Grundbausteine Co. Nr. 4 - Ehrlichkeit und Offenheit

  • Hallo,

    in den Grundbausteinen für Angehörige findet sich Punkt Nr. 4: Ehrlichkeit und Offenheit. Damit ist auch die Ehrlichkeit sich selber gegenüber gemeint. Es geht darum den Blick zu wenden: Weg von alkoholkranken Partner/in oder Elternteil - hin zu sich selbst und der eigenen Symptomatik der Co-Abhängigkeit.

    Wo stehe ich gerade?
    Kann ich meine co-abhängigen Verhaltensweisen und Denkmuster erkennen?
    Kann ich den Blick lösen vom trinkenken Angehörigen?
    Sehe ich, daß ich selber für mein Verhalten und der/die Alkoholkranke für sein/ihr Verhalten verantwortlich ist? Kann ich das im Alltag umsetzen?
    Suche ich weiterhin für ihn/sie Hilfe oder endlich für mich selbst?
    Kann ich mein Helferdasein, meine Kontrolliererei, das Schönreden, Vertuschen, Ausharren, meine Leidensfähigkeit und die Aufopferung als co-abhängiges Verhalten entlarven?
    Wie lange noch verharre ich in der Erwartungshaltung, der Partner/das Elternteil müsse nur aufhören zu trinken, dann wäre meine kleine Welt wieder in Ordnung?
    Komme ich Zug um Zug beim Bearbeiten meiner Co-Abhängigkeit in die Eigenverantwortung und ins Umsetzen der zur Veränderung notwendigen Entscheidungen und Handlungen?

    Dies sind einige Fragen, die man sich stellen kann beim Thema Offenheit und Ehrlichkeit sich selber und anderen gegenüber. Wer möchte ist herzlich eingeladen, hier in diesem Thread oder auch im eigenen Thread diesen wichtigen Grundbaustein-Co einmal durchzudenken.

    Liebe Grüße, Linde :)

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • hallo Linde

    in der letzten zeit habe ich schon einige dinge und Verhaltensweisen bei mir erkannt. Da sich mein Projekt also mein Ex sich meiner kontrolle ja entzogen hat durch die Trennung von mir,merke ich aber das ich mich jetzt ständig hinterfrage,mich selbst und meine denke,meine Gefühle ständig kontrolliere.
    Lese Bücher, versuche die darin gelesenen Vorschläge um zu setzen. Bin total verkopft,so als ob ich mich jetzt zu meinem projekt mache. Damit fühle ich mich aber auch nicht so richtig wohl,weil ich das Gefühl habe das ich mich damit immer mehr in mich verkrieche und wieder mein eigentliches leben vernachlässige. Ich hoffe das sich das im laufe der Zeit wieder ein bisschen reguliert weil auch das sehr Energie raubend und deprimierend für mich ist.

    Lg

    rabenweibchen

  • Hallo Linde!

    Ich mache mal den Anfang, ich kehre aber zu dem Zeitpunkt zurück als ich hier anfing zu schreiben.

    Ich habe damals gar nichts erkannt was zu Punkt 4 gehört. Ich war zwar schon getrennt aber das geschah aus Selbsterhaltungstrieb. Er war für mich der Böse der mit seiner Trinkerei alles kaputt gemacht hat.

    Beruflich habe ich einige Menschen gesehen die einen alkoholkranken Partner hatten. Der Begriff "co-abhängig" wird dabei eher selten gebraucht, eher die Folgen die daraus entstehen können wie z. B. Depressionen bis hin zum Suizidversuch.

    Ich sah diese Menschen und zog trotzdem keine Parallelen zu mir, vielmehr dachte ich desöfteren "wie kann man nur immer wieder zu so einem trinkenden Partner zurückgehen. Wie kann man sich mehrmals krankenhausreif prügeln lassen und nicht reagieren?"

    Ich habe mir dann immer alles schöngeredet, ich habe bei mir nie die psychische Misshandlung wahrhaben wollen, mir die Schuld gegeben und gleichzeitig eine Stinkwut auf ihn gehabt.

    Er war für mich der Schlüssel dazu dass unsere Beziehung wieder funktionieren sollte, er sollte doch endlich aufhören zu trinken. Ich konnte und wollte mich einfach nicht damit abfinden, ich war doch die grosse Kämpferin es musste mir doch gelingen dass er aufhört und alles wird wieder gut.

    Als ich hier ankam fing ich an zu lesen und staunte erstmals. Mit einigen Dingen war ich absolut nicht einverstanden. Ich las viel und dachte viel über mich nach, monatelang.

    Meine Erkenntnis war dass ich zwar nicht dafür kann dass er trinkt aber wohl dafür kann dass ich in diesem Zustand verharrt habe, dass ich nicht ein armes Opfer bin denn er hat mich ja nicht eingesperrt, ich hätte ja gehen können.

    Ich spreche nur mit einer Arbeitskollegin über meine Co-Abhängigkeit, sie hat Ähnliches erlebt und wir können uns gut austauschen und sind mittlerweilen befreundet.

    Mittlerweilen sind mir ganze Lichterketten aufgegangen was Co-Abhängigkeit angeht und ich erkenne viele Fallen. Manchmal werden durch eine bestimmte Situation Flashbacks ausgelöst aber damit kann ich umgehen.

    Ich muss mir nur immer wieder sagen dass es an mir liegt was ich zulasse und toleriere.

    Uff das war aber jetzt lang :wink:

    Liebe Grüsse
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Hallo ihr Lieben,

    hier möchte ich auch ein wenig Eigenes dazugeben. Für mich gehört zu dem Punkt wie schon oben erwähnt das man sich selber offen und ehrlich gegenüber ist. Aber für mich ist auch noch in wichtiger Aspekt das man seinen Mitmenschen gegenüber ehrlich ist.

    Und da haperts ehrlich gesagt öfter bei mir. Manche Menschen lösen (wie neulich erst beobachtet) bei mir das tiefergehende Bedürfnis aus das ich ihnen gefallen möchte. Ähnlich wie bei dem Suchtkranken, den man ja oft bei Laune hält. Und dann versuche ich zu manipulieren, wie das man einen Teil der Wahrheit weglässt. In meinem Kontrollbedürfnis konstruiere ich quasi für das Gegenüber ein falsches oder verzerrtes Bild meiner Selbst, welches ihm gut gefallen soll.

    Es gibt Tage da habe ich das Bedürfnis nicht, an manchen wieder doch. Das zeigt mir das ich noch einen langen Weg vor mir habe.
    Diese Erkentnis ist mir noch relativ neu. Vorher dachte ich das diese spezifische Reaktion quasi "nur" Suchtkranke bei mir auslösen bzw. mein ehemaliger xy.

    Liebe Grüße
    Teresa

    "Früher war ich unentschlossen - heute bin ich mir da nicht mehr so sicher" :P

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