Hallo,
in den Grundbausteinen für Angehörige findet sich Punkt Nr. 4: Ehrlichkeit und Offenheit. Damit ist auch die Ehrlichkeit sich selber gegenüber gemeint. Es geht darum den Blick zu wenden: Weg von alkoholkranken Partner/in oder Elternteil - hin zu sich selbst und der eigenen Symptomatik der Co-Abhängigkeit.
ZitatAlles anzeigenEhrlichkeit und Offenheit
Dies sollte bereits in der ersten Phase der Erkenntnis geschehen, dass man sich ehrlich und offen eingesteht, selbst erkrankt zu sein. Dies dann dem Arzt und seinem Umfeld zu erklären, hilft dabei, sich nicht mehr hinter einem Helfersyndrom zu verstecken, die Sucht des Partners und die eigene Abhängigkeit zu verschleiern, und damit den oft Leidensweg zu verlängern.
Sich selbst und der Familie, Nachbarn etc. einzugestehen, dass der Einzelne an der Co-Abhängigkeit erkrankt ist, ist ein erster Schritt, den Ernst der Erkrankung zu erkennen und sich Hintertüren zu verschließen, die zu weiterem Selbstbetrug führen.
Dazu gehört an oberster Stelle, keine Androhungen von Maßnahmen auszusprechen, die nicht auch durchgeführt werden!
Durch das Bedürfnis des Co-Abhängigen, durch seine *Leidensfähigkeit* aufgrund der Sucht des Partners/ Elternteils von Außen Anerkennung zu bekommen, kann hier durch Offenheit entgegengewirkt werden, und die Bereitschaft gefördert werden, aus dem Umfeld Hilfe zu holen, um sich nicht weiterhin *aufzuopfern*. Dies führt dann zu weiteren Schritten, sich aus der Sucht zu lösen.
Durch die Offenheit und Ehrlichkeit dem süchtigen Partner/Elternteil gegenüber, dass die Sucht eine Belastung ist, sich derjenige Hilfe für sich suchen wird und an sich arbeiten wird, gibt der Co-Abhängige die Verantwortung für seine Verhaltensweisen an den Süchtigen zurück. Und dies führt dann zur Übernahme der Selbstverantwortung.
Durch Offenheit und Ehrlichkeit der eigenen Krankheit gegenüber gebe ich mir Raum, mich nicht mehr von anderen Dingen, wie das Helferbedürfnis, der Opferrolle, dem Schuldgefühl ablenken zu lassen, an mir selbst arbeiten zu müssen. Damit ist der erste Schritt in ein selbstbestimmtes Leben getan.
Wo stehe ich gerade?
Kann ich meine co-abhängigen Verhaltensweisen und Denkmuster erkennen?
Kann ich den Blick lösen vom trinkenken Angehörigen?
Sehe ich, daß ich selber für mein Verhalten und der/die Alkoholkranke für sein/ihr Verhalten verantwortlich ist? Kann ich das im Alltag umsetzen?
Suche ich weiterhin für ihn/sie Hilfe oder endlich für mich selbst?
Kann ich mein Helferdasein, meine Kontrolliererei, das Schönreden, Vertuschen, Ausharren, meine Leidensfähigkeit und die Aufopferung als co-abhängiges Verhalten entlarven?
Wie lange noch verharre ich in der Erwartungshaltung, der Partner/das Elternteil müsse nur aufhören zu trinken, dann wäre meine kleine Welt wieder in Ordnung?
Komme ich Zug um Zug beim Bearbeiten meiner Co-Abhängigkeit in die Eigenverantwortung und ins Umsetzen der zur Veränderung notwendigen Entscheidungen und Handlungen?
Dies sind einige Fragen, die man sich stellen kann beim Thema Offenheit und Ehrlichkeit sich selber und anderen gegenüber. Wer möchte ist herzlich eingeladen, hier in diesem Thread oder auch im eigenen Thread diesen wichtigen Grundbaustein-Co einmal durchzudenken.
Liebe Grüße, Linde