Immer noch im Abnabelungsprozess

  • Guten Morgen,

    ich bin neu hier im Forum und möchte mich auch hier kurz vorstellen:

    Ich bin 49jährige Mutter eines 10jährigen Sohnes und war/bin in zweiter Ehe mit einem Alkoholiker verheiratet. Seit letztem Jahr sind wir getrennt, nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass er exzessiv angefangen hat zu trinken, entsprechende verbale Aussetzer hatte, zu mir und meinem Sohn (er ist nicht der Vater) völlig asozial wurde und ich zum Schutze meines Kindes, aber auch zu meinem Schutz, heimlich unseren Auszug organisiert hatte.

    Trotzdem fühle ich mich immer noch moralisch für ihn verantwortlich. Wenn er nichts getrunken hat, kann man sich auch normal mit ihm unterhalten, er ist dann freundlich und zugänglich. Leider sind diese Zeiten selten, so dass ich mich komplett weigere, mit ihm zu sprechen, wenn ich auch nur einen Hauch eines Alkoholkonsums vermute.

    Es passiert ihm ein Unglück nacheinander, für die ich subtil verantwortlich gemacht werde, schließlich habe ich ihn ja verlassen, obwohl er mich so sehr liebt (sagt er). Schwerer Unfall im Suff im letzten Herbst, zwischendurch völlige Blödsinnsaktionen, die ihn an den Rande des Ruins bringen, jetzt Trunkenheitsfahrt mit Unfall und 2,5 Promille, mittags um 3.

    Natürlich ist er jetzt wieder kleinlaut und ich bin sein Schatz und Liebling und was weiss ich. Ich möchte das nicht mehr, das sagte ich ihm bereits, ich habe einfach nicht mehr die Kraft und Energie, mich ständig um seine wiederkehrenden und neuen Baustellen zu kümmern. Zeitgleich macht es mich ungeheuer wütend, wie verantwortungslos er mit sich und anderen umgeht.

    Ich denke, ich bin immer noch co-abhängig, und ich möchte - wenn Ihr mir bitte dabei helfen wollt ? - den endgültigen Absprung schaffen.

    Herzlichen Dank für's Lesen.

    Eure
    Art3mis

  • Hallo Art3mis!

    Herzlich willkommen hier im Forum und einen guten Austausch wünsche ich dir.

    Ich habe mich vor 3 Jahren von meinem Mann getrennt und lebte noch längere Zeit in unserem gemeinsamen Haus in getrennten Wohnbereichen.

    Ich war nur dann gesprächsbereit wenn es um alltägliche Dinge ging alles was seine Sucht betraf habe ich direkt abgeblockt und ihm mitgeteilt dass das seine Sache wäre. Ich habe mich auf nichts mehr eingelassen was seine Baustellen betraf oder höchstens gesagt ich könne ihm da auch nicht helfen.

    Ich hatte ja all die Jahre vorher mit ihm rumdiskutiert und es drehte sich nur im Kreis, es war alles gesagt worden.

    Ich war es einfach satt mir immer Schuld zuweisen zu lassen oder mir anzuhören dass ich einen kranken Mann verlassen würde. So halte ich es heute noch obwohl ich mittlerweilen ausgezogen bin habe ich noch Kontakt zu ihm.

    Mir hat es gut getan diese vermeintliche Verantwortung für ihn abzugeben, anfangs musste ich aber lernen das ungute Gefühl dabei auszuhalten.

    Er alleine ist für seinen Part verantwortlich, niemand hält ihm die Flasche an den Hals und zwingt ihn zu trinken. Wenn er sich keine Hilfe sucht ist es auch seine Sache, schliesslich sind schon einige Dinge passiert die ihn hätten wach machen müssen.

    LG
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Hallo Art3mis

    Herzlich willkommen hier, schön das Du hier bist.

    Einen grossen Schritt hast du ja bereits mit der Trennung getan. Zum Schutz für Dich und Deinen Sohn.

    Die komplette Abnabelung dauert sicher sehr lange, aber dazu können dir erfahrerener Forenmitglieder mehr schreiben.

    Du bist nicht für seine Trinkerei und seine Unglücke verantwortlich, dass hat er sich selber zuzuschreiben.

    Denn endgültigen Absprung aus der co-abhängigkeit suche ich selber auch noch. Denke das dauert.

    Aber vielleicht wäre ja eine Therapie auch ein Thema für Dich?
    Kannst ja mal zur Suchtberatung gehen, die haben gute Tipps.

    Grüsse weinender Engel

  • Liebe Speranza, lieber Engel,

    vielen Dank für Eure Willkommensgrüße und erste Denkanstösse.

    Eine Therapie hatte ich bereits im letzten Jahr gemacht, d.h. Anfang letzten Jahres begonnen, Ende letzten Jahres abgeschlossen. Die Therapie hat mir viel gebracht, auch unter anderem die Erkenntnis, dass ich für mich und mein Kind verantwortlich bin, für meinen Mann jedoch nicht.

    Mein Kind und ich, wir haben keine schöne Zeit hinter uns. Für mein Kind ist das Erlebte mind. einmal wöchentlich Thema, und das nach immerhin einem Jahr, in dem wir jetzt alleine wohnen.

    Meinem Mann habe ich untersagt, jemals wieder mit meinem Kind in Kontakt zu sein. Das macht meinem Mann auch nichts aus, da er ja mein Kind sowieso nur als Störenfried und Konkurrenz betrachtet hat.

    Dem Hinweis mit der Suchtberatung greife ich auf - ich fühle mich nach wie vor als Co-Abhängig, auch habe ich nach wie vor sehr daran zu knabbern, wie insbesondere mit mir umgegangen wurde. Ich stelle mir sehr oft die Frage nach dem "Warum" und muss feststellen, dass zwischen seinen Worten und seinen Taten eine unüberbrückbare Lücke klafft und klaffte.

    Auch bin ich es echt leid, alle paar Monate in Angst und Schrecken quasi zwangsweise versetzt zu werden, weil ihm ständig etwas zustößt bzw. er sich eigentlich selbst zustößt.

    Wenn da nicht immer und immer wieder dieses blöde, sinnlose Mitleid wäre und diese Trauer, ihn zu enttäuschen. Davon will ich weg, aber ich weiss nicht wie.

    LG
    Art3mis

  • Hallo Art3mis

    Und wenn Du Dich zurück an Deine Zeit in der Therapie erinnerst? Versuche das erlernte wieder in Erinnerung zu rufen.

    Das Dein Sohn noch heute davon spricht, zeigt wie schlimm es für Ihn war. Aber Du hast Dich getrennt, das war für Ihn wichtig. Vielleicht sollte er auch eine Therapie machen.
    Meine Tochter musste ähnliches ertragen, aber erst Jahre später bin ich mir bewusst geworden wie schlimm es für Sie war.

    Die Zeit hinter euch, ist wie geschrieben, hinter Euch. Die Zeit vor Euch wird besser. Versuche mit Ihm was zu unternehmen was euch beiden Spass macht.

    Wieso hast du eigentlich noch Kontakt mit dem Ex? Kannst Du diesen nicht vollständig kappen?

    Ja das Warum, die Frage stell ich mir auch immer. Aber bitte, schau in die Zukunft. Du fühlst dich doch besser jetzt, wie als du noch mit Ihm zusammen warst oder?

    Was auch helfen kann, ist Yoga, oder andere Entspannungstechniken. Oder die Natur... mir hilft wandern..vielleicht könntest doch mit deinem Sohn eine kleine Wanderung mit Picknick unterwegs machen, oder unterwegs baden gehen.

    Lenk Dich ab wenn du wieder zuviel an ihn denkt.

    Trauer Ihn zu enttäuschen? Meinst du deine Ex zu enttäuschen? Wieso dass denn?

    Gruss Engel

  • Hallo Artemis!

    Ich glaube wir befinden uns in der gleichen Phase. Ich bin auch getrennt, aber die Schlingpflanzen der bereits beendeten Beziehung verwursteln sich immer noch zwischen meinen Füßen.

    Vielleicht bin ich aus diesem Grund ein schlechter Ratgeber, vielleicht auch nicht.
    Für mich ist momentan eine Phase, in der ich meine Reaktionen auf seinen Quatsch wie Schuldzuweisungen, Liebesbekundungen u.ä. als Gradmesser für meinen Zustand werte.
    Ich merke, wie meine Gedanken um ihn kreisen. Viel Wut, aber auch Trauer, denn jepp - es war auch eine wirklich große Liebe.

    Ich (und du wahrscheinlich auch) hatten eine intensive Beziehung. Bis wir wieder vollständig geheilt sind, die Wunden versorgt und das Leben neu weitergeht, wird es wahrscheinlich eine Weile dauern. Niemand würde von einem Menschen in Trauer verlangen sofort pronto alles zu vergessen und sich sofort ein wunderbares neues Leben aufzubauen, ohne diese natürliche Trauer und Abnabelungsphase zu durchleben. Ich glaube manchmal, das Hirn muss auch erst einmal umdenken lernen.

    Ich finde diese Post-Beziehungszeit, wo du zwar getrennt, aber immer noch unsichtbar verbunden bist, einfach zum Kotzen, weil sie so unruhig und schmerzhaft ist. Aber ich denke, sie gehört dazu, als Teil des Prozesses. Ich fühle erst jetzt die unfassbare Wut, die ich 14 Jahre lang nicht gespürt habe. Manchmal denke ich: "Junge, du solltest dir mal meine Sicht der Welt anhören" - und dann weiß ich, ich suche in Wahrheit wieder Kontakt zu meiner "Droge", der ich sagen will, wie gefährlich sie ist. Ziemlich paradox, denn die Droge kann nichts dafür, ob ich sie konsumiere oder nicht :) Dennoch war sie lange Teil meines Lebens und ich muss erst lernen, wie ich ohne sie leben kann.
    Immer wenn ich auf ihn auf die gewohnte Weise reagiere, bin ich mit einem Fuß wieder im Spiel drin ... also passe ich gut auf, was ich mache und lasse mich nicht von meinen Gefühlen leiten. die sind trügerisch.

    Innerhalb der Beziehung war die Alki/Co-Alki-Sache zwischen uns perfekt eingespielt. Mein Exmann meldet sich auch immer genau dann, wenn er gerade keinen anderen "Kümmerer" findet oder es ihm schlecht geht (Dann aber im Terrormodus). Und mir hilft es sehr, zu wissen, dass nicht Liebe ihn an mich bindet, sondern meine Funktion. Die Liebesschwüre sind natürlich verführerisch: Jaaaa ... ich bin die Einzige, die einzige, die ihn retten und verstehen kann ... aber: Bullshit. Ich bin in Wahrheit die Einzige, die tetrismäßig in seine (und ehemals meine) Bedürfniskette passt. Mit Liebe hat das nicht viel zu tun. Ich habe eher 8noch immer) die Funktion der emotionalen Versorgungseinheit. Und das will ich nicht mehr sein.

    Es hilft mir mich in dem System zu betrachten, das wir kultiviert haben und meine Distanz-Reaktionen nach der Trennung als Ausläufer dieses Biotops zu erkennen. Er ist die Klingel, ich Pawlows Pudel. Noch sabbere ich, wenn es "Bimmelimm" macht, aber ich fresse den Mist nicht mehr, der mir serviert wird. Auch wenn er verlockend aussieht.

    Ich wünsche dir viel Kraft weiterzugehen und vor allem auch so viele erstaunliche Momente der Selbsterkenntnis, wie ich sie habe. ist zwar ne harte Zeit, aber ich lerne mich besser kennen. Und Wissen ist Macht - die Macht die ich gut brauchen kann, um wirklich frei von meinen eigenen Zwangsverhaltensweisen zu werden :)

  • Hallo Engel, hallo Ahoi,

  • Hallo,

    wenn ich mir so Recht überlege, warum ich aktuell wieder Befürchtungen habe, ihn zu enttäuschen oder der Meinung bin, ihn auffangen/unterstützen zu müssen, sollte ich vielleicht über zwei Geschehnisse berichten:

    Im Herbst letzten Jahres hatte er einen schweren Unfall. Zu Fuss. Mit 3,5 Promille. Freunde von ihm hatten mich Sonntag Abends um 9 Uhr angerufen, er wäre schwer gestürzt, der Notarzt wäre da, er wäre bewusstlos, keine wüsste über seine Versicherungen etc. Bescheid. Also bin ich ins Krankenhaus. Zwei seiner Säuferkumpane waren auch dort. Sturzbetrunken, aber unverletzt. Er hatte in seiner Stammkneipe ausgiebig getrunken und wäre dann heim gewankt - oh Wunder - ohne Auto. Er wurde nachts von der Notaufnahme auf die Intensiv verlegt und randalierte dort so lange (Beschimpfungen, wiederholtes Rauszerren der Braunüle und Abreissen der EKG-Kabel), dass die behandelnde Ärztin die Polizei rief. Dort wurde er dann unter Polizeiaufsicht am Bett fixiert.

    In der anschließenden Zeit (nachdem er sich am Morgen danach mit 1,8 Promille selbst entlassen hatte) zeigte er sich reuig, klar, stand ja auch die OP vor der Tür, Verdienstausfall, und und und. Ich war, wenn auch zurückhaltend da, versorgte ihn mit Essen, fuhr in zum Krankenhaus, versorgte seine Wunden. Er trank nichts. Ca. 4 Wochen lang. Einmal noch so eine Aktion, sagte ich zu ihm, und dann rufst du mich bitte NIE MEHR an.

    Dann kamen die nächsten Abstürze, allerdings ohne Verletzungen, die Beteuerungen, er würde nichts mehr trinken, wenn er Auto fährt etc.

    Dann letzte Woche: 2,5 Promille, einem jungen Menschen die Vorfahrt genommen und es kam zum Unfall. Gott sei Dank ist dem jungen Menschen nichts passiert, ausser einem gigantisch großem Schrecken. Um seine Fahne mtitags um 3 zu verdecken, hat er sich Deo in den Mund gesprüht....so ein Schwachsinn. Die Polizei hat ihn gleich mitgenommen, Führerschein sofort eingezogen, Amtsarzt kam und hat Blut abgenommen.

    Jetzt hat er keinen Führerschein mehr (schätze mal 1,5 - 2 Jahre), ist, wie gesagt selbständig (meiner Meinung nach zum Scheitern verurteilt), hat Tausende von Euros an der Backe (Schaden vom Unfallopfer, sein Auto ist kaputt, Geldstrafe, MPU etc.).

    Jetzt jammert er natürlich rum, es wäre ja auch wegen mir, weil er so unglücklich sei und ...obwohl ich so sauer auf ihn bin, denke ich immer noch so verquer, dass ich ihm doch helfen muss, ihn nicht hängen lassen kann.

    Es ist ständig irgendetwas anderes mit diesem Menschen. Therapie macht er nicht und hat er auch noch nicht. Schließlich ist er ein starker Mann und nur die schwachen Idioten brauchen eine Therapie, die, die sich selbst nicht helfen können. Er kann ja alles. Und weiss alles.

    Ist es denn normal, wenn ich sauer auf ihn bin. Stinkwütend? Eigentlich muss es mir doch egal sein, oder nicht?

    Es/r läßt mich nicht los.

    LG
    Art3mis

  • Hi Artemis!

    Hmm ... also ich erkenne mich sehr wieder, in dem was ich lese. Was ich mir bei diesen Gedankenschleifen von Wut, Mitleid usw denke: ich will letztlich, dass er etwas macht, damit es mir besser geht. Nicht mehr trinken zum Beispiel, lol.

    In dem Moment, wo ich meine Befindlichkeit an seine kopple, hat mich das System wieder am Schopf gepackt. in diesen Momenten mache ich die Augen zu und sage mir: "Hey, Ahoi, er tut, was er tut. Ich tue was ich tue. Und gerade sehe ich uns in irgendeiner Verbindung, weil mein Gefühlshaushalt immer noch von seinem abhängig ist."
    Ich sag mir nicht: Lass es, es MUSS dir sofort egal sein oder sonstwas, ich erkenne es einfach nur, jedes Mal neu und mit jedem neuen Erkennen, dass ich immer noch etwas von ihm will, damit es mir gut geht, werde ich etwas freier. Denn was ich von ihm will ist mein Problem. Nicht seins.

    Erkenne, dass du ihm gegenüber nicht in der Pflicht ist, aber er genauso wenig dir gegenüber :) Es ist normal wütend zu sein, aber ich glaube die Synapse, dass er etwas tun muss/sollte, damit die Wut aufhört ist der falsche Weg, nämlich der zurück ins ungesunde reiz-Reaktions-Schema . Deine Wut, dein Deal mit der Wut. Nicht seiner.

    Banzai!

  • Liebe Art3mis

    Ja, er lässt Dich nicht los.

    Letzen Herbst den Sturz mit Alkohol? Da ward Ihr doch schon getrennt.
    Wieso wirst Du angerufen? Wieso hast Du noch Kontakt zu Ihm, kannst den Kontakt nicht ganz, ich meine, ganz abbrechen?


    Art3mis, wie geht es Dir? Deinem Sohn?

    Weinender Engel

  • Liebe Ahoi, lieber Engel,

    Zitat

    mit jedem neuen Erkennen, dass ich immer noch etwas von ihm will, damit es mir gut geht, werde ich etwas freier. Denn was ich von ihm will ist mein Problem. Nicht seins.

    Wie wahr gesprochen, das sehe ich auch so, auch wenn ich es nicht so formulieren konnte. Es ging mir eine zeitlang richtig gut, und zwar in der Zeit, in der ich es abgelehnt habe, Telefonate zu führen. Schon tausendmal habe ich gehört - letztlich sprichst Du es auch an, Engel, Kontaktabbruch ist das einzige, was wirklich hilft. Zumal, denke ich, wenn man noch in diesem, wie Du so schön schreibst "Reiz-Reaktions-Schema" festhängt.

    Solange noch Kontakt da ist, solange kreisen auch die Gedanken um diese, vergangene ungute Partnerschaft.

    Was er aus seinem Leben macht, ist seine Sache. Ich mache da nicht mit, ich lasse mich nicht ins Verderben ziehen. Meine Helfersyndrome sollte ich besser im Keim ersticken und die Zeit, die ich dafür aufbringe, auf mich und meinen Sohn konzentrieren. Also, das ist die Theorie, in der Praxis habe ich da noch genug dran zu arbeiten. Meint Ihr, ich sollte den Kontakt einstellen? D.h. gar nicht mehr ans Tel gehen, nicht mehr auf Nachrichten reagieren? Eine vernünftige Ex-Partner Beziehung funktioniert nicht mit einem nassen Alkoholiker?

    Aber ich muss dann doch noch was los werden: nehmen wir mal an, er macht ne Therapie? Ist es dann nicht gemein, einen Menschen nicht zu unterstützen? Jetzt könnt ihr auch gerne den Kopf schütteln über meine Denkweise, die Frage ist allerdings ernst gemeint.

    Angerufen worden bin ich, lieber Engel, weil keiner von den Suffköppen einen Plan hatte, keiner die Versicherung wusste etc. Da hat man gedacht...ah, warte mal, die Art3mis, die weiss doch bestimmt Bescheid und kümmert sich gleich. War ja auch immer so, wenn etwas mit ihm war, bin ich informiert worden und ich war ja auch immer schön zur Stelle.

    Art3mis

  • glück auf art3mis

    Zitat von Art3mis

    nehmen wir mal an, er macht ne Therapie? Ist es dann nicht gemein, einen Menschen nicht zu unterstützen?

    jetzt grade sind ~ XXXXXX alkoholkranke in ner LZT wieviele davon unterstützt du im augenblick?

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Also gut, Ahoi und Matthias,

    da habt Ihr mich erwischt.....

    Dann versuche ich mal einen Erklärungsansatz:

    ist man nicht dem Menschen, den man mal geliebt hat, im Falle einer Krise zur Unterstützung verpflichtet?

    Kann man diesen Menschen den emotionalen Halt entziehen - unter der Voraussetzung, dass dieser Mensch einem mitteilt, man wäre sein Halt?


    Ok, klar, da klappt natürlich die Psychofalle zu...ich bin nicht für seinen Gemüts- und sonstigen, selbst herbeigeführten Zustand verantwortlich, habe ich ja in der Therapie gelernt.ABER:...ich mache mir Stress damit, dass ich ihn der Krise, SOLLTE er eine Therapie beginnen, fallen lasse.

    Ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich mit der Situation umgehen soll.

    Vielleicht sollte ich noch mal im Detail die Situation mit seinem letzten Unfall Revue passieren lassen. Die Beteuerung, Abstinenzschwüre, erneuter Rückfall und jedes Mal wird's ein bisschen schlimmer, als es vorher schon war.

    Müssen solche Menschen ganz am Boden liegen, ganz tief unten sein, um aufzuwachen oder passiert das nie?

    Art3mis

  • ooooch, artemis, anstat dir gedanken zu machen, ob du ihn eventuell unterstuetzen solltest, falls er eventuell eine therapie machen wollen wuerde ( uebrigens, falls er das machen wollen wuerde, haette er da so viel unterstuetzung, und sogar extra-kompetente, wie noch nie im leben ....) taet ich mir gedanken drueber machen, dass du zwar getrennt bis, aber noch verheiratet......und fuer allen mist wie unfaelle, nicht.laufende selbstaendigkeit, schulden, etc.... noch mithaftbar bist .....und eventuell dafuer aufkommen wirst muessen, zumindest zum Teil......
    das sind doch mal gedanken, die echt wert sind, gedacht zu werden .....und vor allem, du kannst was dran tun! ob er eventuell eine therapie machen wollen wuerde und ob du ihn dann eventuell unterstuetzen wollen wuerdest ...... ist doch reine Gedanken-Ablenkung auf ein fremdes spielfeld ......und eben genau das ist charakteristisch fuer co-abhaengigkeit. Lieber vor der fremden tuer kehren, als vor der eigenen, obwohl da auch genug dreck rumliegt!
    Gruesse, Lindi

  • Nein, nein, Lindi, mitnichten.

    Ich bin weder für seine Schulden aus seiner Selbständigkeit haftbar zu machen oder in Regress zu nehmen (auch nicht teilweise). Da habe ich mich selbstredend schon schlau gemacht. Ganz so blauäugig (trotz blauer Augen) bin ich dann doch nicht.

    Lediglich im Zusammenleben (was ja nicht mehr besteht), in angemessenen Umfang für den täglichen Gebrauch. Also auch nicht.

    Unterschrieben habe ich weder einen Kredit, Bürgschaft oder sonstiges.

    Mietvertrag, Strom etc. läuft nur auf seinen Namen.

    Lediglich die Rentenpunkte werden geteilt(waren allerdings nur bis dato 2 Jahre verheiratet). Ob ich in Regress genommen werden könnte, falls er pflegebedürftig bzw. Hartz4 Empfänger werden würde, steht auf einem anderen Blatt. Allerdings neigen die Gerichte wohl zu der Auffassung, dass wenn es in der Ehe zu massiver psychischer und / oder physischer Gewalt kommt, dann der Unterhaltsanspruch des Ex-Ehemannes erlischt.

    Die rechtlichen und finanziellen Dinge habe ich selbstredend relativ schnell nach Auszug geregelt bzw. klären lassen.

    Grüße
    Art3mis

  • Ach so, selbst die Aufteilung der Rentenpunkte ist fraglich, da er fahrlässig nie für seine eigene Altersvorsorge, trotz gutem Einkommen, gesorgt hat.

  • Hi Artemis,

    Bist du wirklich verpflichtet, dich um ihn zu kümmern, wenn er eine Therapie macht?
    Sieh es doch mal aus einem anderen Blickwinkel: Ihm ist scheißegal, ob es dir dreckig geht, weil er trinkt, er verängstigt dein Kind, belästigt dich mit seiner Unfähigkeit, Verantwortung für sein Leben zu übernehmen, gefährdet andere Verkehrsteilnehmer und deine Sorge ist es, ob es nicht nett von dir ist, ihn seine hypothetische Therapie selbst bewältigen zu lassen. Da stimmt doch was nicht, lach.

    ich habe mir lange eingebildet, der Magic Key zur Heilung meines Exmannes zu sein und meine Fresse - wie verblendet war ich eigentlich, das zu glauben?! Mein Job ist getan. All meine scheinbare Superkraft hat sich nicht gegen den Alkohol durchsetzen können! Wenn mein Exmann sich professionelle Hilfe sucht, wird er dort zehnmal besser aufgehoben sein, als bei mir und meinen Co-abhängigen Laien-Fingern :)

    Sieh mal, du kümmerst dich doch auch um deine Therapie - ganz ohne seine Unterstützung. Warum sollte er das nicht auch können? Das war jetzt keine rhetorische Frage, sondern ganz ernst gemeint: Warum glaubst du, braucht er deine Hilfe?

  • glück auf art3mis

    Zitat von Art3mis

    im Falle einer Krise zur Unterstützung verpflichtet?

    ich schließ mich lindi zu 100% an.

    zu deiner "beruhigung" könntest du anbieten er solle in drei oder fünf jahren nochmal anfragen wenn er bis dahin gezeigt hat, das er sein leben in den griff bekommen hat.

    denkst du, dass du dein leben innerhalb dieser drei oder fünf jahre in den griff bekommen kannst?

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!