich genug vorstelle, vergeht mir die Lust darauf ... aber in jeder Vorstellung rann dieser erleichternde erste Schluck die Kehle runter.

    Es stand ein Zahnarzttermin an .. und ich muss sagen, ich war damals echt Angstpatientin ... und kam damit einfach nicht klar. Da holte ich mir dann noch kurz quasi die Absolution meines Freundes ein, der ja eh immer dachte, ich könnte es schon kontrollieren, wenn ich nur wollte :roll: . Und das Bier war im Einkaufskorb und schon bald der erste Schluck in meiner Kehle. Und weisst Du, was das besch.ssendste und gleichzeitig für mich allerbeste daran war? Es stellte sich in keinster Weise eine Erleichterung ein. Es war ein Sch.issgefühl von Anfang an. Trotzdem trank ich meine paar Büchsen. Das schwammige Gefühl ekelte mich dann aber so an, .... entschuldigung jetzt wird`s eklig .... dass ich mit aller Kraft versuchte, mich zu übergeben, um diesen Dreck so schnell wie möglich wieder aus dem Körper zu bekommen.

    Mir war augenblicklich klar, dass es nicht das ist, was ich wollte, erwartete, ersehnte und suchte - es gab mir genau das Gegenteil. Ich ging ins Forum und wurde da aufgefangen (mit sehr einfühlsamen, aber auch sehr direkten Worten ... ich wurde nicht geschont, darüber bin ich heute dankbar). Seit dem Tag darauf trank ich keinen Schluck mehr ... unterdessen über vier Jahre zufrieden. Ich hatte seither keinen Druck mehr, weil ich mir dieses elende schale Gefühl, welches ich während dem Rückfall hatte, jederzeit in Erinnerung rufen kann, wenn eine Stimme in mir sagt, Alkohol könnte doch irgendetwas positives bringen.

    Ich bemühe mich seither, Alkgedanken nur bis zu einem gewissen ganz kleinen Grad zuzulassen. Sobald ich merke, sie nehmen immer mehr Platz ein, versuche ich mich auf Biegen und Brechen abzulenken. Alkgedanken sollen sich in MEINEM Kopf nicht mehr breit machen dürfen.

    Naja, ob das jetzt eine Hilfe war, sei dahingestellt. Aber ich fühlte mich angesprochen :wink: .

    Liebe Grüsse, liv

    Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden ...

  • Danke Liv, ich find es wichtig und Du beschreibst es sehr offen und nachvollziehbar. Über Rückfall kann ich eigentlich nicht schreiben, bis ich hier aufschlug waren es ja nur Trinkpausen, die ich wieder unterbrochen hab. Erst jetzt, nach fast 2 Jahren könnte ich von Ruckfall reden, wenn ich wieder trinken würde. Konjunktiv..aber diese Sucht ist tückisch und ich habe einen Heidenrespekt davor, wichtig das nicht zu vergessen, wenn ich mich zu sicher fühle. Ich bin und bleibe Alki und ich weiß nie ob ich einen Rückfall überleben würde, mein früheres vollmundig getöntes Lebensmotto" no risk no fun " das finde ich heute nur noch bescheuert..consuela

  • Kann bitte ein Moderator/in den Namen in Liv ausbessern und einen Doppelbeitrag löschen..? Sorry und danke..ich glaub ich Brauch Schlaf..

    --> Edit erl, Tina. Schlaf gut, Consuela :wink:

  • Hallo !
    Danke liebe Liv für Deine Geschichte. Ganz sicher ist sie hilfreich !!! Es zeigt mir zudem, dass es wichtig ist, auch zu einem Rückfall zu stehen und ihn als solches zu betrachten. Keine Verniedlichung oder Verharmlosung frei nach dem Motto "Es war doch nur ...".

    Wann ist ein Rückfall denn eigentlich ein Rückfall und wann wird nur eine Trinkpause beendet ? Ist es nicht so, dass jede Abstinenz erstmal gedanklich auf Dauer ausgelegt wird ? Das es nur eine Trinkpause war, stellt sich doch immer erst hinterher raus. Oder liege ich da falsch ?

    Wie dem auch sei, es wäre toll, wenn sich auch andere noch trauen über ihre Rückfälle/Trinkpausenabschlüsse zu berichten :wink:.

    Grüße
    Tina

  • HalloTina,

    ich habe etwa 4 Wochen nachdem ich zum letzten Mal Alkohol getrunken habe, hier im Forum - im geschützten Bereich - meinen "Rückfallbericht" geschrieben und eingestellt. Warum ich zunächst gezögert habe, ihn hier in diesem Thread zu wiederholen, weiß ich nicht, ich sehe keinen relevanten Grund dafür, diesen Teil meiner Geschichte zurückzuhalten. Ich übernehme den Text vom 6.8.2012 bis auf die ersten paar Zeilen, die mir zu personlich sind (und korrigiere auch keine Schreibfehler :lol: )

    Vor etwa 20 Jahren hörte ich nach einem Suizidversuch für 12 Jahre auf zu trinken...
    --- Mein Leben begann angenehm zu werden, ich begann mich wohlzufühlen, auch in meiner Haut wohlzufühlen, hatte ein sehr schönes soziales Umfeld, die alle von meiner Alkoholabhängigkeit und einige von der schlimmen Zeit wussten.
    Ich erlebte in diesen 12 Jahren viel Lebensglück und Lebensfreude, Leidenschaft und Lebendigkeit. Dass das mal für mich möglich sein würde, hätte ich nie für möglich gehalten.

    Wann begann der Rückfall?
    Mit Sicherheit nicht beim ersten Glas.

    Es war klar, dass ich nicht mehr trinken wollte. Ich bin auch einige Jahre zu den AA gegangen, bis ich gemerkt habe, dass ich an einem Punkt war, an dem ich mich nicht mehr weiter entwickeln würde, bliebe ich weiter da. Auf mich wirkte das Leben der meisten AA-Freunde fad, farblos, leblos.

    Meine Therapeutin sagte dann mal dazu, das wäre auch nicht die Form der Selbsthilfe, die ich brauchen würde, und sie ist auch der Meinung, dass wir beide irgendwann mal ein Gläschen Sekt zusammen trinken würden, weil sie glaubt, dass ich, so wie ich mich entwickelt habe, durchaus dann mal kontrolliert trinken könnte. Ich wusste genau, wie falsch diese Aussagen waren und dass sie nicht wirklich viel Ahnung über Alkoholismus hatte, ließ mich von ihr auch nicht irritieren, doch gehört habe ich das gerne, was sie sagte.

    Ich erwähne dies hier nicht, um Verantwortung abzugeben, nein, ganz und gar nicht, ich erwähne es, weil es in die Sammlung der Dinge, der Gegebenheiten gehört, was meinen Rückfall betrifft. Das Wichtigste im letzten Abschnitt ist der Satz: doch gehört habe ich das gerne.

    Ich denke mal, hier hat meine Überheblichkeit ihren Anfang genommen, denn ich dachte nämlich auch noch – gut, dass sie das nicht zu jemandem Anderen gesagt hat – denn ich weiß ja damit umzugehen.

    Ich habe viel für mich getan, ich habe gelernt, für mich zu sorgen und meine Bedürfnisse ernst zu nehmen. Auch nach der Trennung von den AA habe ich Trockenarbeit geleistet.

    Aber es gab eben auch die Verantwortung meinen Kindern gegenüber. Die Kinder waren relativ regelmäßig alle zwei Wochen für einen Tag bei ihrem Papa, der zwar Unterhalt (normalerweise) bezahlte, sich jedoch sonst um nichts, was die Kinder betraf, gekümmert hat.

    Nachdem ich mich stabil genug fühlte, bewarb ich mich und bekam auch sofort den gewünschten Arbeitsplatz. Ich glaube, es gab kaum jemand, der diese Entscheidung verstanden hat, denn ich hätte es mir noch einige „gutgehen lassen“ können, ohne zu arbeiten, das wollte ich aber nicht auf seine Kosten.
    Etwa nach etwa einem halben Jahr nach der Klinik habe ich wieder gearbeitet.

    Ich kann zwar gut verstehen, dass ich meine Unabhängigkeit wollte, aber in meinen Augen war das falscher Stolz.

    Es ging mir gut, ich hatte meine Werkzeuge gefunden, wie ich so leben konnte, dass es mir und meinen Kindern gut gehen konnte.
    Wenn es mir gut geht, habe ich eine Fülle an Kraft und Energie, so fühlt sich das an und ich beschrieb das oft so: ich sitze an einer Quelle, aus der Energie fließt und fließt und ich kann schöpfen und schöpfen. Manchmal empfand ich diesen Segen schon als Fluch, weil ich kein gesundes Maß hatte.

    Was ich damit sagen will ist, dass ich bereits nach einem halben Jahr wieder gearbeitet habe, war zu früh, auch wenn es mir gut ging und es noch über 11 Jahre gedauert hat, bis ich wieder getrunken habe.
    Auch wenn ich für mich gesorgt habe, umsichtig war, achtsam war, auf meine Bedürfnisse geachtet habe, habe ich mir durch die permanente Ausbeutung meiner Kraft sehr geschadet.

    Ich habe eine unmenschliche Stärke entwickelt, die nichts aber auch gar nichts mit Demut zu tun hatte, eine Stärke, mit der ich mir unweigerlich damals den Weg zum Rückfall geebnet hatte.

    Warum ich nicht viel früher getrunken habe, mag vielleicht jemand fragen? Ich habe mein Leben genossen, war erfolgreich in meinem Beruf, habe noch eine weiter Ausbildung gemacht, habe für meine Kinder gesorgt, Haushalt, Hund, Katzen. Ich habe viel Bestätigung bekommen, die meiner Seele guttat. Bestätigung für diese weitere (tolle) Ausbildung, die ich nebenbei machte, Bestätigung auch, weil ich es geschafft habe, einen katastrophalen Tiefpunkt so gut zu überstehen und mir so ein gutes Leben aufzubauen. Ich war die Vorzeigeklientin meiner Therapeutin.
    Ich habe wieder begonnen, Anderen zeigen zu müssen, wie toll ich bin, was ich alles kann, was ich alles auf die Reihe bekomme, welche Fähigkeiten ich habe…

    Allerdings habe ich das auch irgendwann bemerkt, aber da war der vollbeladene Karren schon nicht mehr aufzuhalten.

    Nun kommt noch der absolut klassische Fehler dazu. Ich hatte wieder eine Beziehung, in der ich mich wohlfühlte… ich habe diesem Mann gesagt, dass ich keinen Alkohol trinke. Ich habe den neuen Freunden und Bekannten gesagt, dass ich keinen Alkohol trinke. Ich habe nicht gesagt, dass ich trockene Alkoholikerin bin.
    Ich weiß, es ist krass. Krass? Nein, ich habe mich längst vorher nicht mehr ernst genommen.

    Irgendwann kam es eben dann zu dem einen Gläschen Sekt. Jeder oder die meisten von uns wissen, dass es keine Kunst ist, nach diesem ersten Gläschen wochenlang kein weiteres zu trinken. Es gab dann irgendwann in meinem Haushalt wieder Alkohol für Gäste – weil ich darüber stehe, der Alkohol kann mir ja nichts anhaben. Das ging auch eine ganze Weile gut. Sehr gut sogar. Es ging gut, bis der Tag kam, an dem mir etwas sehr nahe ging, eigentlich völlig egal, wenn es nicht dieser Grund gewesen wäre, wäre es jener gewesen. Ich trank alleine an meinem Geburtstag eine Flasche Sekt. Ich hatte allen Freunden gesagt, ich möchte mit meinem Freund alleine feiern, und der war dann so müde, dass er nicht feiern konnte… Was natürlich ein „sehr verständlicher und gut nachvollziehbarer Anlass“ war…
    Am nächsten Tag war ich komplett geschockt und ich hatte wochenlang regelrecht Albträume, dass ich wieder trinken könnte.

    Es hat langsam begonnen, es hat langsam zugenommen, es gab immer wieder Pausen, auch eine von einem Jahr, es wurde immer schlimmer, aber das muss ich ja hier niemandem erzählen.

    Ich habe viel zu schnell den Respekt vor dieser Krankheit verloren,
    Überheblichkeit, auch Oberflächlichkeit (auch wenn ich das in Bezug auf mich nicht hören mag), Selbstüberschätzung, Unehrlichkeit (vor allem mir selbst gegenüber) falscher Stolz und Leistungsorientiertheit haben ihren Teil dazu beigetragen.
    Und dass meine Trockenheit zum Selbstläufer wurde.
    Es war für mich selbstverständlich, keinen Alkohol zu trinken.
    Was auch noch eine Rolle spielt ist, dass ich mir nie von jemandem gewünscht habe, dass er auf mich Rücksicht nimmt.
    Interessant ist in meinen Augen auch, dass ich erst in der Therapie gelernt habe, dass auch ich wichtig bin, was mich sehr glücklich gemacht hat und ich später dann alles dafür getan, wieder unwichtig zu werden. Unwichtig für mich versteht sich.

    Wacholderfrau

  • Hallo Wacholderfrau!

    Da ist einiges dabei, was mich zum Nachdenken bringt, einiges, das auch für mich passt.
    Ich bin froh, dass du das hier geschrieben hast! Sehr sogar.

    Liebe Grüße

  • Hallo Tina,

    ich hatte einige Monate nichts getrunken. Freunde wollten mich zum Messeabschluss endlich wieder normal machen, also so, wie alle Gesunden sind, denn ihrer Meinung nach war ich nur vorübergehend falsch gepolt. Irgendwann an diesem Abend habe ich nachgegeben, hatte paar Kurze drin und war schlagartig unfähig zu laufen. Dafür gab es keinen Grund, es brodelte nichts, da war kein Überschwung, nichts Feinstoffliches, kein übergeordnetes Elementarteilchen und auch sonst kein Hokuspokus, ich habe mich einfach abgegeben. Das ist fast 6 1/2 Jahre her. Das passierte zum Glück ohne Konsequenzen und ich bin mir bewusst, dass es für andere ganz anders hätte ausgehen können. Was wäre wenn ist Spekulation. Tatsache ist, dass ich an diesem Abend noch nichts gegen die geballte Macht engster Freunde entgegenzusetzen hatte, sie hatten aus vollster Überzeugung versucht mich eines Besseren zu belehren. Heute kann ich mit solchen Situationen anders umgehen. Deshalb kann ich auch heute reinen Gewissens aussprechen: in mich kommt kein Dreck mehr rein, es gibt keinen Rückfall dieser Art mehr.

    Dafür passieren mir heute andere Dinge, die ich jetzt für mich ähnlich bewerte wie einen Alkohol- oder Co-Rückfall, die aber so weit davon entfernt sind, dass ich mein damaliges Getue als unbedeutend empfinde. Heute bin ich auch froh, dass das passiert war, denn ich durfte lernen, dass das was andere Menschen denken, nicht das ist was gut für mich sein muss und selten etwas mit mir zu tun hat.

    Rückfälle als Coabhängiger ergaben sich später einige und die hinterließen tiefere Spuren.

    Als meine Exfrau trocken wurde, Hoffnung keimte, tickte es in meiner Birne nicht mehr richtig. Euphorisch wurde die Scheidung zurückgezogen, mit nach Berlin umgezogen, mitten rein in den Co-Rückfall. Diesmal war meine Exfrau trocken. Alles war wie vorher, nur ohne Flaschengeist. Der Rückfall wiederholte sich, als neue Krankheiten auftraten. Dabei wurde mir erstmals klar, dass es egal war was ich als Grund ermittelte, meine Unfähigkeit mein Leben zu leben betraf nur mich und hatte nichts mit ihr, nichts mit Alkohol, nichts mit ihren Krankheiten zu tun. Ich habe gelaehmt, wie ein im Scheinwerferlicht geblendetes Karnikel, vor mir gestanden und das nicht wahrhaben wollen, abgelehnt, verdraengt, genauso, wie Jahre vorher, als ich bei ihr und dann bei mir festellte: da stimmt was nicht.

    Du willst wissen ob das plötzlich kam, ob sich da etwas aufbaute?
    Freunde, Mitglieder realer Gruppen, das Forum, Therapeut, alle waren life dabei, hatten mit Rat und Tat geholfen. Es hätte auch anders sein können, ist es aber nicht = auf das was in meiner Birne abläuft, hat keiner Einfluss.

    Wie lange das dauerte? So ein Jahr.

    Wie es da raus ging? Forum, Gruppen, liebe Menschen, rauslassen, ändern, dran bleiben.

    Wenn ich gegen einen bestimmten Baum allergische Reaktionen entwickele, dann ist es törischt, mir einen solchen in den Garten zu pflanzen und darauf zu hoffen, dass die Allergie irgendwann weg geht. Ich kann mich auch beim Allergologen testen, sensibilisieren lassen und Medis einwerfen. Am einfachsten bleibt es so einen Baum nicht zu pflanzen und da wo er schon steht einen Bogen drum zu machen. Der Baum kann nichts dafür, das liegt ja in mir. Ich kann nichts dafür, da ist aus irgendwelchen Gründen nur was aus den Fugen geraten. Mit den Fugen ist das so eine Sache. Wenn da was nicht passt, hoch geht, dann können das die Wurzeln des Baumes sein oder ein ganz anderer Baum oder Hochwasser oder der Untergrund oder auch ein Maulwurf. Vielleicht bekomme ich das aber auch wieder hin oder es gibt sich von ganz alleine.

    Nur, Gründe und Möglichkeiten sind unersättlich, die recyceln sich von ganz alleine und sorgen für unendlichen Nachschub. Es ended also immer wieder da, wo es angefangen hat. Da spielt es keine Rolle, welchen Namen wir dem Kind geben. Deshalb bin ich auch immer noch am Ball, denke an Grundbausteine, Schritte und überarbeite regelmäßig mein Hirn. Das geht mal besser, mal schlechter, manchmal passiert garnichts, mich zu bedenken ist ein fester Teil im Alltag geworden.

    Es gehtnalso nur um meine Gefühle, Reaktionen im Organismus, wo sie herkommen, was sie verursacht und was gut für mich ist, das ändert sich. Ich dachte ja auch mal saufen, rauchen, fressen und der ganze Rattenschwanz seien gut für mich. Meine Behandlung hört ja nicht auf, die geht so lange ich denken werde. Ich für mich, denn wie soll ein anderer mich verstehen und die richtigen Hebel drehen, wenn ich das selbst nicht kann? Da sind wir wieder bei der Unfähigkeit sein Leben zu leben, beim Abgeben und loslassen oder zu viel, zu wenig, bei Gründen und Möglichkeiten, beim Baum, dem Maulwurf, im Forum, am Anfang.


    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo !

    Danke, lieber Kaltblut, dass Du uns Deine Geschichte erzählst. Ich kann, wie schon so oft, einiges davon mitnehmen.

    Rückfallgeschichten interessieren mich wirklich sehr und ich freue mich über weitere :wink:.

    Grüße
    Tina

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!