Will er wirklich was ändern (Frage einer Co-Abhängigen)

  • Könnt ihr mir bitte aus Eurer Erfahrung Tipps geben, ich bin total überfordert. Ich bin mit meinem Freund knapp ein Jahr zusammen, schnell habe ich gemerkt das etwas nicht stimmt und dann war ich mir fast sicher, das er ein Alkoholproblem hat und vermutlich bereits abhängig ist. Ich kann aber schwer einschätzen wie schlimm es ist. Also er trinkt an ca. 5 Tagen und meistens wenn ich nicht da bin (wir führen eine Fernbeziehung) richtig viel, ich merke dann immer wie er am Telefon lallt oder er provoziert ohne Grund einen Streit. Ich habe mich lange nicht getraut, das Thema offensiv anzusprechen. Ich habe habe oft erwähnt, das mir sein Bierkonsum zuviel ist. Dann kam auch mal von ihm ein "Ich weiß, das ich gelegentlich zuviel Bier trinke". Die letzten Wochen wurden immer schlimmer, eigentlich trinkt er nur Bier. Letzte Woche hatter er vermutlich vergessen Bier zu kaufen und der Saufdruck muss wohl so schlimm gewesen sein, das er alles getrunken hat was er zuhause gefunden hat (Sektflaschen, Weinflaschen). Das hat mich noch mehr beunruhigt und ich habe ihn dann angesprochen. Er war auch einsichtig und hat gesagt, das er was ändern möchte. Es war ein gutes Gespräch. Ich habe sogar einen Tag später gesehen, das er im Internet auf Alkoholentzug Seiten unterwegs war. Ich war so glücklich. Doch einen Tag später telefonierte ich mit ihm und er war total betrunken.

    Dann habe ich ein paar Tage später wieder allen Mut zusammengefasst und mit ihm gesprochen und gesagt, das ich denke das er bereits abhängig ist und das ich mir Sorgen mache. Er sagte wieder, das er was ändern möchte. Dann fragte er mich, was ich von ihm erwarte und ich habe ihm gesagt, das ich denke das es gut wäre zu einer Beratungsstelle oder Arzt zu gehen und er sagte daraufhin, das er das alleine schafft. Da hatte ich schon Bauchschmerzen, weil ich dachte das er schon gedanklich weiter wäre. Er war in dem Gespräch so motiviert und hat mir gesagt, das er die nächsten Wochen nicht trinken möchte und testen will wie das wird, er war wieder auf Internetseiten zum Thema Selbsttest etc. und zwei Tage nach diesem Gespräch ist er wieder total betrunken. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Warum schaut er sich Internetseiten an, er war so motiviert und hat mir stolz und strahlend vor zwei Tagen erzählt, das er es schafft und will die nächsten Wochen nichts zu trinken. Und nach so kurzer Zeit (2 Tagen) ist er schon schwach geworden? Was passiert da mit ihm? Will er es wirklich? Ausserdem merke ich, das er sich scheinbar nicht als Abhängiger sieht/erkennt, da er immer das Thema verharmlost. Sieht er das nicht oder kann er es nicht sehen? Wie kann ich mich verhalten? Ich habe ihn heute vorsichtig gefragt, ob was passiert ist das er sein Vorhaben nichts zu trinken gebrochen hat. Er hat einfach nicht geantwortet. Ich glaube er hatte ein schlechtes Gewissen.

    Meint ihr er weiß, das er bereits körperlich abhängig ist? Oder ist es so, das wenn es jemand verharmlost er es auch wirklich nicht weiß? Sein Körper reagiert bereits mit starker Müdigkeit etc. Er wundert sich jeden Tag über die Müdigkeit und als ich ihm letztens sagte, das kommt bestimmt vom vielen Bier, da kam auch wieder ein Spruch das es doch gar nicht soviel Bier gewesen sei. Dabei waren das Mengen für vier Personen. Soll ich ihn einfach weitermachen lassen oder muss ich wenigstens konsequent sein und sagen, das er mir versprochen hat was zu ändern? Ich kann ihn doch nicht einfach machen lassen, wenn er scheinbar gerade was ändern möchte aber es nicht schafft?

  • Hallo Sunflower,
    ich kann Dir nur aus meiner Erfahrung sagen, dass es nicht in Deiner Macht liegt, ob er aufhört oder nicht.

    Da ich zudem auch coabhängig bin und lange in einer SH-Gruppe war, kann ich Dir nur raten, dass Du konsequent bist.

    Du sagst: "Ich kann ihn doch nicht einfach machen lassen, wenn er scheinbar gerade was ändern möchte aber es nicht schafft?"

    Du weißt nicht wirklich, ob er etwas ändern möchte. Vielleicht ist es hilfreich, dass ihr euch Schritte überlegt, die er umsetzen müsste, damit Du siehst, ob es ihm ernst ist.
    Ein Arztbesuch
    Besuch bei der Suchtberatung
    Besuch einer SH-Gruppe
    etc.- hier im Forum kannst Du Dich darüber informieren.

    DAnn wirst Du ja sehen, ob es ihm ernst ist.

    Dann rate ich Dir dringend, Dich auch dahingehend zu überprüfen, inwieweit Dein Verhalten coabhängig ist. Das klingt vielleicht erst mal schlimm, doch für mich liest sich Dein Text schon so, als würdest Du Dir mehr Gedanken machen als er sich selber.
    Grenz Dich ab.
    Lege konkrete Schritte fest.
    Hält er sich nicht dran, verschwende Deine Energie nicht.
    Er muss es wollen und manchmal sind die Menschen nicht soweit.
    MAch Dir klar, dass ihm seine Sucht wichtiger sein könnte als die Menschen in seiner Umgebung. Mein Vater hat gelogen, dass die Balken krachen, um meine Mutter hinzuhalten. Am Ende ist er gestorben.

    Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass Alkoholiker nicht empfänglich sind für die Einschätzungen anderer Leute. Er wird sein Trinken verharmlosen, weil er süchtig ist und weitertrinken möchte. Genau so wie Du ihn weiter retten möchtest.

    WEnn Du bei Dir bleibst und Dich in dem Forum mit Coabhängigen austauschst, wirst Du sicherlich wertvolle Hilfe für konkrete Situationen erhalten.
    PAss gut auf Dich auf.
    Ich habe in diesem Text nur meine persönliche Meinung geschildert. Nimm Dir, was Du brauchst und lass den REst beiseite.
    Dir alles Gute und verliere Deine persönlichen Ziele nicht aus den Augen. DAs lohnt sich nicht!
    Esmiralda

  • Hallo Sunflower,

    Du wirst es nicht gerne hören, aber es ist absolut typisch für einen Alkoholiker, sich "bessern" zu wollen, es aber nicht mehr zu können. Manche machen Trinkpausen, um sich zu beruhigen und saufen danach mehr als vorher (so einer war ich z.B.), andere schränken sich krampfhaft ein, legen einen alkoholfreien Tag in der Woche ein - gemeinsam ist den Herrschaften nur eines:

    Sie haben ihre Trinkgewohnheiten nicht mehr im Griff, der Alkohol hat sie im Griff - und der läßt auch ganz ungern los...so funktioniert Sucht.

    Ich habe jahrelang mit dem Selbstverständnis gelebt, ein "Problem" mit Alkohol zu haben...und mit der festen Überzeugung, das Problem in den Griff zu bekommen.

    Fakt ist, daß man erst dann in der Lage ist, irgendwas zu ändern, wenn man selbst davon überzeugt ist, alkoholkrank zu sein.

    Dieses Eingeständnis einem selbst gegenüber ist überhaupt erst die Voraussetzung dafür, trocken werden zu können...und trocken werden kann man nur, wenn man sich eingesteht, vorher überhaupt nass gewesen zu sein.

    Die Sprüche Deines Freundes kenne ich alle - bis in den genauen Wortlaut hinein, denn es waren auch meine Sprüche.

    So leid es mir tut, Dir das zu sagen:

    Wenn er nicht selbst irgendwann einsieht, daß er alkoholkrank ist und sich selbst immer wieder die Hucke volllügt, hast Du keine Chance.

    Schönen Gruß und schöne Zeit

    Andreas

  • Hallo Esmiralda,
    ich habe mich sehr über Deinen Beitrag gefreut und da war einiges was ich für mich daraus ziehen kann, vielen Dank dafür. Ja, Du hast es natürlich gut erkannt ich bin definitiv schon Coabhängig und ich merke auch das es Zeit wird, das ich mich abgrenze da es mir schlecht geht. Es ist alles nur so traurig und frustrierend, das man wirklich als Partner so gar nichts tun kann.

    Deine Tipps mit den Forderungen stellen, damit ich sehe ob er was ändern möchte das fand ich super. Ich weiß nur noch nicht genau wie ich es in der Umsetzung schaffe. Als ich Ihn vor ein paar Tagen mit dem Thema konfrontierte, das fragte er mich was ich von ihm jetzt erwarten würde. Und da habe ich gesagt, das ich z.B. möchte das er zu einer Beratungsstelle oder Arzt geht und dann kam ja von ihm sofort, das er das alleine hinkriegt.

    Aber ich habe mir vorgenommen, bei der nächsten Gelegenheit die Forderung zu stellen, das er zu einem Arzt gehen soll. Kannst Du mir noch einen Tipp geben. Ist es besser, das Kind beim Namen zu nennen oder wenn ich mit Ihm durch die Blume spreche. Also zum Beispiel, soll ich ganz konkret sagen, das er zum Arzt soll, weil ich denke das seine Leber schon angegriffen ist und er sich das mal veranschaulichen lassen soll oder soll ich einfach allgemein sagen, das er mal zum Check up gehen sollte?

    Und wenn ich ihn wieder auf sein Alkoholkonsum anspreche, soll ich dann direkt sagen, ich mache mir sorgen und ich denke du bist "Alkohlabhängig" oder ist das zu krass und ich sollte da auch vorsichtiger mit umgehen? Ich habe so starke Angst, das der Alkohol stärker ist und er sich von mir zurückzieht (obwohl er mich liebt) wenn ich unbequem werde.

    Danke schön! Ich werde mich jetzt mal bei den Co-Abhängigen umschauen um Unterstützung zu finden. Ich habe so viele Fragezeichen.

  • Je mehr du ihn bedrängst, je mehr Forderungen du stellst, je mehr wird er saufen wenn du nicht da bist. So lange er nicht selbst "auf den Trichter kommt", dass er krank ist, wird er nichts gegen seine Krankheit unternehmen.

  • Hallo Andreas,

    vielen Dank für deinen offenen Worte. Puh, Du schreibst das Dir die Aussagen meines Freundes bekannt vorkommen. Und da ich ja ein paar Tage hier im Forum unterwegs bin, stelle ich traurigerweise auch immer wieder fest, wie stark die Alkoholkrankheit ist und das man scheinbar lange Zeit wirklich denkt es selber in Griff kriegen zu können.

    Das Problem ist, ich kenne meinen Freund erst seit einem Jahr und ich kann ihn total schlecht einschätzen wie lange das schon ein Thema bei ihm ist, obeer schon mal versucht hat was zu ändern etc. Das schlimme ist, das ich weiß das sein Vater Alkoholiker war und an Leberzirose oder irgendwas dergleichen früh gestorben ist. Und das ganze Umfeld meines Freundes, seine Geschwister trinken alle gerne viel. Ich will nur sagen, das macht es nicht gerade leichter für meinen Freund sich mal vom Alkohol zu distanzieren.

    Kannst Du mir denn aus deiner Erfahrung noch Tipps geben, wie kann ich mich verhalten wenn er mich wenn er betrunken ist provoziert oder diskutieren will obwohl wir vorher ein gutes Gespräch hatten?

    Ich hatte jetzt schon 2 Mal Situationen, wo er aus heiteren Himmel provozierte und sich dann gekränkt zurück zog und dann sogar die Beziehung beenden wollte. Ich bin dann einfach zu ihm gefahren und da war er dann total betrunken. Ich habe so Angst, das er aufgrund der Alkohlsucht eine Beziehung in den Wind schiesst nur um ungestört weiter trinken zu können. Ist es denn so, das er das wenigstens merkt das er dann gerade was tut was er eigentlich nicht will. Ich will nur sagen, spürt man wenn man ein Problem mit Alkohol hat das etwas nicht stimmt und man gerade Dinge tut die man eigentlich gar nicht will?

  • Zitat von Sunflower8

    Hallo Esmiralda,
    ich habe mich sehr über Deinen Beitrag gefreut und da war einiges was ich für mich daraus ziehen kann, vielen Dank dafür. Ja, Du hast es natürlich gut erkannt ich bin definitiv schon Coabhängig und ich merke auch das es Zeit wird, das ich mich abgrenze da es mir schlecht geht. Es ist alles nur so traurig und frustrierend, das man wirklich als Partner so gar nichts tun kann.

    Deine Tipps mit den Forderungen stellen, damit ich sehe ob er was ändern möchte das fand ich super. Ich weiß nur noch nicht genau wie ich es in der Umsetzung schaffe. Als ich Ihn vor ein paar Tagen mit dem Thema konfrontierte, das fragte er mich was ich von ihm jetzt erwarten würde. Und da habe ich gesagt, das ich z.B. möchte das er zu einer Beratungsstelle oder Arzt geht und dann kam ja von ihm sofort, das er das alleine hinkriegt.

    Aber ich habe mir vorgenommen, bei der nächsten Gelegenheit die Forderung zu stellen, das er zu einem Arzt gehen soll. Kannst Du mir noch einen Tipp geben. Ist es besser, das Kind beim Namen zu nennen oder wenn ich mit Ihm durch die Blume spreche. Also zum Beispiel, soll ich ganz konkret sagen, das er zum Arzt soll, weil ich denke das seine Leber schon angegriffen ist und er sich das mal veranschaulichen lassen soll oder soll ich einfach allgemein sagen, das er mal zum Check up gehen sollte?

    Und wenn ich ihn wieder auf sein Alkoholkonsum anspreche, soll ich dann direkt sagen, ich mache mir sorgen und ich denke du bist "Alkohlabhängig" oder ist das zu krass und ich sollte da auch vorsichtiger mit umgehen? Ich habe so starke Angst, das der Alkohol stärker ist und er sich von mir zurückzieht (obwohl er mich liebt) wenn ich unbequem werde.

    Danke schön! Ich werde mich jetzt mal bei den Co-Abhängigen umschauen um Unterstützung zu finden. Ich habe so viele Fragezeichen.

  • Hallo Sunflower, ups jetzt habe ich Dich falsch zitiert. Egal,
    ich habe gerade total die flashbacks, wenn ich Deine Zeile lese und würde Dich am Liebsten in den Arm nehmen.

    Also aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es gar nichts nutzt, wenn man betrunken mit jemanden diskutiert. Du darfst ihn als "nass" betrachten und kannst alles, was er sagt, in die Tonne kloppen. Gehe und sorge für Dich in dem Moment. Das ist so schwer. Ruf eine Freundin an, Telefonseelsorge, sorge auf jeden Fall für Dich in so einer Situation.

    Ich habe lange gebraucht, um bei meinem arbeitssüchtigen Ex zu erkennen, wenn er "nass" war. Er war überarbeitet, nach zwei Tagen ARbeit völlig übermüdet. Da das aber ein Dauerzustand war (bis auf Ferien), konnte ich nie "vernünftig Dinge mit ihm klären.

    Wenn ich selber abends etwas getrunken hatte, wurde ich unsachlich und habe eine Menge Frust abgelassen. Heute drehe ich mich um und sage, dass das Gespräch beendet ist oder,dass er mich in Ruhe lassen soll.

    Für Außenstehende ist das manchmal heftig, aber ich habe meine Erfahrungen.

    Ich meine, dass ich Deine Angst lesen kann, dass er sich für den Alkohol entscheiden könnte, obwohl er Dich liebt. Ich kenne das aus eigener Erfahrung mit meinem arbeitssüchtigen MAnn, der auch nach drei Aufenthalten auf der Intensivstation, Non-Stop-ARbeiten (ging so weit, dass ich ihn eine Woche nicht gesehen habe und mit den Schultern gezuckt habe, wenn meine Kinder nach ihm gefragt haben).

    Definiere Deinen Wert nicht über ihn. Verabschiede Dich auch von romantischer Vorstellung von Liebe. Mir ist viel wichtiger geworden das Wort Freundschaft. Anne Wilson Schaef hat etwas über "Liebesbeziehungen" geschrieben, die in unserer Gesellschaft oft suchtartige Formen haben. Da ist mir vieles klar geworden.

    Viele Partner von Süchtigen denken, dass er/sie aufhört zu Trinken, um der Liebe/Partnerschaft willen. Vielleicht klappt das ja bei manchen, aber ich denke, dass ist der falsche WEg und die falsche Mission. In so einer PArtnerschaft bist Du nicht auf Augenhöhe mit Deinem PArtner sondern der Alkohol.

    Offene Worte - :oops: bei mir schon und es gab eine Menge Streit und Ärger. Heute würde ich nicht so viel diskutieren. ICh wäre konsequenter. Jeder muss seinen WEg aus der Sucht alleine gehen. Für mich ist das bei Süchtigen auch die Chance sich selbst zu finden. Das klingt doch optimistischer als jemanden im Stich lassen. ODer?
    Coabhängige (und da schließe ich mein Verhalten mit ein) verlängern das Leiden von Süchtigen, wenn Alkoholiker ihr Verhalten nicht erkennen, reflektieren und gegensteuern. Das kannst Du nicht beeinflussen, so sehr ich Dir das wünsche)

    Du musst selber wissen, wieviel Energie Du in diese PArtnerschaft stecken möchtest. Ich kann das nicht beurteilen.
    NAch 14 Jahren alkoholsüchtigen Vater und 16 Jahren arbeitssüchtigen Mann würde ich schneller die REißleine ziehen. Deswegen würde ich ihm klar meine Sorgen schildern und ihm auch klar sagen, dass der Arztbesuch wichtig ist nicht nur als Checkup.

    Für ihn selber doch auch. Und ja das kann ÄRger geben. Im Schlimmsten Fall gehst Du, bei mir bleiben hat mir das LEben über all die Jahre gerettet und zu mir finden war ein schwerer Prozess. Meine persönliche Überzeugung ist, dass es HEilung gibt, doch das ist ein Prozess.

    Wenn er nicht zur Suchtberatung gehen möchte und zwingen kannst Du ihn nicht, dann würde ich mir eine eine Deadline setzen. Ist er danach noch betrunken, hilft nur konsequenter Abstand. (Meine Meinung!)

    Doch Du musst Deinen Weg selber finden. V.a. Dingen zu Dir selber. Wieso zieht es Dich zu dem Mann?
    Und einige Fragen wurden ja schon gestellt:
    Wie geht es Dir in Deiner SOrge? ICh weiß selber wie furchtbar dieses Gefühlschaos ist.
    Was tust Du Dir Gutes?
    Kannst Du das Kopfkarussel abstellen?
    Du kannst es lernen. Es lohnt sich!

    Mir tat es nach all dieser ZEit richtig richtig weh, zu erkennen, dass ich im Leben meines Exes keinen WErt habe. Ich bin verkümmert als Frau, Putze, Kinderfrau, Feuerwehrfrau, Seelsorgerin und als Mensch. Doch genau diese Erfahrung musste ich machen, um endlich bei mir anzukommen.

    Heute schätze ich meine Freunde und Begegnungen auf Augenhöhe. ICh habe meinen Focus nicht mehr auf meinen Ex, den Alkohol, das Fernsehen, sondern bin bei mir und liebe das LEben. WEnn ich beruflich und finanziell noch alles auf die Kette kriege, bin ich wieder im Lot.

    Der Rest des LEbens gehört mir (im Positivsten Sinne)

    Dir alles Liebe und viel Kraft beim Grenzen ziehen.
    Esmiralda

  • Hallo Sunflower,

    daß irgendwas nicht passt, hab ich als Alkoholiker schon gemerkt. Aber ich habe immer wieder andere Dinge verantwortlich gemacht, nur um mir nicht sagen zu müssen, daß ich inzwischen alkoholabhängig bin.

    Natürlich ist ein saufendes Umfeld immer kontraproduktiv und man selbst hat immer ne zusätzliche Ausrede parat - die anderen saufen ja auch - die anderen saufen ja sogar deutlich mehr - und ähnlicher Bullshit.

    Man distanziert sich peu à peu von Leuten, die nicht trinken und schafft sich, teils absichtlich, teils unabsichtlich, ein saufendes Umfeld, denn da wird man als Säufer als normal eingestuft. Dort werden keine unbequemen Fragen gestellt, im Gegenteil...ein "Bierchen" geht doch noch, die Anderen trinken auch noch eins.

    Das Üble daran ist, daß der Gang in die Abhängigkeit schleichend verläuft...so schleichend, daß einem selbst keine Veränderungen auffallen - anderen Menschen schon.

    Sicher hat fast jeder saufende Familienmitglieder in der Ahnenreihe...bei mir war es sogar so, daß mein Vater als einziger von seinen Brüdern nicht gesoffen hat und trotzdem bin ich heute alkoholkrank. Alle Negativbeispiele in der Familie haben nicht abschreckend auf mich gewirkt und genausowenig bewirken Worte des Partners. Stellst Du Dich als Partner gegen den Alkohol, stellst Du dich gegen Deinen Freund...so empfindet es Dein Freund jedenfalls.

    Was ich auch gut kenne, sind diese Provokationen im Suff...da ist plötzlich der Lebenspartner an allem schuld, weil er den Finger in die Wunde legt, nicht einfach wegsehen will, wie sich der Partner immer tiefer in die Sucht reinsäuft.

    Es ist ein geflügeltes Wort hier bei den Co`s, daß man als Frau eines Alkoholikers immer nur die zweite Geige spielen kann...die erste Geige spielt immer der Alkohol.

    Das ist furchtbar, zumal der Alkoholiker es so ja gar nicht wahrnimmt. Er denkt, der Partner übertreibt oder lügt, ohne dem Partner was Böses zu wollen. Aber anstatt den Alkohol verantwortlich zu machen und damit sich selbst (denn wer flößt sich den Scheißdreck letztendlich ein ? Ich hab noch kein Bier gesehen, daß sich die Kehle selber runtergestürzt hat), wird der angegangen, der sich gegen die Krankheit stemmt.

    Das ist das wirklich Schlimme an der Krankheit...damit macht man nicht nur sich selbst, sondern auch die kaputt, die man eigentlich liebt.

    Ich weiß, Du willst Hoffnung, willst eine Nischenlösung, eine Idee, wie man den gordischen Knoten auflösen kann - das alles hab ich leider nicht zu bieten und das tut mir wirklich sehr leid.

    Rattenschwanz hat völlig recht, umso mehr Du den Partner bedrängst, umso mehr wird er saufen, um Dich damit zu strafen, weil Du ihm sein Suchtmittel wegnehmen willst oder der Partner säuft heimlich und behauptet, wie ich früher, nach 7 Bier, doch nur zwei getrunken zu haben.

    Es funktioniert nur, wenn Dein Freund selbst einsieht, daß es so nicht weitergeht. Das kann schon morgen sein, kann aber auch nie passieren.

    Natürlich kannst Du warten, hoffen, bangen, betten, betteln...und jede Nacht heulen.

    Du kannst aber auch die Beine in die Hand nehmen und laufen...um Dein Leben laufen, denn das geht mit einem Alkoholiker mit jedem zusätzlichen Tag ebenso vor die Hunde.

    Manchmal, aber nur manchmal, kommt ein Alkoholiker zur Vernunft, wenn ihm deutlich vor Augen geführt wird, daß er im Begriff ist, alles zu verlieren. Es gibt hier einige Beispiele, einige User, die die Kurve gerade noch rechtzeitig bekommen haben. Aber allzuviele sind es leider nicht...

    Schönen Gruß und schöne Zeit

    Andreas

  • Esmiralda
    Hallo Esmiralda, vielen Dank für Deine Nachricht. Puh, was mír immer wieder von Neuem einen Schauer über den Rücken laufen lässt ist die Tatsache, wie gleich der Ablauf, das Verhalten von Alkoholäbhängigen ist. Alles was ich hier im Forum lese, ähnelt sich so sehr dem was ich von meinem Freund kenne. Und immer wieder zu lesen, das man sich abgrenzen sollte um nicht selber kaputt zu gehen, das ist schon sehr belastend. Der Alkohl ist so ein grosser Gegener, fast wie ein grosser Berg den man nicht überqueren kann.

    Deine Zeilen haben mich wieder sehr zum Nachdenken angeregt. Ja, ich frage mich natürlich auch oft warum ich gerade von jemandem wie meinem Partner angezogen wurde. Aber "zum Glück" ist es das erste Mal, das ich mit dem Thema Alkohol, Alkohlabhängigkeit konfrontiert werde. Aber das macht es auch nicht leichter.

    Ich weiß das ich konsequenter sein muss aber ich fühle mich ständig so überfragt und überfordert. Dieses ihn nicht genau einschätzen zu können, ob die Sucht bereits so stark ist das wenn ich mich abgrenze, das beschäftigt mit viel. Ja, deshalb hast Du mein "Angst" genau richtig gespürt.

    Aber Deine Tipps sind sehr gut, vielen Dank. Ich würde ihm das so gerne mit dem Arztbesuch nahelegen aber irgendwie weiß ich nicht wie ich das Gespräch anfangen soll. Letzte Woche hatten wir ja wie gesagt ein grosses offenes Gespräch, wo er sehr offen war und erst mal nichts Trinken wollte. Ich dachte eigentlich "wow, nach so einem tollen offenen Gespräch werde ich weiterhin mich trauen direkt das Gespräch zu suchen" aber jetzt ist eine Woche vergangen, er trinkt wieder ganz normal weiter und ich traue mich genauso wenig wie vorher noch mal das Gespräch zu suchen. Aber ich muß das wohl durch und es irgendwie hinkriegen.

    Vielen Dank!

  • Ich bin immer noch ganz sprachlos über das Verhalten meines Freundes vor ein paar Tagen. Wie ich Euch berichtet habe, hatten wir vor einer Woche ein gutes offenes Gespräch zu seinem Alkohlkonsum. Wo ich ihm auch mitgeteilt habe, das ich denke das er bereits abhängig ist. Das Gespräch war gut und er sagte, das er sich selber Gedanken macht und wollte ab dem Gespräch eine zeitlang nichts trinken.

    Bereits einen Tag nach dem Gespräch hat er abends wieder alleine (ich war bei mir in der Wohnung) getrunken. Ich hatte ihn dann in dieser Woche zwei Mal drauf angesprochen, was denn sein Auslöser wäre das er doch wieder angefangen hat zu trinken. Ich habe ihm also gezeigt, das ich es nicht gut finde.

    Jetzt ca. eine Woche nach unserem Gespräch waren wir zusammen abends weg und er holte uns von der Bar Getränke. Und dann dachte ich, ich traue meinen Augen nicht. Da hat er sich ein grosses Bier mitgebracht. Ich habe gedacht "Will der mich verar...". Wir haben viel Geld für die Veranstaltung an diesem Abend bezahlt, daher habe ich mich zusammengerissen und nichts gesagt. Aber ich war sprachlos. Er hat sich dann nachher noch wie selbstverständlich ein zweites grosses Bier geholt. So als wenn eine Woche vorher unser Gespräch nie stattgefunden hätte, so als wenn Alkohl kein Problem wäre, so mit voller Selbstverständlichkeit. Ich kam mir total provoziert vor, als wenn er mir damit signalisieren wollte "ich brauche keine Genehmigung von Dir wann ich mir ein Bier hole". Es war eine sehr komische Situation.

    Wie würdet ihr Euch verhalten. Soll ich diese Situation jetzt noch mal ansprechen? Hätte ich in dem Moment was sagen sollen?

    Was mag da in ihm vor sich gegangen sein. Er muß doch genau gewusst haben, das es nicht richtig ist. Er war ja bei vollem Bewusstsein, als wir die Woche zuvor das offene Gespräch geführt haben, wo ich ihm gesagt habe das ich das nicht mag und nicht will das er trinkt. Als er dann unter der Woche alleine schon inkonsequent war, das fand ich ja schon schlimm daher hatte ich ihn in dem Moment auch angesprochen. Aber da war er ja wenigstens alleine zuhause beim Trinken aber diesmal waren wir zusammen unterwegs und er holt sich in meinem Beisein ein Bier. Puh...

  • Zitat von Sunflower8

    Ich bin immer noch ganz sprachlos über das Verhalten meines Freundes vor ein paar Tagen... ...

    Hi SF,

    Vielleicht hat Dein Freund einfach ein Stadium erreicht, in dem er nicht mehr anders kann, ein Stadium, das ich nur zu gut kenne - es ist auch nicht das letzte (gemeinsame Kinder und Einkommen verlängern das Leiden des Co- Abhängigen zusätzlich). Es wird sich derart, wie von Dir geschildert, noch eine Weile hinziehen, Zugeständnisse seitens des Trinkers vor dem Hintergrund möglichst viel Sauffreiheit zu erhalten. Das nicht Widerstehen- KÖNNEN, auch wenn dem Alkoholiker dumpf schwant, wenn nicht gar klar ist, dass er damit ein weiteres Steinchen aus der Hoffnung der Partnerin/ers heraus bricht, und, was er sehr erfolgreich verdrängt, mit diesem seinen Pfad abwärts pflastert. Zum Arzt oder Suchtberatung ? Na klar, wenn es gar nicht mehr anders geht, Deine Koffer gepackt vor der Tür stehen oder der Arbeitgeber aufmerksam wird, nicht unbedingt auf eine „Fahne“, allein schon durch, auch dies ein schleichender Prozess, Leistungsabfall oder soziale Isolierung. Meinen Gang zur Suchtberatung habe ich seinerzeit auch angetreten, was ich der Dame erzählte, war weit weg von der Wahrheit - Ergebnis, schlimmer Missbrauch, auweia, aber nicht abhängig, das funktioniert mehrfach. Im nächsten Stadium kommen dann, neben den sozialen Problemen, die ein- oder andere Entgiftung hinzu, wenn der Alkoholiker seinen Partner gut konditioniert hat, holt der ihm den Alkohol morgens von der Tanke, damit das Geschäft nicht zusammen bricht … Wann ist das alles vorbei ? Sicher nicht bevor der Alkoholiker sich zu seinem Alkoholismus bekennt und selbst dann noch lange nicht oder eigentlich nie, er kann „nur“ trocken werden, und das wird schwer genug. Wenn bei der „Fernbeziehung“ bleibt, sind die Enttäuschungen bei den Treffen vorprogrammiert, schon deswegen, weil Du Dich vorfreust, die wenigen gemeinsame Zeit geniessen willst, und er selbst diese kurze Zeit ohne Alkohol durchzuhalten nicht in der Lage ist.

    lg

    alk_örgs

    Bunte Schmetterlinge auf Schneeflocken

  • Sunflower8 noch mal: Mach bitte nicht den Fehler und glaube daran, dass du ihn durch reden irgendwie ändern kannst, egal was dir andere erzählen, mit reden wird das nichts. Weißt du was passieren wird? Du bist völlig am Boden zerstört und er säuft immer noch.

    So wie von "alk_örgs" und "carpenter" beschrieben wird es ablaufen und nicht anders.

  • Guten morgen,

    vielen, vielen Dank für Eure Unterstützung und Beiträge. Ich bin gestern abend gleich wieder in die harte Realität zurück geholt worden. Das ganze Wochenende waren wir zusammen und da hat er sich mit dem Alkohol zurück gehalten und gestern abend war er dann wieder alleine zu Hause und als wir abends telefonierien war er betrunken und am lallen. Und als ob das nicht schon genug ist, hat er dann noch angefangen zu provozieren und Streit zu suchen.

    Ich war mir eigentlich im Vorfeld schon sicher, das er sobald er wieder alleine ist trinken wird. Aber irgendwie hat man ja trotzdem noch etwas Hoffnung, das es doch mal anders laufen könnte, hm.

    Jetzt überlege ich schon die ganze Zeit was ich heute mache...ob ich ihm gleich mal eine Email schreibe und konfrontiere, das es so nicht weitergehen kann und das ich mir das nicht mehr angucke und das ich will das er zum Arzt geht. Ihr habt mir soviele gute Ratschläge gegeben aber wenn es darauf ankommt bin ich doch immer so überfordert wie ich am besten vorgehe, hm..

  • Zitat von Sunflower8


    Jetzt überlege ich schon die ganze Zeit was ich heute mache...ob ich ihm gleich mal eine Email schreibe und konfrontiere, das es so nicht weitergehen kann und das ich mir das nicht mehr angucke und das ich will das er zum Arzt geht.

    Hoffentlich hast du das gemacht, da hat er wenigstens gleich wieder einen Grund zum Saufen gehabt.

    Zitat von Sunflower8

    Ihr habt mir soviele gute Ratschläge gegeben aber...

    ... die sind offensichtlich nicht angekommen. :roll:

  • Hallo zusammen,
    ich melde mich noch mal in Ruhe auf Eure Beiträge, da ich gerade nur ganz kurz Zeit zum schreiben habe.

    @Rattenschwanz...ich habe ihm übrigens keine Email geschrieben. Aber wenn ich jetzt alles richtig verstanden habe, dann ist es das Beste wenn ich einmal ganz konkret sage, was ich nicht will - nämlich keinen trinkenden, betrunkenen Partner und das ich sonst meine Konsequenzen ziehen werde.
    Und dann liegt es an ihm, ob er was ändern will oder nicht. Und wenn er keine Taten folgen lässt, dann wird es das Beste sein zu gehen, weil er dann noch nicht so weit ist. Puh.

  • Zitat von Sunflower8

    ...
    Und dann liegt es an ihm, ob er was ändern will oder nicht. Und wenn er keine Taten folgen lässt, dann wird es das Beste sein zu gehen, weil er dann noch nicht so weit ist. Puh.


    Hi SF,

    verzeih' das offene Wort: Es liegt eben nicht an ihm, ob sich in Deinem Leben mit ihm etwas ändert, es liegt viel mehr an Dir, ob sich in DEINEM Leben etwas ändert. 'nen Alki "erpressen" (so sieht der das nämlich, mehr oder minder deutlich) ? Bei mir kam das so an: Soso, *prost, überleg', zwei Jahre "bewähren" ?, ohne Trinken ? *prost, wer bist Du überhaupt, mir solche Bedingungen zu stellen ? *prost, sieh' doch zu, wie Du mit Dir klar kommst, *prost, ich komme noch lange klar mit mir, *prost, besser als Du, *prost, bisschen blöd ist das schon, aber *prost, leck mich doch *prost .

    lg

    alk_örgs

    Bunte Schmetterlinge auf Schneeflocken

  • Hallo da bin ich mal wieder. Mir geht es aktuell gar nicht gut, es ist schon wieder viel passiert.

    Ist es möglich das ist einer Familie gleich mehrere Geschwister alkoholkrank sind (Vater ist Alkoholiker gewesen und daran gestorben)? Wie gehe ich damit um wenn mein alkoholkranker Partner, der ja selber nicht einsichtig ist nicht merkt das seine Geschwister auch ein Alkoholproblem haben? Seine Geschwister animieren ihn ständig was zu trinken wenn man sich mit Ihnen trifft, da Sie es selber nicht unter Kontrolle haben.

    Ich hatte eigentlich in der Vergangenheit gehofft, das ich mich an die Geschwister hilfesuchend wenden kann wenn es mit meinem Partner schlimmer wird. Aber nun frage ich mich, wenn Sie doch selber ein Alkoholproblem haben, würden Sie dann ihren Bruder decken oder sich Sorgen machen ?

    Wie ist das generell - decken sich Alkoholabhängie gegenseitig und halten zusammen? Vielen Dank.

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