Amalthea - Ich weiss nicht, was ich machen soll

  • Guten Morgen Amalthea,

    Zitat

    Eigentlich ist es vielleicht nicht mal so schlimm, wie bei anderen

    Doch, ich finde es ziemlich schlimm, weil ich diese Situation kenne. Mit ernsthaften sozialen Problemen hat man meist nur noch den Partner. Und wenn der Partner trinkt, hat man gar nichts mehr.

    Mein Mann hat auch nur nachts getrunken und wurde nie körperlich agressiv. Trotzdem war es eine schlimme Zeit. Abends hat er nur darauf gewartet dass ich endlich ins Bett gehe und er trinken kann, da war er an Unterhaltungen kaum interessiert. Und am Morgen war er verkatert und zu Unterhaltungen nicht fähig. Dazu kamen mit der Zeit Depressionen, ständige Schmerzen (Schnaps geht in die Gelenke) und einfach immer miese Laune.

    Und das schlimmste ist, dass man nicht darüber reden kann. Er wird bestimmt gereizt reagieren wenn Du nach dem fehlenden Geld fragst, oder eine Ausrede präsentieren, wenn Du eine seiner leeren Flaschen vor ihn hinstellst. Und mit Freunden darüber reden ist schwer - wenn man keine mehr hat.

    Ich kann Dir nur sagen, dass sich meine Beziehung zu meinem Mann fast normalisiert hat, seit er trocken ist. Aber zu anderen Menschen habe ich nach wie vor keine. Und das hat sich seit seiner Krankheit deutlich verschlimmert. Also würde ich aus meiner Erfahrung sagen, wenn Du wieder lernen willst, anderen Menschen zu vertrauen und Nähe zuzulassen, kannst Du keine Beziehung zu einemnassen Alkoholiker haben.

    Toll finde ich übrigens, dass Du eine Therapie machst. So weit bin ich noch lange nicht.

    Liebe Grüße,

    Sternchen

  • Nimm Deinem Mann nicht zu viel ab. Wenn er es tatsächlich schafft ist es später vielleicht auch wichtig für ihn, dass ER sich informiert hat, dass ER den ersten Termin gemacht hat. Und für Dich vielleicht auch. Als ich meinen Mann vor die Wahl gestellt habe hat er knapp 2 Minuten im Internet und vielleicht nochmal 5 Minuten am Telefon gebraucht, bis er jemanden dran hatte, der ihn beraten hat. Auf diese Eigeninitiative bin ich solz, und ich glaube, er auch. Das war rigendwie wichtig für uns.

    Ich glaube auch, dass Dir der Abstand hilft. Und wenn Du an Deiner eigenen Krankheit arbeitest wirst Du vielleicht auch erkennen, wie sehr Du ihn noch liebst und wie sehr Du nur Angst hast, plötzlich ganz alleine zu sein.

    Deine Ziele finde ich übrigens toll. Daran hat mein Mann auch schon gedacht, sobald sein Hirn mal wieder normal arbeitet. Ich habe Abitur und Studium schon hinter mir, deshalb suche ich mir eher Ziele im zwischenmenschlichen Bereich. Ist aber irgendwie nicht leichter :(

  • Zitat von Amalthea


    Denn ich wuerde gerne noch was aus meinem Leben machen. Mein Traum waere, doch noch mein Abitur nachzuholen und vielleicht sogar zu studieren. Vielleicht 20 Jahre zu spaet, aber immer noch nicht komplett zu spaet. Ich habe das immer gewollt, aber meine Krankheit hat mich leider daran gehindert.

    Hallo,

    da kann ich Dich nur ermutigen...meine Frau hat auch ihr Abitur nachgemacht, nachdem die Kinder aus der Schule raus waren und anschließend ein Studium angefangen. Ich bin mir sicher, daß sie ihre wenigen Restsemester auch gar bewältigen wird.

    Also trau Dich :)

    LG Andreas

  • Zitat

    Vielleicht waere es sogar am besten, ich unterbreite ihm einfach so die Moeglichkeiten und stelle ihn NICHT vor irgendwelche Konsequenzen.
    Aber dann bekomme ich das Gefuehl, ihm keine Chance zu geben. Aber vielleicht sehe ich das auch falsch?

    Das kann ich Dir jetzt leider gar nicht beantworten. Als ich soweit war und ihn vor die Wahl gestellt habe, war mir die Wirkung auf ihn nicht mehr wirklich wichtig. Ich konnte einfach nicht mehr und wollte in Zukunft ohne Alkohol leben. Ob er dabei mitmacht habe ich ihm überlassen.

    Ich melde mich mal für heute ab, meine Kleine ist aufgewacht. Einen schönen Sonntag noch!

  • Hallo Amalthea,


    Zitat

    Aber dann bekomme ich das Gefuehl, ihm keine Chance zu geben. Aber vielleicht sehe ich das auch falsch?


    Du hast ihm sicherlich schon mehr Chancen gegeben, und ihm seine Möglichkeiten aufgezeigt oder nicht?
    Wichtig ist, das er ins Handeln kommt.
    Ich kann dich gut verstehen. Als ich begonnen habe, ihn trinken zu lassen und nicht mehr davon abzuhalten,k habe ich zuerst auch gedacht, aber ich muß ihn doch mal erinnern, aber das hat nie etwas bewirkt.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Amalthea,

    ja, das verstehe ich gut, dieses Gefühl. Dass du dich selbst unter Druck setzen könntest, indem du was androhst. Und dann einen Rückzieher machst, vielleicht, eben damit der Druck aufhört.

    Ich habe das jahrelang so gemacht. Ich wollte was erreichen auch damit, mit diesen Konsequenzen, die ich androhte. Aber ich hatte selbst zu viel Angst, das dann auch umzusetzen, und somit hat mein Exmann mich garnicht mehr für voll genommen. Als ich dann damals im Frühjahr 2007 sagte, ich trenne mich, ich such mir 'ne Wohnung, lachte mein Exmann nur betrunken und sagte zu unserem Sohn:"das macht die ja doch nicht, hat sie schon oft genug gesagt!"

    Was meinst du, wie baff er war, als ich es doch machte...

    Denn da war der Zeitpunkt, wo ich "reif" war. Ich konnte dem Druck standhalten und durchziehen, was ich angekündigt hatte. Deshalb kann ich dir, aus eigener Erfahrung, sagen, mache immer das, was du auch durchziehen kannst, gerade. Es muss ja nicht der große Knall sein, ich hatte damals auch mit kleinen Schritten begonnen. Z.B. nach Androhung seine Wäsche nicht mehr gewaschen, nicht mehr für ihn gekocht und so. Das ist mir äußerst schwer gefallen und der Druck war enorm, aber eben nicht so groß, dass ich aufgegeben hätte.

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe Amalthea,

    du schreibst ja am Anfang, dass du Schwierigkeiten hast, mit ihm zu reden. Durch deine psychischen Schwierigkeiten, die du ja hast. Das ist ja dann nochmal schwerer für dich, da Ansagen zu machen, könnte ich mir vorstellen.

    Auf alle Fälle finde ich es aber gut, dass du ihm sagen willst, dass es so für dich nicht weiter gehen kann!
    Ob diese Ansagen auch was bringen, weißt du ja eh nicht. Wichtig ist bloß, immer wieder, reden nutzt auch nur, wenn er soweit nüchtern ist! Es hat keinen Sinn, mit einem Betrunkenen ernsthaft Probleme lösen zu wollen. Deine Dinge klar zu machen.

    Du solltest dir auch im Klaren sein, dass er nur was verändern wird an sich, wenn er selbst dazu 100 % ig bereit ist. Nur durch Druck ist da schwer was zu erreichen, auch durch Versprechungen, dass du ihn unterstützen willst, sollte er was verändern wollen.

    Ich schreib das jetzt nicht, um dich zu ärgern oder zu verunsichern. Es ist meine eigene Erfahrung, die ich an mir selbst gemacht habe. Und die ich hier auch immer wieder im Austausch mit anderen Betroffenen erlebt habe.

    Ich finde es sehr mutig, dass du nun deinen Weg gehen möchtest! Das ist nicht einfach, aber du bist bereit. Dass du noch nicht deine Richtung kennst, und ob der Weg gemeinsam gehen kann oder getrennt, ist doch ganz klar. Du hast aber begonnen, dir Gedanken darüber zu machen. Und das ist ein wichtiger Schritt. Nichts mehr hinnehmen, stillschweigend oder grummelnd. Das ist ein guter Anfang.

    Und ich habe es ja selbst gemerkt, wenn der Stein erstmal in's Rollen gekommen ist, hält ihn nichts mehr auf :wink: .

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!