Hallo Doc ,
ein paar Anmerkungen zu deiner gestrigen Antwort hier.
ZitatDanke für die Glückwünsche zum 30.Tag, lieber Alex. Tatsächlich habe ich jetzt den ersten Monat geschafft. Fühlt sich echt gut, aber auch merkwürdig an, schwer zu beschreiben. In manchen Momenten sitze ich da und dann kommt der Gedanke "Ist dir das jetzt echt alles passiert? Du bist trockener Alkoholiker, darfst nie mehr trinken, warst in einer Suchtklinik, etc..." Verlegen
Das mit dem richtigen Beschreiben meiner Gefühle geht mir momentan auch häufig so. Ist am Anfang halt recht schwer für seine Empfindungen die passenden Worte zu finden weil momentan ja recht viel mit uns passiert - körperlich wie seelisch. Ich empfinde das aber ganz normal.
Das mit dem "nie mehr trinken dürfen" sehe aber ich bereits jetzt aus einem anderen Blickwinkel als zu Beginn meiner Abstinenz. Die ersten zwei bis drei Wochen habe ich teilweise ebenso empfunden wie du es geschrieben hast: Ich bin trockener Alkoholiker und darf niemals wieder trinken. Mein Denken war: "Ich WILL und MUSS! trocken bleiben". War meinem Empfinden nach aber auch gar nicht einmal so schwierig weil sich bereits nach dieser kurzen Zeit viele Dinge zum Besseren gewendet haben . Nach weiteren zwei Wochen trat das MUSS! Stück für Stück immer mehr in den Hintergrund. Mittlerweile denke ich: "Ich WILL und DARF! trocken bleiben". Ich hoffe du kannst mir da folgen. Hört sich jetzt für die alten Hasen hier sicherlich ein bischen blöde an, aber für mich ist dieses "Umkippen" dieses Denkens quasi eine Art Quantensprung.
Weiters schreibst du: "Ist das jetzt echt alles passiert?". Momentan beschäftigt mich eher die Frage wie das alles passieren konnte. Ich betreibe derzeit viel Ursachenforschung warum ich überhaupt erst zum Alkoholiker geworden bin. Ich gebe zu, dieses Denken zieht mich manchmal ziemlich stark herunter. Finde derzeit auch keine befriedigende Antwort darauf. Ich glaube, da muß einfach noch etwas mehr Zeit vergehen. Andererseits frage ich mich auch, ob es überhaupt Sinn macht sich über das Vergangene soviel Gedanken zu machen - ändern kann man es ja ohnehin nicht mehr. Am Tag denke ich darüber eh nicht nach. Erst beim Einschlafen beschäftigen mich diese Dinge.
Ich wünsche dir auf alle Fälle weiterhin viel Kraft und Erfolg für dein zweites trockenes Monat .
Hey Slowly ,
was das Gespräch mit meiner Mutter angeht; da geht's mir wie dir. Ich habe mich heute auch schon gefragt warum da überhaupt noch etwas nachgekommen ist. Zumal meine Mutter mit Alkohol ja ohnehin so gut wie nichts am Hut hat. Und von fast abstinenten Menschen kann man ja nicht wirklich erwarten, daß sie unsere Krankheit verstehen bzw. ernst nehmen. Andererseits haben Mütter ja so etwas wie einen, ich nenne es mal, Fürsorgereflex wenn mit ihren Kindern etwas nicht stimmt. Kennst du ja von dir .
In dem Zusammenhang würde mich es geradezu brennend interessieren, ob sie (meine Mutter) mit meinem Vater über unser gestriges Telefonat gesprochen hat. Und wenn ja wie seine Reaktion ausgefallen ist. Werde das beim nächsten Telefonat bei Gelegenheit kurz ansprechen.
ZitatWie hast du das denn gemeint ?
Zitat:
............... meine (wahrscheinlich eingebildete) schlechte Langzeitperspektive zu unterdrücken.................
Mit "Langzeitperspektive" meinte ich eigentlich meine Zukunftssorgen (Sinn es Lebens, Lebensziele, Älterwerden usw.). Du weißt doch, daß ich langfristig deinen Zustand des "einfach nur Seins" erreichen möchte. Gelingt mir derzeit aber noch nicht - da muß noch viel Zeit vergehen. Diese bösen Gedanken versuche ich eben zu unterdrücken wenn ich sie schon nicht ändern kann. Mit viel Beschäftigung und Sport gelingt mir das derzeit ja recht gut . Körperlich bin ich topfit - na ja fast schon ein bischen zu fit, bin gerade unter die 80kg Marke gerutscht .
Aber wirklich lieb von dir, daß du dir Sorgen um mich gemacht hast. Muß in Zukunft etwas besser auf meine Wortwahl achten.
Ach ja: Das mit dem eingespannt sein geht mir momentan genau so. Kommt derzeit alles auf einmal zusammen. Arbeitsstreß, neue Freunde treffen, Fischerschein, SHG usw. In meinem Falle ist es aber ein angenehmes eingespannt sein - dieses ausgelastet sein tut mir grade richtig gut. Ich behaupte mal, da wirst du momentan als alleinerziehende Mutter auf Zeit ein gutes Stückerl mehr auf Trab gehalten als ich .
Na dann noch ein gutes Nächtle und nicht allzu viel Streß mit deinen Kindern,
bis bald Alex