• Hallo,

    danke Verena, dass du mich hier besuchst.
    Ich kann mittlerweile gut Ruhe geben und vor allem: mich in Ruhe lassen, auch mal nichts tun, rumgammeln, einfach alles stehen und liegen lassen - und etwas, was völlig neu für mich ist, mich ausschlafen lassen. Ich gehe gerne spät ins Bett, weil ich die Nacht liebe, die besondere Nacht-Stimmung, die ganz anders ist als die am Tag (haha, sag ich jetzt nichts weiter dazu). Aber ich bin auch Frühaufsteherin, weil ich die Stunden am Morgen auch liebe. Jedenfalls liegt mein Ausschlafrekord bei 9.30 Uhr. Das ist mir in meinem Urlaub gelungen.

    Morgen arbeite ich nach drei Wochen Urlaub wieder. Mal schauen, ob meine Eingliederung in die Zivilisation glückt...
    MIr ist gerade sehr deutlich bewusst geworden, wie dankbar ich dafür und darüber bin, dass ich meine Urlaubszeit nicht für exzessiver Besäufnisse missbrauchen muss. Jederzeit kann unerwartet Besuch kommen, oder ich kann spontanen Einladungen folgen. Ich kann ausschlafen oder früh aufstehen, ganz wie ich möchte. Ich kann entspannt an meinen Lieblingsplätzchen am Fluss sitzen, ohne gepeinigt vom Alkohol zu sein. Ich muss nicht planen, wann und wo ich Nachschub besorge und die leeren Flaschen entsorge...
    Dies so aufschreiben zu können, macht mich gerade richtig glücklich.

    Liebe Grüße

  • Hallo Wacholderfrau,

    das freut mich riesig! :)
    So geht es mir auch immer. Ich war ja im Urlaub weg und hatte eine echt schöne Zeit. Ich hätte es mir gar nicht vorstellen können da zu trinken und die ganze schöne Atmosphäre kaputt zu machen :)
    Ich freue mich sehr, dass du eine schöne und entspannte Zeit hattest und nun mit neuer Kraft wieder zur Arbeit kannst.

    Ganz liebe Grüße
    Verena

  • Hallo,

    danke dir, liebe Verena.

    Ja, ich hatte eine schöne und entspannte Zeit, aber mit viel Kraft - davon kann gerade keine Rede sein. Dann geht halt nicht viel anderes als arbeiten, ausruhen und trainieren. Durch meine Verletzung im Juli hatte ich viel weniger Bewegung als "normal" und körperlich ziemlich abgebaut... normal ist nun eben das, was jetzt ist :lol: ich bin abends nach der Arbeit ziemlich fertig und kann keine großen Sprünge mehr machen :lol: (is wohl auch besser so)
    Anfang der Woche musste ich noch jammern und stöhnen, irgendwie habe ich heute das Gefühl, ich passe mich meiner derzeitigen Situation ganz gut an, und es passt wirklich so, wie es ist.
    Meistens ist es so, wenn ich nicht so kann, wie ich eigentlich will, gerade was Bewegung und meine Beweglichkeit angeht, entsteht bei mir schnell das Gefühl der Hilflosigkeit. Davon ist nichts zu spüren, es ist Heiterkeit, die ich spüre. Keine Ahnung, warum, und es gefällt mir, mich nicht danach zu fragen. 8)

    Liebe Grüße

  • Hallo,

    ich möchte gerne hier schreiben, was mich gerade beschäftigt. Eine liebe Forumsfreundin hat sich besorgt über meine Schlafgewohnheiten geäußert.

    Eigentlich gehört ausreichend Schlaf zu meinen erweiterten Grundbausteinen. Eigentlich. Was ich allerdings mache ist, dass ich mich im wahrsten Sinn des Wortes zu wenig schlafen lasse. Ich gehe oft erst um 1 Uhr oder später ins Bett und lese dann noch... Wenn ich arbeite steh ich spätestens um 6.30 Uhr auf.. Im Urlaub schlief ich dann schon mal bis 9.30, die Ins-Bettgehzeit war dann aber auch entsprechend später.

    Indem ich mir nun meine Schlafgewohnheit etwas bewusst mache, wird mir leider deutlich, dass ich noch immer wenig Körpergefühl habe bis zu gar keinem. Seit einem Jahr wundere ich mich, dass mich mein Körper ständig ausbremst, ich krank geschrieben werden muss(te), sozusagen lahmgelegt werden muss(te).

    Ich ließ mich bisher glauben, nicht mehr als 5 Stunden Schlaf zu brauchen.
    Was mir klar ist, ich übergehe abends den Punkt, an dem ich ins Bett gehen könnte, weil es so viele schöne Dinge gibt, die mir gefallen, weil mir das Lesen und Schreiben im Forum so wichtig ist, weil ich die Nachtstimmung liebe, weil ich mich freue, allzeit klar und wach sein zu können. Wenn ich diesen sogenannten Punkt also übergehe, bin ich nicht mehr müde sondern kann locker bis 2 oder 3 Uhr nachts aufbleiben.

    Tatsache ist allerdings, dass ich einer Arbeit nachgehe, bei der ich fast den ganzen Tag auf den Beinen bin und ich abens erschöpft und müde bin. Erstmal.

    Gestern habe ich nun mal auf mich gehört - und lag um viertel nach neun im Bett, konnte noch maximal eine viertel Stunde lesen...

    Es ist so unsinnig zu sagen, yeah, ausreichend Schlaf gehört zu meinen Grundbausteinen... und das Gegenteil zu tun.

    Wie geht es euch mit Schlafen?, euerem Schlafrythmus?, gibt es eine Verbingung, die mit Alkohol zu tun hat? Ich würde mich über Rückmeldungen freuen.

    Gruß von Wacholderfrau

  • Hallo Wacholderfrau!

    Wie geht es dir denn mit Schlafen gehen?
    Anfangs ging es bei mir nur mit Disziplin. Nein, Anfangs ging es gar nicht, dann funktionierte es mit: Wenn ich vor Mitternacht im Bett bin, gibts was was ich mag am nächsten Tag, sonst wird was was ich mag gestrichen und inzwischen habe ich mich einfach daran gewöhnt und schlafe eben gerne und wache gerne halbwegs ausgeschlafen auf.

    Bei mir gab es sicher einen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Schlaf, weil der mich wach machte und ich am Wochenende kaum geschlafen habe und sonst nicht viel.
    Hab das nie verstanden, wie jemand müde werden konnte.
    Und mich nur an Leuten orientiert die wenig geschlafen haben und an Delfinen und so.
    Aber ich schätze es sehr, wenn ich mich nicht durch den Tag schleppen muss.

    Boah, war die Zeit mit Alkohol anstrengend!

    Liebe Grüße

  • glück auf wacholderfrau

    Zitat von Wacholderfrau

    Wie geht es euch mit Schlafen?, euerem Schlafrythmus?, gibt es eine Verbingung, die mit Alkohol zu tun hat? Ich würde mich über Rückmeldungen freuen.

    früher bin ich eingeschlafen (oder hab s bewustsein verloren) wenn ich voll- und die flasche leer war. wenn ich dann aufgewacht bin war ich müde und hab mich durch n tag gekämpft.
    heute schlaf ich wenn ich müde bin - wenn ich aufwach bin ich ausgruht und freu mich auf anstehende aufgaben.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo wacholderfrau,

    du fragst: "Wie geht es euch mit Schlafen?, euerem Schlafrythmus?, gibt es eine Verbingung, die mit Alkohol zu tun hat?"

    Was mich betrifft gibt es diese Verbindung auf jeden Fall. Ich hatte sehr lange damit zu tun, wieder in einen halbwegs annehmbaren Schlafrhythmus zu kommen nachdem ich nicht mehr getrunken hatte - auch dann noch als es mir körperlich und seelisch schon recht lange wieder gut ging. Ich glaube, dies ist eines der Dinge die sich sehr spät wieder einspielen; das ging auch den meisten anderen Mitpatienten in der LZT so.

    (Inwieweit allerdings bei mir persönlich auch knapp 30 Jahre Schichtdienst eine Rolle spielten kann ich nicht sagen... aber ich schreibe zumindest einen Großteil der Schlafprobleme der Tatsache zu daß ich mittels Alkohol jahrzehntelang mein Gehirn manipuliert habe).

    Auch heute lese ich manchmal bis nachts um 2. Allerdings schlafe ich dann gegen 7 Stunden und wache recht erholt auf. Was mir entgegenkommt ist, daß ich nur noch Spätdienste mache und nie wirklich früh auf den Beinen sein muß.

    LG Frank

  • Guten Morgen Wachholderfrau,

    als ich noch getrunken habe, weckte mich die Sucht täglich morgens um 4 Uhr, so kam zu dem ganzen Elend noch der Schlafentzug, da ich nie genügend davon bekam.
    Als ich trocken werden konnte damals, hat es Wochen gedauert, bis ich halbwegs normale Zeiten erreichte, denn in meinem Körper tobte auch nachts der Kampf mit der Sucht.

    Erst wachte ich stets um 3 Uhr auf, dann irgendwann um 4 Uhr. Es steigerte sich langsam bis hin zu 6 Uhr. Ich habe sehr darunter gelitten, jeden „Morgen“ dazusitzen und einfach nur übermüdet darauf zu warten, dass der Tag begonnen werden konnte. Es war eine seltsame Stimmung dabei, als wäre ich in einer stillen Welt die einzig Überlebende.

    Heute ist mir der regelmäßige und ausreichende Schlaf wichtiger als alles andere. Komme ich am Anfang der Woche auch nur an einem Abend übermäßig spät ins Bett, zieht sich die Müdigkeit und Energielosigkeit durch die ganze Woche und ich kann den Schlaf nicht wieder aufholen.
    Ich war immer eine Nachteule und dies hat sich komplett geändert mit meiner Trockenheit. Heute stehe ich auch an den Wochenenden früh auf und freue mich einfach auf den Tag. Dass ich den Wecker nicht zu stellen brauche, reicht mir völlig, um einen Anflug von Urlaubsgefühl zu bekommen, es sei denn, ich setze mich wieder selbst unter Druck mit meinen to-do-Listen :) .

    LG
    Katha

  • Hallo,

    ich habe mich sehr über die Rückmeldungen gefreut. Vielen Dank schnuffig, Matthias, Frank und Katha.

    Ja, wie geht es mir mit dem Schlafen gehen? Seit ich mich damit beschäftige eher nicht so gut :lol: . Ehrlich gesagt bin ich "plötzlich" jeden Abend sowas von müde und kaputt und lag diese Woche sage und schreibe schon zweimal um kurz nach 21 Uhr im Bett.
    Ich glaube, inzwischen ganz gut reflektieren zu können, was ich brauche und was ich will, was mir gut tut und was nicht. Mein Schlafverhalten gehört da allerdings nicht dazu, das ist mir klar geworden. Ich will aufbleiben, wach bleiben, ich genieße die Nachtstunden, fühle mich wohl, bis in die Puppen schöne Dinge zu tun, Dinge, die mir wichtig sind und die ich jahrelang völlig außen vor gelassen habe, weil mir trinken wichtiger war. Trinken und mich in meinem Elend suhlen is nicht mehr. Trinken und mich nach einem schöneren, einem erfüllten Leben sehnen, traurig sein, völlig idiotische Gedanken zu habe, auf die ich gegebenfalls auch noch stolz war - das ist auch nicht mehr. Das erfüllte Leben gibt es jetzt - und nicht die abgefüllte Frau. Das gefällt mir.

    Ich habe sehr viel Energie, was ja schön ist, die meiste Zeit meines Lebens habe ich energiemäßig aus dem Vollen geschöpft, hatte selten ein Maß, wann es denn mal gut war. Manchmal empfand ich diese Energie-Quelle als Fluch.
    Es hat sich mit Sicherheit bereits viel geändert, mein Umgang mir mir ist ein völlig anderer geworden. Aber ich glaube, mein Körpergefühl, meine Körperwahrnehmung ist noch nicht so, dass ich sagen könnte, sie wäre gesund. Hm, ich weiß nicht, nee, ich glaube nicht.

    Jedenfalls habe ich nun die "Unschuld" verloren, hingebungsvoll Nacht für Nacht aufzubleiben bis ich denke, ach, jetzt könnte ich doch mal ins Bett gehen...

    Zitat

    Hab das nie verstanden, wie jemand müde werden konnte.


    Das ist eine Aussage, die mir bekannt vorkommt.

    schnuffig, du hast dich an Delfinen orientiert? :lol: Delfine waren mal meine Lieblingstiere - jetzt sind es die Krähen und Raben.

    Zitat

    früher bin ich eingeschlafen (oder hab s bewustsein verloren) wenn ich voll- und die flasche leer war. wenn ich dann aufgewacht bin war ich müde und hab mich durch n tag gekämpft.


    Schrecklich, Matthias, dass das so war und wie das war, einfach grauenvoll!

    Zitat

    Was mich betrifft gibt es diese Verbindung auf jeden Fall. Ich hatte sehr lange damit zu tun, wieder in einen halbwegs annehmbaren Schlafrhythmus zu kommen nachdem ich nicht mehr getrunken hatte - auch dann noch als es mir körperlich und seelisch schon recht lange wieder gut ging. Ich glaube, dies ist eines der Dinge die sich sehr spät wieder einspielen;


    Ich glaube, ich fange jetzt damit erst an, Frank, meinen Schlafrythmus zu suchen und zu finden, nachdem mir erstmal überhaupt bewusst geworden ist, dass ich mich so wenig schlafen lasse.

    Zitat

    Heute ist mir der regelmäßige und ausreichende Schlaf wichtiger als alles andere.


    Katha, diesen Satz habe ich inzwischen immer wieder "wirken" lassen, er gefällt mir, und ich wünsche mir, dass ich das auch bald sagen kann.

    Im Moment ist es so, dass ich es als fürsorglich empfinde, mich damit ernstzunehmen. Und in diesem Moment, also jetzt, sitze ich ein wenig verschmitzt hier, komme mir ein bisschen vor wie ein Kind, das die Erwachsene ausgetrickst hat... :lol: , weil es nämlich schon fast halb zwölf ist...
    Mag das auch nicht so bitterernst sondern mich auch ein wenig auf den Arm nehmen... :lol:

    Liebe Grüße
    Wacholderfrau

  • Hallo,

    vielen Dank, Katha, ich hoffe, du hast auch etwas Schönes geschlafen :lol:

    Ich schrieb oben - Manchmal empfand ich diese Energie-Quelle als Fluch. - und musste darüber noch eine Weile nachdenken. Denn das sehe ich natürlich nicht mehr so.
    Meine Energie und meine Kraft sind ein wahres Geschenk, ein kostbarer Schatz. Dass mir das zur Falle, sag ich jetzt mal, wurde, hat damit zu tun, dass ich erst damit umgehen lernte, als ich über 40 Jahre alt war.
    Als Kind und Jugendliche brauchte ich Stärke, die ich aus dieser Kraft und mit dieser Energie gewann.
    Als Trinkerin konnte ich diese grauenvolle Zeit nur überstehen, weil ich Durchhaltevermögen und Energie habe.

    Ich frage mich, hat nicht jede(r) Alkoholiker(in) sehr viel Energie? Wie sonst kann man so unmäßig trinken und den nächsten Tag nicht nur überstehen sondern auch noch (einigermaßen) zu funktionieren?

    Ich erinnere mich daran, dass ein Teilnehmer einer SHG, der schon länger trocken war, sagte, ein trockener Alkoholiker ist zum Erfolg verdammt, weil er ein hohes Potential an Energie hat/haben muss. Damals hat mir dieser Satz imponiert, das weiß ich noch. Erfolg interessiert mich nicht mehr. Ich habe den Ehrgeiz - oder das Bestreben (die Bezeichung gefällt mir besser), meine Arbeit gut zu machen. Das reicht. Ich möchte mich nicht mehr beweisen, zeigen, dass ich toll bin.

    Das Schöne ist nun, dass ich diese Energie für mich nutzen kann, sie mir zur Verfügung steht, ohne sie für excessives Betrinken und anschließendem Kater zu vergeuden und auszubeuten.

    Mein Wunsch ist es, einen sorgsamen Umgang zu lernen. Ich mache das schon ganz gut, glaube ich, vielleicht bin ich an einer "tieferen" Schicht angelangt, einer die für Andere vielleicht völlig normal ist, das mag sein, aber für ein schönes Gefühl ist, es überhaupt zu spüren.

    Es geht weiter auf meinem Weg. Und ich freue mich, mehr und mehr meine Bekanntschaft zu machen :lol: und mich mit mir und in mir wohlzufühlen.

    Ein schönes Wochenende wünsche ich.

    Liebe Grüße
    Wacholderfrau

  • Hallo Wacholderfrau!

    Ich glaube hätte ich weitergetrunken, wäre ich in absehbarer Zeit überhaupt nicht mehr vom Fleck gekommen. Hätte meine ganze Energie an einem Ort verbraucht. Vielleicht auch an zweien.
    Aber das wärs auch schon gewesen an Perspektive.
    Jetzt kann ich selbst entscheiden, wo ich meine Energie reinstecke oder auch nicht.

    Du hast recht, es geht weiter auf dem Weg. :)

    Liebe Grüße

  • Hallo,

    danke schnuffig.

    Zitat

    Jetzt kann ich selbst entscheiden, wo ich meine Energie reinstecke oder auch nicht.


    Ja, so ist es. Und wenn ich dabei bin, in alte Verhaltensmuster reinzurutschen oder über's Ziel hinauszuschießen, habe ich die Möglichkeit stop zu sagen. Ich merke, das kommt immer weniger vor.
    Ich halte den mir wichtigen Sicherheitsabstand ein, weil ich ganz gut weiß, wo und wann es brenzlig werden könnte.

    Weil wir es gerade vom Weg hatten - mein Weg gefällt mir zur Zeit ganz prima.

    Ich habe mich heute an eine extrem unschöne Zeit erinnert und im geschützten Bereich davon geschrieben

    Zitat

    Ich habe unendlich viel geschrieben, zum Teil auch Texte, die gar nicht mal so schlecht waren - und ich habe sie verworfen, gelöscht, verbrannt. Vor etwa 3 Jahren habe ich um Suff alles, was bis dato existierte, verbrannt. Eineinhalb Meter handgeschriebene Tagebücher, ausgedruckte Prosa und Lyrik.
    Am Tag danach war es, als hätte ich ein Stück aus mir herausgerissen. Weiterzutrinken war damals die Lösung und die Linderung des Schmerzes, den ich lapidar fand.


    Später gab es noch einen 100 Seiten computergeschrieben Brief in Romanform an meinen damaligen Freund, auch den habe ich einfach gelöscht (den Text meine ich :lol: ) Das ist schon traurig, wenn ich daran denke.

    Meine Achtlosigkeit mir gegenüber war in trinkenden Zeiten oft sehr heftig, und mit dem Alkohol habe ich meinen Selbsthass geschürt.

    Wenn ich das bewusst mache, kommt es mir vor, als wäre ich eine völlig andere Frau geworden. Aber das stimmt nicht. Ich bin die Trinkerin gewesen, die sich fast ruiniert hätte, nun bin ich die trockene Alkoholikerin, die mit ihrem Leben respektvoll umgeht und die gerne lebt. Ich wollte die Trinkerin gar nicht aus meinem Leben streichen, weil sie mir hilft, so zu leben, wie ich es inzwischen tu. Anderes eben.

    Viele Grüße
    Wacholderfrau

  • Hallo,

    es ist mir schon so lange ein Bedürfnis, hier einiges aufzuschreiben, aber ich wusste nicht, wo anfangen, wo aufhören...

    Die letzten Monate waren sehr anstrengend und haben viel Kraft gekostet. Ich habe viel gearbeitet, bekam eine ziemlich heftige Grippe, und ich habe meine Mutter die letzten beiden Monate ihres Lebens begleitet. Sie ist im Dezember gestürzt und hat sich davon nicht mehr erholt.

    Ich schrieb hier schon davon, dass unser Verhältnis nicht gerade das beste war und ich durch die Tatsache, dass mein Bruder (Mutter und Bruder wohnten zusammen) nasser Alkoholiker ist, die Besuche sehr eingeschränkt habe. Wenn ich zu ihr gefahren bin, dann war es oft sehr widerwillig. Das tut mir heute unsagbar leid und weh, auch wenn die Situation sehr schwierig und problembehaftet war, was durch die Trauer nicht in Vergessenheit gerät.

    Es gibt vier Dinge, die ich hier dazu sagen möchte:

    Veränderung ist möglich, auch wenn man eigentlich davon überzeugt ist, dass dies nicht mehr geschehen wird. Durch die intensive Begleitung meiner Mutter hat sich noch eine Nähe bei uns beiden entwickelt, die ich nie für möglich gehalten hätte. Friedlich Momente, vertraute, schöne und viele Stunden ruhiges Zusammensein, für die ich unendlich dankbar bin und in denen ich viel gelernt habe und durch die mir viel bewusst geworden ist.

    Dann wurde ich auch immer wieder auf schreckliche Weise mit dem Alkoholismus und entsprechendem Verhalten des Bruders konfrontiert. Er brachte es fertig, rotzbesoffen - und das nicht nur einmal - ans Sterbebett seiner Mutter zu kommen, so betrunken, dass er kaum noch gehen, geschweige denn sprechen konnte...
    Ich komme aus sehr schwierigen familiären Verhältnissen, Es gab in den letzten Wochen einige sehr schwierge Situationen, denen ich ausgesetzt war (weil ich bei meiner Mutter sein sollte und es Dinge zu regeln gab, wo es um Würde und Menschlichkeit ging) und wo mich meine Vergangenheit zeitweise schier einholte.
    Ich könnte ich ganze Seiten damit füllen, zu was ein nasser Alkoholiker alles fähig ist. Das will ich nicht - mir zuliebe.

    Ich habe im geschützten Bereich des Forums sehr viel geschrieben, immer und immer wieder - und habe unsagbar große Unterstützung erfahren, für die ich sehr dankbar bin und die mir sehr geholfen hat, diese Zeit zu überstehen.

    Ja, Punkt vier ist: ich habe nicht getrunken! Ich bin inzwischen ein Jahr und acht Monate trocken, und ich spüre festen Boden unter mir. Es gab keinen einzigen Moment in dieser letzten Zeit, in dem ich hätte trinken wollen oder müssen.


    Zur Zeit brauche ich noch viel Ruhe und Aus-Zeit, die ich mir auch nehme. Ich will viel für mich sein, es arbeitet noch viel in mir, das spüre ich. Ich denke viel und gerne an meine Mama, und ich bin traurig, dass sie nicht mehr da ist. Aber es gibt immer auch schöne Dinge, die ich bereit bin zu sehen und an mich heranzulassen.

    Liebe Grüße von Wacholderfrau

  • glück auf wachholderfrau

    ich find s gut, dass du hier schreibst, wie du im erweiterten berech hilfe findest.

    Zitat von Wacholderfrau

    Zur Zeit brauche ich noch viel Ruhe und Aus-Zeit, die ich mir auch nehme. Ich will viel für mich sein, es arbeitet noch viel in mir, das spüre ich. Ich denke viel und gerne an meine Mama, und ich bin traurig, dass sie nicht mehr da ist. Aber es gibt immer auch schöne Dinge, die ich bereit bin zu sehen und an mich heranzulassen.

    - umärmelung -

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Liebe Wacholderfrau,

    vielen Dank für Deinen Bericht hier im offenen Bereich.

    Ich wünsche Dir viel Kraft für die nächste Zeit. Gut ist, dass Du Boden unter Dir spürst. - Liebe Grüße, zerfreila

  • Hallo,

    lieber Matthias, vielen Dank. Ich mag deine Umärmelungen sehr :wink:

    Ich habe von Anfang an hier im Forum Halt gefunden - weil ich Hilfe gesucht und gefunden habe - weil ich nicht mehr trinken wollte. Ich habe keine Scheu, hier im offenen Bereich von mir zu schreiben, aber es gibt manche Themen, die (für mich) im geschützten Bereich besser aufgehoben sind.

    Du lieber zerfreila, ich freue mich sehr, von dir wieder mehr zu lesen. Danke, dass du bei mir reingeschaut hast.


    In den letzten Tagen bin ich innerlich wieder sehr ruhig geworden. Es ist alles da, das spüre ich, die "Bilder" des Sterbens, die noch in meinem Kopf haften, die schönen, friedlichen Momente, die ich noch mit meiner Mutter erleben durfte, die Trauer und noch einiges mehr, es fühlt sich an, als hätte es sich zu etwas geformt, das zusammen gehört und nun einen Platz in mir hat. Die unschönen Erfahrungen, die ich mit meinen Brüdern in der Zeit gemacht habe, sind in den Hintergrund getreten. Das ist gut so.

    Mir ist wieder einiges bewusster geworden, die Prioritäten sind klarer und die mir wesentlichen Dinge des (meines) Lebens haben sich herauskristallisiert. Was erstaunlich ist, ich habe ziemlich viel Energie, obwohl die letzten Monate so anstrengend waren und viel Kraft gekostet haben.

    Was meinen Alkoholismus angeht - ich schäme mich kein bisschen, dass ich Alkoholikerin bin, aber ich bin stolz darauf, dass ich mir Hilfe geholt habe und offen damit umgehe, und dass ich meine Gefühle, welcher Art auch immer sie sind, nicht mehr wegtrinken muss, sondern ich gelernt habe, mich mitzuteilen, auszusprechen, was mich bewegt, belastet, mich durcheinander bringt. Ich freue mich sehr darüber, dass ich den Weg hierher und damit auch wieder meinen gefunden habe, und dass dies ein trockener, das heißt, lebendiger Weg ist.

    Liebe Grüße, Wacholderfrau

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!