Beiträge von SternchenY

    Ich hätte da nochmal eine Frage an alle. Hat mich die letzte Zeit immer mal mehr mal weniger beschäftigt:

    Wie sieht es eigentlich mit eurer Selbstwahrnehmung aus?

    Ich weiß, viele Partner /Exparner von Alkoholikern habe ein eher schlechtes Bild von sich selbst. Dachte ich von mir auch. Aber ich glaube langsam, ich habe gar keines. Müsste ich beschreiben wie ich auf jemanden wirke, der mich zum ersten mal sieht, frisch kennenlernt, mit mir arbeitet, mich seit Jahren kennt... - ich wäre komplett verloren.

    Wie lernt man das wieder, wie findet man sowas raus? Oder ganz allgemein: woher kommt denn diese Einschätzung?

    Hey, das ist eine klasse Idee. Ich erwische mich ja selbst ständig beim langatmigen "nein, weil..." und bekomme zur Antwort nur Ratschläge, welche meiner Arbeiten ich verschieben könnte um seine zu erledigen. Ich werde es auf jeden Fall nächste Woche versuchen!!!

    Man könnte echt an seinem eigenen Verstand zweifeln,wenn man sich nur lange genug selbst beobachtet.

    Ich habe mich bemüht, habe deutlich nein gesagt und meinem Kollegen erklärt, warum ich etwas gerade nicht tun kann, sondern erst am nächsten Tag. Nach 5 Minuten war aus meinem NEIN ein VIELLEICHT geworden, und eine weitere halbe Stunde später war alles erledigt.

    Ich verstehe das so langsam nicht mehr, weiß nicht einmal, wo ich ansetzen soll. Es liegt nicht einmal nur an diesem Kollegen. Sobald jemand krank wird oder in Urlaub geht, habe ich nach kurzen Diskussionen die komplette Vertretung am Hals. Ich habe das Gefühl, es ginge nicht anders, weil alle anderen überlastet sind. Bin ich aber auch.

    So richtig vorwärts gehts leider nicht bei mir...

    Hallo, hier mal ein kurzes Lebenszeichen von mir.

    Daheim ist bis auf einen eingeklemmten Nerv bei meinem Mann alles prima. Das führt zwar dazu, dass ich hier deutlich mehr machen muss (deshalb habe ich gerade nicht viel Zeit zu schreiben). Aber wenn das während seiner nassen Zeit passiert wäre - oh je, da hätte ich mich auf eine Woche beschissenster Laune gefasst machen können. So ist es stressig, aber irgendwie trotzdem entspannt.

    Beruflich lief die Woche toll für mich. Das wird zwar mal wieder den Ärger einer Kollegin auf mich ziehen, aber erst nach ihrem Urlaub. Zwei Wochen lang sollte auch das noch entspannt durchlaufen.

    Die dritte Baustelle hat sich auch einigermaßen geklärt. Mit meinem Kollegen gibt es wieder eine vernünftige Basis, er hat verstanden, dass ich nicht mehr alles liegen lassen kann, wenn er um Hilfe bittet. Er adressiert jetzt eher Kleinigkeiten an mich und akzeptiert meine Zeiteinteilung ohne zu schmollen.

    Naja, eigentlich eine gute Woche. Wieder mal mit viel zu wenig Freizeit bzw. wirklicher Zeit nur für mich (ohne Family bespaßen), aber wenigstens mit guter Laune daheim und im Büro.

    Ich glaube, die Stimmung im Umfeld macht wirklich den kleinen Unterschied, ob Stress belastend ist oder nicht. So habe ich es diese Woche zumindest empfunden.

    Ich wünsche allen noch ein schönes - stressfreies - Wochenende :)

    Zitat

    Vielleicht waere es sogar am besten, ich unterbreite ihm einfach so die Moeglichkeiten und stelle ihn NICHT vor irgendwelche Konsequenzen.
    Aber dann bekomme ich das Gefuehl, ihm keine Chance zu geben. Aber vielleicht sehe ich das auch falsch?

    Das kann ich Dir jetzt leider gar nicht beantworten. Als ich soweit war und ihn vor die Wahl gestellt habe, war mir die Wirkung auf ihn nicht mehr wirklich wichtig. Ich konnte einfach nicht mehr und wollte in Zukunft ohne Alkohol leben. Ob er dabei mitmacht habe ich ihm überlassen.

    Ich melde mich mal für heute ab, meine Kleine ist aufgewacht. Einen schönen Sonntag noch!

    Ja, besonders als Morgenmuffel wird man schnell zum Frühaufsteher, wenn man das Singen und Dauerplappern des geliebten Töchterchens erst ertragen kann, wenn man mindestens eine Stunde wach ist :) .

    Genau erkannt es ging um die Lügen, um sonst nichts. Die Altersangaben waren übrigens nur ein ausgedachtes Beispiel, das ich ihm gegenüber benutzt habe. Das hat er auch noch verstanden. Der Übergang war dann: "so ging es mir, als Du mir von zwei unterschiedlichen Mengen Alkohol erzählt hat, im Abstand von nur 3 oder 4 Wochen". Ich hätte gerne noch darüber geredet, aber da kam nix mehr.

    Das ist ein weiteres Problem. Die erste Meinungsverschiedenheit hatten wir ja bei seiner Reaktion "wenn er nicht morgens schon trinkt ist er kein richtiger Alkoholiker". Auch darüber hätte ich gerne geredet, einfach erklärt, warum mich das in dem Moment so getroffen hat. Aber irgendwie scheint er komplett konfliktscheu zu sein. Lieber bei jedem sch... sofort entschuldigen und dann das Thema in großem Bogen meiden.

    Ja, je mehr ich schreibe, desto mehr wird mir klar, dass das nicht passt. Es fällt mir nur noch schwer, es zu akzeptieren, weil ich soviel Zeit und Arbeit an mir selbst investiert habe. Und jetzt irgendwo wieder von vorne anfangen muss. Kann passieren, immer mal wieder. Aber im Moment nervts mich eben tierisch.

    Nimm Deinem Mann nicht zu viel ab. Wenn er es tatsächlich schafft ist es später vielleicht auch wichtig für ihn, dass ER sich informiert hat, dass ER den ersten Termin gemacht hat. Und für Dich vielleicht auch. Als ich meinen Mann vor die Wahl gestellt habe hat er knapp 2 Minuten im Internet und vielleicht nochmal 5 Minuten am Telefon gebraucht, bis er jemanden dran hatte, der ihn beraten hat. Auf diese Eigeninitiative bin ich solz, und ich glaube, er auch. Das war rigendwie wichtig für uns.

    Ich glaube auch, dass Dir der Abstand hilft. Und wenn Du an Deiner eigenen Krankheit arbeitest wirst Du vielleicht auch erkennen, wie sehr Du ihn noch liebst und wie sehr Du nur Angst hast, plötzlich ganz alleine zu sein.

    Deine Ziele finde ich übrigens toll. Daran hat mein Mann auch schon gedacht, sobald sein Hirn mal wieder normal arbeitet. Ich habe Abitur und Studium schon hinter mir, deshalb suche ich mir eher Ziele im zwischenmenschlichen Bereich. Ist aber irgendwie nicht leichter :(

    Mensch, wenn man das so liest haben wir da alle viel gemeinsam.

    Als kleines Kind habe ich so oft beim letzten Einhorn geweint - weil am Ende der rote Stier ins Wasser getrieben wurde. Ganz alleine und ohne je jemanden gehabt zu haben, der ihn gemocht hat, wirklich gemocht so wie er ist.

    Die normalen Männer zu ignorieren hatte für mich übrigens noch einen weiteren Grund: was sollen die denn mit mir? Der erste Eindruck, Sternchen mit Sunshine-Maske, dazu die Optik, klar, das kann passen. Aber was wäre denn nach dem Kennenlernen? Kann so jemand wirklich etwas mitmeiner verqueren Welt und meinem Achterbahn-Hirn anfangen?

    Der geheimnisvolle dunkle Grübler kann das vielleicht. Er erwartet bestimmt keine perfekte Anpassung an die Gesellschaft und düstere Gedanken sollten ihn nicht abschrecken. Er könnte mich verstehen und so lieben wie ich bin, dafür bekäme er nach außen das perfekte Vorzeigepüppchen.

    Der Deal hat auch bei mir nie wirklich funktioniert.

    Guten Morgen,

    Danke für Deine Antwort. Das ist ja mal eine ganz andere Richtung.

    Zitat

    Aus meiner Sicht gibt es noch keinen Grund, ihn definitiv als Alkoholiker einzustufen

    .

    Das kann ich unterschreiben, sehe ich auch so.


    Zitat

    Wenn Du bisher sehr gut mit dem Menschen ausgekommen bist, warum sollte sich das ändern, nur weil er zwei, drei Bier am Tag konsumiert

    Es hat sich geändert, seit ich es mit Offenheit versucht habe und dafür den blöden Spruch und zumindest teilweise Lügen über seinen eigenen Alkoholkonsum zurück bekommen habe (nach dem ich nie gefragt habe).
    Ich könnte mit den täglich drei Bier leben, von mit aus auch 5 oder 8, ich bin nicht mit ihm verheiratet und er ist selbst groß genug. Aber ich mag nicht angelogen werden. Schon gar nicht wenn ich mich selbst durch meine Ehrlichkeit so verletzlich gemacht habe.

    Dazu vielleicht mal eine Frage an alle, die Antworten wollen:

    Wie wichtig sind Verständnis und Ehrlichkeit in euren Freundschaften?

    Schönen Sonntag noch an alle!

    Guten Morgen Amalthea,

    Zitat

    Eigentlich ist es vielleicht nicht mal so schlimm, wie bei anderen

    Doch, ich finde es ziemlich schlimm, weil ich diese Situation kenne. Mit ernsthaften sozialen Problemen hat man meist nur noch den Partner. Und wenn der Partner trinkt, hat man gar nichts mehr.

    Mein Mann hat auch nur nachts getrunken und wurde nie körperlich agressiv. Trotzdem war es eine schlimme Zeit. Abends hat er nur darauf gewartet dass ich endlich ins Bett gehe und er trinken kann, da war er an Unterhaltungen kaum interessiert. Und am Morgen war er verkatert und zu Unterhaltungen nicht fähig. Dazu kamen mit der Zeit Depressionen, ständige Schmerzen (Schnaps geht in die Gelenke) und einfach immer miese Laune.

    Und das schlimmste ist, dass man nicht darüber reden kann. Er wird bestimmt gereizt reagieren wenn Du nach dem fehlenden Geld fragst, oder eine Ausrede präsentieren, wenn Du eine seiner leeren Flaschen vor ihn hinstellst. Und mit Freunden darüber reden ist schwer - wenn man keine mehr hat.

    Ich kann Dir nur sagen, dass sich meine Beziehung zu meinem Mann fast normalisiert hat, seit er trocken ist. Aber zu anderen Menschen habe ich nach wie vor keine. Und das hat sich seit seiner Krankheit deutlich verschlimmert. Also würde ich aus meiner Erfahrung sagen, wenn Du wieder lernen willst, anderen Menschen zu vertrauen und Nähe zuzulassen, kannst Du keine Beziehung zu einemnassen Alkoholiker haben.

    Toll finde ich übrigens, dass Du eine Therapie machst. So weit bin ich noch lange nicht.

    Liebe Grüße,

    Sternchen

    Guten Morgen Sebajama,

    dass Du zum Kinderpsychologen gehen willst finde ich klasse. Der wird wahrscheinlich auch am besten wissen was und wie man einem Kind in diesem Alter am besten über die Krankheiten Deines Mannes erzählt. Meine Tochter war nicht ganz drei, als Mein Mann aufgehört hat und ist bisher mit simplen erklärungen zufrieden (Alkohol macht krank, Papa darf keinen mehr trinken und wird wieder gesund).

    Wichtig finde ich aber auch die Frage, was ihr euch von den Gesprächen erwartet. Verständnis? Hoffentlich nicht. Ich bin selbst mit einem depressiven Elternteil aufgewachsen und habe nie verstanden, was da passiert. Man tut als Kind nur so, weil das eben erwartet wird und man groß und vernünftig sein will. Aber eigentlich ist man wie Du es bei Deinem Sohn schon beobachtet hast nur verletzt und traurig.

    Raten kann ich Dir erst einmal nur eins: Pass ganz genau auf, dass Dein Mann nicht irgendwann beginnt, den Kindern an irgendetwas die Schuld zu geben. Das kann zum Beispiel anfangen mit: ich bin zu müde weil du heute so anstrengend warst. Das war für mich als Kind das schlimmste, und zwar obwohl ich von den Depressionen wusste. Wirklich verstehen können Kinder so etwas einfach nicht.

    Ich wünsche Dir und Deiner Familie auf jeden Fall alles Gute!

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    aber kann so eine vernünftige, in die Tiefe gehende Beziehung überhaupt entstehen und funktionieren ? Sind Abgrenzung und Innigkeit nicht per se zwei Dinge, die sich grundsätzlich widersprechen

    Na jetzt komme ich doch auch mal bei Dir vorbei und lasse einen Gruß hier. Ist ja auch ein interessantes Thema. Mit Abgrenzung kenne ich mich zudem bestens aus, darin bin ich leider ein Experte.

    Für eine innige Beziehung ist es nötig, sich öffnen zu können. Das kann ich bei meinem Mann, bei sonst niemandem. Abgrenzen bei ihm bedeutet für mich z.B., dass ich meine Stimmung nicht mehr so extrem von seiner abhängig mache. Wenn er miese Laune hat, hat das meist nichts mit mir zu tun, und ich kann auch ein Buch lesen, anstatt alles zu versuchen, ihn aufzuheitern. Ist nicht meine schlechte Laune, und er darf mal mies drauf sein.

    Die komplette emotionale Abgrenzung, die ich unfreiwillig bei anderen praktiziere, macht Beziehungen unmöglich. Wenn ich nicht vertrauen kann, mich nicht öffnen kann, kennt mich mein Gegenüber gar nicht. Das heißt, selbst wenn mich jemand mag, kann ich das nicht ernst nehmen, denn er mag nur den winzigen Teil von mir, den ich bereit bin, ihm zu zeigen. So ein Verhalten führt zu sehr vielen (denn man ist nett und immer gut drauf) oberflächlichen Bekanntschaften, aber mehr geht da meiner Meinung nach nicht.

    Liebe Grüße und schönes Wochenende,

    Sternchen

    ach je, jetzt habe ich mal die Fortsetzung eurer Unterhaltung im anderen Forum gelesen. Danke, dass ihr gewechselt habt, denn ehrlich gesagt geht es mir hier absolut nicht darum, zu definieren, ob jemand der drei Bier trinkt ein Alkoholiker ist und ob Lügen, kleine Schwindeleien und Beschönigungen eine Folge eines Alkoholproblems oder einfach Charaktersache sind.

    Ich wollte mich selbst etwas genauer Beobachten, bei dem Versuch, mich anderen Menschen gegenüber doch mal wieder zu öffnen. Weil ich gemerkt habe, dass es mir bestimmt nicht so mies gegangen wäre, wenn ich jemanden gehabt hätte, dem ich hätte sagen können, wie mein Leben aussah. Ich war stolz auf mich, als ich zum ersten Mal jemanden gesagt habe "mein Mann ist Alkoholiker und erst seit zwei Wochen trocken. Ich habe Angst davor wie es weitergeht."

    Und dann bin ich damit an den falschen geraten. Vielleicht weil er selbst zuviel trinkt, vielleicht weil er kein emotionaler Mensch ist, vielleicht weil es ihn nicht interessiert, wie es mir geht. Das ist doch echt völlig irrelevant. Ich habs versucht und bin damit erst einmal gescheitert. Und das ist tierisch frustrierend. Wenn eine solche Überwindung dahintersteckt kann man nicht einfach wieder so tun, als sei alles bestens und eben einfach einen großen Bogen um das Thema Alkohol machen. Da ist nun mal der Wurm drin, das hat nichts mit ausgrenzen oder nachtreten zu tun. Ich bin einfach traurig über die Situation.

    Hallo Andreas,

    mich würde dann natürlich auch mal Deine Meinung interessieren. Wie sollte ich mich denn weiter verhalten? Mit meinem Mann war eine Beziehung in seiner nassen Zeit auf keinen Fall möglich. Freunde hat er größtenteils auch verloren. Sollte ich mich wirklich um eine freundschaftliche Beziehung mit einem Menschen bemühen (wie Du vielleicht gelesen hast ist das für mich wirklich eine große Mühe), der möglicherweise ebenfalls ein Alkoholproblem hat?

    Es geht mir hier nicht um meinen Kollegen, von mir aus soll er trinken so viel er will. Arbeiten mit ihm geht auch, seit ich mich eben auf meinen Teil der Arbeit konzentriere. Mir ging es hier eher um den freundschaftlichen Teil. Das war eigentlich wirklich schön und ich war viel weiter als die letzten Male, als ich so etwas versucht hatte. Aber irgendwie ist das am Thema Alkohol gescheitert. Schon der Satz "wenn er nicht schon Morgens getrunken hat war er ja gar kein richtiger Alkoholiker" war der Anfang vom Ende. Für mich klang das wie "stell dich nicht so an...". Ein Freund reagiert anders...

    Ich habe nicht vor, jemanden fertig zu machen, nur weil er vielleicht krank ist. Aber ich werde ihn vielleicht aus meinem Leben ausgrenzen, weil ich ihm sowieso nicht helfen kann. Falls es andere Möglichkeiten gibt, bitte her damit!!!!

    Liebe Grüße,

    Sternchen

    Guten Morgen,

    Danke für eure Antworten. Die Firma zu wechseln stellt eine Möglichkeit dar, ich habe auch schon darüber nachgedacht. Allerdings muss ich wirklich sagen, dass ich momentan gar nicht mehr so unglücklich bin. Seit diesem komplett unnötigen Gespräch und der Reaktion darauf weiß ich ja, woran ich bin. Kollege säuft gerade ein bisschen in seiner Arbeit ab, und hat auch schon einige Male mit bittenden Blick und "Könntest Du vielleicht" angesetzt. Aber die letzten Tage musste ich ihn nur ansehen und er hat die Klappe gehalten. Bei mir läufts dafür richtig gut, ich habe die Urlaubszeit aufgeholt, alte Dinge abgearbeitetund die aktuellen wieder komplett im Griff.

    Okay, etwas Mitleid ist immer noch da, lässt sich aber aushalten. Ich genieße einfach ein bisschen die Situation und wie leicht plötzlich alles ist, seit ich meinen Tagesablauf meiner Arbeit anpasse und nicht um irgendwelche Bedürfnisse von Kollegen herumplane. Also auf jeden Fall VIELEN DANK fürs drauf aufmerksam machen. Jetzt sehe ich das selbst ganz deutlich und kann nur kopfschüttelnd fragen: Wie issn das passiert ?!? :shock:

    "Stell Dir vor, jemand erzählt Dir während einer Unterhaltung, er sei 51 Jahre alt. Einige Wochen später erzählt er Dir plötzlich, er sei 54. Und das, obwohl Du nie nach seinem Alter gefragt hast. Wenn das jemand war, vor dem Du vorher Achtung und Respekt hattest, ändert sich dadurch irgendwie alles. Du hast keine Lust mehr, ihm zuzuhören, weil Du sowieso nicht wissen kannst, was alles wahr ist und wo Du unnötig beschwindelt wirst. Du willst nichts mehr von Dir erzählen, weil diese Art von Offenheit einfach auf Gegenseitigkeit beruhen muss. Und irgendwie bist Du einfach frustriert, weil du nicht verstehen kannst, wieso du wegen einer Sache, nach der du nicht einmal gefragt hast, angelogen wirst.
    Also, warum trinkst du mal "1-2" Bier, mal "so 3" täglich? Ich habe nicht danach gefragt, warum hast du mich mindestens einmal angelogen?"

    Diese Ansage hat mich wirklich Überwindung gekostet. Ergebnis: versteht er nicht. An die Gespräche kann er sich nicht mehr so deutlich erinnern, aber er habe sich immer um Aufrichtigkeit bemüht. Statt ehrlicher Erklärung gab es Entschuldigungen und eine detaillierte Beschreibung seiner Trinkgewohnheiten im letzten Jahr (im Urlaub wars natürlich (??!!??) etwas mehr), obwohl ich mehrfach mit "ich will es nicht wissen, ich will nur nicht angelogen werden" unterbrochen habe.

    War also alles mehr als frustrierend, wie man wahrscheinlich gestern schon rauslesen konnte. Dafür fällt es mir momentan wirklich recht leicht, ihm nicht hinterherzuarbeiten. Ansonsten bin ich nur froh, wenn die Woche vorbei ist.

    Hallo Morgenrot,

    ja, wir haben einen Betriebsrat, eine Suchtvereinbarung und eine Suchthelferin. Gegen die Suchthelferin liegen bisher vier Beschwerden beim Betriebsrat vor. Sie ist ein ziemlich dominanter, gemeiner Mensch und tratscht noch dazu gerne.

    Vor zwei Jahren war ich wegen einem wirklich schweren Alkoholiker beim Betriebsrat. Ich musste jeden Morgen an ihm vorbei und der Schnapsgeruch war unerträglich. Dazu ständige Fehlzeiten von ein paar Tagen, falsche oder keine Informationen zu seinen Projekten und extreme Wutanfälle. Dann ging es los, dass er Schnapsflaschen in seinem Schreibtisch und in seiner Tasche hatte und während der Arbeitszeit für Stunden verschwand und offensichtlich betrunken wiederkam.

    Der Kollege ist ebenfalls ein netter Mann (nüchtern zumindest) und es macht mich traurig, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass er die nächsten Jahre überlebt. Ja, er sitzt auch nach zwei Jahren noch an seinem Platz, riecht nach Schnaps und verschwindet zum Trinken.
    Eine Kollegin die direkt mit ihm zusammenarbeitet wurde schon fast abgemahnt, weil sie sich mehrfach über die Auswirkungen seines Alkoholproblems beschwert hat. Angeblich alles nicht wahr.

    Was wird ein solcher Betriebsrat zu meinem jetzigen Fall sagen? Vielleicht drei Bier oder mehr täglich - Bier ist doch okay, die Menge auch und er trinkt nicht während der Arbeitszeit. Er vergisst Termine und schafft seine Arbeit nicht mehr - klar, im Moment sind wir alle überlastet, viele Aufträge, Urlaubszeit.

    Passieren wird nichts, wenn ich mein Verhalten ändere. In unserer Firma darf man beliebige Beträge in den Sand setzen, irgendein vernünftig klingender Grund findet sich immer.

    Ich habe ihn gestern auf die Lüge angesprochen. Davon aber morgen mehr, ich muss langsam los.

    Schönen Arbeitstag an alle!

    Guten Morgen Lindi,


    Zitat

    es gibt Menschen, die sind wie Energie-Zecken. Saugen sich voll mit der Lebensenergie Anderer und lassen diese schlaff und Blutleer zurueck. Und "Zecken" sollte man meiden.

    Nein, eher das Gegenteil trifft zu. Er ist eher jemand, der anderen hilft, teils freiwillig und gerne, teils weil er absolut nicht nein sagen kann. Arbeit abgeben kommt eigentlich gar nicht in Frage und es ist schon ein schwer zu ertragendes Drama, wenn er sich für 5 Minuten ein Feuerzeug leihen muss. Vielleicht habe ich mich anfangs einfach geschmeichelt gefühlt, weil er von mir Hilfe angenommen hat.

    Freundschaft? Schwer zu beurteilen bei einem konfliktscheuen Menschen.

    Naja, ich habe eine Liste gemacht mit den Arbeiten, die er erledigen muss damit ich mit meiner Arbeit weitermachen kann. Und ihm gesagt, er soll mir Bescheid geben, wenn er fertig ist.

    Er hat sich gleich darauf gestürzt und arbeitet sie ab. Obwohl er echt wichtigeres zu tun hat. Hauptsache keinen Ärger bekommen...?

    Guten Morgen,

    heute habe ich sehr schlecht geschlafen und meine Gedanken sind wieder auf ihrer Achterbahnfahrt. Kennt ihr das, wenn man das Gefühl hat, man sei überhaupt nicht eingeschlafen, weil man bei jedem Aufwachen genau da wieder ansetzt, wo man beim Eindösen war?

    Am WE habe ich zu Hause gearbeitet. Über 3 Stunden und natürlich unbezahlt. Und ich war kein bisschen genervt oder gestresst. Im Gegenteil, mir macht meine Arbeit eigentlich immer noch Spaß. Ich war mir eine Weile nicht sicher, weil ich gerade so ungern hingehe. Aber an der Arbeit selbst liegts offensichtlich nicht.

    Lösungen sind nach wie vor keine in Sicht. Für diese Woche habe ich mir nur vorgenommen, meine eigene Arbeit zu machen und meinem Kollegen seine Arbeit zu überlassen. Aber schon das wird verdammt schwer... Weil er es inzwischen irgendwie erwartet.

    :(

    Hallo Monka,

    nach meinem Mann bist Du erst der zweite Mensch, dem ich so beim gesund werden zusehen darf. Und ich muss sagen, das ist auch schön, wenn man nicht unmittelbar betroffen ist. Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg, aber so konsequent wie Du momentan bist, gibst Du dem Alkohol ja sowieso kaum noch eine Chance, gegen Dich zu gewinnen. Ich freue mich schon auf die Beiträge der nächsten Monate.

    Liebe Grüße,

    Sternchen